Arbeitsblatt: Akrostichon, Elfchen, Haiku, Limerick, Klapphornvers

Material-Details

Beschreibung der Gedichtsorten (Akrostichon, Elfchen und Haiku kurz, Limerick und Klapphornvers ausführlicher), jeweils mit Beispielen
Deutsch
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9. Schuljahr
3 Seiten

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20.07.2015

Autor/in

Daniel Oberli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Akrostichon Das Akrostichon ist eine Textform, bei der die Anfangsbuchstaben der Wörter hintereinander gelesen einen Sinn, z. B. einen Namen oder einen Satz ergeben. Will man ein Akrostichon-Gedicht machen, schreibt man die Buchstaben des Wortes, zu welchem man das Gedicht schreiben will, untereinander hin. Danach sucht man zu jedem Buchstaben passende Wörter oder Sätze. Beispiele: Des KRIEGES Buchstaben (Friedrich von Logau) Kummer, der das Mark verzehret Raub, der Hab und Gut verheeret, Jammer, der den Sinn verkehret, Elend, das den Leib beschweret, Grausamkeit, die Unrecht lehret sind die Frucht, die Krieg gewähret. Karl Karl mag Arbeiten Ruhen und Lesen Elfchen Das Elfchen besteht aus 11 Wörtern und 5 Zeilen. Ein möglicher Bauplan für ein Elfchen ist der folgende: 1. 2. 3. 4. 5. Zeile Zeile Zeile Zeile Zeile 1 Wort: 2 Wörter: 3 Wörter: 4 Wörter: 1 Wort: Ein Gegenstand, ein Gedanke, eine Farbe, . Was tut das Wort aus Zeile 1? Wie oder wo ist das Wort aus Zeile 1? Eine passende Aussage, deine Meinung, . das wichtigste Wort als Abschluss, Zusammenfassung, wie eine Überschrift, die am Ende des Gedichts steht Gelb Die Sonne Es ist Sommer Alle wollen Eis essen Hitze Weitere Merkmale eines Elfchens sind: keine Satzzeichen, keine Wortwiederholung, kein Reim. Jede Zeile des Elfchens ist zudem in sich abgeschlossen. Haiku Ein Haiku ist ein japanisches Gedicht, das meistens über die Natur Tiere, Pflanzen, Wetter.) oder Jahreszeiten erzählt. Es besteht aus drei Zeilen mit insgesamt 17 Silben (5 7 5) und ist damit die kürzeste Gedichtform der Welt. 1. Zeile 2. Zeile 3. Zeile 5 Silben 7 Silben 5 Silben Landschaft im Nebel Verhüllt mit grauen Schleiern Sind Baum, Weg und Strauch Land schaft im Ne bel Ver hüllt mit grau en Schlei ern Sind Baum, Weg und Strauch Weitere Merkmale eines Haikus sind: keine Satzzeichen, keine Wortwiederholung, kein Reim. Ein Haiku wird in einem Atemzug vorgelesen. Limerick Ein Limerick ist ein kurzes, in aller Regel scherzhaftes Gedicht in fünf Zeilen mit dem Reimschema aabba und einem (relativ) festen Silbenschema, das eine Geschichte erzählt, die meistens mit einer Pointe endet. Wichtiger als die Zahl der Silben ist die Rhythmik. Die erste Zeile nennt gewöhnlich die handelnde Person und endet meist mit einem Orts- oder Landschafts-Namen, der damit den Reim für die zweite und fünfte Zeile vorgibt (handwerklich wird jedoch eher die Ortsnennung nach der Reimvorgabe gewählt; ein erkennbarer Bezug zu regionalen Besonderheiten oder Stereotypen ist ein recht seltenes Qualitätsmerkmal). Auf die knappe Darstellung einer Eigenschaft oder Handlungsweise der Person folgt in der letzten Zeile eine überraschend komische Pointe. Es gibt „saubere und „schmutzige (anzügliche, derbe) Limericks. Die ersten Limericks tauchten um 1820 in England auf. Bereits im Mittelalter gab es die Reimform. Für die Herkunft des Namens gibt es verschiedene Hypothesen. Als erster berühmter Vertreter und als einer der größten Klassiker gilt der Brite Edward Lear (1812-1888). Hier einer seiner Verse: There was an old man with beard, Who said, It is just as feared. Two owls and hen, Four larks and wren, Have all built their nests in my beard! Weitere Beispiele von Limericks: Ein Limerick aus Ole Haldrups Buch der Limericks: Ein Kettenraucher aus Nizza, der im Tank seines Wagens nach Sprit sah, flog mit nem Krach durchs Garagendach einem staunenden Gast in die Pizza. Ein Limerick, der Cosmo Monkhouse, einem britischen Dichter, zugeschrieben wird: There was young lady from Niger, who smiled as she rode on tiger. They returned from the ride with the lady inside and the smile on the face of the tiger. César Keiser, ein Schweizer Kabarettist (1925-2007) verfasste eine Anzahl sogenannter „Keisericks, viele davon mit Schweizer Mundart durchwebt. Ein Beispiel: Da gab den Herrn Stöckli aus Stocken, der wusch sich die Füsse samt Socken. Der Siegrist von Meggen, tat darob erschrecken, und läutete sämtliche Glocken. Klapphornvers Der Klapphornvers ist eine in Deutschland entstandene humoristische Gedichtform mit vier Zeilen und dem Reimschema aabb. Sie ist von der poetischen Ebene dem englischen Limerick (der fünf Verszeilen hat) verwandt. Im ersten Vers werden die beiden handelnden Personen (meist Knaben) eingeführt. In den folgenden wird ihre Handlung oder ihr Wesen beschrieben. Dabei entsteht eine groteske oder skurrile Komik. Entstanden ist der Klapphornvers vor über 100 Jahren. Der Göttinger Notar Friedrich Daniel sandte der humoristischen Zeitschrift Fliegende Blätter im Jahr 1878 ein durchaus ernst gemeintes Gedicht unter dem Titel Idylle ein: Zwei Knaben gingen durch das Korn, Der andere blies das Klappenhorn, Er konnt es zwar nicht ordentlich blasen, Doch blies er wenigstens einigermaßen. Redakteur und Leser der Fliegenden Blätter erkannten die unfreiwillig komische Qualität der ernst gemeinten Einsendung, druckten sie in der Ausgabe vom 14. Juli 1878 ab und reagierten mit einer lebhaften, lang anhaltenden Welle von Nachahmungen und Weiterdichtungen, zum Beispiel: Zwei Knaben gingen durch das Korn, der Zweite hat seinen Hut verlorn. Der Erste würd ihn finden, ging er statt vorne hinten. oder: Zwei Knaben liefen durch das Korn, der andere hinten, der eine vorn und keiner in der Mitte, man sieht, es fehlt der Dritte. oder, diesmal mit Mädchen: Zwei Mädchen liefen durch hohe Gras, der einen wurden die Höschen nass, der andern nur die Beine denn Höschen trug sie keine. Noch Jahrzehnte später folgten der Form prominente Autoren und Dichter wie zum Beispiel Christian Morgenstern oder Karl Valentin: Zwei Knaben stiegen auf einen Baum, Sie wollten Äpfel runterhaun; Am Gipfel drobn wurd ihnen klar, Dass das Fahnenstange war. Die Gedichtform wurde schliesslich nach dem Klappenhorn, dem Blechblasinstrument, um welches sich das „Urgedicht von Friedrich Daniel drehte, Klapphornvers genannt.