Arbeitsblatt: Beurteilung des Kaiser Augustus
Material-Details
3 kontroverse Darstellungen und Bewertungen zu Kaiser Augustus' Herrschaft.
Geschichte
Altertum
10. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
34036
930
5
03.02.2009
Autor/in
mik (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Tacitus, ein römischer Geschichtsschreiber, schreibt um die Jahre 115/116 n. Chr. in seinem Werk „Annalen über Augustus: (2) Nach dem gewaltsamen Tod des Brutus und des Cassius1 gab ein keine inneren Konflikte mehr die mit den 5Waffen ausgetragen wurden: Pompeius war bei Sizilien erledigt, Lepidus seiner Macht entkleidet, Antonius umgebracht. Auch die julianische Partei verfügte, abgesehen von Caesar (Octavian), über keinen Führer mehr. Er legte den Titel eines Triumvirs ab, trat als Konsul auf und begnügte sich, um für die Sache der Plebs einzutreten, mit dem tribunizischen Recht. Sobald er das Militär mit Geschenken, das Volk durch Getreidespenden, alle miteinander durch die Annehmlichkeit einer Friedenszeit für sich gewonnen hatte, erhob er 10allmählich höher sein Haupt und zog die Befugnisse des Senats, der Staatsverwaltung und der Gesetzgebung an sich. Dabei fand er keinen Widersacher, da die tatkräftigsten Männer auf den Schlachtfeldern geblieben oder den Proskriptionen zum Opfer gefallen waren, während die übriggebliebenen Angehörigen der Nobilität bereitwillig das Joch der Knechtschaft auf sich nahmen und dafür um so höher an Reichtum und Ehren stiegen, ja die neue Lage sich zunutze machten und die sichere Gegenwart einer gefahrvollen Vergangenheit vorzogen. Auch die 15Provinzen lehnten sich gegen diesen Stand der Dinge nicht auf, da das Regiment des Senats und des Volkes wegen der Streitigkeiten der Machthaber und der Habsucht der Beamten in Misskredit gekommen war, wobei man von den Gesetzen, die durch Gewalttat und Parteilichkeit, ja zuletzt durch Bestechung unwirksam gemacht wurden, keine wirksame Hilfe zu erwarten hatte. [.] 20(3) [.] Im Innern war die Lage ruhig. Die Staatsämter hatten noch die gleichen Bezeichnungen, die Jungen waren nach dem Sieg bei Actium und auch die Alten zum größten Teil noch während der Bürgerkriege geboren. Wie wenige gab es da, die das freie Gemeinwesen erlebt hatten! (4) So hatte sich denn die Staatsform gewandelt, und nirgends hatte diese Wandlung eine Spur der alten 25Sittenreinheit hinterlassen. Die Gleichheit der Staatbürger war beseitigt, und alle schauten nur noch auf die Befehle des Princeps, [.] (Anlässlich der Leichenfeier nach dem Tod des Augustus im Jahr 14 n. Chr. stellt Tacitus die Stimmung der Bevölkerung gegenüber Augustus folgendermaßen dar) (10) Das Pflichtgefühl gegenüber seinem Vater und die 30Notzeiten des Gemeinwesens habe er nur als Vorwand benutzt, in Wirklichkeit habe er aus Herrschsucht durch freigebige Spenden die Veteranen unter Waffen gerufen, als Jüngling ohne eine amtliche Stellung ein Heer ausgerüstet, [.] Dem Senat sei trotz seinem Sträuben das Konsulat abgerungen worden, und die Waffen, die der Caesar gegen Antonius erhalten habe, habe er gegen das Gemeinwesen gekehrt. Die Ächtungen der Bürger, [.] hätten nicht einmal die gelobt, von denen sie durchgeführt wurden. Wohl gehe der Tod des Cassius und der 35beiden Brutus2 auf deren Feindschaft gegen seinen Vater zurück obwohl es sich gehöre, persönliche Hassgefühle zugunsten des Gemeinwesens zurückzustellen , aber [.] Lepidus (sei) durch die Vorspiegelung von Freundschaft getäuscht worden. Später habe dann Antonius, durch das Bündnis von Tarent und Brundisium3 und die Heirat mit seiner Schwester verlockt, die hinterlistige Verschwägerung mit dem Tode bezahlen müssen. Freilich habe dann zweifellos Frieden geherrscht, aber ein blutiger. Lollius und Varus4 hätten Niederlagen erlitten, 40in Rom seien Männer wie Varro, Egnatius und Iullus 5 hingerichtet worden, [.] Nichts sei für die Verehrung der Götter übriggeblieben, da er in Tempeln und im Götterbild durch Flamines und sonstige Priester verehrt werden wollte. Auch Tiberius habe er nicht aus Liebe oder aus Fürsorge für das Gemeinwesen als Nachfolger bestimmt; sondern weil er in seine anmaßende und grausame Wesensart Einblick gewonnen habe, habe er für sich selbst Ruhm durch das Gegenbild eines Scheusals gesucht. [Tacitus, Annalen 1,24. 