Arbeitsblatt: Bewegung
Material-Details
Bewegungserziehung
Bewegung / Sport
Bewegung
Vorschule / Grundstufe
20 Seiten
Statistik
55516
1669
26
23.02.2010
Autor/in
Gertrud Baumann
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
FACHZEITSCHRIFT «4 bis 8» FÜR KINDERGARTEN UND UNTERSTUFE THEMENSAMMELMAPPE MIT BEITRÄGEN AUS ARCHIVNUMMERN Bewegte Kinder Bewegungsförderung im Unterricht Bewegung und Umwelt • Lernen und Bewegung • Bewegungsräume • Bewegung im Unterricht • Bewegungsspiele • Morgenrapp • Rhythmus und Bewegung • Bewegung und Gesundheit Juni 2005 Herausgegeben vom Verlag KindergärtnerInnen Schweiz KgCH www.verlagkg.ch Bewegte Kinder Bewegungsförderung im Unterricht Texte aus Archivnummern der Fachzeitschrift «4 bis 8» für Kindergarten und Unterstufe 2003/Nr. 5; 2004/Nr. 2,4; 2005/Nr. 6 Autorinnen und Autoren: Lukas Zahner, Ferdy Firmin, Walter Bucher, Thomas Lüscher, Michel Bawidamann, Conny Neuhaus, Cornelia Schmid-Hörhager, Christine Rüttimann, Bruno Knöpfli, Lioba Schneemann. Herausgegeben vom Verlag KindergärtnerInnen Schweiz KgCH Zürich 2005 www.verlagkg.ch Inhalt Bewegungserfahrung: Unsere Kinder werden immer ungeschickter 2 Bewegungserfahrung: Bewegt die Welt erfahren 4 Lernen: Bewegtes Lernen vermittelt ganzheitliche Erfahrungen 7 Lukas Zahner 2003/Nr. 5, S. 22 Thomas Lüscher 2004/Nr. 2, S. 5 Ferdy Firmin 2003/Nr. 5, S. 17 Lernen: Bewegtes Lernen heisst Lernen mit allen Sinnen 10 Lernen: Bewegungsinseln lockern den Schulalltag auf 12 Walter Bucher 2003/Nr. 5, S. 20 Michel Bawidamann 2004/Nr. 2, S. 10 Unterrichtsbeispiele Das goldene Alter der Bewegung 14 Durch Mozart zu Einstein Morgenrap 17 Conny Neuhaus 2004/Nr. 2, S. 12 Cornelia Schmid-Hörhager 2004/Nr. 4, S. 4 Atem, Stimme und Sprache beeinflussen unsere Alltagesrhythmen 19 Christine Rüttimann 2004/Nr. 4, S. 6 Bewegungsdefizit Krankheit Übergewicht 21 «Gehört die Tomate zum Gemüse oder zu den Früchten?», Projekt 24 Bruno Knöpfli 2005/Nr. 6, S. 5 Lioba Schneemann 2005/Nr. 6, S. 8 Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 1 Bewegungserfahrung Studien belegen eine zunehmende Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten bei Kindern. Die Konsequenzen sind Erkrankungen durch Bewegungsmangel, erhöhtes Unfallrisiko und eine Verzögerung der Entwicklung im motorischen, kognitiven, psychischen und sozialen Bereich. Lukas Zahner Unsere Kinder werden immer ungeschickter Der Strassenverkehr hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Die Möglichkeiten für Kinder, ihren Bewegungsdrang im Freien auszuleben, werden dadurch eingeschränkt. Immer mehr Kinder spielen deshalb im Haus – meist mit Computer und Gameboy. Oft wird der Bewegungsdrang der Kinder durch die Eltern eingeschränkt aus Angst vor Unfällen oder Verletzungen. Es wird übersehen, dass sich heute die Mehrzahl der Unfälle gerade dadurch ereignet, dass viele Kinder alltägliche Bewegungen aufgrund mangelhafter motorischer Fähigkeiten und Wahrnehmungsstörungen nicht mehr angemessen bewältigen können. Viele Kinder beobachten nur noch andere Kinder, wie sie einen Baum erklettern oder über eine Mauer balancieren, anstatt vermehrt selber Erfahrungen in Zusammenhang mit dem eigenen Körper und der Umwelt zu sammeln und die eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu erleben. Bewegung ist jedoch die Voraussetzung für die gesunde körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes. Motorik und kindliche Entwicklung In der kindlichen Entwicklung spielt die Motorik eine zentrale Rolle. Bewegung und Wahrnehmung sind als untrennbare Einheit zu betrachten. Raumvorstellung, Abschätzen von Distanzen, Geschwindigkeitsbeurteilung usw. sind Elemente der Wahrnehmung, die im Kindesalter auf spielerische Art durch Bewegung gelernt werden. Bewegungserfahrungen helfen den Kindern, nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Umwelt wahrzunehmen. Bewegungsmangel beginnt heute bereits im frühen Kindesalter. Die Umwelt- und Lebensbedingungen vieler Kinder erschweren das Sammeln motorischer Erfahrungen und damit die Schulung der Wahrnehmung. Körpererfahrung als Grundlage Die Körpererfahrung ist die Grundlage für Haltung und Bewegung. Bewegung fördert die Körpererfahrung, das Körpergefühl, das Körperbewusstsein und die Körperwahrnehmung. Mit Hilfe der Bewegung nimmt der Mensch die gesellschaftliche Umwelt wahr. Er «be-greift» und «er-fasst» die Umgebung und wirkt auf sie ein, wodurch auch Intelligenz und Selbstvertrauen gefördert werden. Mit den Worten Piagets ausgedrückt, heisst das: «Bis zum 18. Lebensmonat ist die geistige Entwicklung abhängig von der Fähigkeit, sich normal zu bewegen.» Eigentlich wäre alles perfekt vorbestimmt, bestünde nicht bereits bei vielen Kindern ein Bewegungsmangel. Auswirkungen des Bewegungsmangels Bereits im Kindesalter bestehen enorme Leistungsunterschiede zwischen ungeschickten Kindern, die sich meist wenig bewegen (können) und jenen Kindern, die dank ihrer breiten Bewegungserfahrung über eine hervorragende motorische Leistungsfähigkeit und Bewegungspräzision verfügen. Studien zeigen eine besorgniserregende Tendenz: Kinder weisen immer häufiger motorische Defizite auf, zudem ist ihre Raumerfassung, ihre Raumvorstellung und ihr Raumbewusstsein oft erheblich beeinträchtigt. Viele Kinder können Distanzen und Geschwindigkeiten von herannahenden Objekten nicht mehr richtig einschätzen, was zu einem erhöhten Unfallrisiko, besonders im Zusammenhang mit dem Strassenverkehr, führen kann. Kinder in ländlichen Gebieten erzielen praktisch keine besseren Ergebnisse in motorischen Tests als Stadtkinder. Die Auswirkungen des Bewegungsmangels machen sich mit zunehmendem Alter immer stärker bemerkbar. Förderprogramme zeigen Wirkung Eine breite, vielseitige Bewegungserfahrung ist eine Voraussetzung für eine erhöhte motorische Lernfähigkeit und für die Leistungsfertigkeiten in den nachfolgenden Altersstufen. Kinder verfügen zunächst nur über geringe Bewegungserfahrungen. Sie sollten sich früh ein möglichst vielfältiges Bewegungsrepertoire in allen Lebensbereichen aneignen können, um eine breite motorische Basis zu haben. Studien machen deutlich, dass motorische Förderung im Vorschul- und Einschulungsalter erfolgreich ist. Die wichtigsten Ergebnisse verschiedener Studien belegen: Die Umgebung hat einen entscheidenden Einfluss auf das motorische Leistungsvermögen der Kinder. Bereits nach kurzer Zeit beeinflussen täglich 15 Minuten Bewegungsspiele mit Vorschulkindern die Motorik und Unfallhäufigkeit ganz entscheidend. Die folgenden Interventionen haben sich in der Praxis bewährt: • Der Einsatz von Expertinnen/Experten‚ die Sensibilisierung von Erzieher/innen und Eltern, die Arbeit in Kleingruppen und ausserschulische Sportangebote. Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 2 Bewegungserfahrung Konkrete Massnahmen Bei den Eltern beginnt es Eltern sollten das Umfeld ihrer Kinder so gestalten, dass sie ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben können. Bewegungsvielfalt muss im eigenen Wohnumfeld ermöglicht werden: Hüpfen, springen, balancieren, klettern, hangeln, werfen und fangen. Mit geringem materiellem Aufwand wird das Kinderzimmer zu einem erlebnisreichen Bewegungszimmer: Ballone und verschiedene Bälle, ein Seil oder gleitende Teppichresten auf dem Boden, ein hängendes Tau, ein altes Sofa usw. Der Bewegungsfantasie der Kinder sollten möglichst wenig Grenzen gesetzt werden, einzig Unfallsituationen sind vorauszusehen. Kinder suchen ihre eigenen grob- und feinmotorischen Herausforderungen, Eltern schaffen die Anreize. Sie sollten ihren Kindern Bewegung nicht nur erlauben, sondern sie dazu anhalten. Mit jeder gewonnenen Erfahrung beim Überwinden eigener Grenzen und Möglichkeiten gewinnt ein Kind Sicherheit. Es verunfallt damit weniger durch ungeschicktes Verhalten. Politiker und Architekten sind gefordert Kinder spielen lieber mit Freunden im Freien, als dass sie sich alleine zu Hause mit dem Computer beschäftigen. Darum sind freie Spielmöglichkeiten im Wohnquartier äusserst