Arbeitsblatt: Weihnachtsgeschichte
Material-Details
Weihnachtsgeschichte
Lebenskunde
Ethik / Moral
klassenübergreifend
2 Seiten
Statistik
30670
1453
69
13.12.2008
Autor/in
Dieter Rohrbach
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Weihnachtsgeschichte zum Vorlesen: Es geschah 2 Tage vor Weihnachten Der frühe Winterabend dämmerte herein. Tobias und Katrin kamen von einem Weihnachtsbummel nach Hause. Sie waren recht hungrig geworden und froh, daß Mutter ihnen gleich ein Abendessen hinstellte. Was ihnen zuerst nicht auffiel, war die Schweigsamkeit der Mutter. Endlich fragte Tobias: „Mutter, wo ist denn heute der Vater? Noch nicht da? Jetzt gab Mutter Antwort, aber nur kurz und in gepreßtem Ton: „Nein, er ist noch nicht da! „Aber wieso denn? fragte der Junge. „Müssen eben warten, meinte die Mutter. Als im großen Zimmer die Lichter aufflammten, fragte Katrin: „Aber Mutter, ich glaube, du hast geweint! Sie gab keine Antwort. Ihr war alles verleidet. „Warum hast du denn geweint? „Weil Vater noch nicht da ist! — „Also doch! Wo ist er den wohl? „Kinder, kommt mal her! sagte Frau Heine und schloß die beiden rechts und links in die Arme. Katrin schluchzte plötzlich heftig auf. Die Mutter legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Kopf: „Sei nur ruhig, Vater kommt bald wieder. Er dauert bestimmt nicht lange! „Also ist doch was passiert? fragte der Junge. „Ist er im Krankenhaus? „Nein, sagte die Mutter mit fester Stimme, „im Untersuchungsgefängnis. Es dauerte eine Weile, bis die beiden Geschwister begriffen hatten. „Ja, was ist denn los mit Vater? „Ich weiß nicht. Er ist heute ins Gefängnis eingeliefert worden. „Aber ins Gefängnis kommen doch nur Diebe oder so! rief Tobias ganz entsetzt. „Ich sag doch, ich weiß es nicht. Es ist bestimmt ein Irrtum. Es muß sich bald herausstellen. „Morgen? „Morgen wohl noch nicht! „Aber Morgen ist doch schon Heiliger Abend. „Ich fürchte, sagte die Mutter, „es wird länger dauern. Wir müssen jetzt alle drei recht tapfer sein. Katrin weinte schon wieder. „Nicht weinen, Kind, wiederholte die Mutter, „wir müssen warten, bis wir alles wissen. Der Junge weinte nicht. Er grübelte. Es war doch unfaßbar, sein Vater im Gefängnis! Das konnte einfach nicht sein. Er war sicher unschuldig, daran gab es keinen Zweifel. „Morgen ist Heiliger Abend, da muß er doch daheim sein, wenn er unschuldig ist, sagte Tobias. „Wir müssen zur Polizei, rief Katrin. „Vielleicht können wir noch etwas erreichen! Bald standen sie vor dem Polizeipräsidium. Am Eingang wurden sie von einem Beamten aufgehalten. „Nun, was gibt es denn? fragte er die Kinder. „Wir kommen wegen unseres Vaters, er ist sicher ganz unschuldig, sagte Tobias. „Das wollen wir Ihnen sagen, damit sie ihn wieder frei lassen. „Wie heißt denn euer Vater? „Ernst Heine, Schillerstraße 4. Der Beamte schickte die beiden in eines der vielen Zimmer. Dort mußten sie lange warten, und es wurde ihnen immer banger ums Herz. Endlich erkundigte sich ein Beamter ohne Uniform, was sie eigentlich wollten. Wieder erzählte Tobias alles ganz genau. Dann telefonierte der Beamte, und dann kam noch ein zweiter Beamter hinzu. Er sagte, der Fall Heine sei schon bei der Staatsanwaltschaft, Taschendiebstahl im Warenhaus. Auf frischer Tat ertappt. Ganz klarer Fall. Kurze Zeit später standen Tobias und Katrin vor dem Staatsanwalt. Der Herr war nicht so