Arbeitsblatt: Indigene Völker

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4 Indigene Völker werden vorgestellt: Die Aborigines, die Inuit, die Tuareg und die Pygmäen. Neben der traditionellen Kultur und Lebensweise werden auch aktuelle Probleme und deren Situation in der modernen Gesellschaft angesprochen.
Geographie
Afrika
7. Schuljahr
14 Seiten

Statistik

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85
08.08.2008

Autor/in

Nicole Leuenberger
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Indigene Völker (Urvölker) Seite 1 Indigene Völker (Urvölker): Aborigines, Inuit, Tuareg und Pygmäen Was sind indigene Völker? Indigene Völker sind Erstbesiedler und deren Nachfahren in einer Region. Sie sind im Verlaufe der Geschichte häufig von anderen Völkern kolonialisiert und aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet vertrieben worden. Die Mehrheit der indigenen Völker sind Besonderheiten: . Heute leben sie am Rande der nationalen Gesellschaften und werden meist kaum wahrgenommen. Nomaden (Nomadismus): In den Millionen Jahren, seit es Menschen gibt, lebten die meisten von ihnen als Nomaden und ernährten sich von dem, was die Natur ihnen bot. Das heisst, sie führen eine nicht sesshafte Lebensweise aus kulturellen, wirtschaftlichen und anderen Gründen. Ihre Wirtschaftsweisen sind: a) b) . c) d) . Die traditionelle, sesshafte Landwirtschaft wird erst seit ca. 10000 Jahren betrieben. Nomaden, die in einer kargen Umwelt leben, haben oft keine andere Wahl, als weiter zu ziehen. Jäger und Sammler, wie die australischen Aborigines, die Inuit oder die Pygmäen im Kongo Regenwald wandern umher auf der Suche nach Wildpflanzen, Früchten, Fischen oder Jagdtieren. Die Hirtennomaden und Viehzüchter des Hochlands, der weiten Ebenen und Halbwüsten ziehen mit ihren Tieren das Jahr hindurch von Weideplatz zu Weideplatz und von Wasserstelle zu Wasserstelle. Seit einigen Jahrzehnten sind viele Nomadenvölker sesshaft geworden. Warum? a) b) . Verbreitung der Aborigines, Inuit, Pygmäen und Tuareg Aborigines Inuit Pygmäen Tuareg Quelle: Schweizer Weltatlas EDK 2004 Indigene Völker (Urvölker) Kreuzworträtsel: Indigene Völker (Urvölker) Waagrecht: 4. Bezeichnung der Aborigines für den Ayers Rock 5. Musikinstrument der Aborigines 9. Wichtige Nahrungsgrundlage der Inuit 15. Wichtige Wirtschaftsweise der Tuareg 16. Gesichtsschleier der Tuareg-Männer 17. Grundmaterial der Handwerkskunst der Tuareg 18. Körperliches Merkmal der Pygmäen 19. Vorfahren der Tuareg 20. Nicht sesshafte Völker 21. Mobile Behausung der Tuareg 22. Bedeutung von Inuit Senkrecht: 1. Bevorzugte Farbe der Bekleidung der Tuareg-Männer 2. Winterunterkunft der Inuit während der Jagdzeit 3. Jagd- und Wettkampf-Gegenstand der Aborigines 6. Religion der Mehrheit der Tuareg 7. Nomadisches Waldvolk aus Zentralafrika 8. Deutsche Übersetzung von Eskimo 10. Ein Verbreitungsgebiet der Inuit 11. Sprache der Tuareg 12. In welcher Wüste leben die Tuareg? 13. Von den Inuit verwaltetes Territorium in Kanada 14. Von den Tuareg oft in Herden gehalten Seite 2 Indigene Völker (Urvölker) Seite 3 Die Aborigines Allgemeines: Die Aborigines (Bild 1) wander1 ten vor rund 4000 Jahren in Australien ein. Woher sie genau kamen, ist bis heute umstritten. Sie sind kein einheitliches Volk, sondern bestehen aus mehreren Stämmen und Horden mit oft höchst unterschiedlichen Sprachen (einst existierten an die 250 verschiedene Sprachgruppen). Je nach Gegend bezeichnen sich die Aborigines-Stämme unter-schiedlich: So werden sie in Ostaustralien „Murri, im Südosten des Kontinents „Koori oder in Westaustralien „Wongki genannt. Heute leben ca. 20000 Aborigines in Australien, also ca. 1% der gesamten australischen Bevölkerung. Gesellschaft: Bei den Aborigines haben