Arbeitsblatt: Industrialisierung, Der Weg zum Sozialstaat

Material-Details

Der Weg zum Sozialstaat, Rollenspiel, Fabrikgesetz, Genossenschaft und Gewerkschaft
Geschichte
Neuzeit
8. Schuljahr
9 Seiten

Statistik

4476
1450
119
14.02.2007

Autor/in

Panagiota Sotiropoulos
Imfeldstrasse 99
8037 Zürich

0765114146
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Industrialisierung Der Weg zum Sozialstaat Sozialform: Gruppenarbeit Zeit: 45 min Ziel: • Du kennst die Begriffe Gewerkschaft, Genossenschaft und Streik und kannst ihre Auswirkungen bis in die heutige Zeit erkennen • Du kennst zentrale Forderungen der Gewerkschaften • Du kennst den Zweck der Genossenschaften und kannst einige Beispiele nennen • Du weißt, weshalb die Arbeiter Gewerkschaften und Genossenschaften gegründet haben • Du kennst Bedingungen, die zu einem Streik führen können und welche Ergebnisse/ Folgen ein Streik mit sich ziehen kann • Du kannst einige Ergebnisse der sozialen Reformen aufzählen • Du kannst die Situation von Menschen in ungeschützter sozialer Stellung nachempfinden Beim Rollenspiel • erkennst du, dass jede „Rolle aus ihrer Sicht logische Argumente vertritt • siehst du ein, dass sich zu dieser Zeit verschiedene Interessen und Ängste gegenüberstanden Info: Um ihre Arbeits – und Lebensbedingungen zu verbessern schlossen sich die Arbeiter zusammen und erzwangen so soziale Reformen. Die Arbeitskämpfe wurden oft von beiden Seiten mit grosser Härte ausgetragen. Gewalttätigkeiten, Polizei – und Armeeeinsatz waren recht häufig. Eine der wichtigsten Errungenschaften im Kampf für soziale Gerechtigkeit war das Fabrikgesetz im Jahre 1877. Auftrag: 1. Lest zuerst (jeder einzeln) das Info – Blatt „Die Arbeiter organisieren sich durch. 2. Rollenspiel: Das Ziel dieses Rollenspiels ist es, anhand von verschiedenen Sichtweisen (vgl. die verschiedenen Personen) Argumente für und gegen ein Fabrikgesetz zu finden. a) Diskutierte in der Gruppe: Was sollte in diesem Fabrikgesetz stehen? Was sollte geregelt sein und schriftlich festgehalten? Was und Wem nützt ein Fabrikgesetz? Die Industrialisierung b) Verteilt die Rollen. Zur Verfügung stehen: Fabrikarbeiter, Fabrikkind, reiche Mutter (Fabrikfrau), Fabrikbesitzer (vgl .Rollenkärtchen) c) Nun liest jeder seine Personenkarte, auf der einige Informationen zu den einzelnen Personen drauf stehen, durch und versetzt sich in die Lage seiner zu spielenden Person. d) Jede( r) schreibt in sein Arbeitsheft, was er /sie im Fabrikgesetz festhalten würde. Was ist für die betreffende Person wichtig? e) Erarbeitet nun gemeinsam (immer noch in der entsprechenden Rolle) einen Fabrikgesetzesentwurf indem ihr alles festhaltet, was für die einzelnen Personen wichtig ist und was gefordert wird. f) Vergleicht dann euren Fabrikgesetzesentwurf mit dem ersten Eidgenössischen Fabrikgesetz (1877) Auswertung: Vergleichen mit dem Fabrikgesetz 1877 Gebt euren Gesetzesentwurf der Lehrperson ab. Material: Info – Blatt Rollenkärtchen Arbeitsheft Blatt (A4) für Fabrikgesetzesentwurf Erstes Eidgenössisches Fabrikgesetz (1877) Die Industrialisierung Die ArbeiterInnen in der Schweiz organisieren sich und erzwingen soziale Reformen Die FabrikarbeiterInnen kämpften nicht gegen die Existenz der Fabriken. Für sie ging es um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Dieses Ziel konnten sie nur erreichen, wenn sie sich