Arbeitsblatt: Kongogräuel

Material-Details

Text zum Thema Kongogräuel durch die Belgier in Afrika
Geschichte
Neuzeit
9. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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04.01.2010

Autor/in

Sarah Hauswirth
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Kongogräuel 1884/85 wurde das Kongobecken dem König von Belgien, Leopold II., zugesprochen. Es herrschte der „Kautschukboom. Dem Kautschuk-anbau zur Gummireifenproduktion begegnete im Kongo beste Voraussetzungen mit der größten natürlichen Fläche an Bäumen mit Kautschuk-Ranken. Die gleichzeitig in Asien und in der Karibik angelegten künstlichen Kautschuk-Plantagen würden erst in 20 Jahren rentabel werden, so dass eine zeitlich begrenzte gewinnträchtige Monopolstellung gegeben war. Von nun an überzog ein staatlich eingerichtetes und organisiertes Zwangsarbeitssystem das Land. Bei dem Versuch, maximale Gewinne zu erzielen, machten sich die belgischen Firmen schwerer Übergriffe auf die kongolesische Bevölkerung schuldig. Es entstanden riesige Kautschukplantagen, die die traditionelle Wirtschaftsform zerstörten und die Bevölkerung abhängig von Nahrungsmittellieferungen durch die belgischen Unternehmen machten. Um die Schwarzen zu zwingen, soviel Kautschuk wie möglich zu sammeln, was mit dem Erklettern der Bäume verbunden war, erwies sich ein einfaches Aneinander ketten der Menschen als unpraktikabel. Stattdessen wählte man Geiselhaft und Hände-Abhacken. Geiselhaft Jedem Dorf wurden Lieferquoten- und -fristen auferlegt. Als Gewähr wurden die Frauen als Geiseln genommen. Kamen die Männer zu spät oder lieferten nicht genügend Kautschuk ab, wurden die Frauen umgebracht. Oft starben die Frauen durch die Entbehrungen in der Geiselhaft. Auch Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung. Oft hackten die Männer die gesamte Kautschuk-Ranke ab, was mehr einbrachte. Die Ranke jedoch starb ab, so dass die Männer mit der Zeit immer weiter in den Dschungel mussten, um genügend Material zu finden. In Reaktion darauf wurde das Abhacken der Ranke verboten und mit dem Tode bestraft. Weigerte sich ein Dorf oder gab es einen Aufstand, wurde es zerstört und alle Bewohner, Frauen, Männer und Kinder, wurden erschossen. Die geforderte Kautschukmenge war so hoch, dass sie eigentlich nur durch unablässige Arbeit bei Tag und Nacht gewonnen werden konnte. Wer die geforderte Menge nicht erreichte, galt als faul und wurde hart bestraft. Die durch die brutale Ausbeutung erzielten Gewinne waren enorm. Hände-Abhacken Die andere ausgeübte Methode war das Hände-Abhacken. Die Kolonialarmee bestand aus Schwarzen – nur die Offiziere waren Weiße. Damit die Soldaten mit ihrer Munition nicht auf die Jagd gingen oder sie etwa für einen Aufstand zurückbehielten, musste genau Rechenschaft für jede abgeschossene Patrone gegeben werden. Dies wurde durch die Formel „für jede Kugel eine rechte Hand gelöst: Für jede Kugel, die abgeschossen wurde, mussten sie den von ihnen Getöteten die rechte Hand abhacken und sie als Beweis vorlegen. Oftmals wurden Lebenden die Hände abgehackt, um verschossene Munition zu erklären. Es kam auch vor, dass „motivierte Soldaten (die sehr viele Hände zurückbrachten) frühzeitig aus dem harten Dienst in der Armee entlassen wurden. Auch diese Vorgehensweise begünstigte das Hände-Abhacken. Die Hände wurden geräuchert, um sie länger haltbar zu machen, da es lange dauern konnte, bis ein weißer Vorgesetzter die Anzahl der Hände kontrollieren konnte. Widerstand Durch einzelne engagierte Missionare, die sich zur Wehr setzten, gelangte das Geschehen an die Öffentlichkeit. Das ganze Ausmaß der Gräuel wurde jedoch in Europa aufgedeckt als ein Angestellter, aufdeckte, dass mit dem Kongo gar kein Handel betrieben wurde, sondern die Schiffe, die in die Kolonie fuhren, praktisch nur mit Waffen und Munition beladen waren. In der Folge wurde die erste internationale Menschenrechtsbewegung gestartet und erreichte ein großes Echo der Empörung. Die soeben erfundene Photographie führte das Ausmaß der Unterdrückung eindrücklich vor Augen. Fotos von Schwarzen mit abgehackten Händen oder Füßen machten daraufhin in Europa und den USA die Runde. Unter internationalem und nationalem Druck (in Belgien war Leopold II. sowieso unbeliebt), gab der König schließlich nach: 1908 trat er den Kongo an den belgischen Staat ab. Geiselhaft und Hände-Abhacken verschwanden; die Zwangsarbeit wurde 1910 offiziell abgeschafft.