Verwandtschaftsbeziehungen einen hohen Stellenwert in ihrem Gesellschaftssystem. Jedoch zählt nicht die Blutsverwandtschaft, denn eigentlich kann jeder mit jedem verwandt sein – Neulinge können so einfach eingegliedert werden. Was zählt ist das Alter und damit das Wissen, das ein Aborigines sich im Laufe seines Lebens aneignet: Je höher das Alter und je grösser das Wissen, desto grösser der Einfluss eines Stammesangehörigen. Ein Stamm bestand ursprünglich aus rund 500 Mitgliedern, welche in Horden zu ca. 20-50 Personen unterteilt waren. Das Oberhaupt eines Stammes besteht aus einem Ältestenrat aus Hordenoberhäuptern. Lebensweise: Die Aborigines haben keinen festen Siedlungssitz innerhalb der Stammesgebiete. Als Nomaden wohnen sie in einfachen Hütten oder unter Windschirmen, die aus Zweigen oder Rinde aufgebaut sind. Sie gewinnen ihre Nahrung traditionell durch Sam2 meln (Frauen) und Jagen (Männer). Zur Jagd wurden Langspeere, Bumerangs und Speerschleudern verwendet. Die Frauen tragen oft eine Holzkeule bei sich, die sie als Waffen verwenden. Der Bumerang (Bild 2) dient neben der Jagd auch zum Kampf, als Werkzeug und für sportliche Wettkämpfe. Religion: Das Gesetz der australischen Urbevölkerung kennt sehr strikte Verhaltensregeln im Umgang mit der Natur. So ist auch ihre Religion sehr naturnah: Der Animismus prägt ihre Glaubenskultur – die Aborigines glauben, alle Dinge der Natur (Tiere, Pflanzen, Objekte) haben eine Seele. Auch glauben sie, die Welt sei aus der Traumzeit ihrer Vorfahren (Känguru-Mann und Laubenvogel-Frau) entstanden und geschaffen worden. Zahlreiche Felsmalereien, Schnitzkunstwerke und Tänze zeigen die Wesen der Traumzeit. Durch Meditation kann in das Totenreich ihrer Vorahnen und Geister eingesehen Indigene Völker (Urvölker) Seite 4 werden. Eine wichtige Gestalt ihrer Mythologie ist die Regenbogenschlange (Yurlunggur) – sie gilt als Fruchtbarkeitsgeist und gleichzeitig als Symbol für Schöpfung und Zerstörung. Ein wichtiger spiritueller Ort der Aborigines ist der für Australien bekannte „Ayers Rock – ein roter Felsen mitten im Outback Australiens. Die Aborigines nennen ihn „Uluru (Bild 3). 3 Musik Kunst: Die Aborigines spielen das Didgeridoo, ein Blasinstrument aus Eukalyptusholz und Bambus. Verschiedene Schlaghölzer oder das Bora-Bora (Schwirrholz) werden auch bei spirituellen Riten eingesetzt. Ein weiteres wichtiges Instrument ist die menschliche Stimme. Ihre Musik dient neben der Unterhaltung auch der Kommunikation und dem Heilungsprozess in der Medizin. 4 Da die Aborigines keine Schrift kennen, ist die Kunst eines ihrer wichtigsten Ausdrucksmittel. Insbesondere erstellen sie Malereien auf Holz, Rinde, Fels oder Höhlenwänden (Bild 4). Heutige Situation und aktuelle Probleme: Zur Zeit des ersten Kontakts mit Europäern lebten schätzungsweise bis zu einer Million Menschen in Australien. Nach der Kolonisation wurden die Ureinwohner an den Küsten bald gezwungen, ihr Land zu verlassen. Meist überlebten sie in den trockeneren, eher wüstenhaften Gebieten des Kontinents, wo die Europäer nicht siedelten. Die Aborigines leben heute in einem Kompromiss zwischen ihrem traditionellen und dem westlichen Lebensstil. Etwa die Hälfte der Urbevölkerung lebt in der Nähe von Städten und muss sich deshalb bis zu einem gewissen Grad anpassen. Die Aborigines gehören heute zum ärmsten Teil der australischen Gesellschaft, haben die schlechteste medizinische Versorgung und kämpfen oft mit Problemen wie Alkoholismus und Kriminalität, in die sie aufgrund ihrer gesellschaftlichen Randposition geraten (Bild 5). 