zusammenschlossen. Die ersten Arbeitervereinigungen umfassten nur die ArbeiterInnen einer bestimmten Berufsrichtung in einer Stadt oder in einem Kanton. Sie dienten vor allem der gegenseitigen Hilfe in der Not. Aus den Arbeitervereinigungen wurden allmählich Gewerkschaften. Das wichtigste Ziel der Gewerkschaften war es, für ihre Mitglieder einen gemeinsamen, möglichst günstigen Arbeitsvertrag mit den Arbeitgebern ihres Berufes abzuschliessen. Als Vertragspartner war die Gewerkschaft viel stärker als der einzelne Arbeiter. Als wichtiges Druckmittel der Gewerkschaften erwies sich der Streik. Alle Arbeiter einer Firma oder eines Berufszweiges verweigerten die Arbeit, bis die Arbeitgeber den Lohn erhöhten oder anderen gewünschten Forderungen nachgaben. Je mehr ArbeiterInnen einer Gewerkschaft angehörten, desto wirksamer waren ihre Forderungen und Streikforderungen. Auch in der heutigen Zeit bietet der Streik eine Möglichkeit, unter Druck die Arbeitsbedingungen zu verändern. Seit 1890 wird der 1. Mai als Tag der Arbeit gefeiert. Mit der Zeit schlossen sich die kantonalen Gewerkschaften zu nationalen Gewerkschaften zusammen. 1880 entstand als Dachverband der Schweizerische Gewerkschaftsbund. Die Ziele des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (1881): «Drückt nicht der kapitalistischen moderne Grundsätzen Industrialismus den Arbeiter, nach den Menschen zum willenlosen Tier herab? Gewiss!. Von der Befreiung der Arbeit hängt die Zukunft der Menschheit ab, und diese Entwicklung kann nur bewerkstelligt werden durch ein Zusammenwirken aller Arbeiter, Das ist also die Aufgabe des Gewerkschaftsbundes, dessen erste Forderungen sein müssen: Verminderung der Arbeitsstunden höhere Löhne Die Industrialisierung Haftpflicht der Arbeitgeber bei Unglücksfällen Verbot der Kinderarbeit . Verbot aller Fabrikbussen gleiche Bezahlung eines Quantums Arbeit, ob von Männern oder Frauen geliefert. Die ArbeiterInnen waren wegen ihren extrem tiefen Löhnen gezwungen möglichst billig einzukaufen und zu wohnen. Daher gründeten sie Konsum- und Wohnbaugenossenschaften. Ziel dieser Genossenschaften war es nicht, wie bei privaten Ladenbesitzern, möglichst viel zu verdienen, sondern für die ArbeiterInnen möglichst tiefe Preise anzubieten. Die schlechten Wohnverhältnisse und die hohen Mietzinsen führten zur Bildung von Wohnbaugenossenschaften. Aus dem ersten Statutenentwurf des Allgemeinen Konsumvereins in Basel (1865): «1. Der Zweck des Allgemeinen Konsumvereins ist die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage seiner Mitglieder, und zwar durch a) Ankauf und Verkauf guter und billiger Lebensmittel, b) Verteilung des Reingewinns, welcher bei diesem Geschäft erzielt wird, an die Mitglieder 2. Der Konsumverein soll sich ferner. bei der Gründung anderer gemeinnütziger Unternehmungen beteiligen .» Neben den Anstrengungen mit den Arbeitgebern über faire Arbeitsverträge mit anständigen Löhnen und Arbeitszeiten zu verhandeln, versuchten die Arbeitnehmer ihre Interessen ebenso über die Politik zu vertreten. Politiker, welche die Ausbeutung und die Not der ArbeiterInnen für schwerwiegend genug hielten, versuchten beispielsweise in den Parlamenten Gesetzt für maximale Arbeitszeiten einzubringen. Nach der Gründung einer eigenen Arbeiterpartei, der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) im Jahre 1888, konnten die ArbeiterInnen