Arbeitsblatt: Leseverstehen

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Deutsch
Textverständnis
7. Schuljahr
3 Seiten

Statistik

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24
0
14.08.2025

Autor/in

Larissa Jergen
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

„Von schlauen Raben Odin, der Herrscher der nordischen Götterwelt, hat den großen schwarzen Vogel auf der Schulter. Die Indianer Nordamerikas verehren den Raben als Schöpfer der Welt. Im antiken Rom prophezeiten die Auguren aus dem Flug und den krächzenden Rufen des Vogels den Ausgang wichtiger Ereignisse. Als Galgenvogel gehörte der Rabe zum düsteren Dekor von Richtstätten, Friedhöfen und Schlachtfeldern. «Pechvogel» und «Unglücksrabe» stehen noch heute für missratenes Tun. Dabei ist Corvus corax, der Kolkrabe, alles andere als ein Menschenfeind. Und sein Verhalten zeugt von außerordentlicher Intelligenz. So beeindruckt der Rabe mit seinem enormen sprachlichen Talent: Er verfügt über mehr als achtzig verschiedene Rufe, vom mächtigen «quork, quork» auf Patrouille im Revier bis zum zärtlich geflüsterten «mm, mm» des Pärchens beim Nest, vom Winseln wie ein Hund bis zum melodischen Singsang. Wie nur wenige Vögel legt sich der Rabe ein persönliches akustisches Inventar zu, etwa einen besonderen Erkennungsruf, der dann von andern Raben als «Name» im Dialog verwendet wird (He, Hans! ja, Karl!). Zoologen der Universität Bern haben während Jahren die Rufe von Berner Raben registriert und örtlich verankerte Dialekte gefunden mit einem «bilingualen» Dialekt in den Grenzgebieten. Das Sprachtalent ist Teil eines ausgeprägten Sozialverhaltens. Individuelles Zuhören und Antworten geht beim Raben über die eigene Art hinaus, indem der Vogel auch Kirchenglocken, Rasenmäher, aufheulende Motorräder und neuerdings klingelnde Mobiltelefone imitiert. Ein amerikanischer Rabenforscher erlebte im Olympic National Park Raben, die das Gurgeln der Toilettenspülung auf dem Campingplatz perfekt nachmachen konnten und sogar das Lawinensprengen der Parkwächter im Repertoire hatten: «Three, two, one, pchch.» Junge Rabenpaare finden sich oft schon vor der Geschlechtsreife und bleiben einander bis ans Lebensende treu. Allerdings muss das Paar ein freies Revier finden oder sich erkämpfen, das dann jahrzehntelang zum Brüten genutzt und verteidigt wird. Sobald ein fremder Rabe oder ein Adler im Revier auftaucht, geben die beiden Besitzer keine Ruhe, bis der Störenfried vertrieben ist. Verteidigt werden nicht nur Luft und Land, sondern auch die im Revier liegenden Kadaver Name: von Wildtieren, die dem Rabenpaar und seiner Brut als Nahrungsquelle dienen. Jene Raben, die keinen Partner und kein Revier finden, schließen sich zu Banden von manchmal über hundert Tieren zusammen. Wie nun auch diese territorialen Habenichtse zu ihrem Futter kommen, beschreibt Bernd Heinrich in seinem Buch «Die Weisheit der Raben». Der amerikanische Biologe hat jahrzehntelang in Maine Raben sowohl in freier Natur als auch in Grossvolieren studiert; er gilt heute als bester Rabenkenner. Um die Strategie der Vögel beim Futtersuchen zu studieren, deponierte der Forscher Kadaver von Kälbern in Waldlichtungen und beobachtete aus Verstecken das Geschehen. Als Testkandidaten hatte er Jungvögel gefangen und mit kleinen Funksendern ausgerüstet. Ließ er nun einen solchen Vogel bei einem frischen Kadaver frei, schien sich das Tier nicht um den Futterreichtum zu kümmern, selbst wenn es vom Forscher mit Absicht hungrig gehalten worden war. Vielmehr flog der Rabe hoch über die Wipfel davon und landete schließlich am Abend viele Kilometer weit weg am Schlafplatz einer fremden Bande von vagabundierenden Jungvögeln. Bei der ersten Morgendämmerung