5 Viele Bürgerrechtsbewegungen kämpfen heute für mehr Rechte für die Aborigines. So erhielten sie im Jahre 1966 endlich das Wahlrecht in Australien. Auch werden ihnen immer mehr Gebiete als ihr Eigentum zugesprochen. Indigene Völker (Urvölker) Seite 5 Lernaufgaben: 1. Was sagt uns die Verteilung und Lage des Aborigines-Territoriums (siehe Grafiken unten) über ihren Status in der Gesamtgesellschaft Australiens? Benutze zur Beantwortung auch den Text, die Karte an der Wandtafel sowie den Schweizer Weltatlas (S. 134). Grafik 1: Land im Besitz der Aborigines Grafik 2: Bevölkerungsanteile der Aborigines an der Gesamtbevölkerung der einzelnen Bundesstaaten Die Aborigines wurden durch die Kolonialmächte und westlichen Besiedlern mehr und mehr in unwirtliche Gebiete verdrängt. Immer weiter mussten sie sich von der fruchtbaren Küste weg ins trockene und heisse Landesinnere zurückziehen. Durch die schwierigen natürlichen Begebenheiten in den wüstenhaften Zentralgebieten Australiens entwickelten die Aborigines einerseits viele Strategien, um in den neuen Gebieten überleben zu können. Andererseits sahen sie sich je länger je mehr gezwungen, in die modernen Stadtgebiete Australiens zu ziehen, wo sie heute zum ärmsten Teil der australischen Bevölkerung gehören. Die heutige Situation auf der linken Grafik zeigt, dass der Status der Aborigines in der Gesamtgesellschaft Australiens noch heute nicht auf einem gerechten Stand ist. 2. Die aus drei Farben bestehende Flagge der Aborigines hat eine ganz spezielle Bedeutung. Kannst du dir vorstellen, welche? Rot sind die Mutter Erde und der Ocker, der für Zeremonien benutzt wird. Gelb ist die Sonne, der beständige Geber und Erneuerer des Lebens. Schwarz ist die Traumzeit, in der alles entstanden ist. Zusammen symbolisieren die Farben die Grundlagen des Lebens der Aborigines. Indigene Völker (Urvölker) Seite 6 Die Inuit Allgemeines: Der traditionelle Lebensraum der Inuit (Bild 6) erstreckt sich vom arktischen Zentral- und Nordostkanada über Grönland bis hin zu Teilen Sibiriens. Die oft verwendete Bezeichnung „Eskimo bedeutet übersetzt „Schneeschuhflechter oder „Rohfleischfresser. Da dies jedoch häufig als abwertend aufgefasst wird, hat sich die Bezeichnung „Inuit durchgesetzt, was soviel wie „Menschen bedeutet (Einzahl: Inuk 6 Mensch). Je nach Region nennen sich die Inuit auch anders, z.B. Inupiat, Yuplit etc. Die Herkunft der Vorfahren der Inuit ist nicht genau bekannt, man nimmt aber an, dass eine Verwandtschaft mit heutigen mittelasiatischen Völkern besteht. Als sicher gilt, dass ca. 3000 Jahre v. Chr. die ersten Inuit von Asien über die Beringstrasse nach Alaska einwanderten, 500 Jahre später auch bis nach Grönland. Die Sprache der Inuit ist so vielfältig wie ihre Lebensgebiete im arktischen Polarraum. Es existieren viele verschiedene Unterfamilien der Inuit-Sprache und daneben auch jeweils mehrere Dialekte. Ihre Sprache ist stark vom Aussterben bedroht. Gesellschaft: 7 Die Inuit lebten traditionell in kleinen, isolierten edlungen, meist nicht mehr als 1050 Bewohner in wenigen Häusern. Die wichtigste soziale Einheit war die Familie (Bild 7) – es gab weder Clans, Stämme noch sonstige grössere politische Einheiten. Die älteren Familienmitglieder genossen einen speziellen Status, da sie wegen ihrer Weisheit und ihrem Wissen besonders geschätzt und geachtet wurden, ausserdem waren sie wichtige Geschichtenerzähler. Lebensweise: Die Inuit lebten traditionell von der Jagd auf Robben, Walrosse, Wale, Eisbären und Karibus. Wichtigste Jagdwaffe war die Harpune, doch oft wurden auch Pfeil und Bogen angewandt. Neben der Jagd betrieben sie Fischfang und sammelten Früchte (z.B. Beeren). Die Jäger verharrten während der Robbenjagd stundenlang an den Eislöchern oder jagten vom Kajak und vom Umiak (Fellboot, Bild 8) aus. Neben dem Fleisch waren auch die Felle sowie das Fett für das Überleben wichtig (Kleidung, Tranlampen, etc.). Als Fortbewegungsmittel diente neben Kajak und Umiak