Arbeitsblatt: Der Waschküchenschlüssel- didaktisierter Text
Material-Details
Didaktisierter Text zur Geschichte von Hugo Loetscher mit Lösung.
Deutsch
Textverständnis
11. Schuljahr
8 Seiten
Statistik
3376
3823
56
13.12.2006
Autor/in
Andrea Burri
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Hugo Loetscher Betrachten Sie das nebenstehende Bild. Was für einen Beruf könnte dieser Mann haben? Welche Hobbies hat er? Wie sieht sein Leben aus? Erfinden sie eine kurze Geschichte zu diesem Mann (8-10 Sätze). Achten Sie darauf, dass Sie in vollständigen Sätzen schreiben. Hier nun die Auflösung: Hugo Loetscher ist ein Schweizer Schriftsteller und ist 1929 in Zürich geboren. Er studierte in Zürich und Paris Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft. Nach seinem Studium war er erst als Literaturkritiker tätig und später arbeitete er bei Zeitschriften und Zeitungen. Seit 1969 ist er als freier Schriftsteller tätig. Hugo Loetscher unternahm ausgedehnte Reisen nach Südeuropa, Südostasien und Lateinamerika. Vor allem Brasilien hatte es ihm angetan. Er gab aber auch in Amerika und Deutschland Kurse an Universitäten. Viele seiner Werke basieren auf seinen Reiseerfahrungen. So verfasste Hugo Loetscher Reisereportagen, aber er schrieb auch Romane, Fabeln und gar Theaterstücke. Für seine Werke hat Hugo Loetscher bereits einige Literaturpreise gewonnen. Die nachfolgende Geschichte, die wir lesen, stammt aus dem Buch: Der Waschküchenschlüssel oder: Was wenn Gott Schweizer wäre; Diogenes, 83 Auftrag: 1) 2) 3) Markieren Sie in oben stehendem Text alle Wörter, die Sie nicht verstehen. Nummerieren Sie die markierten Wörter der Reihe nach. Verfassen Sie ein eigenes kleines Glossar, indem Sie die markierten Wörter im Lexikon/Duden nachschlagen und eine kurze Definition in eigenen Worten schreiben. Beispiel: Philosophie -- Wissenschaft vom Denken, streben nach Erkenntnis Lesen Sie nun nachfolgende Geschichte aufmerksam durch und bearbeiten Sie anschliessend die Aufträge. Hugo Loetscher: Der Waschküchenschlüssel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Der Waschküchenschlüssel ist in diesem Lande nicht einfach ein Gebrauchsgegenstand, welcher jenen Raum öffnet, den man Waschküche nennt und wo die Maschinen stehen, welche den Vorgang erleichtern, der waschen heißt. nein. Der Waschküchenschlüssel erschließt hierzulande einen ganz anderen Bereich; er bietet Zugang zu Tieferem. Und dies nicht nur, weil der Waschtag einen hohen Stellenwert im Ritualleben der schweizerischen Hausfrau einnimmt demnach kommen nicht Hemden und Blusen, Socken oder Unterhosen auf die Leine, sondern es werden Flaggen der Sauberkeit gehisst. Nein der Waschküchenschlüssel hat Bedeutung über seine bloße Funktion hinaus, eine Tür zu öffnen; er ist ein Schlüssel für demokratisches Verhalten und ordnungsgerechte Gesinnung. Um das zu verstehen, muss ich mit einer Geschichte ausholen, die zwar Jahre zurückliegt. Aber die neuerliche Erzählung eines Bekannten, die in gleicher Richtung zielte, bewies, dass es sich beim Waschküchenschlüssel um eine Grunderfahrung helvetischen Verhaltens handelt. In meinem Fall spielte sich die Geschichte in einem jener Mietshäuser ab, in denen es nicht nur Wohnungen, Dachböden, Kellerräume, Vorräume und Abstellräume gibt, sondern auch eine Kollektiv-Waschküche und dazu einen gemeinsamen Schlüssel. Diesen Schlüssel reichte man nach einem Terminplan von Wohnung zu Wohnung und von Etage zu Etage weiter; wenn der Schlüssel ganz oben rechts angelangt war, fing er seinen Rundgang durchs Haus unten links wieder an. Da ich Junggeselle war, brauchte ich diesen Schlüssel nicht, denn ich besorgte die Wäsche