Arbeitsblatt: Obdachlose

Material-Details

Das Lebenswerk von Pfarrer Ernst Sieber. Lesetext zur Obdachlosensituation in der Schweiz
Lebenskunde
Gemischte Themen
klassenübergreifend
2 Seiten

Statistik

47843
1007
7
23.10.2009

Autor/in

enrique02 (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Kälte ist für Obdachlose lebensbedrohlich Trotz klirrender Kälte wollen zwei Dutzend Obdachlose in der Stadt Zürich weiter draussen leben. Sie müssen jede Nacht gezwungen werden, einen warmen Ort aufzusuchen. Ein Obdachloser findet im Bus von Pfarrer Ernst Sieber Unterschlupf. Die anhaltenden Minustemperaturen halten Obdachlose in der Stadt Zürich nicht davon ab, draussen zu übernachten. Obwohl die Kälte zum Tod führen kann, wollen bis zu zwei Dutzend Menschen die Nächte draussen verbringen, wie Pfarrer Ernst Sieber auf Anfrage sagt. «Auf Grund ihrer wirtschaftlich oder psychisch schwierigen Situation haben diese Menschen eine eigenwillige Lebensart entwickelt», begründet Sieber das gefährliche Verhalten. «Sie meinen, vor sich und anderen das Gesicht verloren zu haben und sind permanent auf Wanderschaft.» Mit Sommerrock im Winter unterwegs Auf nächtlichen Rundgängen finden Sieber und sein Team Personen, die trotz bedrohlichen Temperaturen an Ort und Stelle verharren. Laut Sieber lassen sich nicht alle überzeugen, einen warmen Platz aufzusuchen. «Es gibt Fälle, in denen die Menschen die Verantwortung für sich selber nicht mehr wahrnehmen können.» Kürzlich traf er eine Frau, die im Sommerrock unterwegs war. Wer sich hartnäckig weigert, wird gezwungen, einen geschützten Ort aufzusuchen im Ausnahmefall mit Hilfe der Polizei. «Doch die meisten Menschen nehmen die angebotene Wärme freiwillig an», sagt Sieber. Über 60 Personen in Notunterkünften In seinem Pfuusbus betreut Sieber rund 30 Menschen. Das gleiche Bild zeigt sich in der städtischen Notunterkunft. «Jede Nacht kommen 30 bis 35 Personen zu uns», sagt Andrea Eisel, Mitarbeiterin der Notunterkunft. Gemäss Eisel sind das aussergewöhnlich viele Menschen. Doch einen Zusammenhang mit der eiskalten Witterung sieht sie nicht: «So gut besucht wird die Notschlafstelle bereits seit vergangenem Herbst.» Ernst Sieber Ernst Sieber begann seine Laufbahn als Bauernknecht. 1950 machte er auf dem zweiten Weg die Matura. Er studierte Theologie und wurde 1956 zum Pfarrer gewählt. Bis 1967 amtierte er als Pfarrer in UitikonWaldegg und von 1967 bis zu seiner Pensionierung war er Pfarrer in ZürichAltstetten. 1987 verlieh ihm die Universität Zürich die Ehrendoktorwürde. Von 1991 bis 1995 war Ernst Sieber Nationalrat für die Evangelische Volkspartei. Ernst Sieber ist verheiratet und hat vier eigene, ein adoptiertes und drei Pflegekinder. Sozialer Einsatz Im sehr kalten Winter von 1963 wurde man auf Sieber aufmerksam, als er in Zürich in einem alten Bunker eine Unterkunft für Obdachlose einrichtete. Daraus wurde eine selbstverwaltete Gemeinschaft von Obdachlosen, die 1975 in ein Haus zog, aus der heute die Wohn und Arbeitsgemeinschaft Suneboge (Sonnenbogen) mit 35 Betten und 20 geschützten Arbeitsplätzen geworden ist. Ende der Achtzigerjahre begann er, sich um die Drogensüchtigen auf dem Platzspitz zu kümmern. Es entstanden Anlaufstellen, Notschlafstellen, ein AidsHospiz und Pflegeeinrichtungen, die schliesslich in der Stiftung Sozialwerke Pfarrer Sieber zusammengefasst wurden. Pfarrer Sieber vereinigte dabei einen unermüdlichen Einsatz an der Front mit guter Leitung und Geschick für Öffentlichkeitsarbeit. Die Sozialwerke wuchsen dann sehr schnell. Pfarrer Sieber selbst ist bis heute an der Front tätig eines seiner Projekte ist beispielsweise der Pfuusbus (Schlafbus), ein alter Sattelschlepper, der im Winter zwölf Schlafplätze für Obdachlose bietet.