der Hundeschlitten. Ihre Lebensweise war halbnomadisch. Sie folgten den Tieren, kehrten aber meist wieder zu ihren vertrauten Plätzen 8 oder ihren festen Winterbehausungen Indigene Völker (Urvölker) Seite 7 zurück. Das Iglu diente meist nur als Unterkunft auf Jagd. In der übrigen Zeit lebten die Inuit in Häusern aus Treibholz, Grassoden und Walknochen. Im Sommer dienten auch Zelte aus Fellen als Unterkunft. Zu den wichtigsten Kleidungsstücken gehörten eine Parka, Hosen, Strümpfe, Stiefel und Fausthandschuhe (meist aus Fellen) sowie eine Art Schneebrille aus Holz gegen die Schneeblindheit. Religion: Die Natur wurde traditionell (und wird auch heute noch) als das Grösste und Mächtigste angesehen. Die gefährlichen und unberechenbaren Naturkräfte in den unwirtlichen Gegenden der Arktis werden in ihrem Glauben von göttlichen Mächten gelenkt, welche sich am Menschen rächen, wenn dieser Fehler macht und z.B. Tabus bricht. Bei den Inuit ist alles belebt (Animismus), jedes Ding hat – ähnlich wie bei den Aborigines – eine Seele. Eine wichtige Stellung nahmen Schamanen ein; dieser erlangte durch Einsamkeit, Kälte, Hunger und Entbehrung mystische Kräfte, mit denen er z.B. Kranke heilen konnte. Musik Kunst: Aus Walrosszahn, Speckstein oder anderen natürlichen Materialien schnitzen die Inuit kleine Skulpturen, Masken und Amulette (Bild 9), fertigen mit Perlen aufwändige Kunstobjekte oder ritzen vielfältige Formen und Muster in Gebrauchsgegenstände. Oft erzählen die Grafiken Geschichten aus ihrem traditionellen Leben. 9 Der traditionelle Kehlgesang und der Gebrauch von Trommeln dienten sowohl der Unterhaltung als auch mythisch-religiösem Brauchtum. Heutige Situation und aktuelle Probleme: Mit der europäischen Besiedlung Grönlands rund 1000 Jahre n. Chr. durch die Wikinger und später durch die Norweger und Dänen begann für die Inuit eine Zeit der Kolonisation. Für die Kolonialmächte standen wirtschaftliche Interessen wie der Walfang im Vordergrund. Daneben kamen vor ca. 200 Jahren auch Missionare und Forscher nach Grönland. Die Abhängigkeit der Inuit von westlichen Gütern nahm stetig zu und die Inuit zogen bald in die neu entstehenden Städte wie z.B. Nuuk (Grönlands Hauptstadt). Auch heute ist Grönland trotz weitgehender Selbstverwaltung stark von Dänemark abhängig. Das Nomadenleben ist seit Ende der 1960er Jahre vorbei und die Inuit bewohnen nun meist vorgefertigte Siedlungshäuser (Bild 10). Schlittenhunde wurden durch Schneemobile, Kajak und Umiak durch Kanus mit Aussenbordmotoren abgelöst. Die Jagd auf Grönlandwale findet aufgrund internationaler Schutzmassnahmen nur noch selten und nach strengen staatlichen Regeln statt. Der traditionelle Handel mit Robben- und 10 Indigene Völker (Urvölker) Seite 8 Fuchsfellen sowie mit Handarbeiten aus Walross- und Narwal-Elfenbein sind infolge Boykotts aus Tierschutzgründen praktisch zum Erliegen gekommen. Auch gibt es vermehrt Probleme mit übermässigem Alkoholkonsum, da den Inuit nur noch wenige Perspektiven für eine traditionelle Lebensweise bleiben und sich das Leben und Überleben stark verändert hat. Dem gegenüber sind seit den 1950er Jahren die Inuit-Kunst und –Kunsthandwerk zu wichtigen Einnahmequellen geworden, denn die Überfischung sowie die globale Erwärmung beeinflussen das traditionelle Leben der Inuit sowie ihrer Tier- und Pflanzenwelt. Seit dem 1. April 1999 besteht das Territorium „Nunavut im Nordosten Kanadas. Es wird von den Inuit selbst verwaltet und es wird besonders auf die Pflege der InuitTradition grossen Wert gelegt. Lernaufgaben: 1. Die Abfallentsorgung ist ein weiteres Problem, mit dem die Inuit heute zu kämpfen haben. Warum? Und weshalb war vor 50 Jahren die Belastung der Natur noch kein Thema, während heute aber in und um die Siedlungen eine