wichtig. Ein Kind sollte – wenn immer möglich – auch ohne Aufsicht und Begleitung Spielplätze aufsuchen und mit anderen Kindern im Freien spielen können. Laut einer Schweizer Umfrage lassen viele Eltern ihre Kinder nur deshalb nicht im Freien spielen, weil sie ihren Spielplatz nicht (verkehrs-)sicher erreichen können. Tempo-30-Zonen in Wohnquartieren gelten nach Ansicht vieler Eltern als zu wenig sicher. in Spielgruppe und Kindergarten geht es weiter In Kindergärten finden motorische Förderprogramme wie beispielsweise das Turnprojekt «Mut tut gut» grosse Beachtung. Nach dem Motto «Hilf mir, es selbst zu tun» werden Kinder an immer schwierigere motorische Herausforderungen herangeführt. Durch vielseitiges Üben, Erproben der eigenen Möglichkeiten und durch ihre motorischen Erfolgserlebnisse werden Kinder immer selbstsicherer und lernen besser. Projekte wie «Waldspielgruppe» oder «Waldkindergarten», bei denen auch Foto: Wilbert van Woensel • Motorische Förderprogramme beeinflussen die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit und zeigen auch im kognitiven Bereich ihre Wirkung. • Motorische Förderprogramme beeinflussen die Sensorik der Kinder und zeigen Langzeitwirkung. Eine Verbesserung der motorischen und sensorischen Fähigkeiten ist vor allem im Hinblick auf die Teilnahme am Strassenverkehr dringend notwendig. Spielerische Bewegungserfahrungen bieten sich an, um diese Fähigkeiten zu schulen. Möglichkeiten schaffen, damit Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben können. körperliche Herausforderungen in der freien Natur im Vordergrund stehen, sollten gefördert und zur Selbstverständlichkeit werden. und später muss die Schule Verantwortung übernehmen Bewegung gehört auch in den Schulunterricht und nicht nur in die Turnstunden. Lukas Zahner, Dr. phil. nat., ist Dozent am Institut für Sport und Sportwissenschaften an der Universität Basel und am Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaften der ETH Zürich. Er ist Verantwortlicher der Nachwuchsförderung Swiss Olympic, Biologe, Turn- und Sportlehrer, Health Fitness Instructor des American College of Sports Medicine, Diplomtrainer Swiss Olympic und Tennislehrer STV. Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Projekt «Bewegen – Koordinieren – Kraft trainieren» Im Auftrag der Stiftung für Schadenbekämpfung arbeiten zurzeit verschiedene Fachleute intensiv am Projekt «Bewegen – Koordinieren – Kraft trainieren». Ziel des Projektes ist eine breite Aufklärung über die positiven Auswirkungen von Bewegung und Sport auf die Entwicklung und Gesundheit von Kindern. Zudem wird die Entwicklung und Realisierung von Massnahmen unterstützt, welche diese positiven Aspekte fördern. Folgende Produkte wurden erstellt: Elternbroschüre, Expertenhandbuch, Video und DVD. Vertrieb durch das Bundesamt für Sport (BASPO) in Magglingen ab Ende Oktober 2003. Seite 3 Bewegungserfahrung In der Entwicklung des Kindes spielt die Bewegung eine zentrale Rolle. Sie ist Grundlage und Mittel für das erfolgreiche «Erobern» der Welt. Komplexe Bewegungsabläufe zu beherrschen, steigert das Selbstwertgefühl und schafft ideale Voraussetzungen für vielfältiges Lernen. Thomas Lüscher Bewegt die Welt erfahren «Chönne!» Dieses Wort hat unsere Tochter gesagt, wenn sie wieder einmal etwas erfolgreich geschafft hatte. An eine Situation erinnere ich mich noch sehr genau: Im Alter von ungefähr zwei Jahren versuchte sie sich anzuziehen. Dabei musste der Träger an der Latzhose durch die Schnalle geführt werden. Während eine Hand die Schnalle hielt, versuchte die andere das Ende des Trägers zu greifen. Beides musste im richtigen Moment am richtigen Ort sein, damit der Träger durch die Schnalle geführt werden konnte. Nach mehreren Fehlversuchen – ein paar Mal liess die Hand den Träger los oder das Trägerende rutschte wieder aus der Schnalle – klappte es und meine Tochter blickte mit einem Strahlen in den Augen zu mir: «Chönne!» In dieser Alltagssituation finden sich zwei wichtige Aspekte der Bewegung: der physische und der psychische. Diese tragen entscheidend zur gesunden Entwicklung des Kindes bei. Der physische Aspekt Das stete Wiederholen von anspruchsvollen Bewegungen führt zur Verbesserung der Bewegungskoordination. Wie bekannt ist, fördert dies die Vernetzung der Nervenstrukturen im Hirn. Diese Vernetzungen sind von zentraler Bedeutung für die Entwicklung und schaffen günstige Voraussetzungen für das Lernen in anderen Bereichen. Ablauf und Steuerung von Bewegungen werden durch das Üben automatisiert und als Bewegungsmuster abrufbar. Gleichzeitig erfolgt eine Stimulierung des Bewegungsapparates, Muskeln, Knochen, Sehnen und Bänder werden trainiert. Nicht nur der Halte- und Stützapparat profitiert von der Bewegung, sondern auch innere Organe wie das Herz, der Verdauungsapparat, aber auch der Kreislauf usw. Bewegung ist gleichzeitig auch immer Wahrnehmungsschulung. Es besteht eine Wechselbeziehung. Keine Bewegung ohne Wahrnehmung, keine Verbesserung der Wahrnehmung ohne Bewegung. Wenn Kinder sich bewegen, ist damit gleichzeitig eine Sinnes- und Wahrnehmungsschulung verbunden. Der psychische Aspekt Etwas können gibt ein gutes Gefühl. Erfolgserlebnisse steigern das Selbstwertgefühl. Oder wie es Remo Largo im Buch «Kinderjahre» formuliert: «Wohlbefinden und Selbstwertgefühl machen uns stark. Sie geben uns das Gefühl, unser Leben im Griff zu haben. Wenn unser Selbstwertgefühl gut ist, mögen wir uns.» Zugegeben, Erfolgserlebnisse sind nicht an Bewegung gebunden. Eine Rechnung richtig lösen oder einen Text lesen und verstehen können, sind ebenso wertvolle Ereignisse. Doch in der Entwicklung des Kindes spielt die Bewegung eine zentrale Rolle. Sie ist Grundlage und Mittel für das erfolgreiche «Erobern» der Welt. Sich drehen, krabbeln, aufrichten können, laufen lernen und später erfolgreich das Gleichgewicht halten, auf einen Baum klettern, einen Ball in einen Korb treffen, usw. sind komplexe Bewegungen, welche beim Gelingen Wohlbefinden und Selbstwertgefühl steigern. Das Bedürfnis nach Bewegung Bewegung muss man den Kindern nicht aufzwingen. Ausgestattet mit einer Reihe von Bewegungsgrundbedürfnissen, wie zum Beispiel erfolgreich das Gleichgewicht halten, spielerisch laufen, davon laufen und schnell laufen, rollen und drehen, in die Höhe klettern, schaukeln und schwingen, gleiten und rutschen, von oben hinab springen, riskante Situationen erfolgreich meistern, Bewegungskunststücke lernen und vorführen, sich im Rhythmus bewegen, sich auf Rollen und Rädern fortbewegen, an, im und mit Wasser spielen, üben sich die Kinder mit Ausdauer und ohne Aufforderung immer und immer wieder darin. Vorausgesetzt, die Erwachsenen hindern sie nicht daran. Die dabei entstehenden Reize auf den Vestibularapparat (Gleichgewichtssinn) sind von grösster Wichtigkeit für die allgemeine Entwicklung der Kinder. Wie intensiv und zu welchem Zeitpunkt das Kind einzelne Bewegungsbedürfnisse gewichtet, ist individuell. Motor der Entwicklung Das Kind braucht Bewegung (fein- und grobmotorische) für eine ganzheitliche Entwicklung. Da es sich in einem anderen Entwicklungsstadium befindet als die Erwachsenen, haben die vestibulären (den Gleichgewichtssinn stimulierenden) Reize Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 4 Bewegungserfahrung zu klettern braucht mutige Kinder und gelassene Foto: Thomas Lüscher Erwachsene. bedeutende, strukturierende Wirkung. Das Kind bewegt sich mehr und anders als ein Erwachsener, weil es mehr und andere Bewegungen braucht. Dabei können die erwähnten Grundbedürfnisse der Bewegung auch bei Kindern aus anderen Kulturräumen beobachtet werden. Während bei uns die Kinder die Rutschbahnen auf den Spielplätzen benutzen, rutscht das Eskimokind auf Schnee und Eis. Hüpfspiele, Schaukeln und Spiele mit dem Seil finden wir in Paris, Nepal und China. Betrachten wir Bilder von spielenden Kindern aus früheren Jahrhunderten, zeigen diese Stelzen laufen (Gleichgewicht), Purzelbäume (rollen und drehen), Hüpfspiele (Rhythmus und Gleichgewicht), Fangspiele (spielerisches Laufen) und andere mehr. Im Laufe der Entwicklung verlieren einzelne Grundbedürfnisse der Bewegung an Bedeutung oder fallen weg. Betrachten wir zum Beispiel die Bewegungsformen rollen und drehen: Für viele Erwachsene sind schnelle Drehungen unangenehm und die Ausführung kein Bedürfnis mehr. Rollen und drehen stimuliert intensiv den Vestibularapparat, was entscheidende Entwicklungsreize setzt. Wirken über längere Zeit keine oder nur schwache Reize auf dieses Organ, entsteht eine Überempfindlichkeit. Dies erklärt den Schwindel vieler Erwachsener nach wenigen Drehungen. Indem Kinder rollen und drehen, schaffen sie optimale Voraussetzungen für ihre Entwicklung, gleichsam unbewusst über ihr Bewegungsbedürfnis. «Trainingsleistungen» beim Wasserholen am öffentlichen Brunnen täglich erbracht werden mussten und auf welch simple Handbewegung die Verfügbarkeit von Wasser heute reduziert wurde. Gleiches liesse sich am Beispiel des Heizens, Waschens oder Kochens aufzeigen. Dazu kommen viele Tätigkeiten des Haushalts, welche durch elektrische Apparate ersetzt wurden oder nicht mehr ausgeführt werden. Der Verlust solch täglicher Bewegungsmöglichkeiten zeigt Wirkung, wie an den vermehrten Zuweisungen von Kindern in die Psychomotorik- oder andere (Bewegungs-)Therapien zu sehen ist. Die falsche Sicherheit Nicht unwesentlich zur Verarmung an Bewegungsgelegenheiten trägt unser Bestreben nach Sicherheit bei. Da versehen wir das zu vielfältiger Bewegung anregende Treppengeländer mit einem Gitter und verunmöglichen den Kindern, daran zu turnen. Dort verbieten wir unseren Kindern den wichtigen Umgang mit Risikosituationen mit dem Hinweis, es sei zu gefährlich. Unsere Sicherheitsbestimmungen verhindern, dass wir den natürlichen Umgang mit Risikosituationen üben können. Wir verlieren die Fähigkeit, Risikosituationen zu beurteilen. Bei einem Unfall weisen wir die Selbstverantwortung von uns und suchen die Schuld beim Produkt oder beim Veranstalter. Dabei gehört der altersgemässe Umgang mit Gefahren und Risiken zur normalen Entwicklung des Menschen. Er bildet wichtige körperliche und geistige Kräfte, baut natürliche Aggressionen ab und fördert die angemessene Einschätzung anforderungsreicher Situationen. Das Hinführen zur Einschätzung von Gefahren ist die beste Schadenprävention (siehe Merkblatt LCH, 1998). Kinder(t)räume sind Bewegungsräume Wenn wir uns vornehmen, kindergerechte Bewegungsräume zu gestalten, können wir uns als erstes an den Grundbedürfnissen der Bewegung orientieren. Eine Vorrichtung an der Decke für ein Trapez, für Schaukelringe oder einen Kletterturm deckt bereits viele Bewegungsbedürfnisse ab. Die Bedürfnisse «gleiten und rutschen», sowie sich «auf Rollen und Rädern Die verschwundene Bewegung Ein Blick auf unseren Lebensraum zeigt, wie bewegungsarm unser Alltag geworden ist. Die Rolltreppe, der Lift, der Strassenverkehr, Fernseher, Computer, Videogames, usw. sind sichtbare «Bewegungseinschränker». Es gibt aber auch viele Tätigkeiten in unserem Alltag, die still und leise verschwinden oder bereits verschwunden sind. Vom bewegungsintensiven Wasserholen am (Zieh-)Brunnen über die Wasserpumpen im Haus hin zu den Drehgriffen wurde der Wasserfluss immer einfacher. Mischbatterien mit Kippgriffen sind die bequemste Art, Wasser zum Fliessen zu bringen. Man stelle sich vor, welche Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Foto: Thomas Lüscher Bis in die Baumkrone Bewegungseinschränkungen im Alltag: Die Wasserpumpe ist nur noch Zierde oder Spielzeug. Seite 5 Foto: Aldo Ellena Bewegungserfahrung Wenn Kinder sich bewegen, bedeutet dies gleichzeitig auch eine Sinnes- und Wahrnehmungsschulung. fortbewegen» brauchen vor allem Platz und Material. Zum Klettern und von oben hinab springen eignen sich neben Sprossenwand und Leiter vor allem Bäume. Zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit gibt es eine Vielzahl von Geräten (Pedalo, Rola Rola, Wackelbrett, usw.). Materialien, wie sie die Bewegungsbaustelle benützt (Lastwagenschläuche, Bretter, Vierkanthölzer, Rundhölzer, Holzklötze, usw.) eigenen sich ebenfalls vorzüglich für die Gleichgewichtsschulung. Anbieten und zulassen Die Bewegungsräume kindergerecht einrichten ist die eine Seite, die entstehende Bewegung zulassen die andere. Oft ist zu beobachten, dass bewegungsanregende Räume vorhanden sind, die Kinder diese aber nicht oder nur eingeschränkt benützen dürfen. Hier sind die für die Erziehung verantwortlichen Personen (Eltern, Lehrpersonen) gefordert. Es braucht für das Kind Mut, bis in die Baumkrone zu klettern. Ebenso viel oder noch mehr Mut braucht die Lehrperson, um dies zuzulassen. Es ist für Kinder lustvoll, auch bei Regenwetter eine Wiese hinunterzurollen. Es braucht von der Kindergärtnerin Gelassenheit, dies zuzulassen und gute Argumente bei den Eltern, wenn die Kinder verschmutzt nach Hause kommen. Eine Haltung in diese Richtung zu entwickeln ist nicht einfach, braucht Zeit und das Wissen um die Bewegungsbedürfnisse der Kinder. Sie ist aber für eine gesunde Entwicklung der Kinder ebenso entscheidend, wie das Anbieten von kindergerechten (Bewegungs-)Räumen. Alle an der Planung unserer Umwelt beteiligten Personen (Architekten, Politiker/innen, usw.) müssen immer wieder auf die Bewegungsbedürfnisse der Kinder aufmerksam gemacht werden. Vielfach vertragen sich die kindlichen Bedürfnisse nicht mit den Vorstellungen dieser Leute. Lustvolle Bewegung erzeugt zudem oft Lärm, macht schmutzige Kleider und verursacht ab und zu eine Hautabschürfung. In dem wir dies akzeptieren, tragen wir wesentlich zu einer gesunden Entwicklung unserer Kinder bei. Thomas Lüscher ist Dozent für Bewegung und Sport der Fachhochschule Aargau, Institut Kindergartenstufe. Literatur Remo H. Largo, Kinderjahre. München, 1999 Rudolf Lensing-Conrady, Von der Heilsamkeit des Schwindels. Dortmund, 2001 Verantwortlichkeit und Haftpflicht der Lehrperson. Merkblatt des LCH, 1998. www.lch.ch Hansruedi Baumann, Mut tut gut. Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 6 Bewegtes Lernen Ziel des «Bewegten Lernens» ist es, die handelnde Auseinandersetzung mit der Umwelt zu fördern. Die psychomotorische Erziehung soll gerade in Kindergarten und Unterstufe nicht von der Gesamtheit der Erziehung getrennt werden. Ferdy Firmin Bewegtes Lernen vermittelt ganzheitliche Erfahrungen Bewegtes Lernen ist keine neue Lerntheorie. Bewegtes Lernen spricht den natürlichen Drang des Kindes an seine Welt zu entdecken, sich in ihr zu erproben und sie der eigenen Entwicklung entsprechend zu verstehen. Wir verstehen unter bewegtem Lernen die handelnde Auseinandersetzung mit der materialen Umwelt und der sozialen Mitwelt innerhalb verschiedener Dimensionen: Lernen in und durch Bewegung (Lerntheoretische Dimension); sich in Spiel und Bewegung begegnen (Soziale Lerndimension); sich wohl und gesund fühlen (Physiologische Dimension). Wir sehen im bewegten Lernen einen wichtigen Beitrag für die Gesamterziehung unserer Kinder. In der mehrjährigen Projektarbeit der Arbeitsgruppe «Menschen bewegen Schulen» berichteten Lehrkräfte verschiedener Stufen, die längere Zeit bewegte Lernsequenzen in ihren Unterricht eingebaut hatten, über ihre Erfahrungen. Sie beobachteten, dass ihre Schüler sich die Lerninhalte besser «einverleiben» konnten, ihr Körperbewusstsein verfeinerten und achtsamer wahrnahmen. Sich mit der Zeit selber mehr zutrauten und vermehrt eigene Lösungswege ausprobierten. Ihre nonverbale und verbale Ausdrucksfähigkeit erweiterten und vermehrt Kontakte in der Gruppe suchten. Durch den aufgeteilten Unterricht mit kürzeren Sitzzeiten weniger Spannungen aufbauten. Bewegtes Lernen hat im Rahmen der bewegten Schule eine breite Renaissance im In- und Ausland erfahren und ist vor allem im Kindergarten und in der Unterstufe ein stufengerechtes Angebot, das sich optimal in den Tagesablauf integrieren lässt. Die Bewegungsentwicklung des Kleinkindes Die menschliche Bewegung ist eine Erwerbsmotorik, die über eine mehrjährige Entwicklung unterteilt werden