Arbeitsblatt: Akkordeon
Material-Details
sechs Blätter rund um das Akkordeon:
1. Name
2. Aufbau des Akkordeons (Beschreibung der Diskant- u. Bassseite sowie des Balgs und der Register auf der 2. Seite)
3. Tonerzeugung
4. Instrumentenfamilie, Formen des Akkordeons
5. Geschichtlicher Überblick
6. Das Akkordeonspiel, Musikrichtungen, Hersteller, Tipps zum Anhören
Musik
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klassenübergreifend
6 Seiten
Statistik
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14.01.2010
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Land: Schweiz
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Textauszüge aus dem Inhalt:
Das Akkordeon 1. Name Das Akkordeon hat mehrere Namen: es wird u.a. auch Ziehharmonika, Handorgel, Quetschkommode, Schifferklavier oder einfach Harmonika genannt. Versionen des Akkordeons sind die Konzertina und das Bandoneon (siehe unten). Das Akkordeon ist eine Mischung aus Tasten- und Blasinstrument: Zwar greift der Spieler Tasten und Knöpfe auf der Klaviatur bzw. der Knopfleiste, die Tonerzeugung funktioniert jedoch mithilfe des Luftstroms, der beim Drücken und Ziehen des Balgs entsteht. 2. Aufbau des Akkordeons Ein Akkordeon besteht aus der Diskant-Seite (rechte Seite) und einer Bass-Seite (linke Seite), die durch einen Blase-Balg (Balg) verbunden sind. Diskant-Seite Gehäuse Tastatur Balg Bass-Seite Balgverschluss Bassknöpfe Bassregister Diskantregister 1 Diskant-Seite (rechte Seite): Die Diskant-Seite ist die Melodieseite. Auf dieser Seite gibt es entweder Tasten oder Knöpfe. Die Anordnung der Tasten ist wie beim Klavier, daher kommt der Name „Pianoakkordeon. Beim Knopfakkordeon ist die Anordnung der Knöpfe kompliziert; es gibt Akkordeons mit 3, 4 oder 5 Knopfreihen. Balg: Der Balg verbindet Melodie- und Bass-Seite miteinander. Er ist die „Lunge des Akkordeons. Durch das Auseinanderziehen bzw. Zusammendrücken entsteht ein Unter- bzw. Überdruck, der Luft in das Instrument bzw. aus dem Instrument strömen läßt, den sog. „Spielwind. Durch diesen Luftstrom wird der Ton erzeugt. Mit der Handhabung des Balgs lassen sich Dynamik1 ( Lautstärke) und Tongestaltung steuern. Bass-Seite (linke Seite): Die Bass-Seite ist die Begleitseite des Akkordeons, ausschließlich mit Knöpfen. Kennzeichen dieser Seite ist eine komplizierte Mechanik, die in Basswerk und Akkordwerk unterteilt wird. Drückt man einen der bis zu 120 Knöpfe, die in bis zu 6 Reihen angeordnet sind, erklingen jeweils mehrere Töne gleichzeitig: beim Basswerk erklingen Oktavlagen2 des Basstons, beim Akkordwerk dazu auch noch die Einzeltöne eines Akkords3. Diese Besonderheit, nämlich das Erklingen von mehreren Tönen auf einmal als Akkord, gab dem Akkordeon seinen Namen. Bei künstlerisch anspruchsvollen Instrumenten gibt es zusätzlich zum Bass- und Akkordwerk noch ein sogenanntes Einzelton-Bassmanual (M3), das es zusammen mit dem Diskant ermöglicht, z.B. konzertante Klaviermusik auf dem Akkordeon zu spielen. Register Auf der rechten wie auf der linken Seite gibt es die Möglichkeit, die Klangfarben durch sogenannte Register stark zu variieren. Mit den Registern lässt sich der Tonumfang um je eine Oktave nach oben oder unten erweitern. Damit birgt das Akkordeon eine große Klangvielfalt. Heute hängt es stark von Hersteller und Fabrikat ab, ob Register angeboten werden oder nicht. Sehr einfache Instrumente besitzen keine Register. Bei diatonischen Instrumenten werden Register nur selten verwendet. 