freundlich wie die Polizeibeamten. Kaum hatte Tobias alles erzählt, da schnarrte er: „Das ist nichts für euch! Und im übrigen kann ich auch gar nichts tun. Wenn euer Vater Heilig Abend nicht daheim ist, so ist es seine eigene Schuld. Tobias war ganz aufgeregt vor Zorn, und als sie wieder in den Gang kamen, stieß er mit einem Herrn zusammen, der eine dicke Aktentasche trug. Der Mann sah abwechselnd den Jungen und das Mädchen an. „Was ist denn mit euch los? Hat man euch was getan? Tobias antwortete- „Der Mann da in dem Zimmer, der ist gemein! Er sagt, Vater sei selber schuld, daß er nicht zu Weihnachten bei uns ist, aber er lügt! „Moment mal, sagte der Herr, „das müßt ihr mir genau erzählen. Kommt mit in mein Büro. An der Tür hing ein Schild Oberstaatsanwalt Dr. Siebert. Die Geschwister faßten gleich Vertrauen zu ihm. Er sprach fast so, wie Vater zu ihnen sprach, freundlich und ruhig. Er wollte alles ganz genau wissen, wo sie wohnten, in welche Schule sie gingen, was sie sich zu Weihnachten wünschten und natürlich die Sache mit Vater. Dann griff er zum Telefonhörer. „Herr Dürr, sie bearbeiten doch die Sache Heine? Klarer Fall, meinen Sie? — Wie bitte? — Ein Augenzeuge ist da? — Haben sie den selbst vernommen — Nein? Warum nicht? Jawohl ich wünsche es. — Eben, weil morgen Heiliger Abend ist. Also bitte gehen sie der Sache nach. Dr. Siebert wandte sich wieder den Geschwistern zu. „So, Kinder, morgen früh kommt ihr wieder zu mir. „Können wir dann Vater mitnehmen? fragte Tobias. „Darüber sprechen wir morgen, sagte der Beamte freundlich. Die beiden Geschwister eilten nach Hause und beschlossen, der Mutter noch nichts Näheres zu sagen. Vor dem Schlafengehen beteten die Kinder, daß doch Gott die Unschuld ihres geliebten Vaters aufklären möchte. Ais sie am nächsten Morgen an die Tür klopften, erwartete sie schon Dr. Siebert. „Ihr habt mir gestern von eurem Weihnachtswunsch erzählt. Mal ganz ehrlich, würdet ihr darauf verzichten, wenn Vater heute nach Hause käme? „Au ja! riefen die beiden wie aus einem Munde. „So, sagte Dr. Siebert, „ich will euch eine Geschichte erzählen. Vorgestern ging ein Mann in ein Warenhaus, um für seine beiden Kinder Geschenke zu kaufen. Es herrschte ein ziemliches Gedränge, und dann rief plötzlich ein Mann: .Meine Brieftasche ist weg! Man hat mir mein Geld gestohlen! Sogleich bildete sich ein Kreis um den Mann, auch ein Polizist kam, und der Warenhausdetektiv wurde geholt. Plötzlich aber lag die Brieftasche direkt vor eurem Vater auf dem Boden. Was lag da näher, als das man ihn verdächtigte, zumal ein Mann aus dem Publikum rief: ,Der da, der war es! So wurde euer Vater verhaftet und abgeführt. Seine Vernehmung hätte erst nach Weihnachten stattgefunden, wenn ihr nicht zu mir gekommen wärt. Im Album unserer Polizeistelle fand sich das Bild eines Mannes aus dem umstehenden Kreis. Dieser war der richtige Dieb und hat inzwischen gestanden. Euren Vater aber könnt ihr gleich mitnehmen. So kam Vater noch vor Weihnachten nach Hause, und das war wirklich da schönste Geschenk für die beiden Geschwister. Sie kamen nach Hause gestürmt: „Mutti, da ist jemand, der dich sprechen will! Und dann fielen sich die Eltern glücklich in die Arme. Am Heiligen Abend aber wurden nicht nur Weihnachtslieder gesungen, es wurde auch ein Danklied angestimmt, und Tobias und Katrin sangen kräftig mit. Karl Otto Horch