aber rauschte der Entdecker des Kadavers mit der ganzen Schar herbei, und das grosse Fressen begann. Der Rabenforscher erkannte die Strategie: Der einzelne Rabe hätte am Kadaver keine Chance gehabt, denn er wäre rasch vom alteingesessenen Brutpaar des Reviers vertrieben worden. Indem er die fremde Bande rekrutierte, gab er zwar das Geheimnis einer Vielzahl von hungrigen Schnäbeln preis, er hatte dafür aber ebenfalls Zugang zum sonst verwehrten Futter. Auf welche Weise der Vogel die Artgenossen über den Fund informiert hatte, blieb sein Geheimnis. Der Kolkrabe ist der größte aller Rabenvögel und beinahe doppelt so groß wie eine Krähe. Er ist fast überall auf der Nordhalbkugel heimisch, wo es Felsen oder hohe Bäume zum Nisten gibt. Seine kosmospolitische Natur verdankt der Vogel nicht zuletzt einer enormen kulinarischen Vielseitigkeit. Kolkraben fressen alles, was sich irgendwie verdauen lässt, vom Hirschkadaver bis zu den Insekten, die auf dem verwesenden Fleisch leben, von Beeren und Getreidekörnern bis zum Käsecracker oder Hundekot im Garten des Forschers. Raben sind auch hervorragende Jäger. So hat man im Yellowstone Park ein Rabenpaar beobachtet, das oberhalb einer Stromschnelle auf einer Sandbank wartete und innert Kürze ein Dutzend Forellen fischte. Sobald ein Fisch im seichten Wasser war, wurde er blitzschnell an der Rückenflosse gepackt, mit Schnabelhieben getötet und im Buschwerk am Ufer für die spätere Mahlzeit versteckt. Über das raffinierte Jagdverhalten der Raben gibt es die unglaublichsten Anekdoten. Obschon der Kolkrabe kein Greifvogel ist, vermag er Felsentauben und Seevögel in der Luft zu schlagen, indem er sie mit dem Schnabel attackiert und das Opfer schließlich zu Boden bringt. Oder er lässt einen richtigen Greifvogel die heikle Arbeit machen: Auf einer Insel vor der Küste von Maine finden sich im Oktober jeweils Spechte für den Winter ein und ihre Jäger, die Wanderfalken. Ein Rabenpaar, das dort haust, scheucht nun die Spechte aus den Bodenverstecken und treibt sie den Falken zu. Dann jagen die Raben dem Falken die geschlagene Beute ab, indem sie ihn fintenreich ablenken. Im Yellowstone Park wurde ein Kolkrabe gefilmt, wie er einem Weißkopf-Seeadler eine Forelle stibitzte: Als der Adler am Ufer seine Beute verspeisen wollte, trippelte der Rabe heran und ärgerte den mächtigen Vogel, indem er ihn an den Schwanzfedern zupfte. Der gestörte Adler ließ den Fisch aus den Fängen und wandte sich dein Frechdachs zu. Und schon war der Rabe am Adler vorbei und mit dem Fisch im Schnabel davon. Finden Raben ein totes Großwild, vermögen sie den intakten Kadaver nicht zu öffnen. Deshalb pflegt der clevere schwarze Vogel Jagdgemeinschaften mit Wölfen, die ihn dann am offenen Kadaver mitfressen lassen. Als Gegenleistung zeigen in der Luft kreisende Raben dem Wolf, wo es ein schwaches Wild zu schlagen gibt. Am Abend des 7. September 1997 arbeitete Ginny Hannum hinter ihrer Hütte im Boulder Canyon in Colorado. Ein Rabe kam im Verlauf einer halben Stunde immer näher und machte einen Höllenlärm. Schließlich flog der Vogel mit lautem Krächzen dicht über die Frau hinweg und flatterte zu einer Felsgruppe empor. Und dort sah die Frau plötzlich die gelben Augen eines Pumas, der in nur sechs Metern Entfernung sprungbereit lauerte. Die Frau konnte in letzter Sekunde ins Haus fliehen; die Geschichte der wundersamen Rettung durch den Raben ging durch die Medien. Der Rabenforscher aber hegt den Verdacht, dass der Vogel keineswegs die Frau warnen, sondern vielmehr den Puma zur gemeinsamen Beute locken wollte. Früh schon hat der Rabe auch den Menschen als Jagdpartner entdeckt. So dürfte der Vogel bereits im prähistorischen Europa dem Mammutjäger gefolgt