10 (übers. v. W. 45Sontheimer)] 1 die Caesarmörder 2 es gab zwei Caesarmörder mit dem Namen Brutus 53 Im Vertrag von Brundisium (40 v.Chr.) trafen die Triumvirn Absprachen; im Vertrag von Tarent (37 v.Chr.) wurde das Triumvirat um fünf Jahre verlängert. 4 Lollius erlitt im Jahr 16 v.Chr., Varus im Jahr 9 n.Chr. schwere Niederlagen gegen die Germanen 5 wegen Hochverrats KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Arbeitsaufträge: 5 1) Analysieren Sie den Text des Tacitus hinsichtlich seiner Aussagen zu folgenden Punkten: a) Aufstieg des 2) Beschreiben Sie, zu welchem Gesamturteil Tacitus über Augustus kommt! Fassen Sie das Gesamturteil Octavian, b) Machtstellung des Augustus, c) Folgen der Herrschaft des Augustus für Rom thesenartig zusammen! KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Velleius Paterculus, ein römischer Geschichtsschreiber, schreibt um die Jahre 29/30 n.Chr. in seinem Werk „Römische Geschichte über Augustus: 61 (1) (Nach der Ermordung Caesars im Jahr 44 v.Chr.) Der Senat war unter der Gewaltherrschaft des 5Antonius wie gelähmt: Alle fühlten Empörung und Schmerz, aber keiner hatte die Kraft zum Widerstand. Da faßte der junge Caesar (Octavian), gerade 19 Jahre alt, einen bewundernswert kühnen Plan, den er auch großartig durchführte: Mit größerer Einsatzbereitschaft für den Staat, als sie der Senat bewies, bot er in eigener Initiative die Veteranen seines Vaters auf, [.] 1066 (1) (Im Jahr 43 v. Chr. schlossen Octavian, Antonius und Lepidus das Triumvirat) Dann begannen Antonius und Lepidus zu wüten. Caesar widersetzte sich, aber einer gegen zwei ohne Erfolg. So führten sie nach Sullas bösem Beispiel abermals Proskriptionen 6 durch. (2) Es war damals der Gipfel der Schändlichkeit, daß Caesar unter den Zwang geriet, jemanden zu proskribieren, [.] 1585 (1) Dann kam der Tag der großen Entscheidung 7, an dem Caesar und Antonius ihre Flotten aufstellten und, der eine für das Heil, der andere zum Verderben des Erdkreises, ihren Kampf ausfochten. [.] 86 (1) Was die Welt diesem Tag verdankte, wie sich durch ihn das Schicksal des Staates veränderte wer könnte das in einem solch knappen Werk, das nur einen Überblick gibt, auszudrücken wagen? [.] 2089 (1) (Im Jahr 29 v. Chr. nach dem Sieg von Actium und nach der Neuregelung der Verhältnisse im Osten des Reiches) Als Caesar nach Italien und nach Rom zurückkehrte wie die Menschen da zusammenliefen, mit welch allgemeiner Begeisterung von Jung und Alt, von Hoch und Niedrig er da empfangen wurde, wie prächtig seine Triumphe und seine Spiele waren das könnte man nicht einmal in einem ausführlichen Geschichtswerk angemessen beschreiben, geschweige denn in diesem kurzen Abriss. (2) Dann aber gab es 25nichts, was Menschen von den Göttern erflehen noch die Götter den Menschen gewähren können, nichts, was sich durch Gelübde erreichen noch vom Glück erlangen lässt, was Augustus nicht nach seiner Rückkehr nach Rom dem Staat, dem römischen Volk und der Welt geschenkt hätte. (3) Nach zwanzig Jahren wurde der Bürgerkrieg beendet, die auswärtigen Kriege beigelegt, der Friede wiederhergestellt, die Raserei der Waffen allenthalben zur Ruhe gebracht. Die Gesetze erhielten ihre Kraft zurück, die Gerichte 30ihre Autorität, der Senat seine hohe Würde; die Amtsgewalt der Magistrate wurde auf ihr früheres Maß eingeschränkt. Es wurden lediglich zu den acht Prätoren noch zwei hinzugewählt. (4) Die