Arbeitsblatt: Schaf am Wind
Material-Details
Lupino ein kleiner Hund wir d von den Piratenwölfen aus dem Meer gefischt. Als Hilfskoch rettet er den Koch vor dem grausamen Kapitän, weil Lupino die Kochbücher lesen kann. Die Piraten entern ein englisches Handelsschiff und die gefangenen Schafe werden geschoren. Lupino und dem Koch gelingt es, die Schafe vor dem Tod zu retten...
Deutsch
Leseförderung / Literatur
2. Schuljahr
8 Seiten
Statistik
22138
1355
40
13.07.2008
Autor/in
marcelle heer
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
1 Schaf am Wind Die Piratenwölfe kommen! Vor langer, langer Zeit waren die Weltmeere noch von unerschrockenen und mutigen Seefahrern bevölkert. Sie fürchteten weder Wellen noch Sturm. Vor einem Schiff aber hatten alle Angst. Wer immer die blutroten Segel am Horizont entdeckte, dem gefror das Blut in den Adern. Dieses Schiff gehörte dem gefährlichsten, hinterlistigsten, grausamsten aller Piratenkapitäne – Käptn Rufus Graubart. Er und seine Piratenwölfe waren üble Gesellen. Wenn ihnen ein Schiff in die Hände fiel, dann zögerten sie nicht lange. Gnadenlos wurde es geentert, ausgeraubt und versenkt. Nur selten traf man einen Matrosen, der anderen Seefahrern von den schrecklichen Taten Käptn Graubarts berichten konnte In der Nacht hatte auf hoher See ein fürchterlicher Sturm gewütet. Die Piratenwölfe waren auf der Suche nach beschädigten Schiffen, die sich leicht ausrauben liessen. Käptn Graubart, der nicht nur grausam, sondern auch eitel war, probierte in seiner Kajüte gerade einen neuen Hut auf. Nicht weniger als 85 verschiedene Hüte besass der Piratenkapitän. Er wusch sich nur einmal im Monat. Doch seinen Hut wechselte er mehrmals am Tag. 2 Plötzlich ertönte die Stimme des Ausgucks: „Schiffbrüchiger in Sicht! Käptn Graubart stürzte an Deck: „Lebt er noch? Die Antwort kam prompt: „Und wie. Er ist auf einem kleinen Floss. Er hüpft und winkt. Graubart rieb sich die Tatzen. „Potztausend. Holt ihn an Bord. Vielleicht hat er Gold und Edelsteine auf seinem Floss. Das kassieren wir ein und dann werfen wir ihn zurück ins Meer. Graubart und seine beiden Offiziere warteten gespannt. „Donner und granatennochmal. Was ist denn das?, polterte Graubart. „Das ist doch kein Matrose. Und ein Kapitän schon gar nicht. Der ängstliche kleine Hund piepste: „Ich bin ein Dichter. Mein Name ist Lupino Ludewig Löffelohr, genannt Lupino. Graubart runzelte die Stirn. Schockschwerenot. „Hat er Gold?, fragte er seinen ersten Offizier. Der schüttelte den Kopf und Graubart kommandierte: „Dann werft ihn über Bord! „Halt, rief der kleine Hund, „ich kann euch nützlich sein. Ich kann lesenschreiben sogar dichten! Graubart brummte: „ Papperlapapp. Unnützer Firlefanz. Wir sind Piraten! Er gab ein Zeichen und seine beiden Offiziere schnappten den armen Lupino. Der rief in seiner Verzweiflung: „Ich kann auch ganz prima Kartoffeln schälen! Der Kapitän dachte nach. Schliesslich befahl er: „Lasst diese jammernde Landratte das Deck schrubben. 3 Und dann bringt ihn zum Koch. Da kann er sich nützlich machen. Lupino war froh, seinem grausamen Schicksal entronnen zu sein. Aber lange konnte er sich nicht freuen. Denn von nun an musste er unter Aufsicht des Kochs Caspar jeden Tag ganze Berge von Kartoffeln schälen. Der Koch war richtig gemein zu dem kleinen Lupino. Es interessierte ihn nicht, dass Lupinos Finger schon bald ganz wund waren. Von morgens bis abends musste er Kartoffeln schälen, spülen, putzen, abtrocknen. Nicht ein einziges Mal durfte Lupino die Kombüse verlassen. Als eines Tages ausgerechnet in Kapitän Graubarts Suppenschüssel eine Ratte schwamm, schob Caspar die ganze Schuld auf Lupino. Caspar schimpfte fürchterlich mit seinem Hilfskoch. Schliesslich beruhigte er sich. Er setzte sich auf einen Schemel und seufzte: „Wenn es nur die Ratte wäre. Graubart will mich von Bord werfen lassen, weil mein Essen ungeniessbar ist. 4 Lupino zeigte auf das alte Kochbuch im Regal. „Und was ist mit all diesen leckeren Rezepten? Caspar zuckte mit den Schultern: „Ich kann nicht lesen. „Aber ich!, erklärte Lupino. Von da an kochten die beiden zusammen jeden Tag ein neues Gericht. Zuerst musste Lupino die Rezepte vorlesen, aber dann brachte er Caspar das Lesen und Schreiben bei. Mit der Zeit wurden die zwei richtig gute Freunde. Lupino erfuhr, dass Caspar vor vielen Jahren auch von den Piraten aus dem Meer gefischt worden war. Und seitdem musste er für sie kochen. Eines Tages hörten Caspar und Lupino, wie es oben auf dem