Arbeitsblatt: Balladen-Dossier
Material-Details
5 Balladen auf 5 Seiten inkl. Deckblatt.
Kann den Jugendlichen zur persönlichen Wahl und Vorbereitung sowie der Lehrperson als Unterlage für das Balladen-Thema im Unterricht dienen
Deutsch
Leseförderung / Literatur
7. Schuljahr
5 Seiten
Statistik
5534
2323
93
24.03.2007
Autor/in
Gelöschtes Profil (Spitzname)
Land:
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Balladen Der Erlkönig Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind. Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. 2. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? Siehst Vater, du den Erlkönig nicht! Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. 3. Du liebes Kind, komm geh mit mir! Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir, Manch bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand. 4. Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind, In dürren Blättern säuselt der Wind. 5. Willst feiner Knabe du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön, Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein. 6. Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düsteren Ort? Mein Sohn, mein Sohn, ich sehes genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. 7. Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt, Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt! Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an, Erlkönig hat mir ein Leids getan. 8. Dem Vater grauset, er reitet geschwind, Er hält in den Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not, In seinen Armen das Kind war tot. Der Knabe im Moor Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) Oh schaurig ists übers Moor zu gehn, Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn Und die Ranke häkelt am Strauche, Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Wenn aus der Spalte es zischt und singt, schaurig ists übers Moor zu gehn, Wenn das Röhricht knistert im Hauche! Fest hält die Fibel das zitternde Kind Und rennt, als ob mann es jage; Hohl über die Fläche sauset der Wind Was raschelt drüben am Hage? Das ist der gespenstische Gräberknecht, Der dem Meister die besten Torfe verzecht; Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Hinducket das Knäblein zage. Vom Ufer starret Gestumpf hervor, Unheimlich nicket die Föhre, Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, Durch Riesenhalme wie Speere; Und wie es rieselt und knittert darin! Das ist die unselige Spinnerin, Das ist die gebannte Spinnlenor, Die den Haspel dreht im Geröhre! Voran, voran! nur immer im Lauf, Voran, als woll es ihn holen! Vor seinem Fuße brodelt es auf, Es pfeift ihm unter den Sohlen Wie eine gespenstische Melodei; Das ist der Geigemann ungetreu, Das ist der diebische Fiedler Kanuf, Der den Hochzeitheller gestohlen! Da birst das Moor, ein Seufzer geht Hervor aus der klaffenden Höhle; Weh, weh, da ruft die verdammte Margret: Ho, ho, meine arme Seele! Der Knabe springt wie ein wundes Reh; Wär nicht Schutzengel in seiner Näh, Seine bleichenden Knöchelchen fände spät Ein Gräber im Moorgeschwele. Da mählich gründet der Boden sich, Und drüben, neben der Weide, Die Lampe flimmert so heimatlich, Der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück Noch immer wirft er den scheuen Blick: Ja, im Geröhre wars fürchterlich, schaurig wars in der Heide! Der Zauberlehrling (Johann Wolfgang von Goethe) Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke Merkt ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu ich Wunder auch. Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Und nun komm, du alter Besen, Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und gehe Mit dem Wassertopf! Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Seht, er läuft zum Ufer nieder! Wahrlich! ist schon an dem Flusse, Und mit Blitzesschnelle wieder Ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! Wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale Voll mit Wasser füllt! Stehe! stehe! Denn wir haben Deiner Gaben Vollgemessen! Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende Er das wird, was er gewesen! Ach, er läuft und bringt behende! Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse Bringt er schnell herein, Ach, und hundert Flüsse Stürzen auf mich ein! Nein, nicht länger Kann ichs lassen: Will ihn fassen! Das ist Tücke! Ach, nun wird mir immer bänger! Welche Miene! welche Blicke! O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle Doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, Der nicht hören will! Stock, der du gewesen, Steh doch wieder still! Willst am Ende Gar nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten Und das alte Holz behende Mit dem scharfen Beile spalten! Seht, da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, Gleich, Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe. Wahrlich! brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, Und ich atme frei! Wehe! wehe! Beide Teile Stehn in Eile Schon als Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte! Und sie laufen! Naß und nässer Wirds im Saal und auf den Stufen: Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister, hör mich rufen! Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los. In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen! Denn als Geister Ruft euch nur, zu seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister. Theodor Fontane (1819-1898) Die Brücke am Tay 28.Dezember 1879 When shall we three meet again? (Macbeth) Wann treffen wir drei wieder zusamm? Um die siebte Stunde am Brückendamm. Am Mittelpfeiler. Ich lösch die Flamm. Ich mit. Ich komme vom Norden her. Und ich vom Süden. Und ich vom Meer. Hei, das gibt einen Ringelreihn, Und die Brücke muß in den Grund hinein. Und der Zug, der in die Brücke tritt Um die siebente Stund? Ei, der muß mit. Muß mit. Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand! Auf der Norderseite, das BrückenhausAlle Fenster sehen nach Süden aus, Und die Brücknersleut ohne Rast und Ruh Und in Bangen sehen nach Süden zu, Sehen und warten, ob nicht ein Licht Übers Wasser hin Ich komme spricht, Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug, Ich, der Edinburger Zug. Und der Brückner jetzt:Ich seh einen Schein Am anderen Ufer. Das muß er sein. Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum, Unser Johnie kommt und will seinen Baum, Und was noch am Baume von Lichtern ist, Zünd alles an wie zum heiligen Christ, Der will heuer zweimal mit uns seinUnd in elf Minuten ist er herein. An all den Jammer und all die Not Mit dem elend alten Schifferboot; Wie manche liebe Christfestnacht Hab ich im Führerhaus zugebracht Und sah unser Fenster im lichten Schein Und zählte und konnte nicht drüben sein. Auf der Norderseite, das BrückenhausAlle Fenster sehen nach Süden aus, Und die Brücknersleut ohne Rast und Ruh Und in Bangen sehen nach Süden zu; Denn wütender wurde der Winde Spiel, Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel, Erglüht es in niederschießender Pracht Überm Wasser untenUnd wieder ist Nacht. Wann treffen wir drei wieder zusamm? Um die siebte Stunde am Bergeskamm. Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm. Ich komme. Ich mit. Ich nenn euch die die Zahl. Und ich die Namen. Und ich die Qual. Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei! Tand, Tand Ist das Gebilde von Menschenhand. Und es war der Zug. Am Süderturm Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm, Und Johnie spricht:Die Brücke noch! Aber was tut es, wir zwingen es doch. Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf, Die bleiben Sieger in solchem Kampf, Und wies auch rast und ringt und rennt, Wir kriegen es unter, das Element. Und unser Stolz ist unsre Brück; Ich lache, denk ich an früher zurück, Belsazar (Heinrich Heine, (1797-1856) Und der König ergriff mit frevler Hand Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand. Die Mitternacht zog näher schon; In stummer Ruh lag Babylon. Und er leert ihn hastig bis auf den Grund Und rufet laut mit schäumendem Mund: Nur oben in des Königs Schloss, Da flackert, da lärmt des Königs Tross. Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn Ich bin der König von Babylon! Dort oben in dem Königssaal Belsazar hielt sein Königsmahl. Doch kaum das grause Wort verklang, Dem König ward heimlich im Busen bang. Die Knechte saßen in schimmernden Reihn Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. Das gellende Lachen verstummte zumal; Es wurde leichenstill im Saal. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht; So klang es dem störrigen Könige recht. Und sieh! und sieh! an weißer Wand Da kam hervor wie Menschenhand; Des Königs Wangen leuchten Glut; Im Wein erwuchs ihm kecker Mut. Und schrieb, und schrieb an weißer Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. Und blindlings reißt der Mut ihn fort; Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. Der König stieren Blicks da saß, Mit schlotternden Knien und totenblass. Und er brüstet sich frech, und lästert wild; Der Knechtenschar ihm Beifall brüllt. Die Knechtenschar saß kalt durchgraut, Und saß gar still, gab keinen Laut. Der König rief mit stolzem Blick; Der Diener eilt und kehrt zurück. Die Magier kamen, doch keiner verstand Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt; Das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt. Belsazar ward aber in selbiger Nacht Von seinen Knechten umgebracht.