Arbeitsblatt: Utopie - Thomas Morus
Material-Details
Sozialphilosophie
Ein kleiner Auftrag + Text
Deutsch
Anderes Thema
9. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
31079
911
8
22.12.2008
Autor/in
Thomas Inderbitzin
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Die „Utopia des Thomas Morus Utopia ist der Titel eines 1516 von Thomas Morus in lateinischer Sprache verfassten philosophischen Dialogs. Die Schilderung einer fernen „idealen Gesellschaft gab den Anstoss zum Genre der Sozialutopie. 1. Die Lage der Insel „Utopia Die Insel der Utopier dehnt sich in der Mitte, wo sie am breitesten ist, zweihundert Meilen weit aus, ist eine weite Strecke lang nicht viel schmäler und spitzt sich dann gegen die beiden Enden hin allmählich zu. Die Küsten bilden einen wie mit dem Zirkel gezogenen Kreisbogen von fünfhundert Meilen Umfang und gebenen der Insel die Gestalt des zunehmenden Mondes. Zwischen die beiden Hörner dringt das Meer in einer Breite von ungefähr elf Meilen, erfüllt die ungeheure Weite, die von allen Seiten von Land umgeben und so, vor Winden geschützt, wie ein riesiger See mehr still als stürmisch ist, und macht fast die ganze Bucht zu einem Hafen, der die Schiffe zum grossen Vorteil der Einwohner nach allen Richtungen einund ausfahren lässt. 2. Städte, Land und Landwirtschaft Die Insel hat vierundfünfzig Städte, alle weiträumig und prächtig in Sprache, Sitten, Einrichtungen und Gesetzen vollständig übereinstimmend. Alle haben dieselbe Anlage und, soweit es die geographische Lage gestattet, dasselbe Aussehen. Die einander nächsten sind vierundzwanzig Meilen voneinander entfernt. Andererseits ist keine so einsam, dass man von ihr aus nicht eine andere zu Fuss in einem Tagesmarsch erreichen könnte. Aus jeder Stadt kommen jährlich drei bejahrte und erfahrene Bürger in Amaurotum zusammen, um über die gemeinsamen Angelegenheiten der Insel zu beraten. Denn diese Stadt, die gewissermassen im Nabel des Landes und für Abordnungen aus allen Teilen des Landes günstig liegt, gilt als die erste. Wer eine von ihren Städten kennt, kennt alle: so völlig gleichen sie einander, soweit es das Gelände erlaubt. 3. Die Gewerbe Ein einziges Gewerbe üben alle Männer und Frauen gemeinsam aus: den Ackerbau. Von ihm ist keiner befreit; in ihm werden alle von Kindheit an unterwiesen, teils durch theoretischen Unterricht in der Schule, teils praktisch, indem die Kinder auf die der Stadt benachbarten Äcker, gleich wie zum Spiel, geführt werden, wo sie nicht nur zuschauen, sondern zur Übung der Körperkräfte auch zupacken. Ausser der Landwirtschaft, die, wie gesagt, alle gemeinsam ausüben, erlernt jeder noch ein besonderes Handwerk; das ist in der Regel die Tuchmacherei, die Leinweberei oder das Maurer-, Schmiede-, Schlosser- oder Zimmermannsgewerbe. Die wichtigste und fast einzige Aufgabe der Syphogranten ist dafür zu sorgen und darüber zu wachen, dass keiner müssig herumsitzt, sondern jeder fleissig sein Gewerbe betreibt ohne sich jedoch vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein ununterbrochen wie ein Lasttier abzumühen. Denn das wäre schlimmer als sklavische Plackerei! 4. Der Tagesablauf der Utopier Und doch ist dies fast überall das Los der Handwerker, ausser bei den Utopiern, die, während sie den Tag mit Einschluss der Nacht in vierundzwanzig Stunden einteilen, doch nur sechst Stunden für die Arbeit bestimmen: drei vor Mittag, nach denen sie zum Essen gehen; nach der Mahlzeit ruhen sie zwei Nachmittagsstunden, widmen dann wiederum drei Stunden der Arbeit und beschliessen das Tagewerk mit dem Abendessen. Da sie die erste Stunde vom Mittag ab zählen, gehen sie um die achte schlafen. Der Schlaf beansprucht acht Stunden. Die Stunden zwischen Arbeit, Schlaf und Essen sind jedem zur eigenen Verfügung überlassen, jedoch nicht um sie mit Ausschweifungen und Faulenzerei zu vergeuden, sondern um die Freizeit, die ihm sein Handwerk lässt, nach eigenem Gutdünken zu irgendeiner