Schiff laut und hektisch wurde. Kapitän Graubart brüllte: „Alle Mann an die Geschütze. Donnerundgranaten, denen werden wir einheizen. Die Kanonen wurden ausgefahren. Graubart stampfte über das Deck: „Ein Fass Rum für den besten Schuss, Männer! Lupino und Caspar schauten aus dem Bullauge und erschraken. Die Piratenwölfe waren drauf und dran, ein Schiff der königlichen Schafswollpullover – Handelsgesellschaft zu kapern, das die kostbarsten königlichen Wollpullover geladen hatte. Als die ersten Kanonen donnerten, zogen die beiden in der Kombüse die Köpfe ein. Das Gefecht war kurz 5 Mit lautem Gebrüll enterten die Piratenwölfe das Handelsschiff. Die Schafe unter Admiral John Locke wehrten sich mutig und verzweifelt. Aber gegen Graubarts raue Gesellen hatten sie keine Chance. Bald schon musste sich die Besatzung des Handelsschiffs ergeben. Käptn Graubart freute sich: „Heiligerklabautermann. Das hat Spass gemacht. Er wandte sich an seine Männer: „Bringt die Gefangenen auf unser Schiff. Heute Abend feiern wir, dass sich die Balken biegen. Es gibt Rum für alle! Die Piratenwölfe johlten vor Vergnügen und trieben die armen Schafe vor sich her auf ihr Schiff. Graubart verschwand unter Deck, um seine grosse Siegesfeiermütze mit Goldrand aufzusetzen. Als alle Gefangenen an Bord waren, tauchte er wieder auf. „Bringt noch die Beute hinüber und dann versenkt den Kahn. Zufrieden kratzte sich Käptn Graubart sein Holzbein. „Mastundschotenbruch, das hat sich gelohnt. 6 Dabei fiel sein Blick auf die Gefangenen und er grinste gemein: „Runter mit den Löckchen!, befahl er. Vor Angst zitternd mussten der Admiral und seine Schafe zusehen, wie sich in kurzer Zeit ihre Wolle auf den Schiffsplanken türmte. Caspar und Lupino mussten alles in den Laderaum schleppen. Die Schafe taten Lupino Leid. Caspar flüsterte ihm zu: „Bestimmt lässt Käptn Graubart sie nachher ins Meer werfen. Das macht er immer so. Lupino überlege fieberhaft. In diesen Gewässern wimmelte es von Haien. Wie konnte er die Schafe retten und vielleicht selber sogar fliehen? Dann hatte er eine Idee. Während unter Deck die Piratenwölfe ihren Sieg feierten, liessen Caspar und Lupino heimlich eines der Beiboote ins Wasser. In der Kajüte erscholl dröhnendes Gelächter. Sie hörten Käptn Graubart grölen: „Noch Fass Rum für meine tapferen Matrosen! Sapparamentnochmal, das war ein Fang! 7 Lupino und Caspar beeilten sich. Sie holten die Säcke mit den königlichen Wollpullovern aus dem Laderaum und liessen sie in das Boot plumpsen. Dann sprangen sie hinterher. Keine Sekunde zu früh. Denn schon kamen die Piratenwölfe an Deck. Sie trieben die Schafe vor sich her. Käptn Graubart brüllte: „Über die Planke mit dem nichtsnutzigen Schafsgesindel! Caspar und Lupino waren bestens vorbereitet. Mucksmäuschenstill waren sie unter die ausgelegte Planke gerudert. Als die Piratenwölfe das erste Schaf hinüberschickten, landete es weich und sicher auf den Säcken mit den Wollpullovern. Kapitän Graubart und seine Gesellen grölten und lachten. So merkten sie nicht, dass die beiden Freunde ein Schaf nach dem anderen retteten. Leise ruderte das voll besetzte Boot davon. Noch lange war das Gejohle der betrunkenen Piratenwölfe zu hören. Die Freunde fürchteten, dass sie doch noch entdeckt würden. Doch schliesslich verschwand das Schiff am Horizont. Mutterseelenallein trieben Lupino und Caspar mit einem Boot voller Schafe und Wollpullovern auf dem weiten Meer. Langsam wurde es dunkel und kalt. Die nackten Schafe froren jämmerlich. „Wozu haben wir denn die königlichen Wollpullover?, meinte Lupino. 8 Die Schafe wollten erst nicht. Aber dann konnte Lupino sie doch noch überreden. „ Und das muss ausgerechnet mir passieren, jammerte Admiral Locke. Abwechselnd ruderten Caspar und Lupino die ganze Nacht hindurch. Als der Morgen dämmerte, kam fern am Horizont Land in Sicht. Vor lauter Freude guckte selbst Admiral Locke nicht mehr so belämmert aus seinem zu grossen Pullover. Bald darauf erreichte die bunte Truppe eine kleine Hafenstadt. Die Schafe bedankten sich bei ihren Rettern mit einem königlichen Wollpullover. Mit dem nächsten Schiff machten sich der Admiral und seine Mannschaft auf den Heimweg. Die Freunde Caspar und Lupino blieben in der Stadt und eröffneten zusammen die bald weithin für ihre gute Küche bekannte Wirtschaft: „Zum königlichen Wollpullover Und Käptn Graubart? Es heisst, sein Schiff sei wenige Tage später in einem furchtbaren Sturm gesunken. Aber wer kann sicher wissen, ob das wirklich stimmt.