nicht selber. Aber ich musste bald erfahren, dass es nicht nur ein Recht auf den Waschküchenschlüssel gibt, sondern auch eine Pflicht ihm gegenüber. Gemäß der Hausordnung, die mir per eingeschriebenem Brief zugestellt worden war, klingelte eines Abends eine Frau und überreichte mir einen Schlüssel. Als ich sagte, ich brauche ihn nicht, sie solle ihn doch gleich der Mieterin über mir weitergeben, sah mich die Frau vor der Tür recht verdutzt an: wie sie dazu komme, mir den Weg ins obere Stockwerk abzunehmen. Als ich das nächste Mal Waschtag hatte, klingelte eine junge Frau, die Mutter von zwei Kleinkindern, die froh war, zwischendurch mal rasch die Waschküche benutzen zu können; ich überließ ihr den Schlüssel und bat sie, ihn gleich weiterzugeben, womit sie ohne weiteres einverstanden war. Aber zwei Tage darauf klingelte die Frau von der oberen Etage, die Nachfolgerin in der Waschküchenschlüssel-Ordnung; sie reklamierte, es sei an mir persönlich, den Waschküchenschlüssel weiterzugeben, und obendrein sei die Waschküche nicht sauber gewesen. Ich entschuldigte mich und erklärte, dass ich gar nicht selber gewaschen hätte. Doch die Frau machte mich darauf aufmerksam, dass ich verantwortlich sei für die Sauberkeit der Waschküche. Ihr Bruder arbeitete bei der Polizei, von dem wusste sie, dass man als Wagenbesitzer auch für den Zustand des Autos verantwortlich ist, selbst wenn man es einem dritten überlässt. Als ich der jungen Frau, der ich den Schlüssel gegeben hatte, auf der Treppe begegnete, erzählte ich ihr lachend, was geschehen war. An einem der nächsten Morgen stand ihr Mann 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 vor meiner Tür: er fände es unverschämt von mir, herumzuerzählen, seine Frau sei eine Schlampe, und er drohte, er würde alle notwendigen Schritte unternehmen. Dennoch fragte mich die junge Mutter wieder, ob sie meinen Waschküchenschlüssel haben könne. Kurz danach erkundigte sich auch die vom Parterre rechts, ob sie mal rasch in die Waschküche könne, ich bräuchte sie ja nicht. Als ich sagte, ich hätte den Schlüssel bereits der Frau vom vierten Stock links gegeben, lächelte sie nur. Ich wurde suspekt (ohne es vorerst zu merken); nun hieß es im Haus, was der und das war ich wohl mit der jungen Aeschlimann habe, dass er ihr immer den Waschküchenschlüssel zuhalte. Da beschloss ich, den Schlüssel in Empfang zu nehmen und ihn in einer Schublade ruhen zu lassen, bis meine Waschtage um waren. Um nicht behelligt zu werden, schloss ich mich während dieser Tage ein, ging nicht an die Türe, wenn es klingelte, und legte im Hinblick auf die Waschtage Vorräte an. Zudem entschloss ich mich, mit der Hausverwaltung Verbindung aufzunehmen, damit sie mich vom Weiterreichen des Waschküchenschlüssels befreie. Doch der Mann am Telefon sagte, das gehe aus grundsätzlichen Überlegungen nicht, man müsse nur an einen eventuellen Wohnungswechsel denken, was da passieren könnte. nein, ich solle die Waschküche benutzen, er sei bereit, mir die Waschmaschine zu erklären, er kenne viele Junggesellen, die ihre Wäsche selber besorgten. Also packte ich beim nächsten Waschtag meine schmutzige Wäsche in einen Korb und trug ihn hinunter, als die Nachbarin mit einer andern auf der Treppe stand. Aber noch ehe ich die Bedienungsvorschrift der Waschmaschine gelesen hatte, war es mir verleidet. Ich ließ die Schmutzwäsche stehen und trug sie erst am Ende meiner Waschtage heimlich in die Wohnung, um sie dann im Koffer in eine Wäscherei zu bringen, die nicht in der Nähe des Mietshauses lag. Aber dann stellte mich die Frau vom dritten Stock links: wann ich eigentlich wasche; sie würde auch gern zwischendurch einmal die