kann in die Phasen: Neuromotorik (Säuglingsalter), Sensomotorik (Kleinkindalter), Psychomotorik (Vorschulalter) und Soziomotorik (Grundschulalter). Im Säuglingsalter werden die Bewegungen noch stark von Reflexen mitgesteuert (Neuromotorik). Die Bewegungserfahrungen dienen vor allem dem Aufbau der Basisfunktionen für die Entwicklung der Bewegungs-Grundmuster und der Orientierung im Raum. Zwischen Sensorik und Motorik besteht eine untrennbare Wechselbeziehung. Durch ein breites Lernangebot bei den Bewegungsfunktionen im Kleinkind- und Vorschulalter optimieren wir auch die Sinnesfunktionen. Unter Sensomotorik verstehen wir die Funktionseinheit von Reiz und Reaktion, von Wahrnehmung und Handeln. Psychomotorik deutet vom Begriff her auf die enge Verbindung zwischen psychischer und motorischer Entwicklung im Vorschulalter hin. André Lapierre, Sportlehrer, Kinästhesie-Therapeut und Heilpädagoge, vertritt die Meinung, dass im Vorschulalter die psychomotorische Erziehung nicht von der Gesamterziehung zu trennen ist: «In diesem Alter sind der Körper, das Objekt, die Handlung, das Denken, der Andere, das Ich, die Wahrnehmung, der Ausdruck, das Affektive, das Rationale, das Wirkliche, das Imaginäre, eng miteinander verflochten und differenzieren sich erst nach und nach » Die persönliche Sicht der Welt Man kann in keinem Alter berechtigter von Ganzheit sprechen als im Vorschulalter. Diesen Entwicklungsschwerpunkt gilt es zu nutzen. In diesem Zeitraum beginnen die Kinder über vielfältige Wahrnehmungs- und Lernprozesse ihre persönliche Sicht der Welt, ihre persönliche Wahrheit zu konstruieren. Ein Prozess, der sie ein Leben lang begleiten wird. Die Soziomotorik dient dem Kind für den Aufbau von Sozialkontakten. Durch die nonverbale und verbale Kommunikationsfähigkeit können emotionales Wachstum und vertiefter Gefühlsausdruck gefördert werden. Durch Kooperationsübungen soll eine erweiterte Handlungsfähigkeit in der Gruppe erlangt werden. Die soziale Integration in Gruppen- und Klassenverbänden ist ein sozialer Lernprozess, dem im Vorschul- und Grundschulalter in bewegten Lernsequenzen besondere Beachtung geschenkt wird. Die menschliche Bewegung hat eine doppelte Funktion: Einmal ist sie Vermittlung und Zugang zur Welt. Das Medium, durch das wir uns unserer Umwelt zuwenden, auf Dinge und Personen zugehen, uns verständigen und Zeichen geben. Zum anderen ist Bewegung Wahrnehmung der Welt, durch die wir sie erfahren, erleben und erkennen. Bewegung ist also ein «Organ» der Erfahrung und ein «Instrument» der Gestaltung. Bewegtes Lernen versucht diesem doppelten Lernmedium gerecht zu Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 7 Bewegtes Lernen werden. Die personale Bedeutung der Bewegung wird deutlich, wenn wir Bewegungen als Werkzeuge der Wahrnehmung einsetzen. Bewegungen, die uns Eindrücke und Empfindungen über unseren Körper vermitteln, fördern den Gefühlseindruck. Bewegungen, die Inneres zum Ausdruck bringen, dienen dem Gefühlsausdruck. Die soziale Bedeutung der Bewegung lässt sich ebenfalls in zwei Bereiche unterteilen: Wettkampfähnliche Leistungsfunktion haben Bewegungen überall dort, wo es darum geht, mittels Bewegung sich und andere Menschen zu übertreffen. Der Entwicklung des Mit- und Füreinanders (Kooperative Funktion) dienen Bewegungen in sozialen Begegnungsfeldern. Produktive Funktion haben Bewegungen, mit denen wir etwas erzeugen. Diese Produkte können gegenständlich oder immateriell sein. Die materiale Bedeutung von Bewegung wird auch deutlich, wenn wir mit Bewegungen uns und unsere materiale Umwelt untersuchen. Bewegung dient hier der Erkundung. All diese Bedeutungsgehalte der menschlichen Bewegung sind im bewegten Lernen nie gleichzeitig zu realisieren. Je nach Unterrichtsinhalt lassen sich verschiedene Aspekte miteinander in Beziehung bringen, variieren oder kombinieren. Lebenslanges Lernen Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Lernbiografie. Beim Lernen verändert sich das Gehirn physisch. Durch Lernprozesse stimulieren wir eine lebenslange Gehirnentwicklung. Jeder Lernprozess schafft Grundlagen für weiterführende Lernprozesse (Bahnungen, Verknüpfungen, Vernetzungen). Die aktive Auseinandersetzung mit der materialen Umwelt und mit der sozialen Mitwelt entwickelt unser Gehirn weiter. Im Gehirn sind schätzungsweise 120 Milliarden Neuronen dreidimensional miteinander vernetzt. Die Stärke des Gehirns liegt vor allem in der Fähigkeit, Informationen vernetzend zu verarbeiten. Das Gehirn hat keinen direkten Zugang zur Aussenwelt sondern nur indirekte Verknüpfungen über die Sinnesreize. Wir erleben die Welt nicht so, «wie sie ist», sondern wie unser Gehirn fähig ist, sie zu interpretieren. Lernen fördert deshalb immer die Wahrnehmungs- und Interpretationsfähigkeit des Gehirns. In der Entwicklung des Menschen sind Wahrnehmung, Bewegung und Lernprozesse untrennbar miteinander verbunden. Das gilt nicht nur für motorische Lernfelder, sondern ebenso für die emotionale, kognitive und soziale Handlungsfähigkeit im Kindes- und Jugendalter. Lernprozesse auslösen Frederik Vester, Biochemiker, Biokybernetiker, Systemforscher, Umweltfachmann, nennt vier Wahrnehmungskanäle, so genannte Eingangskanäle, über die Lernprozesse ausgelöst werden können: Auditiver Input (hören und verstehen), visueller Input (sehen, beobachten und erkennen), haptischer Input (anfassen und fühlen), verbal-abstrakter Input (Begriffe erläutern, Formeln vermitteln, Zeichen interpretieren). Im bewegten Lernen soll ein weiterer Kanal einbezogen werden, der kinästhetische Lernkanal. Unter Kinästhesie versteht die Sportwissenschaft die «Wahrnehmung der Raum-, Zeit- und Spannungsverhältnisse der Eigenbewegung über bewegungsempfindende Analysatoren». Die Kinästhesie bereichert das Lernen, weil sie die rhythmische und räumliche Wahrnehmung beinhaltet. Im Kindergarten und in der Unterstufe können Bewegung, Spiel und Sport neue Lernwege erschliessen. Die Bewegung eröffnet einen zusätzlichen Lernkanal, indem sie «Körper-Ich-Erfahrungen» fördert. Das heisst, Kinder lernen physikalische Einwirkungen auf den Körper zu beobachten, einzuschätzen und mit physikalischen Begriffen zu verbinden (Körperwahrnehmung und materiale Erfahrungen). Durch die selbsttätige Eigenerfahrung vertieft sich das Verständnis von Begriffen nach dem didaktischen Dreiklang: Greifen – Begreifen – Begriff. Auch die Emotionen spielen beim bewegten Lernprozess eine wichtige Rolle. Individuell bedeutsame, prägende Ereignisse lösen subjektive Betroffenheit aus und werden schneller und leichter gespeichert. Deshalb ist dem Lernklima im Unterricht besondere Beachtung zu schenken. Den Klang hören, spüren und erleben bedeutet, einen auditiven Input zu geben. Bewegtes Lernen in Kindergarten und Unterstufe Bewegtes Lernen in der Praxis richtet sich immer auf die situativen Voraussetzungen und die Vorkenntnisse der Lernenden Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 8 Fotos: Wilbert van Woensel Bewegtes Lernen In der Entwicklung des Menschen sind Wahrnehmung, Bewegung und Lernprozesse untrennbar miteinander verbunden. aus. Die Aufgabenstellungen sind dem didaktischen Prinzip der Passung verpflichtet, das die Bedürfnisse der Lernenden mit dem Anspruch der Lehrenden in Beziehung bringt. Da viele Lerngelegenheiten von den Kindern alleine oder in Kleingruppen erkundet, erprobt, gewagt und gestaltet werden, ist bei der Inszenierung von bewegten Lerninhalten die Unfallverhütung besonders zu beachten. Möglichkeiten der Anwendung: Naturerlebnis, Naturbeobachtung: Physikalische Gesetzmässigkeiten erproben und erkunden, z.B. Wasser, mit dem Wind spielen, im Schnee Fährten verfolgen, die Brechung im Wasser erleben. Verkehrserziehung: Einen Verkehrsgarten aufbauen und die Verkehrsregeln «bewegt» als Fussgänger, Dreiradfahrer, Trottinettfahrer umsetzen. Sprachpflege: Sing- und Rollenspiele einüben, pantomimisches Bewegungstheater in Sprache übersetzen, emotionale Ausdrucksbewegungen sprachlich deuten. Rhythmisch-musikalische Erziehung: Rhythmen mit Bewegungen beantworten und begleiten, Ausdrucksformen wie Tanzen, und Singen als Kommunikationsformen erleben. Bildnerisches Gestalten, Werken: Figuren legen, zeichnen. Plastiken modellieren im Schnee oder Sand, im Wald Moosgärten anlegen und eine eigene Welt aufbauen. Bewegung, Rollenspiel: Im Bewegungs- und Rollenspiel wichtige soziale Rollen erproben, ohne die damit verbundene Verantwortung tragen zu müssen. Der stufendidaktisch versierten Kindergärtnerin oder Unterstufenlehrerin wird es nicht schwer fallen bewegtes Lernen für ihre Kinder passend und lehrplangerecht in ihren Unterricht zu integrieren und so einen Beitrag für eine gesundheitsförderliche Entwicklung der Kinder zu leisten. Prof. Dr. phil. Ferdy Firmin ist Dozent am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Bern. Literatur Bewegung als Zugang zur Welt, Integrative Bewegungserziehung mit Planungshilfen für den Kindergarten, Ferdy Firmin, (Hrsg. Schweiz. Kindergärtnerinnen-Verein), 1989 Psychomotorische Entwicklungsförderung, Band 1 Motopädagogik, Ernst Kiphardt, Dortmund, 1979 Die psychomotorische Erziehung, Motorik im Vorschulalter Band 1, Bundesinstitut für Sportwissenschaft, André Lapierre, Schorndorf bei Stuttgart, 1975 Lehrmittel Sporterziehung, Band 2 (Kindergarten), Ferdy Firmin, Roland Messmer, Hrsg. Eidg. Sportkommission EDMZ, Bern, 1997 Denken, Lernen, Vergessen, Frederik Vester, München, dtv, 1978 Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 9 Bewegtes Lernen Die Art und Weise wie Kinder während ihrer Schulzeit lernen, ist prägend für das weitere Lernverhalten. «Bewegtes Lernen» bietet ein ideales «Lern-Spielfeld», um eigene Lernstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Walter Bucher Bewegtes Lernen heisst lernen mit allen Sinnen Lernen heisst, sich Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen. Wie das Lernen in unserem Gehirn funktioniert, kann nur angenommen oder interpretiert werden. Jeder Mensch und auch jedes Kind lernt anders. Alle haben eine eigene Lernstrategie, ein eigenes Denk-Netzwerk, einen eigenen Lernmechanismus. Die Kunst des Unterrichtens besteht darin, Lernen so zu arrangieren oder zu inszenieren, dass möglichst jedes Kind seine eigenen Lernstrategien anwenden und entwickeln kann. Diese Einsicht hat für einen erfolgreichen Unterricht wichtige Konsequenzen: Nachhaltiges effektives Lernen kann nicht angeordnet, sondern lediglich ermöglicht werden. Die Art und Weise, wie Kinder im Verlauf ihrer Schulzeit Lehr- und Lernprozesse erleben und erfahren, prägt ihr Lernverhalten nachhaltig. Ein effizientes «klassenweises» Lehren und Lernen ist kaum möglich. Wenn Wissen nur über einen Informationsweg (z.B. durch Informationen der Lehrperson), nur über einen «SinnesKanal» (z.B. über die Sprache durch Erklärungen der Lehrperson) und damit verbunden nur über eine «Art und Weise» (Methode, meistens identisch mit der Denkweise der Lehrperson) vermittelt wird, ist individuelles Lernen nur beschränkt möglich. Eine der wichtigsten Aufgaben der Lehrperson besteht deshalb darin, Kindern verschiedene Zugänge zu Lerninhalten und -gegenständen zu ermöglichen. Ein Wort mit vielen Bedeutungen Der Begriff Bewegen kann vieles aussagen, z.B. sich selber bewegen, etwas in Bewegung bringen, sich in Gedanken bewegen, ein bewegtes Leben führen, eine bewegte Vergangenheit haben. Oder: Etwas bewegt mich tief, freudig, nachhaltig, schmerzlich; mit bewegter Stimme erzählen oder bewegen beim Lernen. Bewegen wird natürlicherweise oft in Verbindung gebracht mit Gesundheit, Haltung, Entspannung usw. Diese Aspekte sind zwar in Zusammenhang mit einer «gesunden Schule» wichtig, stehen aber beim «Bewegten Lernen» nicht im Zentrum. Bewegung ist hier weder als Ziel noch als «kleine Bewegungsstunde» oder als Ersatz für die von den Lehrplänen «wegrationalisierten» Sportstunden zu verstehen, sondern als Mittel um besser, abwechslungsreicher, individuell angepasster, freudvoller zu lernen. Bewegtes Lernen Unter bewegtem Lernen werden ergänzende Formen des traditionellen Lernens verstanden, bei denen die Bewegung des Entdeckendes Lernen bedeutet Details sehen und Zusammenhänge erkennen können. Körpers in den Lehr- und Lern-Prozess einbezogen wird. Diese Form des ganzheitlichen Lernens unterstützt die Idee der Rhythmisierung des Unterrichts. Sie kommt den Interessen der Kinder entgegen, regt zum freudvollen Lernen und Üben an und baut Lernbarrieren und Ängste ab. Beim bewegten Lernen werden mehrere Sinne einbezogen, Lernsituationen durch ganzheitliches Handeln erfahren und Lerninhalte sinnbezogen und körpernah erlebt. Diese Ansätze des Lernens und Handelns im Unterricht sind nicht neu. Bereits Pestalozzi forderte das ganzheitliche Unterrichtsprinzip «Kopf, Herz und Hand». Vielfach erfolgt das Lernen jedoch nur über den Kopf. Ganzheitliches Lernen, insbesondere Lernen durch Bewegung, ist vielseitiger, eröffnet weitere Zugänge zu Lerninhalten und wird dem Bewegungsbedürfnis der Kinder gerecht. Wo liegt Hawaii? Ein kleines Experiment, das ich in verschiedenen Einführungskursen zum Thema «Bewegtes Lernen» jeweils bei Kursbeginn durchgeführt habe, soll den Nagel auf den Kopf treffen. Die Teilnehmenden sitzen im Kreis. Ich halte mit beiden Händen einen aufblasbaren Ball vor mir, auf welchem die Erde dargestellt ist. Ich orientiere die Anwesenden, dass ich nun langsam im Kreis von Person zu Person gehe und dass (s)ich diese Weltkugel – wie in Wirklichkeit die Erde – ganz langsam drehe. Jede Person soll nur den Ausschnitt der Weltkugel fokussieren, Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 10 Bewegtes Lernen der sich in ihrem Blickfeld zeigt und sich aus diesem Bereich irgend etwas Auffälliges merken: Eine Stadt, ein Meer, eine Insel usw. Nachdem ich eine Runde zurückgelegt habe und sich die Weltkugel einmal um die eigene Achse gedreht hat, lasse ich die Anwesenden erzählen. Interessant ist, dass Beobachtungen meistens mit einer persönlichen Bemerkung kommentiert und ergänzt werden, obwohl das nicht die Aufgabe war. Zum Beispiel: «Ich habe Hawaii gesehen, dort möchte ich mal in die Ferien.» oder: «Ich habe Kanada gesehen, dort wohnt mein Bruder.» Wer etwas Neues betrachtet, versucht das Betrachtete mit etwas bereits Bekanntem oder Vertrautem zu vernetzen, es irgendwo «anzubinden». Walter Bucher ist Projektleiter der Schweizerischen Lehrmittel Sporterziehung, Herausgeber der Reihe 100 Spiel- und Übungsformen und zurzeit Mitglied der Planungsgruppe der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz phz. Er war viele Jahre Dozent für Sport und Didaktik an verschiedenen Hochschulen. 741 Ideen für die Schulpraxis Die im Buch «741 Spiel- und Übungsformen Bewegtes Lernen für Vorschule und Unterstufe» vorliegende Übungssammlung leistet einen Beitrag für freudvolles «Bewegtes Lernen» und Üben. Lehrpläne, welche in die Fachbereiche «Mensch und Umwelt», «Sprachen», «Mathematik» und «Gestaltung und Musik» aufgeteilt sind, dienen als Ordnungsrahmen für die Inhalte. Dank eines ausführlichen Sachregisters ist der Zugang zu Lerninhalten auch von einzelnen Fächern bzw. Lerninhalten her möglich. Preis: Fr. 35.