Arbeitsblatt: Der Wolf in der Schweiz

Material-Details

Lesetext mit Abschnitten zu Geburt, Aufzucht, Verhalten, Jagd und Feinden.
Biologie
Gemischte Themen
4. Schuljahr
4 Seiten

Statistik

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652
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26.01.2010

Autor/in

Susanna Roth
Land:
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Der Wolf in der Schweiz 1. Nur wenige Autos sind unterwegs auf der Passstrasse. Die Wölfin stört sich nicht weiter an den vorbeiflitzenden Autos.Diese schiessen nicht, bellen nicht und versetzen keine Stromstösse Die Wölfin lässt sogar zu, dass ihre vier Welpen zu ihr kommen. Nach wenigen Minuten aber wird ihr das fiepende Betteln der Jungen zu bunt, zu riskant. Sie packt einen Welpen und trägt ihn ins Gebüsch zurück. Dem zweiten und dem dritten ergeht es ebenso, das vierte ist inzwischen selber zum vertrauten Versteck zurückgetapst. 2. Vor einigen Wochen hat die Wölfin ihre Jungen geboren, viermal 500 Gramm blinde Wollknäuel. Jetzt entdecken die Welpen neue Welten, feste Nahrung, das Rudel, Pflanzen und allerlei Krabbeltiere. Das Wolfsrudel lebt ein Stück von der Geburtshöhle entfernt. 3. Die Wölfin ist mit ihren 5 Jahren auf der Höhe ihres Lebens. Auch im steilen und steinigen Gelände schafft sie es, 30, 40 oder manchmal sogar 50 Kilometer in einer Nacht zurückzulegen. Dabei macht sie es sich so einfach wie möglich. Sie benutzt die hindernisfreien, menschengemachten Linien in der Landschaft. Doch überall auf diesen Wegen lauert eine grosse, tödliche Gefahr Der Mensch. Die Wölfin ist der grossen Gefahr schon einige Male begegnet. Wilde Flucht oder heimlicher Rückzug ist dann ihre Reaktion. 4. Es ist Nacht. Die drei Welpen des Rudels spielen ausgelassen mit ihrer grossen Schwester, einer jungen, 2-jährigen Wölfin aus dem ersten Wurf der Leitwölfin. Diese ist aufgeregt, tanzt um den Leitwolf, fordert ihn zur Jagd auf. Seit zwei Tagen hat sie nichts gefressen. Sie ist hungrig und ungeduldig. Rasch und bestimmt werden die Welpen ins Gebüsch befördert. Schliesslich verschwinden die beiden Leittiere in der Dunkelheit, trotten durch Wald und über Wiesen. Immer wieder sichern, kurz stehenbleiben, die Geräusche und Gerüche der Nacht aufnehmen Die Jagd hat begonnen, alle Sinne sind auf Nahrungssuche. 5. Da, die Wölfin wittert einen Hauch von Beute. Gegen den sternenklaren Nachthimmel zeichnen sich Umrisse eines Schafunterstandes ab. Die Wölfe verharren, beobachten und belauschen die Umgebung. Kein Bellen, kein Zeichen von Gefahr. Das sanfte Klingeln von kleinen Glöcklein zeichnet ein Bild im Kopf der Wölfin Schafe, zahlreich, leicht einzuholen, gefahrlos zu töten. Die Wölfin kennt diese Beute, ahnt den Geschmack des Fleisches. Doch sie zögert. Schon oft wurde die letzte, entscheidende Hatz plötzlich beendet durch Gebell, grelles Licht, Lärm und das Auftauchen von Menschen. Die beiden Wölfe strengen alle Sinne an nichts. Die Lichtung liegt still und dunkel. Auf leisen Pfoten nähern sie sich dem vielversprechenden Glockengebimmel. Frischer Schafkot im Gras und der immer stärker werdende Beutegeruch steigern die Spannung der Wölfe. Die Wölfin hat sich auf wenige Meter dem Unterstand genähert und bleibt kurz stehen. Gebimmel, Scharren im Stroh nur noch wenige Meter trennen die Wölfin von reichlicher Beute. Sie zögert. 6. Der Hunger aber siegt. Ein paar Schritte noch, immer fluchtbereit da stösst die Wolfsschnauze an einen dünnen Draht, auch für die Wölfin unsichtbar in der Nacht. Ein ungeheurer Blitz durchzuckt das Tier, ein schmerzender Schreck fährt durch alle Glieder. Jaulend, kopflos, den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt, sucht die Wölfin das Weite.Verwirrt und verständnislos folgt ihr der Rüde. Der Stromstoss war stark. Die Wölfin beruhigt sich nur langsam, winselt, wieder einmal mehr hat sie die Gefahr Mensch gespürt 7. Endlich ziehen die beiden Tiere weiter. Unterwegs harnen sie regelmässig an markanten Stellen, so ergeben sich unsichtbare Grenzsteine, die benachbarten Rudeln zeigen, wer hier zu Hause ist. Und da Beutegeruch, neue Hoffnung auf reichliche Nahrung. Konzentriert folgen die Wölfe der neuen Spur. Alles geht sehr rasch. Das gegen den Wind überraschte Reh springt auf, flieht vor der Wölfin. Der Rüde schlägt einen blitzschnellen Bogen und springt nach kurzem, kraftvollem Lauf an den Hals des Rehs. Beide gehen zu Boden, ein kurzer Kampf. Die Wölfin ist zur Stelle, verbeisst sich in den Rehleib aus. Die Wölfe verzehren mehrere Kilo Fleisch. Ohne Umwege kehren sie zur Höhle zurück. Die Tiere sind satt und müde. 7. Am Lagerplatz angekommen, winseln die Wölfe zum Zeichen ihrer Ankunft. Sofort stürzen die Welpen und ihre Aufpasserin aus dem Versteck hervor. Sie sind hungrig. Immer wieder suchen die Jungtiere stürmisch den Kontakt zu den Schnauzen der Erwachsenen, lecken, betteln und kneifen. Schliesslich würgt die Mutter einen Teil der verschlungenen Nahrung hervor. Gierig machen sich die Jungtiere darüber her. Bald werden sie lernen, selber Beute zu machen. Die Zeit bis zum kommenden harten Bergwinter ist dafür recht kurz 8. Die Leitwölfin hat sich wie die anderen Tiere des Rudels zur Ruhe gelegt. Nur einmal noch, schon fast eingeschlafen, hebt sie den Kopf. Eine Maus raschelt im Gebüsch. Doch die Jagd ist vorbei, sie schläft ein.Weit weg, ausserhalb ihrer Welt, werden sich die Menschen am darauffolgenden Tag über einen Artgenossen wundern. Er soll an den Ufern eines Flusses namens Doubs von Jägern beobachtet worden sein. Davon weiss die Wölfin nichts. Auch nicht, dass sie schon im folgenden Sommer beim Kampf mit einem Gämsbock über einen Felsen abstürzen und ein Vorderbein brechen wird. Ein Wolfsleben erlischt,das Rudel wird sich neu formen, eine andere Leitwölfin für einige Jahre das Revier am Pass übernehmen.