althergebrachte Form des Staates wurde wiederhergestellt, die Äcker fanden wieder Pflege, die Heiligtümer wurden geehrt, die Menschen genossen Ruhe und Frieden und waren sicher im Besitz ihres Eigentums. Vorhandene Gesetze erhielten nützliche Verbesserungen, neue wurden zum allgemeinen Nutzen erlassen. Die Wahl in 35den Senat wurde zwar nicht nach rigorosen, aber doch nach strengen Grundsätzen vorgenommen. Führende Männer, die Triumphe und hohe Ehrenstellen aufzuweisen hatten, lud der Princeps durch seine Aufmunterung dazu ein, sich für die Verschönerung der Stadt einzusetzen. (5) Was das Konsulat anging, so konnte man von Caesar nur erreichen, dass er es elfmal hintereinander übernahm, wobei er des öfteren dagegen Widerspruch erhob. Die Diktatur aber, die ihm das Volk immer wieder übertragen wollte, lehnte er 40ebenso beharrlich ab. (6) Wollte man die Kriege unter seiner Führung beschreiben, die Befriedung des Erdkreises durch seine Siege und alles, was er innerhalb und außerhalb Italiens vollbracht hat, dann würde selbst ein Geschichtsschreiber, der seine ganze Lebenszeit nur auf dieses eine Werk verwenden wollte, dabei müde werden. [.] 4590 (1) Die Bürgerkriege waren beendet, wie ich berichtet habe, und wie die einzelnen Glieder des Staates, so wuchs auch in den anderen Ländern alles wieder zusammen, was in den jahrelangen Kämpfen von den Waffen zerfleischt und zerrissen worden war. [Velleius Paterculus, Römische Geschichte 61,1; 65,2; 66,1f; 89,190,1 (übers. v. M. Giebel)] 6 Bei der Proskription (von lat.proscriptio: die Bekanntmachung, Achterklärung) handelte es sich im antiken Rom um die Ächtung einer Person, was bedeutete, dass diese Person nach römischem Recht von jedem getötet werden durfte und die Hinterlassenschaft der betroffenen Person dem Staat zufiel. Die Namen der geächteten Personen 5wurden öffentlich ausgehängt und es gab auch oftmals eine Belohnung für denjenigen, der einen Proskribierten tötete. Daraus entwickelte sich später das Kopfgeldjägertum. 7 Schlacht von Actium (31 v.Chr.) KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Arbeitsaufträge: 1) 5 2) Analysieren Sie den Text des Velleius Paterculus hinsichtlich seiner Aussagen zu folgenden Punkten: a) Aufstieg des Octavian, b) Machtstellung des Augustus, c) Folgen der Herrschaft des Augustus für Rom Beschreiben Sie, zu welchem Gesamturteil Velleius Paterculus über Augustus kommt! Fassen Sie das Ge samturteil thesenartig zusammen! KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Der Geschichtsschreiber Cassius Dio verfaßt zwischen den Jahren 229235 n. Chr. sein Werk „Römische Geschichte. Hierin schreibt er über Augustus: (Im Jahr 43 v. Chr.) Nachdem sie (Octavian, Antonius, Lepidus) diesen Vertrag (Triumvirat) 5geschlossen und sich gegenseitig in Eid genommen hatten, zogen sie in Eilmärschen auf Rom; man konnte meinen, sie wollten alle unter gleichen Bedingungen die Herrschaft antreten, indessen hegte jeder einzelne die Absicht, die gesamte Macht an sich zu reißen. [.] (Damals) kam es erneut zu jenen Mordtaten, wie sie sich einst Sulla auf Grund der Proskriptionen erlaubt hatte, und die ganze Stadt füllte sich mit Leichen. [.] Denn als Ergebnis der gegenseitigen Verhandlungen setzten sie (Octavian, Antonius, Lepidus) Freund 10und Feind auf eine Art Liste [.] Diese Taten gingen vor allem von Lepidus und Antonius aus; [.] Hingegen scheint Caesar lediglich wegen seiner Teilhabe an der Macht bei den Maßnahmen mitgewirkt zu haben. [.] (Nach Ende des Bürgerkrieges im Jahr 27 v. Chr) So ging die ganze Macht sowohl des Volkes wie auch des Senats auf Augustus über, und von diesem Zeitpunkt an bestand, genau gesagt, eine Monarchie. 