1 Mit Dynamik wird die Lehre von der Tonstärke bezeichnet, z.B. piano, forte, fortissimo, crescendo, decrescendo. Als Oktave (von lat. octava: „die achte) bezeichnet man ein Intervall, das 8 Tonstufen einer diatonischen Tonleiter umspannt (z. B. C). 3 Ein Akkord ist das gleichzeitige Erklingen unterschiedlicher Töne, die sich harmonisch deuten lassen (z.B. C-Akkord: C-E-G). 2 2 3. Tonerzeugung Im Innern des Akkordeons befinden sich hinter der Klaviatur im Diskant die Stimmstöcke (bis zu 5 Stück). Sie bestehen aus mehreren Luftkammern (Kanzellen), die den Spielwind zu den tonerzeugenden Stimmzungen weiterleiten. Stimmstöcke mit Stimmplatten Stimmstöcke ohne Stimmplatten, mit Sicht auf die Luftkammern Stimmplatte mit Stimmzungen Meist bestehen die Kanzellen aus Holz, bei manchen preisgünstigeren Instrumenten auch aus Kunststoff. Von Material und Verarbeitung der Kanzellen hängt der Gesamtklang eines Akkordeons maßgeblich ab. Die Stimmzungen sind auf die Stimmplatten aufgenietet, die wiederum auf dem Stimmtock angebracht sind. Auf jeder Stimmplatte befinden sich zwei Stimmzungen, so dass sich eine Zunge in der Kanzelle und die andere außerhalb der Kanzelle befindet. Der „Spielwind aus dem Balg bringt die sogenannten „durchschlagenden, freischwingenden Zungen in Bewegung. Dadurch wird der Luftstrom regelmäßig unterbrochen – ein Ton entsteht. Der Ton wird durch Drücken einer Diskanttaste bzw. eines Bassknopfes und durch das gleichzeitige Ziehen oder Drücken des Balges erzeugt. Darstellung der Tonerzeugung auf der Diskantseite 3 4. Instrumentenfamilie, Formen des Akkordeons Das Akkordeon ist ein Handzuginstrument. Handzuginstrumente sind Musikinstrumente mit einem Balg, der durch das Zudrücken und Aufziehen einen Luftstrom erzeugt, um durchschlagende Zungen in Schwingung zu bringen und somit Töne zu erzeugen. Das ist beim Akkordeon der Fall. Der Ausdruck Handzuginstrument ist eine neue Bezeichnung für diese Instrumentengruppe. Der älteste Name dieser Instrumentengruppe ist eigentlich „Harmonika. Heute wird in der Regel die Bezeichnung Akkordeon für die moderneren Formen verwendet. Man unterscheidet bei Harmonikainstrumenten grundsätzlich gleichtönige und wechseltönige Instrumente – je nachdem, ob beim Auseinanderziehen und Zusammendrücken des Balgs gleiche oder unterschiedliche Töne erklingen. Gleichtönige Instrumente (auf Zug und Druck der gleiche Ton) Gleichtönig aufgebaut ist das chromatische Akkordeon, das es entweder als Piano- oder Knopfakkordeon gibt, wobei das Knopfakkordeon die ältere Variante ist (Bilder siehe Seite 1). Die Schrammelharmonika ist der Vorläufer des chromatischen Knopfakkordeons. Schrammelharmonika Wechseltönige Instrumente (auf Zug und Druck unterschiedliche Töne) Das diatonische Akkordeon ist wechseltönig aufgebaut. Der erste Entwicklungsschub fand in Wien statt. In vielen Teilen der Welt sind daher diatonische Akkordeons unter der Bezeichnung „Wiener oder „Wiener Modell bis heute bekannt. Die Entwicklung der verschiedenen Modelle war bis ca. 1860 bereits im Wesentlichen abgeschlossen. Die wichtigste Bauform im Alpenraum ist die Steirische Harmonika. Das Wort „Steirisch hat nur wenig mit dem österreichischen Bundesland Steiermark zu tun. Diese Bauart des Akkordeons wurde in Wien erfunden. Durch den diatonischen Aufbau ist sie besonders geeignet, alpenländische Volksmusik zu spielen, diese Musik wurde in Wien „steirisch genannt als Synonym für ländliche