Waschmaschine benutzen wie die andern, sie habe ein paar Mal am Abend bei mir geklingelt, aber ich sei ja gewöhnlich nicht zuhause und morgens früh traue sie sich nicht, weil ich doch regelmäßig erst nach Mitternacht heimkäme. Es bot sich nur eine Möglichkeit, dem allem auszuweichen: Ich legte meine kurzen Reisen auf meine Waschtage, ich hielt als Journalist Ausschau nach Ereignissen, die dann stattfanden, wenn in der Hausordnung meine Waschtage vorgesehen waren. Auf diese Weise war ich weg, und die andern blieben mit meinen Waschtagen zurück. Sie stritten, wer über den Schlüssel verfügen dürfe, ob die, welche vor mir dran war, oder die nach mir. So viele Parteien und Fraktionen sich auch bildeten, in einem Punkt waren sich alle einig: P könnte jeder kommen und einfach verreisen. Ich hatte völlig falsche Vorstellungen gehabt vom Waschküchenschlüssel. Ich hatte gemeint, das sei ein Schlüssel für eine Waschküche, aber der Waschküchenschlüssel war etwas ganz anderes: Er war der integrierende Bestandteil einer Hausordnung, angesichts der die Waschküche selber an Bedeutung verlor. Wir benutzen die Waschküche wie unser Demokratie nicht so sehr als Boden für Freiheiten, dafür umso lieber als Fundament für eine Hausordnung. Was für ein weites Feld ist da schon der Alltag. Und wenn darob auch Unglück entsteht, entscheidend ist nur, ob die Mehrheit an der Aufrechterhaltung der Waschordnung beteiligt ist oder nicht zumal keiner der Unglücklichen behaupten kann, er sei nicht zu seinem Waschküchenschlüssel gekommen. Arbeitsaufträge: 1) „Es werden Flaggen der Sauberkeit gehisst (Zeile 8). Erklären Sie in ganzen Sätzen diese Aussage. 2) Warum erwähnt der Autor, dass ein Bekannter eine ähnliche Geschichte erlebt hat? (Zeile 11-13) Geben Sie zwei Begründungen. 3) Wo im Text merkt man das erste Mal, dass das Verhalten des neuen Mieters für Diskussion im Hause sorgt? Geben Sie die Zeilennummer an und begründen Sie. 4) Zeile 37 und weiter: Der Vergleich mit dem Auto hinkt teilweise. Geben Sie zwei Begründungen, warum der Vergleich nicht 1:1 übertragen werden kann. 5) Zeile 41 und weiter: Der Erzähler lacht über das Vorgefallene. Warum nimmt der Ehemann der jungen Mutter den Vorfall so viel ernster? Geben Sie zwei Begründungen. 6) Im Verlauf der Geschichte werden gegenüber dem Ich- Erzähler verschiedene Vorwürfe erhoben, direkt oder indirekt. Listen Sie 4 davon auf. 7) Wie ist das Verhältnis unter den Frauen im Wohnblock zu charakterisieren? Schreiben Sie vier passende Stichworte auf. 8) „Wir benutzen die Waschküche wie unsere Demokratie- nicht so sehr als Boden von Freiheiten, dafür um so lieber als Fundament für eine Hausordnung (Zeile 82) Erklären Sie in ganzen Sätzen diese Aussage. 9) Ersetzen Sie folgende Wörter aus der Geschichte, indem Sie sie durch ein passendes entsprechendes Wort ersetzen oder sie umschreiben. Zeile 22: Zeile 33: Zeile 42: Zeile 76: Zeile 79: Zeile 83: Zeile 86: 10) Pflicht reklamieren unverschämt verfügen Vorstellungen Fundament Aufrechterhaltung Setzen Sie in die indirekte Rede: In einem Punkt waren sich alle einig: „Da könnte jeder kommen und einfach verreisen. Die Frau seufzte:Ich habe so viel zu waschen!, und fragte:Wann kann ich den Schlüssel bekommen? 11) Suchen Sie bei den folgenden Sätzen für das Unterstrichene 2 Wörter oder Ausdrücke mit ähnlicher Bedeutung, die auch in den Textzusammenhang passen würden. Zeile 11: um das zu verstehen Zeile 56/57: damit sie michbefreie Lösungen Arbeitsaufträge: 1) „Es werden Flaggen der Sauberkeit gehisst (Zeile 8). Erklären Sie in ganzen Sätzen diese Aussage. Es geht nicht darum, dass die Wäsche trocken wird, sondern dass man zeigen kann, wie sauber der eigene Haushalt ist. Das wird wie mit einer Flagge nach aussen verkündet. 