– plus Porto und Verpackung. Bei Bestellungen mit dem Vermerk «8 bis 10» wird ein Rabatt von 10 Prozent gewährt. Bezugsquelle: Walter Bucher, Weiherstrasse 13, 9305 Berg, Fax 071 455 11 32, E-mail: Fotos: Daniel Lienhard Der Schlüssel zum Erfolg Interessant war jeweils folgende Feststellung: Beim Drehen der Kugel habe ich mir gemerkt, wer Hawaii beziehungsweise Afrika genannt hatte. Nun stellte ich der Lehrperson, welche sich zu Afrika äusserte, folgende Frage: «Hawaii liegt auf der gegenüberliegenden Seite von Afrika. Was müsstest du aus didaktischen Überlegungen tun, dass an deiner Stelle ein Kind lernen würde, dass Hawaii auf der gegenüberliegenden Seite von Afrika liegt?» Gleichzeitig regte ich alle anderen Anwesenden an, sich diese (Gewissens-)Frage ebenfalls zu stellen. «Die Kugel drehen», lautete die spontane Antwort. «Falsch!» antwortete ich nach einer kurzen Pause. «Das Kind müsste sich selber um die Erdkugel bewegen. Mehr noch, es sollte sich bücken oder noch besser, auf den Bauch liegen und ganz nahe ran gehen.» Betroffenheit einerseits und Klarheit andererseits waren jeweils die Reaktionen. Am Schluss wagte ich zu sagen: «Wer auf diese Weise erlebt hat, dass Hawaii auf der Erdkugel auf der gegenüberliegenden Seite von Afrika liegt, wird dies so schnell nicht wieder vergessen. Fazit: Sich zum Gegenstand hin «bewegen», ihn selber entdecken, sich selber Fragen stellen. Kinder sind Lernexperten Die Kinder haben in ihrem Unterricht viele Beispiele von bewegten Lern- und Übungsformen kennen gelernt. Nun erhalten sie eine «doppelte» Hausaufgabe: Erstens einen Vers auswendig lernen und zweitens darüber nachzudenken, wie sie dies tun. Die Kinder müssen am folgenden Tag der Lehrperson zuerst in Form einer Lernkontrolle beweisen, dass sie den Vers fehlerfrei auswendig vortragen können. Dann dürfen sie erklären, auf welche Art und Weise oder mit welchen «Bewegungs- oder Lerntricks» sie sich den Text gemerkt haben. Anschliessend spielen einige Kinder diesen Lernprozess mit den Klassenkameraden durch. Mit solchen Formen lernen Kinder, über ihre eigenen Lernwege nachzudenken, sie mit anderen Lernweisen zu vergleichen, Lernstrategien von anderen zu entdecken und einzelne davon vielleicht sogar zu übernehmen – sie lernen zu lernen. Ein gewagter Sprung: Bewegungen koordinieren lernen und die eigenen Grenzen spüren. Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 11 Bewegtes Lernen Bewegtes Lernen bietet die Möglichkeit, einzelne Sinne vielseitig zu fördern. Entscheidend für den Lernerfolg ist, dass der Unterricht in einem rhythmischen Wechsel von Bewegung und Ruhe abwechslungsreich gestaltet ist. Tipps und Anregungen für Bewegungsmöglichkeiten und Lerninseln im Schulzimmer. Michel Bawidamann Bewegungsinseln lockern den Schulalltag auf Kinder sollen sich auch in der Schulstube bewegen können. Unsere Lehrpläne geben Lernziele vor, die teilweise auf die kopflastige Art einfacher zu unterrichten sind. Die bewegte Lernform ist für die Lernenden ökonomischer. Wieso Bewegung und Lernen nicht vernetzen? Neue Lehrpläne setzen Akzente im vernetzten Denken in der Schule. In der Unterrichtspraxis soll sich dies durch vermehrtes fächerübergreifendes Arbeiten und durch ein Angebot an verschiedenen Lernzugängen auswirken. Bewegt lernen ist eine ganzheitliche Form des Lernens und unterstützt die Idee der Rhythmisierung des Unterrichts. Bewegtes Lernen ist eine Ergänzung zum traditionellen Unterricht. Es soll keine eigentliche Lernform sein wie der Frontal-, Gruppen-, Werkstatt- oder Wochenplanunterricht, sondern ist gedacht als mögliche Form für eine abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung. Einzelne Sinne fördern Bewegtes Lernen bietet die Möglichkeit, einzelne Sinne vielseitig zu fördern. Im Sinne eines ganzheitlichen Unterrichts ist deshalb darauf zu achten, dass beim Lernen in rhythmischem Wechsel möglichst viele Sinne am Lernprozess beteiligt sind, denn: Wer etwas liest, behält davon 10 Prozent. Wer etwas hört, behält davon 20 Prozent. Wer etwas sieht, behält davon 30 Prozent. Wer etwas sieht und hört, behält davon 70 Prozent. Wer etwas selber sagt, behält davon 80 Prozent. Wer aktiv handelt, behält 90 Prozent. Verschiedene Arten des Bewegten Lernens Abwechslung von kognitiver und sensomotorischer Belastung: Durch Abwechslung wird der Ermüdung und Unaufmerksamkeit in einzelnen Bereichen begegnet. Der Körper kann sich durch die Bewegungssituation entspannen, die Durchblutung wird gefördert und das Gehirn vermehrt mit Sauerstoff versorgt. Die Konzentrationsfähigkeit wird erneuert. Gleichzeitige Reizgebung ohne Verknüpfung: Das Kind darf sich bewegen, während es bestimmte Aufgaben löst. Dies kann dem Kind helfen, sich neu zu motivieren. Verschiedene Aufgaben sind im Raum oder in anderen Räumen verteilt. Um die Lernziele zu erreichen, kann die Aufgabenstellung mit Bewegungen verknüpft werden. Inhaltliche Verknüpfung: Das Kind erfährt durch die konkrete Handlung in der Bewegungsaufgabe den Sinn und Inhalt der Aufgabe. Das Kind lässt einen Squash-Ball fallen und versucht ihn nach dem Aufprall sofort zu fangen. Es erkennt, nicht jeder Ball springt gleich zurück. Dies ist eine Form des Bewegten Lernens. Geeignetes Material für «Bewegtes Lernen»: Grundsätzlich ist jedes Material aus der Sporthalle und aus dem Alltag geeignet: Springseile, diverse Bälle, Fäden, leere Flaschen, Spielkarten, Luftballons, Spiele, Holzklötze, verschiedene Säcke, Wäscheklammern, Schnüre, Würfel, usw. Es sollte jedoch einen hohen Aufforderungscharakter besitzen und einen abwechslungsreichen Einsatz ermöglichen. Die Jasskarten sind nicht gedacht, um an Ort und Stelle zu spielen. Ein möglicher Einsatz wäre: «Ziehe eine Karte, gehe zur betreffenden Aufgabe und löse sie. Hast du neun Karten gezogen und deren Aufgaben gelöst, kannst du mit anderen Mitschülern und deinen Karten eine Runde spielen.» Meist motiviert das angebotene Material das Kind, sich freiwillig damit auseinander zu setzen und die gestellte (Bewegungs-)Aufgabe zu lösen. Die Auswahl des Materials richtet sich nach dem Entwicklungsstand, den momentanen Bedürfnissen der Kinder und der Zielsetzung des Lernspiels. Es empfiehlt sich aber, nicht mit einer Materialschlacht aufzuwarten. Auflockerung des Unterrichts Bewegtes Lernen lockert den Unterricht auf. Würden Kinder ausschliesslich mit bewegten Formen arbeiten, könnten sie nur schwer wieder zu ihrer Ruhe finden und würden überaktiv. Im Schulunterricht sollte auf einen guten Arbeitsrhythmus geachtet werden, d.h. zwischen Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben sowie zwischen Bewegen und Ruhen angemessen abwechseln, beziehungsweise kombinieren. Ein Raum besteht aus verschiedenen Lernorten. In Zeitintervallen von 15 bis 30 Minuten soll der Lernort gewechselt werden, zum Beispiel vom Arbeitsplatz an die Wandtafel. Die Kinder tragen ihre Stühle nach vorne oder setzen sich auf den Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 12 Bewegtes Lernen Fantasievolle Lernorte Mit ein wenig Fantasie kann jedes Lernziel mit einer bewegten Aufgabe erreicht werden. Zahlenreihen üben im Treppenhaus: Kind hüpft beim Aufsagen der Reihen pro Schritt immer eine Stufe höher, Kind kontrolliert. Kettenrechnen: Pro richtiges Zwischenresultat darf das Kind eine Stufe höher springen, bei falschem muss es eine Stufe zurück. Ziel ist es die obere Etage zu erreichen. Mit Worten spielen: Rollenspiele oder Pantomime lassen sich im Sprachunterricht leicht einfügen. Wieso nicht eine einfache Textaufgabe spielen? Einen Leseparcours einrichten, Stafettenaufgaben lösen, Wörter auf den Rücken schreiben, an der Wandtafel arbeiten. Dies alles ist Bewegung im Sprachunterricht. Wandtafelaufgaben: Das Arbeiten an der Wandtafel ist für kleinere Kinder immer mit Bewegung verbunden. Sie müssen sich strecken, in die Knie gehen oder den Kopf schwenken. Wenn der Lehrperson die Ideen ausgegangen sind, ist die Aufteilung einer Aufgabe auf verschiedene Lernorte die einfachste Art, Bewegung in eine Sequenz zu bringen. Bewegungsinseln einbauen Zwischen einzelnen Lektionen oder wenn die Kinder müde oder unachtsam werden, können Bewegungsinseln eingebaut werden. Dazu dienen einfache und bekannte Gesellschaftsspiele, wie zum Beispiel «Peter ruft Paul», «Die verflixte Sieben», «Dirigentenspiel» oder andere. Ideen für Bewegungsspiele: Einen Finger nass machen und ihn als Schnecke einem Kind den Nacken hinunter kriechen lassen. Den eigenen Namen in menschengrossen Buchstaben in die Luft schreiben. Fotos: Michel Bawidamann Boden. Die Klasse musiziert in der Musikecke oder wechselt in den Musikraum. In einigen Klassenzimmern befindet sich eine Leseecke, in die sich je nach Arbeitsauftrag und Arbeitsstand das Kind zurückziehen kann. Kindergärten sind in der Regel nach diesem Muster aufgebaut, Klassenzimmer weniger. Wieso soll nicht auch eine Gruppe im Korridor, im Treppenhaus oder in der Garderobe arbeiten? Lernen muss nicht immer sitzend geschehen. Der Mensch geht davon aus, dass Sitzen das bequemste sei. Singen kann man auch laufend, hüpfend, stehend. Interessant ist auch zu erfahren, wie liegend gesungen werden kann. Lehrpersonen verteilen Arbeitsblätter oder andere Materialien oft direkt an den Arbeitsplatz des Kindes. Das Arbeitsmaterial kann auch in die Mitte des Schulzimmers auf den Boden gelegt werden und die Klasse muss sich bedienen. So wird ein Lockerungselement eingebaut und der Bewegungsapparat in Betrieb gesetzt. Anfänglich scheint es für die Kinder müssig, die Materialien selbst zu holen. Mit der Zeit wird es aber selbstverständlich. Man soll darauf achten, dass ganz nebenbei Aufträge erteilt werden, bei denen sich Schüler und Schülerinnen strecken und bücken müssen. Und auch der Stuhl muss beim Platzwechsel nicht immer geschoben, er darf auch gehoben werden. Das Aufgabenblatt aufzuhängen, verlangt Geschick und vielleicht auch etwas Geduld. Die Bewegungsinseln sollten nicht länger als ungefähr fünf Minuten dauern. So wird die Durchblutung gefördert und das Gehirn neu mit Sauerstoff versorgt. Die Kinder sind wieder bereit für neues Lernen. Diese Ansätze des Lernens und Handelns im Unterricht sind nicht neu. Bereits Pestalozzi forderte das ganzheitliche Unterrichtsprinzip «Kopf, Herz und Hand». Der Unterrichtsalltag sieht aber oft anders aus. Ganzheitliches Lernen, insbesondere Lernen durch Bewegung, ist vielseitiger, eröffnet weitere Zugänge zu Lerninhalten und wird dem Bewegungsbedürfnis der Kinder gerecht. Michel Bawidamann ist Primarlehrer in Heerbrugg, Leiter der BAG Sprachen Weiterbildung Volksschule des Kantons St. Gallen, Autor von «814 Spiel- und Übungsformen – Bewegtes Lernen 4.–6. Schuljahr» und Co-Autor des Französischlehrmittels «Envol 5.–9. Schuljahr». Weitere Spiel- und Übungsformen zum Bewegten Lernen «741 Spiel- und Übungsformen, Kindergarten/Vorschule» Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 13 Unterrichtsbeispiele Im Vorschulalter haben Kinder die besten Voraussetzungen für den Erwerb einer grossen Bewegungsvielfalt. Was sie passen, können sie später kaum mehr erlernen. Conny Neuhaus Das goldene Alter der Bewegung Der natürliche Bewegungsdrang im Vorschulalter erleichtert es dem Kind, einen möglichst breiten Bewegungsschatz anzulegen. Weil die Lernfähigkeit in diesen Jahren so hoch ist, bezeichnet man das Vorschulalter auch als das «goldene Alter». In diesem Zeitabschnitt werden motorische Grundsteine gelegt. Bewegung ist für den im Wachstum befindlichen Organismus von essenzieller Bedeutung, sowohl für die physische wie auch für die kognitive und emotionale Entwicklung. Eine gute Koordination ermöglicht eine ökonomischere Arbeit des Körpers. Einem «motorischen Könner» fällt es leichter, Neues zu erlernen und er ist ein begehrter Spielpartner, was zu einer wesentlichen Steigerung des Selbstwertgefühles führt. Doch im Multimedia-Zeitalter gilt selbst für Kinder: Bewegung ist nicht mehr selbstverständlich. Immer mehr Kinder leiden an Haltungsschäden. Um die fortschreitende Bewegungsarmut und die dazugehörigen gesundheitlichen Risikofaktoren einzudämmen, müssen Erwachsene selbst wieder in Bewegung kommen und die ausgeprägte Bewegungsfreude und Lernbereitschaft der Kinder unterstützen und fördern. Die primäre Gesundheitsprävention muss möglichst früh im Kindesalter angesetzt werden. Das Ziel ist es, den Bewegungsschatz äusserst vielseitig zu erweitern und die koordinativen Fähigkeiten zu verbessern. Die folgenden Übungen dienen zur Anregung und sollten, wenn möglich, in Bewegungsformen, -geschichten und -aufgaben einbezogen werden. So kann das Spiel «Ich pack in meinen Rucksack» zum Bewegungsspiel werden: Jedes Kind zeigt, statt einzupacken, eine Übung vor. die Übung erschwert werden, indem sie einbeinig balancieren. Diese Übung ist auch gut geeignet für eher hyperaktive Kinder: Das Kissen markiert eine klare Grenze und die geforderte Aufgabe ist lösbar. Diese Geschicklichkeitsübung schult die «innere Wahrnehmung» (Proprioception) oder das innere Abbild des Körpers: Funktioniert diese Wahrnehmung, spürt man zum Beispiel ohne hinzuschauen, ob die Finger einer Hand gestreckt oder zu einer Faust geballt sind. Fotos: Conny Neuhaus hier an Bewegungserfahrungen ver- Wackel-Ballspiel Stehend auf einem «Sitzkissen» die Balance halten und sich einen Ball zuwerfen. Es ist nicht einfach, auf dem Sitzkissen «ruhig» stehen zu bleiben. Es wackelt und der Körper muss immer wieder versuchen, ins Gleichgewicht zu kommen. Für Kinder mit guten koordinativen Fähigkeiten kann Kreisel-Gleichgewicht Auf einem Kreisel stehen und das Gleichgewicht halten, beidbeinig und zur Steigerung einbeinig. Das Balancieren auf dem Kreisel ist schwieriger als auf dem «Sitzkissen», da er nur noch eine kleine Unterstützungsfläche bietet. Der Körper muss schneller dreidimensional reagieren. Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 14 Unterrichtsbeispiele Die Kniegelenke sollten in einer leichten Beugestellung sein, die Beinmuskulatur kann so schneller und besser auf Unsicherheiten reagieren. Man sollte darauf achten, dass die Beinachsen einen geraden Verlauf haben, die Knie sollten keine x-Stellung haben, sondern in Richtung Füsse schauen. Beim einbeinigen Stand sollte der Fuss in der Mitte des Kreisels stehen. Die Augen fixieren einen definierten Punkt, das erleichtert das ruhige Stehen. Schreibender Fuss Auf einem Bein stehen und mit dem freien Bein seinen Vornamen (oder Zahlen, Bilder usw.) langsam auf den Boden schreiben. Die Kinder können selber wählen, mit welchem Bein sie beginnen möchten. Spontan wird meist das bessere Bein als Standbein gewählt. Auch diese Übung schult die innere Wahrnehmung. Es ist wichtig, den ungeschickteren Kindern genügend Hilfestellung anzubieten. Die Übung soll allen Spass machen und nicht in Frustration enden. Eine Vereinfachung bedeutet es, wenn sich immer zwei Kinder die Hand geben und diese Übung als Pärchen absovieren. Trampolin springen Das Trampolin eignet sich zum Hüpfen und Rennen, für den Einbeinstand, für rhythmische Bewegungen und zur Integration aller vier Extremitäten. Hüpfen erfordert einen gut ausgebildeten Muskeltonus. Kinder im Vorschulalter weisen noch eine eher niedrige Muskelspannung auf. Deshalb ist das Trampolin ein geeignetes Hilfsmittel. Es animiert zum Hüpfen, die Sprünge werden abgefedert und verhindern so grössere Schläge auf den Körper. Die Dynamik verleiht Spannung, sei es muskulär oder emotional. Geschult werden vor allem die innere Wahrnehmung und Koordination. Pedalo fahren Mit Händen und Füssen das Pedalo antreiben. Das Pedalo fahren bedarf schon einiger koordinativer Fähigkeiten. Die Kinder brauchen zu Beginn genügend Hilfestellung. An solch komplexe Bewegungsabläufe sollten sich die Kinder langsam herantasten. Sie müssen das Neue zuerst kennen lernen, sie müssen es (be)greifen. Um eine Vorstellung zu bekommen, wie das Pedalo funktioniert, kann man es statt mit den Füssen mit den Händen antreiben. Sobald die Beine ins Spiel kommen, ist darauf zu achten, dass die Knie immer leicht gebeugt sind. Das ist zwar deutlich anstrengender, aber der Bewegungsablauf wird harmonischer. Die Förderung der koordinativen Fähigkeiten ist im Vorschulalter ein Muss. In dieser Zeit kann sich das Kind vieles sehr leicht und mit grossem Elan aneignen. Es legt damit eine optimale Basis, die es ihm auch im Erwachsenenalter erlaubt, neue Bewegungsfolgen leichter zu erlernen. Erdnussball-Sitz Die Wirbelsäule und deren Beweglichkeit wahrnehmen. Auf dem «Erdnussball» sitzen und abwechselnd einen runden und geraden Rücken machen; die Wirbelsäule zur Seite hin und herschlängeln; aus einer geraden Position heraus den Oberkörper nach rechts und nach links rotieren und mit einem geraden Rücken leicht auf dem Ball wippen, ohne zusammenzusinken. Diese Wahrnehmungsschulung verhilft zu einem bewussteren Erleben des Körpers. Damit der Rücken uns ein Leben lang guten Halt gibt, ist es notwendig, die