ihre Interessen nun noch viel besser und gezielter über die Politik verfolgen. Viele Verbesserungen werden per Gesetz erreicht: Verbote der Kinderarbeit Fabrikgesetz des Bundes (1877) AHV-Obligatorium (1947) Invalidenversicherung (1960) Arbeitslosenversicherung (1977) Die Industrialisierung Teils unter dem Druck der Arbeiterschaft, teils aus Einsicht verbessern die Unternehmer die Arbeitsbedingungen: Arbeitssiedlungen, Kantinen und Betriebskrankenkassen entstehen. Die Industrialisierung Rollenspiel: Fabrikbesitzer Jeder hat nach seiner Kraft und nach seiner Fähigkeit seinen Lohn erhalten.Ich habe den Mut gehabt, für die Verbesserung der Lage der Arbeiter Wohnungen zu bauen und ihnen Schulen zu gründen Da die Wirtschaftskrise zur Entlassung von Arbeitern führen muss, soll die Fabrik zunächst von unordentlichen, faulen und unzufriedenen Elementen gereinigt werden. Wer nicht die Kraft, die Fähigkeit, nicht den Fleiss und Ordnungssinn hat, muss ersetzt werden durch Bessere. Fabrikarbeiter: Abwechslung gab es nicht. Im Halbdunkeln des Fabriksaals roch es nach Schweiss und Maschinenöl. Eine Ventilation bestand nicht, Heizungs- und Beleuchtungsmöglichkeiten waren beschränkt. Die zahlreichen Transmissionsriemen waren immer wieder Ursache von Unfällen. Wenn man durch Unfälle in der Fabrik arbeitsunfähig wurde, interessierte das die Fabrikbesitzer nicht. Die Arbeitszeit in der Spinnerei ist 14 Stunden pro Tag, von morgens 5 bis abends 8 Uhr. Der Hin – und Herweg zur Fabrik beträgt 4 Stunden täglich. Eine schwere Wolke von feinstem Staub schwebte über den Arbeitern und drang in ihre Atmungsorgane ein; der Lärm war so entsetzlich, dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Fabrikkind: Diese Kinder gehören ganz der ärmsten Volksklasse an. Für Bildung und Erziehung bleibt keine Zeit. In keiner Beziehung erhalten sie ihrem Wachstum und ihrer Anstrengung angemessene und genügende Nahrung. Halbnackt treten sie im Winter schon um 5 Uhr morgens in die eisige Kälte. Winterstürme peitschen sie durch die pfadlose Bahn; so durchnässt betreten sie die dumpfe, unreinliche, von Dampf und Staub qualmende Arbeitsstätte. Diese bietet ihnen 14 volle Stunden arbeitsstrengen Aufenthalt, nur mit einer Stunde Pause. Die Entwicklung ihrer körperlichen Kräfte wird nicht gefördert durch eine sorgsame Pflege, sondern gehemmt und gepeinigt von übermässiger Anstrengung. Erschöpfung folgt auf Erschöpfung, ihr früheres blühendes Aussehen verwandelt sich bald in einen bleichgelben, matten Teint; die frohe Lebendigkeit ihrer ersten Lebensjahre ist verschlungen von einem trägen, schlaffen Sich – gehen – lassen. Die Industrialisierung Fabrikfrau: Frauen aus reichen Bürgerfamilien sollten gemäss dem bürgerlichen Ideal Hausfrauen, Ehefrauen und Mütter sein und sich zu Hause ganz der Familie widmen. Welche Tätigkeiten eine Frau aus dem Bürgertum zu Hause ausübte, hing ganz vom Einkommen des Mannes ab. Die Pflege eines Hauses mit zwölf Zimmern war zwar sehr aufwändig, die meisten Hausarbeiten wie Kochen, Waschen, Nähen oder Putzen erledigten aber die Dienstmädchen. In wohlhabenden Haushalten leitete die Hausfrau die Dienstmädchen an und überwachte die Ausführung der Arbeiten. Sie stellte den Speiseplan zusammen und organisierte gesellschaftliche Anlässe im Haus. Die Industrialisierung Die Industrialisierung Erstes Eidgenössisches Fabrikgesetz 1877: