Arbeitsblatt: Tierfabeln

Material-Details

Zusammenstellung verschiedener Tierfabeln
Deutsch
Anderes Thema
klassenübergreifend
13 Seiten

Statistik

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28
23.08.2008

Autor/in

Nayonga (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Der Löwe und die Maus Eine lebenslustige, kleine Maus tollte übermütig um einen Löwen herum, der in der warmen Mittagssonne vor sich hindöste. Der waghalsige Mäuserich stieg dem König der Tiere sogar auf die riesigen Pranken und beäugte sie neugierig. Da wurde der Löwe wach, packte die kleine Maus und wollte sie fressen. Das Mäuschen zappelte vor Angst und stotterte: Lieber Herr König, ich wollte dich nicht aufwecken, wirklich nicht. Bitte, bitte, lass mich leben. Was hast du von so einem geringen, mageren Bissen, den deine großen Zähne nicht einmal spüren? Sonst sind Hirsch und Stier Opfer deiner ruhmreichen Jagd. Was kann dir denn ein so winziges Wesen, wie ich es bin, schon für Ehre einbringen? Ich gebe dir mein Mausewort, wenn du mich freilässt, dann werde ich dir bestimmt auch einmal aus der Not helfen. Der Löwe musste über diese kühnen Worte schmunzeln, und versonnen betrachtete er den kleinen Wicht in seinen großen Tatzen. Der Gedanke, dass er jetzt Herr über Leben und Tod war, erschien ihm göttlich. Lauf, kleiner Wildfang, ich schenke dir dein Leben, sagte er feierlich und öffnete langsam seine Pranken. Als die Maus behände davon flitzte, rief er ihr neckend nach: Vergiss dein Versprechen nicht! Einige Monate später geriet der Löwe auf seiner Jagd in eine Falle. Ein festes Stricknetz hielt den gewaltigen König der Tiere gefangen. Der Löwe tobte und zerrte an den Maschen, aber es half nichts, das Netz war zu eng geknüpft. Der Löwe konnte sich kaum darin bewegen. Eine Maus huschte vorbei, stutzte und piepste: Bist du nicht der große Freund von meinem Bruder, den du Wildfang genannt hast? Im Nu hatte er seinen Bruder herbeigeholt, und beide Mäuschen zernagten emsig und mit großer Ausdauer die festen Maschen, Stück für Stück, bis sie ein großes Loch ins Netz gebissen hatten, durch das der dankbare Löwe entkommen konnte. Der Fuchs und der Rabe Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, flog damit auf einen Bum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. Der Fuchs lief eilig zum Raben und begann ihn zu loben: Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel. Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen! Dem Raben gefielen diese Schmeicheleien so, dass er seinen Schnabel weit aufsperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei vergass er seinen Käse und liess ihn fallen. Sofort nahm der Fuchs den Käse, frass ihn auf und lachte über den Raben. Der Fuchs und der Storch Ein Fuchs hatte einen Storch zu Gaste gebeten, und setzte die leckersten Speisen vor, aber nur auf ganz flachen Schüsseln, aus denen der Storch mit seinem langen Schnabel nichts fressen konnte. Gierig fraß der Fuchs alles allein, obgleich er den Storch unaufhörlich bat, es sieh doch schmecken zu lassen. Der Storch fand sich betrogen, blieb aber heiter, lobte außerordentlich die Bewirtung und bat seinen Freund auf den andern Tag zu Gaste. Der Fuchs mochte wohl ahnen, dass der Storch sich rächen wollte, und wies die Einladung ab. Der Storch ließ aber nicht nach, ihn zu bitten, und der Fuchs willigte endlich ein. Als er nun anderen Tages zum Storche kam, fand er alle möglichen Leckerbissen aufgetischt, aber nur in langhalsigen Geschirren. Folge meinem Beispiele, rief ihm der Storch zu, tue, als wenn du zu Hause wärest. Und er schlürfte mit seinem Schnabel ebenfalls alles allein, während der Fuchs zu seinem größten Ärger nur das Äußere der Geschirre belecken konnte und nur das Riechen hatte. Hungrig stand er vom Tische auf und gestand zu, dass ihn der Storch für seinen Mutwillen hinlänglich gestraft habe. Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Der alte Löwe und der Fuchs Ein Löwe lag alt und schwach in seiner Höhle und war nicht mehr fähig, selbst auf die Jagd zu gehen. Er wäre elend zugrundegegangen. Doch in seiner Not ließ er in seinem Reich die Botschaft von seinem nahen Tode verbreiten und allen Untertanen befehlen, an den königlichen Hof zu kommen. Er wolle von jedem persönlich Abschied nehmen. Nacheinander trudelten die Tiere vor der Höhle des Löwen ein, und der König der Tiere rief jeden zu sich. Mit kleinen Geschenken gingen sie einzeln zu ihm hinein, denn sie erhofften sich alle großen Vorteil davon. Ein gerissener Fuchs hatte eine Zeitlang in der Nähe der Höhle verbracht und das Kommen beobachtet. Seltsam, dachte er, alle Tiere gehen in die Höhle hinein, aber niemand kehrt daraus zurück. Die Burg des Königs ist zwar geräumig, so groß ist sie nun auch nicht, dass sie alle Untertanen aufnehmen kann. Eigentlich müsste sie schon lange überfüllt sein. Vorsichtig trat der Fuchs vor den Eingang und rief höflich: Herr König, ich wünsche Euch ewige Gesundheit und einen guten Abend. Ha, Rotpelz, du kommst sehr spät, ächzte der Löwe, als läge er wirklich schon in den letzten Zügen, hättest du noch einen Tag länger gezögert, so wärest du nur noch einem toten König begegnet. Sei mir trotzdem herzlich willkommen und erleichtere mir meine letzten Stunden mit deinen heitern Geschichten. Seid Ihr denn allein? erkundigte der Fuchs sich mit gespieltem Erstaunen. Der Löwe antwortete grimmig: Bisher kamen schon einige meiner Untertanen, aber sie haben mich alle gelangweilt, darum habe ich sie wieder fortgeschickt. Jedoch du, Rotpelz, bist lustig und immer voll pfiffiger Einfälle. Tritt näher, ich befehle es dir. Edler König, sprach der Fuchs demütig, Ihr gebt mir ein schweres Rätsel auf. Unzählige Spuren im Sand führen in Eure Burg hinein, aber keine einzige wieder heraus, und Eure Festung hat nur einen Eingang. Mein Gebieter, Ihr seid mir zu klug. Ich will Euch nicht mit meiner Dummheit beleidigen und lieber wieder fortgehen. Eines aber will ich für Euch tun, ich werde dieses Rätsel für mich behalten. Der Fuchs verabschiedete sich und ließ den Löwen allein. Der Hund und der Wolf Es war in einem strengen Winter. Ein Wolf hatte schon seit Tagen vom Hunger geplagt den Wald durchzogen und nach Nahrung gesucht. Jeder Bissen hätte ihn erfreuen können, selbst der Rest einer verwesenden Maus, so ausgehungert war er. Ein mageres Hündchen lief im unvorsichtigerweise über den Weg. Es bibberte vor Furcht und Kälte. Du kommst mir wie gerufen, freute sich der Wolf und packte den ängstlichen Dreikäsehoch beim Fell. Halt, lieber Wolf, nicht so unüberlegt, siehst du denn nicht, wie ausgezehrt ich bin? Du musst dich ja vor mir ekeln Quatsch keinen Unsinn, ich bin nicht wählerisch, knurrte der Wolf verärgert. Du bringst dich um den besten Bissen deines Lebens! kläffte das Hündchen. Du müsstest mich erst einmal sehen, wenn ich mich morgen von den unzähligen Köstlichkeiten des Hochzeitsmahls gemästet habe. Morgen werde ich wohlgenährt sein und strotzen vor Fett. Denn dann heiratet die Tochter meines Herrn einen steinreichen Gutsbesitzer. Speisen gibt es dort, Speisen! Feinster Rehbraten, würziger Schinken, Kalbsnieren und Hammelkeulen, Rindsbraten und duftende Mettwürste! Der pfiffige Köter machte dem Wolf den Mund wässrig mit einer endlosen Aufzählung auserwählter Leckereien. Das wäre ein Essen für dich, schloss er seine Schilderung, und nicht meine miese Figur von heute. Komm morgen Nacht auf unseren Hof, dann will ich dir dienen. Aber sei leise, mein Herr hat gute Ohren. Der Wolf war ganz verrückt geworden von all den herrlichen Speisen, die der kleine Schlauberger ihm vorgesponnen hatte. Er ging auf den Vorschlag des Hündchens ein und ließ es laufen. In der folgenden Nacht schlich er behutsam auf den Hof, um ein Festmahl zu halten. Der kleine Hund lag auf einem Vordach und rief: Willkommen, lieber Wolf! Ich freue mich, dass du meine Einladung angenommen hast. Warte einen Augenblick, ich will meinem Herrn sofort Bescheid geben, damit er kommt und dich festlich bewirtet. Und er bellte aus Leibeskräften. Sofort schlugen auch die Wachthunde an, und der Herr stürmte bald darauf aus dem Haus, um die Hunde loszulassen. Aber der Wolf war schon laut schimpfend geflüchtet. Der Pfau und der Kranich Es war einmal ein sehr eitler Pfau. Immer prahlte er mit seinen schönen Federn. Selbst wenn es regnete, stolzierte er einher und suchte nach einer Pfütze. Sobald er eine gefunden hatte, stellte er sich davor und bewunderte sein Spiegelbild so lange, bis die Pfütze ausgetrocknet war. Immer wider sagte er: Seht doch nur meinen Schwanz! Seht doch nur die Farben meiner Federn! Seht mich nur an! Ich bin bestimmt der schönste Vogel der Welt! Er schlug ein Rad, stand stolz da wie ein König und wartete darauf, dass jemand kam, um ihn zu bewundern. Eines Tages flog ein Kranich herbei. Der Pfau betrachtet geringschätzig dessen graue Federn. Unhöflich sagte er: Dein Federkleid ist langweilig. Kannst du nicht irgendetwas tun, damit du farbenfroh aussiehst? Der Kranich breitete seine Flügel aus und meinte: Deine Federn sind bestimmt schöner als meine. Doch ich sehe, dass du nicht fliegen kannst. Trotz aller Schönheit können dich deine Federn nicht vom Boden heben. Meine sind zwar schlicht, doch sie tragen mich zum Himmel hinauf. Der Pfau und die Dohle Ein Pfau und eine Dohle stritten sich um die Vorzüge ihrer Eigenschaften. Der Pfau brüstete sich mit dem Glanz, der Farbe und der Größe seiner Federn. Die Dohle gab all dieses zu und bemerkte nur, dass alle diese Schönheiten zur Hauptsache nicht taugten zum Fliegen. Sie flog auf, und beschämt blieb der Pfau zurück. Sei nicht stolz auf bloß äußerliche Vorzüge. Die weiße Dohle Eine Dohle sah öfters zu, wie reichlich die Tauben auf einem Bauernhof gefuttert wurden. Sie bekommen das Futter hingestreut, dachte sie neidisch, während ich es mühsam suchen muss. Ich will lieber eine Taube werden! Was tat sie nun? Sie bemalte sich weiß vom Kopf bis zum Fuß, glättete ihr Gefieder und mischte sich unter den Taubenschwarm. Vergnügt pickte sie die Körner auf. Die Tauben ließen sie ruhig gewähren, denn keine vermutete, dass dies ein fremder Vogel sei. So ging das einige Tage bis die Dohle so unklug war, ihren Schnabel aufzutun und ihr Gekrächze hören zu lassen. Eine Dohle, eine verkleidete Dohle! schrien die Tauben wütend, stürzten auf sie zu und hätten sie unbarmherzig totgebissen, wenn es ihr nicht gelungen wäre zu entfliehen. Reumütig kehrte die Dohle zu ihrer Sippe zurück. Jedoch die andern Dohlen erkannten sie nicht mehr in ihrem weißen Kleide. Bösartig hackten sie auf den fremden Vogel los. Sie duldeten nicht, dass er unter ihnen lebte. So wurde die weiße Dohle heimatlos und hatte es noch viel schwerer, sich ihre Nahrung zu suchen. Des Löwen Anteil Löwe, Esel und Fuchs schlossen einen Bund und gingen zusammen auf die Jagd. Als sie nun reichlich Beute gemacht hatten, befahl der Löwe dem Esel, diese unter sie zu verteilen. Der machte drei gleiche Teile und forderte den Löwen auf, sich selbst einen davon zu wählen. Da aber wurde der Löwe wild, zerriss den Esel und befahl nun dem Fuchs zu teilen. Der nun schob fast die ganze Beute auf einen großen Haufen zusammen und ließ für sich selbst nur ein paar kleine Stücke über. Da schmunzelte der Löwe: Ei, mein Bester, wer hat dich so richtig teilen gelehrt? Drei Stiere und der Löwe Drei Stiere schlossen miteinander ein Bündnis, jede Gefahr auf der Weide mit vereinten Kräften abzuwehren; so vereinigt, trotzten sie sogar dem Löwen, dass dieser sich nicht an sie wagte. Als ihn eines Tages der Hunger arg plagte, stiftete er Uneinigkeit unter ihnen. Sie trennten sich, und nach nicht acht Tagen hatte er alle drei, jeden einzeln, angegriffen und verzehrt. Eintracht gibt Stärke und Sicherheit, Zwietracht bringt Schwäche und Verderben. Der Wolf und das Lamm Der Starke hat immer Recht. Das werden wir sogleich sehen. Ein Lamm löschte seinen Durst in einem klaren Bache. Dabei wurde es von einem hungrigen Wolf überrascht. Wie kannst du es wagen, rief er wütend, mir meinen Trank zu trüben? Für diese Frechheit musst du bestraft werden! Ach, mein Herr, antwortete das Lamm, seien Sie bitte nicht böse. Ich trinke ja zwanzig Schritte unterhalb von Ihnen. Daher kann ich Ihnen das Wasser gar nicht trüben. Du tust es aber doch! sagte der grausame Wolf. Und außerdem weiß ich, dass du im vergangenen Jahre schlecht von mir geredet hast. Wie soll ich das wohl getan haben, erwiderte das Lamm, ich war da ja noch gar nicht geboren. Wenn du es nicht tatest, dann tat es dein Bruder! Ich habe aber keinen Bruder. Dann war es eben irgendein anderer aus deiner Familie. Ihr habt es überhaupt immer auf mich abgesehen, ihr, eure Hirten und eure Hunde. Dafür muss ich mich rächen. Mit diesen Worten packte der Wolf das Lamm, schleppte es in den Wald und fraß es einfach auf.