nützlichen Beschäftigung zu verwenden. Die meisten benützen Weiterbildung. diese Unterbrechungen zu geistiger 5. Arbeitsverteilung An dieser Stelle müssen wir jedoch, um einen Irrtum zu vermeiden, einen bestimmten Punkt genauer betrachten. Weil sie nämlich nur sechs Stunden an der Arbeit sind, könnte man vielleicht auf den Gedanken kommen, es müsse sich daraus ein Mangel an lebensnotwendigen Dingen ergeben. Weit gefehlt! Diese Arbeitszeit genügt vielmehr zur Erzeugung aller Dinge, die lebensnotwendig sind oder zur Bequemlichkeit dienen, ja, es bleibt sogar noch Zeit übrig. Auch ihr werdet das begreifen, wenn ihr bedenkt, ein wie grosser Teil des Volkes bei anderen Völkern untätig dahinlebt. Sicherlich wirst du dann viel weniger Leute finden, als du geglaubt hättest, von deren Arbeit all das herrührt, was die Menschen brauchen. Und nun erwäge noch, wie wenige selbst von diesen ein lebensnotwendiges Gewerbe betreiben, weil ja doch, da wir alles nach Geld und Geldeswert messen, viele völlig unnütze und überflüssige Tätigkeiten ausgeübt werden, die nur der Genusssucht und dem Vergnügen dienen! Wenn nämlich diese ganze Menge der Werktätigen auf die wenigen Gewerbe verteilt würde, die eine zweckmässige Verwendung der Naturgüter fordert, dann könntest du leicht feststellen, wie wenig Zeit reichlich genug, ja überreichlich wäre um alles das bereitzustellen, was unentbehrlich oder nützlich ist – ja, setze ruhig noch hinzu, was zum Vergnügen, mindestens zu einem natürlichen und echten Vergnügen, dient. Weil nun aber alle nützliche Gewerbe betreiben und dabei wiederum mit weniger Arbeit auskommen, ist es verständlich, dass sie Überfluss an allen Erzeugnissen haben und zeitweise eine gewaltige Menge von Arbeitern zur Ausbesserung der Staatsstrassen, wenn diese überholungsbedürftig sind, heranziehen können, sehr oft auch, wenn kein Bedarf an derartigen Arbeiten vorliegt, von Staats wegen die Verkürzung der Arbeitszeit verkünden. Denn die Behörden plagen die Bürger nicht gegen ihren Willen mit überflüssiger Arbeit, da die Verfassung dieses Staates vor allem nur das eine Ziel vor Augen hat, soweit es die öffentlichen Belange zulassen, allen Bürgern möglichst viel Zeit von der körperlichen Fron für die Freiheit und Pflege des Geistes sicherzustellen. Darin liegt nämlich nach ihrer Meinung das Glück des Lebens. 6. Versorgung der Bevölkerung Doch ich kehre zum Zusammenleben der Bürger zurück. Der Älteste steht an der Spitze der Familie. Die Frauen sind den Männern, die Kinder den Eltern und überhaupt die Jüngeren den Älteren unterstellt. Die ganze Stadt ist in vier gleich grosse Bezirke eingeteilt; in der Mitte jedes Bezirkes liegt der Markt für Waren aller Art. Dort werden in bestimmte Gebäude die Erzeugnisse aller Familien zusammengebracht und die einzelnen Warengattungen werden gesondert auf die Speicher verteilt. Aus diesen wieder fordert jeder Familienälteste an, was er selbst und die Seinigen brauchen, und erhält ohne Bezahlung, überhaupt ohne jegliche Gegenleistung, alles, was er verlangt. Warum nämlich sollte man ihm etwas verweigern, da doch alles im Überfluss vorhanden ist und keinerlei Befürchtung besteht, es könne einer mehr fordern, als er braucht? Denn wie wollte man annehmen, es könne einer Überflüssiges verlangen, der die Gewissheit hat, dass ihm niemals etwas fehlen wird? Begierig und räuberisch macht ja alle Lebewesen nur die Furcht vor Entbehrung oder aber den Menschen allein noch der Hochmut, der es für rühmlich hält, andere durch das Prunken mit überflüssigen Dingen zu übertrumpfen. Diese Untugend hat bei den Einrichtungen der Utopier überhaupt keinen Platz. (Thomas Morus, Utopia. Der utopische Staat. Rohwolt Verlag, Reinbeck 1960, S.48-60) Aufträge: 1. Überlegt in eurem Team, weshalb Morus für sein „Utopia eine Insel wählt? 2. Macht nun mithilfe eines Plakates euer eigenes „Utopia. Wie sieht euer Utopia aus, wie ist es aufgebaut, wer lebt dort, was tun die Leute dort, etc