erhebliche Landschaftsbelastung festzustellen ist? Früher ernährten sich die Inuit nur von erlegtem Wild, Früchten und ähnlichen natürlichen Nahrungsmitteln. Die lediglich aus organischen Resten bestehenden Abfälle wie Knochen etc, die nicht gebraucht wurden, warfen die Inuit ihren Hunden vor. Heute leben die Inuit in grösseren Siedlungen und ernähren sich unter anderem von importierten Nahrungsmitteln, welche natürlich viele Abfallprodukte (Verpackung etc.) mit sich bringen. Da dies in der eisigen Landschaft weder verrottet noch von den Hunden gefressen werden kann, bleibt es einfach quasi vor der Türe der Hütten liegen. 2. Der Tourismus in Grönland kann auf der einen Seite negative, auf der anderen Seite positive Auswirkungen auf das ökologische Verhalten und Bewusstsein der InuitBevölkerung haben. Erkläre diese beiden Seiten der Abfallproblematik. Negativ: Der Tourismus bringt natürlich auch riesige Mengen an Abfall mit sich, der nur schwer sachgerecht und ökologisch entsorgt werden kann. Positiv: Wenn die Inuit weiterhin keinen Wert auf ökologische Lebensweise und sachgerechte Abfallentsorgung legen, wir der Tourismus mit der Zeit abnehmen, da durch die hohen Abfallberge die Landschaft Schaden nimmt. Deshalb hofft man auf ein Umdenken der Inuit, die schliesslich heute oft vom Tourismus leben. Indigene Völker (Urvölker) Seite 9 Die Tuareg Allgemeines: Die Tuareg gehören zu den Berbern Nordafrikas 11 und zählen zu den Ureinwohnern der Sahara und der Sahelzone. Nach Schätzungen leben in den heutigen Staaten Mali, Algerien, Niger, Libyen, Mauretanien, Burkina Faso und Nigeria ca. 1.3 bis 1.5 Mio. Tuareg als Minderheiten. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich über sich 2 Mio. Quadratkilometer. Das Wort Tuareg ist arabisch und bedeutet „Bewohner der Targa. In ihrer eigenen Sprache, dem Tamascheq, nennen sich die Tuareg aber als Kel Tamasheq. Dies bedeutet in etwa „freie Menschen. Sie werden auch Das blaue Volk genannt, da sie ihre Kleidung in der Farbe Blau färben. Gesellschaft: Ihre Gesellschaft ist hierarchisch aufgebaut und setzt sich aus Adeligen, Vasallen und Sklaven zusammen, denen ein König vorsteht. Seine Macht ist allerdings sehr gering. Die Tuareg sind mehrheitlich nomadische Viehzüchter, es gibt aber auch Schmiede, Kamelzüchter und Karawanenführer. Die Schmiede haben eine grosse Bedeutung, sie stehen aber ausserhalb der Gesellschaft, weil ihnen magische Fähigkeiten nachgesagt werden. Diese traditionelle Gesellschaftsstruktur löst sich aber zunehmend auf. Die Tuareg-Männer tragen eine Art Gewand, welches aus einem rechteckigen Stück Stoff besteht und um den Körper gewickelt wird. Es nennt sich Tagelmust und es dient dazu, den Mund zu verdecken, weil Körperöffnungen als unrein gelten. Das Gesicht der Frauen ist wie bei den Berbern unbedeckt. In Anwesenheit ranghoher Männer (z.B. Schwiegervater) oder der Schwiegermutter müssen auch die Frauen ihren Mund bedecken. Die Tuareg besitzen mit dem Tifinagh auch ein eigenes Schriftsystem. Es dient jedoch nicht dem alltäglichen Gebrauch und Kenntnisse darüber, hat nur die Adelsschicht, wo es durch die Mütter an die Kinder 12 weitergegeben wird. Lebensweise: Seit dem Mittelalter waren der Karawanen-Handel und die Kamelzucht die wichtigste Existenzgrundlage der Tuareg. Als Nomaden zogen sie mit mobilen Zelten durch die Sahara und kontrollierten dabei die wichtigsten Karawanenwege. Beispielsweise transportierten sie Salz aus den Oasen in die städtischen Gebiete des Nigers. Am Karawanenhandel nehmen jedoch nur die Männer teil, während die Frauen manchmal monatelang mit Kindern 13 Indigene Völker (Urvölker) Seite 10 und Viehherden allein bleiben. Sie unternahmen aber auch viele Raubzüge in die Gebiete der schwarzafrikanischen Völker, um dort die von Nordafrika und Arabien nachgefragten Sklaven zu erbeuten. 