Musik, und daher wurde das neue Instrument Steirische genannt. Eine andere Variante des diatonischen Akkordeons ist das Schwyzerörgeli. Die Vorläufer des Schwyzerörgelis waren die sogenannten «Langnauerli», die ab 1836 in Langnau im Emmental hergestellt wurden. Der erste Schwyzerörgelibauer war Robert Iten (1859–1918) aus Pfäffikon im Kanton Schwyz. Daher hat das Schwyzerörgeli seinen Namen effektiv vom Kanton Schwyz und nicht vom Land Schweiz. diatonisches Akkordeon Steirische Harmonika Schwyzerörgeli Die Konzertina ist auch ein wechseltöniges Harmonika-Instrument mit vier- oder sechseckigem Querschnitt, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert populär war. Auf der Konzertina spielte man einfache Volks- und Unterhaltungsmusik, bekannt ist sie vor allem als Instrument von Clowns. Konzertina 4 Das Bandoneon, auch Bandonion genannt, ist eine quadratische Weiterentwicklung der Konzertina mit bis zu 200 Tönen. Auch die Spielliteratur des Bandoneons beschränkte sich zunächst auf Unterhaltungsmusik, anspruchsvollere Bandoneon-Stücke gibt es seit etwa 1930. Außerdem ist das Bandoneon mit seinem warmen Klang wichtigstes Instrument im argentinischen Tango. Bandoneon Ein Instrument, das zwar nicht zur selben Instrumentenfamilie gehört, aber auch wechseltönig und somit verwandt ist mit dem Akkordeon, ist die Mundharmonika. Anders als bei den Handzuginstrumenten werden bei der Mundharmonika die durchschlagenden Zungen durch den menschlichen Atem zum Schwingen gebracht; mit dem Ein- wie auch mit dem Ausatmen werden auf der Mundharmonika unterschiedliche Töne erzeugt. Somit ist auch dies ein wechselseitiges Instrument: Jeder Tonkanal enthält zwei Zungen, von denen eine auf Blasen, die andere auf Ziehen anspricht. Üblicherweise wird angenommen, dass die Mundharmonika die Vorläuferin der Handharmonika war. Dies aber ist ein Irrtum. Mundharmonika 5. Geschichtlicher Überblick Von Anfang an war den Harmonikainstrumenten eines gemeinsam: die freischwingenden Zungen. Dieses Prinzip kommt ursprünglich aus dem fernen Osten. Schon vor dreitausend Jahren gab es in China und Japan Mundorgeln (das „Sheng und die „Sho, siehe links), die auf solche Weise funktionierten. In Europa entdeckte man diese Instrumente gegen Ende des 18. Jahrhunderts und entwickelte sie weiter. Als erstes Harmonikainstrument in heutigem Sinn gilt die „Aeoline, ein kleines Instrument, das, mit dem Mund angeblasen, die Vergleichstöne beim Orgelstimmen lieferte. Die Aeoline wurde um 1810 von Bernhard Eschenbach zusammen mit seinem Cousin Johann Caspar Schlimbach entwickelt. Es wurde mit einem Faltenbalg und Basstasten versehen: Das erste Akkordeon war geboren. Der Orgel- und Klaviermacher Cyrill Demian ließ es sich am 6. Mai 1829 als „Accordion patentieren (siehe rechts). Für die Musikwelt bedeutete diese Erfindung einen historischen Einschnitt: Das unkomplizierte Zusammenspiel von Melodie und Akkordbegleitung innerhalb eines einzigen Instruments machte das Akkordeon auch für musikalische Laien attraktiv, denn man konnte ohne große musikalische Vorkenntnisse beeindruckende Klangeffekte erreichen – sowohl in der Klangfülle als auch in der Lautstärke (das Akkordeon übertönte mühelos jedes bis dahin gebräuchliche Saiteninstrument). Cyrill Demian selbst entwickelte bis zum Ablauf seines Patents 1834 zahlreiche Varianten des Instruments, danach baute man zunächst vor allem in Demians Heimatstadt Wien neue Instrumente, bald aber auch im Ausland. Man verbesserte die Möglichkeiten des Instruments immer weiter: Hinzu kamen nach und nach u.a. Kanzellen, tiefe Oktave, Register, eine neue Spielhaltung (seit 1854 spielte man die Melodie mit der rechten, den Bass mit der linken Hand) und schließlich Pianotasten. Man teilte die Instrumente in diatonische und chromatische auf, führte das Bassmanual ein und verbesserte die Registermechanik, außerdem die Form, die verwendeten Materialien und die Tonqualität. 