Arbeitsblatt: Strassenkinder in Deutschland

Material-Details

Bericht zu Strassenkinder in Deutschland
Deutsch
Anderes Thema
7. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

3825
757
4
18.01.2007

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Auch in Deutschland gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche ohne feste Bleibe 7‘000-50‘000 Frankfurt/Main. Hauptbahnhof. Es riecht nach kaltem Essen und überfüllten Abfalleimern. Dazwischen die Gerüche der Kaffeestände und Würstchenbuden. Eine alte Frau läuft mit einem Gepäckwagen, der vollbepackt mit Plastiktüten ist, durch die Bahnhofshalle. Ab und zu bleibt sie stehen, gestikuliert mit den Händen, fängt an zu reden, schüttelt mit dem Kopf. Doch da ist niemand, der zuhört. Zwischen all den Menschen, die da mit und ohne Gepäck in die Züge einund aussteigen, geht ein Mädchen bettelnd auf und ab. Sanft geht sie auf Passanten zu, streckt ihnen mit gebeugtem Rücken ihre Hand hin und murmelt etwas vor sich hin. Stefanie Betz, blaue Augen, blonde Haare, schlanke Figur, fünfzehn Jahre alt. Sie lebt seit einem Jahr auf der Straße. Nachts schlafe ich nicht. Ich schlafe in S-Bahnen und fahre hin- und her. Oder schlafe da, während die S-Bahn hin- und herfährt oder manchmal hier so auf Bänken auf dem Gleis oder . Ich habe auch schon oft im Stehen irgendwo geschlafen. Gemeinsam mit ihrem Freund Manuel bettelt Stefanie im Hauptbahnhof Reisende um Geld an. Die beiden sind Straßenkinder. Bisher hat die Öffentlichkeit wenig Notiz von Kindern und Jugendlichen genommen, die ihr Leben ganz oder zeitweise auf der Straße verbringen. Ein Tabuthema unserer Gesellschaft: Straßenkinder, Kinder, die auf der Straße leben; denn so etwas darf es in der reichen Bundesrepublik nicht geben, zumindest nicht nach dem Gesetz und unseren gesellschaftlichen Moralvorstellungen. Kinder und Jugendliche laufen aus Heimen und ihren Elternhäusern weg, weil sie dort weder Geborgenheit noch Liebe finden. Aber sie verlassen auch ihre Elternhäuser wegen zu enger Wohnverhältnisse und der damit verbundenen Einschränkung ihres individuellen Lebensraumes. Sie flüchten vor gewalttätigen Übergriffen durch die Erwachsenen, und sie flüchten auch vor sexuellem Mißbrauch, In der Hoffnung, auf den Straßen unserer Republik ihr Glück zu finden, geraten sie dort in den Sog der Straße, von dem es oftmals kein Zurück mehr gibt. Das Leben auf der Straße ist für sie einfacher als in einer Familie, in der es ohnehin keinen Platz für sie gibt, oder in Heimen, wo sie sich den Mühen institutionalisierter Erziehung unterwerfen müssen. Da bleibt dann nur noch der Weg auf die Straße. Nach Schätzungen des Kinderschutzbundes leben auf den Straßen der Bundesrepublik etwa 50 000 Kinder und Jugendliche so wie Stefanie: Ich hoffe halt, daß ich irgendwie dann mal den Absprung schaffe. Ich weiß halt noch nicht wie und auch nicht wann, aber ich hoffe halt, daß ich ihn irgendwann einmal schaffe. Wenn ich es nicht schaffen sollte, dann wird meine Zukunft wahrscheinlich gar nicht mehr so lange sein. In der Meinmetropole Frankfurt hat die Stadt eine Übernachtungsstelle für Kinder und Jugendliche eingerichtet, in der Kinder und Jugendliche für sechs Nächte im Monat eine Unterkunft erhalten. Gleichzeitig bietet das Sleep-In persönliche Beratungsgespräche für die Kinder und Jugendlichen an, um ihnen eine Perspektive für ihr zukünftiges Leben zu vermitteln. Abgewetzte Jeans, Pickel im Gesicht, die Haare über den Augen. Manuel Dupont, 16 Jahre alt. Stefanie und Manuel sind seit ein paar Monaten befreundet. Sie schlafen gemeinsam in U-Bahnschächten, treiben sich am Bahnhof und in Kaufhäusern herum. Manuel gibt seiner Zukunft keine Chancen mehr: Wenn ich ehrlich bin, wenn ich ganz ehrlich bin, dann macht mir das Leben auf der Straße überhaupt keinen Spaß. ich haue doch immer nur wieder ab, weil ich das Gefühl habe, daß die Erwachsenen mich überhaupt nicht verstehen. Ich will doch wieder eine Familie haben, eine ganz normale Familie, mit Vater, Mutter und Kindern und alles, was da noch so dazugehört. (leicht gekürzt)