2) Warum erwähnt der Autor, dass ein Bekannter eine ähnliche Geschichte erlebt hat? (Zeile 11-13) Geben Sie zwei Begründungen. Grössere Glaubwürdigkeit der eigenen Geschichte, Allgemeingültigkeit der Geschichte wird betont, Bezug zu früherer Erfahrung 3) Wo im Text merkt man das erste Mal, dass das Verhalten des neuen Mieters für Diskussion im Hause sorgt? Geben Sie die Zeilennummer an und begründen Sie. Zeile 28: Die junge Mutter würde nicht klingeln, wenn nicht im Haus darüber gesprochen worden wäre. 4) Zeile 37 und weiter: Der Vergleich mit dem Auto hinkt teilweise. Geben Sie zwei Begründungen, warum der Vergleich nicht 1:1 übertragen werden kann. Der Vergleich ist übertrieben. Wenn ein Auto schlecht gewartet wird und einen Unfall hat, ist der Besitzer sicher mitschuldig. Wenn aber eine Waschküche schlecht geputzt ist, so entsteht kein eigentlicher Schaden. 5) Zeile 41 und weiter: Der Erzähler lacht über das Vorgefallene. Warum nimmt der Ehemann der jungen Mutter den Vorfall so viel ernster? Geben Sie zwei Begründungen. Der Ehemann empfindet es vielleicht als Beleidigung, dass behauptet wird, die Waschküche sei schlecht geputzt. Er will seine Frau verteidigen. Er fühlt sich so hingestellt, als sei sein ganzer Haushalt nicht sauber. Er findet, dass sich jeder ordentlich verhalten muss, sonst gehört derjenige nicht zur Hausgemeinschaft. 6) Im Verlauf der Geschichte werden gegenüber dem Ich- Erzähler verschiedene Vorwürfe erhoben, direkt oder indirekt. Listen Sie 4 davon auf. Er habe ein Verhältnis mit der jungen Mutter Er bevorzuge die junge Mutter Er ziehe sich aus der Verantwortung, indem er verreist Er rede schlecht über die junge Mutter 7) Wie ist das Verhältnis unter den Frauen im Wohnblock zu charakterisieren? Schreiben Sie vier passende Stichworte auf. Neid, gegenseitige Kontrolle, Unzufriedenheit wegen der Ordnung, Schwatzhaftigkeit, Missgunst 8) „Wir benutzen die Waschküche wie unsere Demokratie- nicht so sehr als Boden von Freiheiten, dafür um so lieber als Fundament für eine Hausordnung (Zeile 82) Erklären Sie in ganzen Sätzen diese Aussage. Die Waschküche wird mit unserer Demokratie verglichen. Statt Möglichkeiten zu nutzen, schränken wir die Freiheiten mit übertriebenen „Hausordnungen selber ein. 9) Ersetzen Sie folgende Wörter aus der Geschichte, indem Sie sie durch ein passendes entsprechendes Wort ersetzen oder sie umschreiben. Zeile 22: Zeile 33: Zeile 42: Zeile 76: Zeile 79: Zeile 83: Zeile 86: 10) Pflicht reklamieren unverschämt verfügen Vorstellungen Fundament Aufrechterhaltung Zwang, man muss etwas tun sich beschweren, sich beklagen frech, dreist verwalten, in der Hand haben Meinung, Bild Boden, Grundlage Weiterführung, es darf nicht verändert werden Setzen Sie in die indirekte Rede: In einem Punkt waren sich alle einig: „Da könnte jeder kommen und einfach verreisen. In einem Punkt waren sich alle einig, dass da jeder kommen könne und einfach verreisen. Die Frau seufzte:Ich habe so viel zu waschen!, und fragte:Wann kann ich den Schlüssel bekommen? Die Frau seufzte, sie habe so viel zu waschen und fragte, wann sie den Schlüssel bekommen könne. 11) Suchen Sie bei den folgenden Sätzen für das Unterstrichene 2 Wörter oder Ausdrücke mit ähnlicher Bedeutung, die auch in den Textzusammenhang passen würden. Zeile 11: um das zu verstehen um das zu begreifen, um das erfassen zu können, um das richtig zu interpretieren, um meinen Überlegungen folgen zu können,. Zeile 56/57: damit sie michbefreie damit man mich von der Liste streicht, damit man mich auslässt, dass ich nicht mehr waschen muss,