5 6. Das Akkordeonspiel, Musikrichtungen, Hersteller, Tipps zum Anhören Das Akkordeon ist ein vielseitig einsetzbares Instrument: einzelnes Instrument: Melodiestimme und dazu gehörige Akkordbegleitung in einem gut zu transportierenden Instrument – das Akkordeon wurde bald nach seiner Erfindung zum Prototyp der Ein-MannKapelle. Seine Klangfülle reichte sogar aus, um in einem lärmenden Tanzsaal Musik zu machen. Heute braucht man – je nach Größe des Festsaales – dafür schon einen Verstärker und Lautsprecherboxen. mehrere Instrumente zusammen: Im Rahmen einer Werbekampagne zur Imageverbesserung des Akkordeons gründete die Firma Hohner Anfang der 1930er-Jahre das erste Akkordeon-Ensemble. Zentral war der „Clubgedanke, das gemeinsame Musizieren in größerer Runde. Heute konzentriert sich das gemeinsame Akkordeonspiel meist auf drei Gruppierungen: das große Akkordeon-Orchester mit 20 bis 30 SpielerInnen, das Akkordeon-Ensemble mit maximal zwei SpielerInnen pro Stimme und die Akkordeon-Spielgruppe, meist als Quintett. Als Zusatzinstrumente kommen Bass, Elektronium oder Keyboards, Schlagzeug, Percussion und Pauken zur Verwendung. Zudem trifft man das Akkordeon auch in Kombination mit anderen Musikinstrumenten an, als Duo-Besetzung (mit Geige, Cello, Klavier, Trompete etc.) oder auch in anderen Verbindungen (z.B. mit Saxophon, Gitarre und Schlagzeug). Musikrichtungen In der Volksmusik ist das Akkordeon seit jeher auf der ganzen Welt zu Hause: u.a. ForróMusik (Brasilien), Cajun-Musik (USA), Musette-Musik (Frankreich), Balkan-Musik (Balkan), Fado (Portugal), Ländler (deutschsprachige Länder). Seit Mitte der 1970er-Jahre ist das Instrument dann in den unterschiedlichsten Musikstilen zu finden. In der zeitgenössischen Musik und im Jazz galt es mehr und mehr als schick, mit dem Volkstümlichen, Banalen zu kokettieren, wofür sich das Akkordeon als Symbol der so genannten Volkskultur hervorragend eignete. Aber auch Rock- und PopmusikerInnen reizte das Instrument zunehmend, zum Beispiel Eric Clapton und Bruce Springsteen. Nicht zu vergessen ist die lateinamerikanische Tangomusik. In den internationalen Hitparaden verschafften sich lateinamerikanische Akkordeonklänge erstmals Ende der 1980er-Jahre mit dem Hit „Lambada von Kaoma Gehör. In der Schweiz erklingt das Akkordeon u.a. bei der Band Patent Ochsner und beim Mundart-Rocksänger Polo Hofer. Hersteller: Es gibt mehrere Hersteller guter Akkordeons in den USA, aber deren Produktion ist klein im Vergleich zu ihren europäischen Konkurenten. Große Hersteller befinden sich heute in Deutschland (Hohner), Frankreich und in Russland. Aber die allergrößten Firmen sind in Italien, beispielsweise Firmen wie Beltuna, Bugari, Borsini, Pigini und Victoria. Um die 75% der dortgebauten Instrumente werden in die ganze Welt exportiert. Tipps zum Anhören: Richard Galliano (Jazz; Astor Piazzolla (Tango; Motion Trio (www.motiontrio.com) Accordion Tribe - Java (Rapp&Musette; www.myspace.com/javathefrenchband) 6