Arbeitsblatt: Französische Revolution_1

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Ruf nach Reformen / Die Gemeralstände werden gewählt und treten zusammen
Geschichte
Politik
7. Schuljahr
3 Seiten

Statistik

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04.01.2010

Autor/in

Michael Nicola
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Zeit des Umsturzes Der Ruf nach Reformen Die Staatsdenker Europas hatten angefangen, über das Zusammenleben der Menschen nachzugrübeln. Was ist eigentlich der Staat? Und worauf beruht die Macht der Herrschenden? So hatten sie gefragt und als Antwort gefunden: Die Menschen sind alle frei und gleich geschaffen. Für alle gelten gleiche, „natürliche Rechte – die Menschenrechte. Der Staat aber ist nichts als ein Mittel, das Zusammenleben der Freien und Gleichen zu regeln. Und damit im Staat nicht ein einzelner die anderen bevormunden und ausnutzen kann, müssen die „Gewalten geteilt werden. Diese Überlegungen der Staatsdenker erfassten zunächst nur kleine Gruppen – zuerst in Frankreich. Es waren vor allem Rechtsanwälte, Schriftsteller und Gelehrte. Sie riefen die Franzosen auf, den Kampf um ihre Rechte zu wagen. Schliesslich war der Ruf nach Reformen nicht mehr zu überhören. In Frankreich war seit der Zeit von Louis XIV. alles beim alten geblieben. Noch immer verschwendete der König in Versailles unvorstellbare Summen. Zuletzt waren die Schulden so hoch, dass Ludwig XVI. und seine Minister weder aus noch ein wussten und sich zu einer ungewöhnlichen Massnahme entschlossen. Die Generalstände werden gewählt Es war zu Anfang des Jahres 1789. Eine ungeheure Aufregung ging durch die Dörfer und Städte, die Schlösser und Abteien Frankreichs. Überall riefen Plakate des Königs zur Wahl für die Generalstände. Seit 175 Jahren, seitdem die französischen Könige die absolute Gewalt über das Land hatten, war die Vertretung der drei Stände nicht mehr zusammengekommen. Nun, in der finanziellen Not des Staates, brauchte sie der König auf einmal wieder. So wählte im Frühjahr 1789 das französische Volk seine Abgeordneten. Es war ein recht verwickeltes Wahlverfahren, denn jeder Stand wählte für sich. Der erste Stand, die Geistlichkeit mit etwa 12000 Angehörigen, wählte rund 300 Abgeordnete; der zweite Stand, etwa 36000 Adelige, ebenfalls 300. Der dritte Stand, nahezu 24 Millionen Angehörige umfassend, durfte 600 Abgeordnete stellen. Er wählte vor allem Rechtsanwälte, Schriftsteller und Gelehrte zu seinen Vertretern. Noch war kein Bauer, kein Handwerker, kein Manufakturarbeiter unter ihnen. Datei: UMT_XX_7_51735_FranzsischeRevolution_1.doc Die Generalstände treten zusammen Am 5. Mai 1789 traten die 1200 Abgeordneten der französischen Volkes in Versailles zusammen. In einem grossen Festsaal versammelten sie sich. Lakaien in blauen Uniformen wiesen ihnen die Plätze an. Rechts im Saal sass der Adel: in leuchtenden, goldbestickten Röcken, mit duftigen Spitzeneinsätzen an Brust und Ärmeln, geschmückt mit Orden und breiten Schärpen, die federumwogten, edelsteinbesetzten Hüte in der Hand. So zeigten sie allen Glanz ihres bevorrechtigten Standes. Ihnen gegenüber waren die Plätze der Geistlichen: Die einfachen Landpfarrer in ihren langen Rücken, aber auch die Bischöfe und Erzbischöfe in ihren roten und purpurnen Gewändern. In der Mitte schliesslich standen die Bänke für die Vertreter des dritten Standes: Alle im schlichten schwarzen Rock. Keine bunte Farbe, kein spitzen- oder Federschmuck war ihnen erlaubt; nur der weisse Einsatz der Weste leuchtete auf ihrer Brust. Vor dem Festsaal fuhren die vergoldeten, prunkvollen Kutschen des Hofes vor. Die Leute auf der Strasse gafften mit offenem Munde, wenn die Lakaien von den hinteren Trittbrettern herabsprangen, die Türen öffneten und die Vornehmen in ihren Staatskleidern herausstiegen. Sie fanden ihre Plätze in den Seitenlogen oder auf der Bühne, rechts und links vom Thron des Königs. Draussen fragte ein kleiner Junge seine Mutter, die blass und verhärmt dem prächtigen Aufzug zugesehen hatte: Mami? Werden die Leute da drinnen uns Brot geben? Ich weiss es nicht, Jean. Die Schwarzen vielleicht, aber nicht die Bunten und Goldenen! Das Königspaar trat zuletzt ein: Ludwig XVI. und Marie Antoinette, die Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Alle verneigten sich. der Bischof von Nancy eröffnete die Sitzung: „Majestät, empfangen Sie die Huldigungen der Geistlichkeit, die Achtungserklärung des Adels und die sehr demütigen Bitten des dritten Standes! Der König hielt eine kurze Begrüssungsrede, dann sprach der Finanzminister Necker – drei Stunden lang, über die Zahlen Louis XVI. des Haushaltsplanes, über den Etat des Staates, sprach und sprach. Die Gesichter der Vertreter des dritten Standes, die zuerst gespannt zugehört hatten, wurden immer enttäuschter. 600 Hefte mit Wünschen und Beschwerden hatten die Abgeordneten mitgebracht – aber nichts von dem, was ihren Wählern unter den Datei: UMT_XX_7_51735_FranzsischeRevolution_1.doc Seite 2 Nägeln brannte, wurde in der Rede des Ministers angedeutet. Nichts von der Abschaffung der Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit! Nichts von einer gleichmässigeren Verteilung der Rechte und Pflichten! Nichts von einem Anteil an der Regierung des Landes! Nichts von einer Hilfe für das hungernde Volk! Es blieb alles wie bisher! Die Männer des dritten Standes hielten die Köpfe über die Beschwerdehefte gebeugt. Sie blätterten in ihnen und lasen von der wirklichen Not ihrer Zeit: Seit dreissig Jahren dürfen wir unsere Gärten und Felder nicht mehr durch Zäune vor Wildschaden schützen, um die Jagd für den Grundherrn nicht zu behindern. Mein Vater ist von einem Wildhüter ohne Warnung niedergeschossen worden, weil er ein Kaninchen erschlug, das auf seinem Felde wühlte. Meine Felder liegen im Jagdgebiet des Königs. Ich darf diese Felder vom 1. Mai bis 24. Juni nicht betreten, um die brütenden Rebhühner nicht aufzustöbern. Wir haben im vorigen Jahr 112 Tage an den Strassen des Königs und 87 Tage auf den Feldern des Grundherrn gearbeitet. Wir konnten so unsere Äcker nicht bestellen. Wir mussten im Sommer jede Nacht mit Ruten auf den Schlossteich schlagen, damit die Frösche nicht lärmten und die Herrschaften ungestört schlafen konnten. So lasen sie. Wie hatte doch der König seine Ansprache geschlossen? „Möge, meine Herren, eine gesegnete Eintracht in dieser Versammlung herrschen und diese Zeit für immer denkwürdig werden für das Glück und Gedeihen des Reiches! – Aber dachte er nicht nur an sein Geld? UMT_XX_7_51735_FranzsischeRevolution_1.doc Seite 3