15Das Wort Monarchie dürfte nämlich der Wahrheit am nächsten kommen, ungeachtet dessen, dass manchmal sogar zwei oder drei Personen gleichzeitig die Macht in Händen hatten. (Anlässlich der Leichenfeier nach dem Tod des Augustus im Jahr 14 n. Chr. beschreibt Cassius Dio die Stimmung der Bevölkerungen) [.] Von wirklicher Trauer war indessen augenblicklich 20nur bei wenigen die Rede, erst später wurden sie alle davon ergriffen. Denn Augustus zeigte sich jedem gegenüber gleichmäßig freundlich und half vielen in Geldangelegenheiten aus. Seinen Freunden erwies er große Ehre und freute sich über die Maßen, wenn sie ihre Ansichten frei äußerten. [.] Neben solchen Ver haltensweisen erinnerte sich das Volk auch daran, dass er seinen Beleidigern nicht maßlos zürnte und die Treue auch denen gegenüber hielt, die ihrer nicht würdig waren. [.] Indessen nicht allein aus diesen 25Gründen vermissten ihn die Römer gar sehr, sondern auch deshalb, weil er Monarchie mit Demokratie verband und ihnen so die Freiheit erhielt und zugleich auch Ordnung und Sicherheit schuf. Auf diese Weise blieben sie von aller demokratischen Zuchtlosigkeit wie von tyrannischen Gewaltakten verschont und konnten zugleich in maßvoller Freiheit und unter einer Monarchie ohne Schrecken leben. Untertanen einer Königsherrschaft, waren sie doch keine Sklaven, und Mitglieder einer Demokratie, brauchten sie keine 30Parteiungen zu fürchten. Denn wenn sich auch einige seiner früheren Taten zur Zeit der Bürgerkriege erinnerten, so rechneten sie jene dem Zwang der Verhältnisse zu und hielten es für angebracht, sein wahres Denken den Taten zu entnehmen, die er im unbestrittenen Besitz der Macht vollbrachte; denn da zeigte sich in der Tat wahrhaftig 35ein gewaltiger Gegensatz. Jedermann kann das wohl bestätigen, der seine Handlungen im einzelnen überprüft. Wenn ich sie alle in Kürze zusammenfasse, darf ich feststellen, dass er dem ganzen Parteienstreit ein Ende setzte, dem Staat durch Umgestaltung gewaltige Macht verlieh und ihn kraftvoll stärkte. So könnte man, selbst wenn es zu irgendwelchen Gewaltakten kam, wie sich solche ja gewöhnlich in außerordentlichen Lagen ereignen, diese mit größerem Rechte den Zeitumständen als ihm persönlich zur 40Last legen. Nicht zum wenigsten aber trug zu seinem Ruhme die Länge der Regierung bei. Denn von den Männern aus den Tagen der Demokratie waren die meisten und die mächtigeren tot; die spätere Generation aber wusste nichts mehr davon, war vielmehr allein oder großenteils unter den augenblicklichen Ver hältnissen aufgewachsen und so nicht nur nicht feindlich ihnen gegenüber als vertrauten Dingen eingestellt, sondern fand sogar Gefallen daran; sah sie doch, dass der derzeitige Zustand besser und gefahrloser als 45jener war, den sie vom Hörensagen her kannte. [Cassius Dio, Römische Geschichte, 46,45f; 47,1.3.7; 56,43f (übers. v. O. Veh)] Arbeitsaufträge: KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit 1) 2) Analysieren Sie den Text des Cassius Dio hinsichtlich seiner Aussagen zu folgenden Punkten: a) Aufstieg des Octavian, b) Machtstellung des Augustus, c) Folgen der Herrschaft des Augustus für Rom Beschreiben Sie, zu welchem Gesamturteil Cassius Dio über Augustus kommt! Fassen Sie das Ge samturteil thesenartig zusammen! KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Beurteilung des Augustus: Ein eindeutiges Bild? Tacitus: Aufstieg: Machtstellung: Cassius Dio: Velleius Paterculus: Herrschsucht Machtinteressen Einsatz für den Staat Gewalt u. Gesetzlosigkeit Gewalt Gewalt (unter Zwang) Alleinherrschaft Monarchie Wiederherstellung d. Republik Knechtschaft Stabilität Folgen für Rom: blutiger Frieden Ordnung, Sicherheit, Freiheit Frieden, Sicherheit Gesetze, Recht skrupelloser Unterdrücker stabilisierender Monarch Perspektive: republ. Wertvorstellung monarch. Wertvorstellung Friedensfürst Erfahrungshorizont eines Betroffenen KSZ – gsc – 1. Abteilung Römische Kaiserzeit Perspektivität der Beurteilungen des Augustus in Antike und Moderne