14 Mit Beginn der französischen Kolonialzeit im 19. Jahrhundert verloren die Kamelzucht und der Karawanenhandel an Bedeutung zu Gunsten der Ziegen-, Schaf-, und Rinderzucht, die eine neue Lebensgrundlage bildete. Dabei zogen sie weiterhin als Nomaden umher, der hohe Prestigewert der Kamele und Karawanen blieb erhalten. Bis heute ziehen Gruppen von Tuareg mit ihren Karawanen durch die Wüste. Ungefähr ein Drittel der Tuareg wurde bereits im Mittelalter in Oasen der Sahara sesshaft und betrieb dort Ackerbau. Religion: Die Tuareg sind heute Muslime. Sie wurden durch die Araber zum Islam bekehrt, obwohl sie sich zuerst gegen diese Missionierung wehrten, denn diese waren ihre angestammten Feinde. Die Regeln des Islams werden von manchen Gruppen besonders streng beachtet, andere deutlich weniger. Früher glaubten die Tuareg an verschiedene Götter. Elemente des alten Glaubens sind auch heute noch vorhanden, so glauben einige beispielsweise noch an gute und böse Geister, verwenden Glücksamulette, etc. Musik Kunst: Es gibt drei verschiedene Musikarten bei den Tuareg, zum Beispiel der Tende, auch „Tanz der Kamele genannt. Die Frauen sitzen dicht beisammen und 15 singen, während eine von ihnen trommelt. Die Männer umrunden die Frauen dabei mit ihren Kamelen. Die Tuareg schmieden von Waffen bis zu Ohrringen die unterschiedlichsten Gegenstände. Zu ihrer Herstellung benutzen sie als Grundmaterial Eisen, Silber und Buntmetalle (Kupfer, Messing und Bronze). Das Eisen gewinnen sie heutzutage in erster Linie aus Industrieschrott, z.B. Teile von Geländewagen. Heutige Situation und aktuelle Probleme: 16 Früher als Sklavenjäger von ihren schwarzen Nachbarn gefürchtet, sind die Tuareg heute selbst Opfer von Diskriminierung und Ausgrenzung. Ihre Freiheit wurde sehr stark eingeschränkt: traditionelle Wanderwege ihrer Herden sind durch Staatsgrenzen zerschnitten, Zölle behindern ihren Handel. Dadurch verschwinden die Kamelkarawanen der Tuareg zunehmend aus der Wüste. Ziel vieler Staaten ist es dieses Volk zur Sesshaftigkeit zu bewegen. Sesshafte Menschen können besser kontrolliert werden. Indigene Völker (Urvölker) Seite 11 In Folge von Dürrekatastrophen in den 1970er und 1980er Jahren wurden viele Tuareg gezwungen ihre traditionelle Lebensweise aufzugeben. Sie wanderten dabei in die Städte ab oder liessen sich in den Oasen der Sahara nieder. Ein Teil von ihnen verdingte sich als Gastarbeiter in der Erdölindustrie in Algerien und Libyen. Nach dem Niedergang der Erdölindustrie in den 1990er Jahren mussten sie wieder heimkehren. In Mali und Niger wurde ihnen nach der Rückkehr Hilfe versprochen. Als diese aber ausblieb, reagierten sie mit Protesten. Die Reaktion gegen die Tuareg waren Verhaftungen und Folter. Dies löste erneut einen Konflikt aus, bei dem ca. 2000 Tuareg umkamen. 1996 wurden Friedensverträge abgeschlossen und Versprechungen gemacht. In Mali wurde ihnen beispielsweise Autonomie und finanzielle Unterstützung zugesichert, aber die Tuareg warten bis heute darauf. Weiter ist auch die Gesundheitliche Versorgung sehr schlecht. Lernaufgaben: Versuche mit Hilfe des Textes und deinem Wissen aus dem Film folgende Fragen zu beantworten. 1. Auf welchen Routen ziehen die Tuareg mit ihren Kamele durch die Wüste? Die Tuareg-Karawanen ziehen auf alten Handelsrouten durch die Wüste. Es handelt sich jeweils um die kürzeste Verbindung zwischen den Oasen. 2. Wie orientieren sich die Karawanen-Führer in der Wüste? Am Tag orientieren sie sich an alten Felszeichnungen ihrer Vorfahren. In der Nacht richten sie sich nach den Sternen 3. Für welches Produkt nehmen die Tuareg eine so beschwerliche Reise durch die Wüste auf sich? Was machen sie mit diesem Produkt? Die Tuareg reisen solange Zeit durch die Wüste, um in Bilma-Salz zu kaufen. Das Salz ist ihre Lebensgrundlage. Sie verkaufen es auf ihrer Reise in verschieden Orten weiter, umso wichtige Gegenstände für den alltäglichen Gebrauch oder auch Getreide zu erwerben. 