Wirbelsäule wahrzunehmen. Nur ein gesundes Belasten und Entlasten ernährt die Bandscheibe auf optimale Weise. Als Partnerübung eignet sich auch das gegenseitige Abtasten der Wirbelsäule. Bei einem runden Rücken spürt man die einzelnen Knochen sehr gut: Man kann auch versuchen, sie abzuzählen. Hoch der Ball! Von der Rückenlage mit angezogenen Beinen in den Sitz hochkommen und wieder zurückrollen. Das dynamische Hin- und Herrollen kräftigt die Rumpfmuskulatur, vor allem den Bauch. Es wird schwieriger, wenn die Beine beim Hochkommen nicht abgestellt werden dürfen. Alle Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 15 Unterrichtsbeispiele Kinder sind in einem Kreis und rollen gleichzeitig vor und zurück. Spielerische Variante: Ein Kind hat einen Ball in der Hand, es ruft beim Hochkommen den Namen eines Kindes und wirft ihm den Ball zu. sein. Das Hoch- und Runtergehen soll im Sekundentakt vor sich gehen. Schwieriger wird es, wenn man dazu die Arme nach vorne streckt. Zudem kann die Übung mit steigender Wiederholungszahl erschwert werden. Repetitionen sind wichtig für das Gehirn, weil dadurch der Bewegungsablauf besser gespeichert wird. Ball rollen In Bauchlage im Kreis liegen und einander den Ball zurollen. Aus der Bauchlage den Kopf und die Arme heben, so kräftigt man die Rücken- und Gesässmuskulatur. Die Arme können in der Luft Schwimmbewegungen machen. Wenn alle im Kreis am Boden liegen, können sich die Kinder gegenseitig den Ball zu rollen. Rollbrett-Slalom In Bauchlage auf einem grossen Rollbrett liegen und sich selber vorwärts ziehen. Stellungen variieren Halbkniestand, Kniestand, Fersensitz Wenn die Lehrperson die Kinder immer wieder andere Stellungen einnehmen lässt, kann sie die motorische Entwicklung der Kinder fördern. Das Einnehmen der verschiedenen Haltungen hält zugleich die Konzentration der Kinder wach. Unterschiedliche Sitzmöglichkeiten Seitsitz, Schneiderstitz, Langsitz Zur spielerischen Stärkung der Rückenmuskulatur eignet sich ein Slalom-Rennen um Pfosten. Damit die Kinder nicht zu wilde Bewegungen machen, kann auf ihrem Rücken zum Beispiel ein Sandsack deponiert werden, den sie ins Ziel bringen müssen. Die Pfosten dürfen während des Rennens nicht berührt werden. Schnelles Vorankommen verleitet oft zu unkontrollierten Bewegungen. Durch klare Aufträge kann man dem entgegenwirken. Bei einem Rennen muss nicht jedes Mal eine Stoppuhr im Spiel sein. Das Ziel kann auch sein, möglichst fehlerfrei durch den Parcours zu kommen. Die Qualität einer Bewegung kann als Bonuspunkt bewertet werden. Das statische Sitzen im Vorschulalter provoziert geradezu eine schlechte Haltung. In der Prävention dagegen ist Dynamik und Fantasie gefragt. Während die Kinder einer Geschichte zuhören, können sie verschiedene Stellungen einnehmen, wie den Seitsitz, den Schneidersitz, den Langsitz usw. Der willkommene Nebeneffekt: Durch Bewegung kann Gehörtes besser gespeichert werden. Immer mehr Kinder leiden unter Haltungsschäden. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit der verschiedensten Fachleute wie Lehrpersonen, Ärzte und Physiotherapeuten zum Thema Kind und Bewegung. Hoch und runter im Sekundentakt Aus dem Stehen langsam auf einem Stuhl «absitzen», ohne mit dem Gesäss den Stuhl zu berühren und wieder aufstehen. Conny Neuhaus ist diplomierte Physiotherapeutin (NDT, Sportphysiotherapie) mit Spezialgebiet Pädiatrie und arbeitet am Universitäts-Kinderspital beider Basel. Das «Fotomodell» heisst Nadja, ist fünf Jahre alt und besucht das zweite Kindergartenjahr. Diese Übung stärkt die Beinmuskulatur und ist eine koordinative Herausforderung für den Rumpf und die Beine. Wenn die Knie gebeugt werden, wird gleichzeitig der Rücken etwas nach vorne geneigt. Dabei sollte die Wirbelsäule möglichst gerade Literatur Jürgen Weineck, Sportbiologie. Perimed, Erlangen, 1994 Renate Zimmer, Handbuch der Bewegungserziehung. Herder, Freiburg im Breisgau, 1993 Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Seite 16 Unterrichtsbeispiele Durch Mozart zu Einstein Der Morgenrap soll Lust auf Rhythmus, Takt und Bewegung Bild 1 Die Arme werden locker im machen. Er ist ein gelungener Auf-Takt, um sich selbst, seinen Rhythmus vor- und rückwärts geschwungen. Körper und Geist takt-voll auf den Tag einzustimmen, sich Der erste Schwung beginnt von hinten nach vorne. einen Rhythmus zu geben und sich wertschätzend zu begegnen. Die Bewegungen und Berührungen stammen aus der Kinesiologie. Es sind einfache Bewegungsübungen, wie zum Beispiel das Überkreuzen der Körpermittellinie mit den Armen und Beinen. Die Übungen beruhen auf den Erkenntnissen von Dr. Paul Dennisen. Für ihn ist die Bewegung das Tor zum Lernen. «Durch diese Spiele und Übungen werden die Kinder aus- Bild 2 Der letzte Schwung wird kreisförmig ausgeführt. Die Arme ziehen den Oberkörper nach unten. Die rechte Hand massiert am linken Innenfuss die Stelle zwischen Knöchel und Ferse. geglichener, gesteigert in der Wahrnehmung, selbstsicherer und in ihrem körperlichen Verhalten geschmeidiger und wendiger.» Dr. Michael Schnabel, «Angewandte Kinesiologie» Bild 3 Durch das Überkreuzen der Körpermittellinie werden beide Gehirnhälften aktiviert. Dr Moorge isch no früsch jung mir, mir bringe üs Schwung (Bild 1) Vüre, hindere, vor zrügg dr Rügge macht Bogebrügg (Bild 2) Finger di tüe Fuessglänk wecke so lang cha ig mi abestrecke (Bild 3) eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo chönnt no länger bliibe Di anderi Siite bruucht das oo drumm mach ig das no einisch soo häbe uuf tue ne Schnuuf (Bild 4) vüre hindere, vor zrügg no es mau Bogebrügg (Bild 2) eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo möcht no länger bliibe Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Bild 4 Im Rap-Rhythmus zweimal durch den Mund aus- und durch die Nase einatmen. Das bewirkt Stressabbau, belebt den Kreislauf und verbessert die Sauerstoffzufuhr. Seite 17 Fotos: Aldo Ellena Unterrichtsbeispiele 5 Bild 5 Fördert die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit. Bild 6 Der Aufwecker: Mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger häbe uuf tue ne Schnuuf jetzt tupft dr Elleboge Chnöi (Bild 5) eis zwöi, eis zwöi häbe uuf tue ne Schnuuf eis zwöi, eis zwöi Mi Hand ligt ufem Buch ganz platt drüü Finger unter em Schulterblatt (Bild 6) di rächti Siite tuet das richtig das isch für mis Wohlsii wichtig eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo wett no länger bliibe di linggi Siite bruucht das oo drumm mach ig das no einisch soo eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo wett no länger bliibe Oberlippe wird fiin gribe (Bild 7) we Hand flach ufem Buuch tuet bliibe eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo möcht no länger bliibe di anderi Siite bruucht das oo drumm mach ig das no einisch soo eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo möcht no länger bliibe wird das Grübchen unterhalb des Schlüsselbeins leicht massiert, während die andere Hand auf dem Bauch liegt. Bild 7 Steigert den Selbstwert. Der Zeigefinger reibt sanft die Oberlippe. Bild 8 Die eine Handfläche liegt auf dem Steissbein, der Zeigefinger der anderen Hand massiert das Grübchen zwischen Unterlippe und Kinn. unter em Muul tuet Ribe guet (Bild 8) Hand ufem Rügge macht mir Muet eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo möcht no länger bliibe di anderi Siite bruucht das oo drumm mach ig das no einisch soo Bild 9 Nach dem «Rappen» kann der Tag Di anderi Siite bruucht das oo drumm mach ig das no einisch soo eis zwöi drüü vier füüf sächs sibe soo möcht no länger bliibe no einisch tue ig jetz Schnuuf de hör ig mit em räppe uuf (Bild 9) Themensammelmappe «4 bis 8» • «Bewegte Kinder» • www.verlagkg.ch • 2005 Neues bringen und fordern. Seite 18 Unterrichtsbeispiele Der Rhythmus unseres Atems bildet die Basis für ein ökonomisches Singen und Sprechen. Es gilt diesen Atemrhythmus zu entdecken und zu nutzen. Übungen für einen spielerischen Umgang mit der Bewegung, dem Klang der Stimme und der Kraft d