sein. Und heute begleitet er in der kanadischen Arktis den Eskimo auf der Jagd. Bernd Heinrich hat auf Baffin Island von alten Jägern erfahren, dass Raben im Flug mit den Flügeln wippen und dann in die Richtung fliegen, wo Karibus oder Eisbären sind. Als Belohnung erhalten die Vögel die Eingeweide und andere Leckerbissen der Kadaver. Auch bei der Elchjagd in Maine oder der Hirschjagd in Schottland sind Raben, kaum ist der Schuss verklungen, zur Stelle. Für den Raben ist es einerlei, wenn Menschen Menschen jagen. So sind die Vögel schon immer den Kriegern in Erwartung einer reichen Ernte in die Schlacht gefolgt. Für die Wikinger war der Rabe das Symbol des Sieges, weshalb sie unter dem Rabenbanner in den Kampf zogen. Der Kolkrabe hat das am höchsten entwickelte Hirn aller Vögel, eine Voraussetzung für seine Intelligenz. Er ist neugierig, erfinderisch und lernt schon früh Gefahren erkennen und meiden. Deshalb ist es fast unmöglich, einen erwachsenen Kolkraben lebendig zu fangen. Dank seiner vielseitigen Begabung kann der Vogel ein halbes Jahrhundert alt werden. Ausdruck von Neugier ist auch das Spielen. Raben hängen sich kopfüber an einen Zweig, lassen sich fallen und landen mit einem Salto auf einem niedrigeren Zweig. Sie planschen wie Kinder im Wasser; sie klettern auf Schneehaufen und schlittern auf dem Bauch hinunter. In der Luft vollführen sie Loopings und Seitwärtsrollen. Man hat schon eine Flugshow beobachtet, bei der ein Rabe rücklings unter einem zweiten flog, wobei sich die beiden Vögel an den Krallen festhielten. Dass Spielen und Experimentieren letztlich Elemente überlebenswichtiger Tüchtigkeit sind, zeigte jener Kolkrabe, der in der Voliere von Bernd Heinrich einen in ein Kunststoffrohr geflüchteten Frosch fing: Er stemmte das Rohr auf einer Seite hoch und lief dann rasch zum andern Ende, wo das Tier soeben herausgerutscht war. H. Cerutti in NZZFOLIO Juli 2003 1. Setze ein vor die Aussage, wenn sie richtig ist. /20 P. 1. Ein Fachmann kann einen Zürcher Raben anhand der Sprache von einem Genfer Raben unterscheiden. 2. Raben sind lieber auf Spielplätzen als auf Friedhöfen. Schon im Mittelalter mieden die Raben Orte, wo es Leichen hatte. 3. „Auguren sind Ingenieure, die ein dem Vogel nachgebildetes Flugzeug bauten. 4. Zoologen nennen Raben oft Hans oder Karl. 5. Man kann einem Raben – ähnlich wie einem Papageien – das Sprechen beibringen. 6. Es kommt bei den Rabenpaaren vor, dass eine „Teenagerliebe das ganze Leben hält. 7. Es kommt vor, dass Raben bis ins reifere Alter ledig bleiben. Diese Junggesellen schließen sich dann zu Banden zusammen. 8. Raben können bis 50 Jahre alt werden. 9. „Großvolière und „freie Natur sind dasselbe. 10. Wenn ein einzelner Rabe eine ausgiebige Fressstelle (z.B. ein Kadaver) findet, schlägt er sich sofort den Bauch voll und bemüht sich, die Stelle geheim zu halten. 11. Raben legen sich manchmal Essvorräte an. 12. Kolkraben sind Vegetarier. 13. Raben jagen gerne Wanderfalken. 14. Raben jagen manchmal zusammen mit Wölfen. 15. Raben jagen manchmal zusammen mit Menschen. 16. Raben kommen oft sehr trickreich zu ihrer Nahrung. 17. Wenn ein Rabe einen Menschen in Gefahr sieht, versucht das kluge Tier immer, ihm zu helfen. Daher kommt die Redensart: „Der Rabe, dein Freund und Helfer. 18. Raben haben ein unterentwickeltes Hirn, deshalb spielen sie gern wie Kleinkinder. 19. Tiere, die viel spielen, sterben mit der Zeit aus. 20. Das Gegenteil von Pechvogel ist Unglücksrabe. 2. Hauptaussage? Beschrifte die angezeigten Abschnitte mit 1 2 Stichworten. z.B. 4. Abschnitt: Revier Viel Erfolg! Beurteilung 6 (25 24) 3.5 (14.5 12.5) 5.5 (23.5 22) 3 5 2.5 (9.5 7.5) (21.5 19.5) (12 10) 4.5 (19 17.5) 2 4 1.5 (4.5 1) (17 15) (7 5) /5 P.