4. Inwiefern bilden Lastwagen für die Lebensweise der Tuareg eine Gefahr? Die Lastwagen sind eine direkte Konkurrenz für die Karawanen. Mit ihnen können viel grössere Mengen Salz in kürzerer Zeittransportiert werden als mit Kamelen. Dadurch wird das Salz billiger und die Tuareg verdienen mit ihrem Salz nicht mehr genug, um Überleben zu können. Die Reise mit den Karawanen lohnen sich so nicht mehr. Zusatzfrage: Früher, vor ca. 7000 Jahren herrschte in der Sahara ein Klima, wie in der Savanne. Weshalb hat sich das Klima so verändert, das heute ein Wüstenklima herrscht? Durch eine geringe Verschiebung der Erdumlaufbahn haben sich die Gebiete, in denen es regnet verschoben. Dadurch blieben in der Sahara die Regenfälle aus und es entstand ein heisseres und trockeneres Klima. Indigene Völker (Urvölker) Seite 12 Die Pygmäen Allgemeines: Die Pygmäen sind wahrscheinlich die älteste Bevölkerung der äquatorialen und tropischen Wälder in Afrika. Von ihrer Existenz zeugen bereits ägyptische Inschriften aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Heute gibt es schätzungsweise noch ca. 15000 bis 30000 Pygmäen, die in den Ländern Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Gabun, Volksrepublik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Uganda und Ruanda leben. Gemeinsame Merkmale der Pygmäen sind die hellbraune Haut und ihr Kleinwuchs; Männer werden ca. 140 cm und Frauen 130 cm gross. Dies widerspiegelt sich auch in ihrem Namen, der vom griechischen Wort „pygmmâios hergeleitet ist und „eine Elle hoch (also klein) bedeutet. 17 Gesellschaft: Eine Pygmäen-Gemeinschaft besteht aus etwa 60-80 Personen (10-15 Familien). Die Familie bildet dabei das wichtigste Element ihrer Gesellschaft. wobei Männer und Frauen die gleichen Rechte haben. Wichtige Entscheidungen werden gemeinsam gefällt, im Alltag gehen sie aber verschiedenen Tätigkeiten nach und die Aufgaben sind klar aufgeteilt. Zum Beispiel suchen die Frauen beim Bau von Hütten Blätter zur Abdeckung 18 des Daches, während die Männer ihre Befestigung übernehmen. Wichtige Entscheidungen werden in einer Dorfversammlung gefällt, aber auch Streitfälle werden in der Gemeinschaft geschlichtet. Wegen der hohen Kindersterblichkeit und den harten Lebensbedingungen bringt eine Frau ca. 7-8 Kinder auf die Welt, von denen 4-5 erwachsen werden. Lebensweise: Der Regenwald ist die Lebensgrundlage der Pygmäen. Sie sind Wildbeuter, d.h. sie ernähren sich durch Jagen, Sammeln und Fischen. Die dazu benötigten Gegenstände, sowie diejenigen für den Alltag stellen sie selbst her, z.B. aus Holz, Leder, Knochen, Lianen, etc. Diese Tätigkeiten üben sie individuell oder in der Gemeinschaft aus. Die Tierhaltung, der Feldbau sowie dauerhafte Siedlungsformen kennen sie nicht. Sie leben als so genannte 19 stehende Nomaden, d.h. sie wechseln innerhalb eines festgelegten Gebietes regelmässig ihre Lager. Dieses Gebiet verlassen sie normalerweise nicht, ausser beim Auftreten einer Naturkatastrophe oder der Vertreibung durch andere Menschen. Indigene Völker (Urvölker) Seite 13 Die Pygmäen haben engen Kontakt mit benachbarten Bauern, arbeiten für sie oder tauschen mit ihnen Waldprodukte für Feldfrüchte aus und andere Güter (Textilien, landwirtschaftliche Produkte, etc.) aus. Im Idealfall verlaufen solche Tauschgeschäfte fair, doch es kann schnell zur Ausbeutung kommen, vor allem da, wo die Pygmäen die Kontrolle über den Wald und seine Rohstoffe verloren haben. Es gibt zwei verschiedenen Arten von Dörfern bzw. Lagern, in der die Pygmäen leben: ein Dorf besteht aus ca. 15-20 rechteckigen Hütten, die dem Wohnen und dem Gemeinschaftsleben dienen. Sie sind kreisförmig aufgebaut, so dass in der Mitte eine grosse runde Fläche bleibt, auf der Tänze durchgeführt werden. Es befindet sich in der Nähe von Dörfern anderer Völker (z.B. den Bantu). Die Jagdlager bestehen aus runden Hütten, die aus Zweigen und Blätter und befinden sich in den Jagdgebieten der Pygmäen. Es gibt mehrere solcher Lager, die jeweils ca. 1 Stunde Fussmarsch voneinander getrennt sind. 20 Religion: Die Pygmäen haben eine Wildbeuter-Religion: sie glauben an ein übermenschliches Wesen, das ihnen die Jagdbeute und die andere Nahrung zuführt. Die meisten Rituale haben mit der Jagd zu tun. In Tänzen wird beispielsweise oft das Töten des Wilds nachgespielt. Musik Kunst: Gesänge und traditionelle Tänze spielen bei den Pygmäen-Völkern eine sehr zentrale Rolle im Alltag zur Unterhaltung sowie bei verschiedenen Ritualen, wie zum Beispiel dem Initiations-Ritus, mit dem die Jungen in die Welt der Erwachsenen aufgenommen werden. Es gibt eine grosse Vielfalt von diesen Gesängen und Tänzen, je nach Zweck, dem sie dienen sollen. Ihre Musikinstrumente, Waffen und Kleider stellen die Pygmäen selber her. 21 Heutige Situation und aktuelle Probleme: Pygmäen-Völker sind vor allem betroffen durch die Abholzung des Regenwaldes und die Vertreibung aus ihrem Lebensraum durch Siedler oder durch die Errichtung eines Nationalparks. Da von vielen Landesregierungen die Pygmäen nicht als gleichwertige Staatsbürger anerkannt werden, werden ihre Menschenrechte oft missbraucht. Viele von ihnen haben beispielsweise keine offiziellen Identifikationspapiere. Sie werden oft diskriminiert, weil sie aufgrund ihrer Körpergrösse sofort als Pygmäen erkennbar sind. In Kamerun beispielsweise ist ein Pygmäenvolk durch eine geplante Öl-Pipeline bedroht, die durch ihr Land gebaut werden soll. Im östlichen Kongo, Ruanda, Burundi und Uganda sind ihre Waldgebiete bereits fast gänzlich zerstört. Durch den Entzug ihrer natürlichen Lebensgrundlage mussten die Pygmäen ihre nomadische Lebensweise aufgeben. Heute siedeln sie meistens entlang von Strassen in ärmlichen Hütten und 22 verdienen ihren Unterhalt als Bettler oder als schlecht bezahlte Arbeiter. Indigene Völker (Urvölker) Seite 14 Lernaufgabe: Lese den folgend Zeitungsausschnitt (Neue Zürcher Zeitung, 12./13. Juli 1997)und beantworte die Fragen dazu: 1. An welche neuen Lebensgewohnheiten mussten sich die Pygmäen anpassen und welche Probleme haben sie dabei? Die Pygmäen mussten sesshaft werden, wobei sie ihre Hütten weiterhin in traditioneller Weise bauten. Das führte dazu, dass rund um die Hütten der Abfall und das Ungeziefer zunahmen. Die Folge war eine starke Zunahme von Krankheiten, wie Lepra oder Tuberkulose. Sie sind auch nicht fähig in die Zukunft zu planen, weil sie die Vorratswirtschaft nicht kennen. Im Urwald war wegen der Hitze das Lagern von Vorräten nicht möglich und er bot jeweils genug, um „in den Tag hinein zu Leben 2. Beschreibe, inwiefern die Pygmäen durch das Volk der Bantu ausgebeutet werden und welche Folgen das hat: Normalerweise verläuft der Handel zwischen Pygmäen und Bantu fair. Es kommt aber vor, das die Pygmäen gehandelte Produkte nicht direkt bezahlen müssen – sie kaufen quasi auf Kredit. Die Kosten dafür werden später eingefordert, in dem sie wochenlang auf den Feldern für die Bantu arbeiten müssen. Auf diesen Trick fallen die Pygmäen immer wieder herein. Dadurch fehlt der Mann der Familie als Nahrungslieferant und Hunger wird zum ständigen Begleiter der Pygmäen. Zum Teil verrichten sie diesen Frondienst auch freiwillig, umso westliche Produkte zu erhalten, die vorher aber bereits von den Bantus benutzt wurden (z.B. Kleidung).