Arbeitsblatt: Hinrichtung Ludwig XVI.
Material-Details
Zwei Quellentexte zur Hinrichtung des Königs in der Französischen Revolution. Können untereinander oder auch mit zeitgenössischen Bildern dieses Ereignisses verglichen werden.
Geschichte
Neuzeit
8. Schuljahr
1 Seiten
Statistik
56325
1197
8
05.03.2010
Autor/in
Thomas Wittmann
Land: Deutschland
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Die Hinrichtung Ludwigs XVI. (21. Januar 1793) Der Geistliche, der Ludwig XVI. zum Schafott begleitet hat, schreibt unter dem 21. Januar 1793 in sein Tagebuch: Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden. Überall am Straßenrand standen Bürger mit Piken und Gewehren in mehreren Reihen. Außerdem war der Wagen selbst von einem imposanten Korps Soldaten umgeben, das offensichtlich aus den korruptesten Individuen von Paris gebildet war. Um die Vorsicht auf die Spitze zu treiben, ließ man vor den Pferden eine Menge Trommler marschieren, die eventuelle Sympathiekundgebungen für den König übertönen sollten. Aber wie hätte man etwas hören können? Keiner zeigte sich an den Türen oder Fenstern, und auf den Straßen waren nur bewaffnete Bürger zu sehen, die, zumindest aus Schwäche, zu einem Verbrechen beitrugen, das sie vielleicht aus tiefstem Herzen verabscheuten. Der Wagen erreichte so in vollkommener Stille die Place Louis XV. und hielt mitten auf dem Platz, den man um das Schafott freigehalten hatte. Ringsum standen Kanonen; und dahinter sah man, so weit das Auge reichte, eine bewaffnete Menschenmenge. . Die Stufen, die zum Schafott führten, waren äußerst steil. Der König musste sich auf meinen Arm stützen, und wegen der Mühe, die ihm das Steigen zu bereiten schien, fürchtete ich einen Augenblick, sein Mut würde schwinden. Aber wie erstaunt war ich, als ich oben auf der letzten Stufe sah, dass er sich gewissermaßen meinen Händen entzog, festen Schritts über das ganze Schafott ging, mit einem einzigen Blick fünfzehn oder zwanzig Trommler, die ihm gegenüberstanden, zum Schweigen brachte und mit so lauter Stimme, dass man es bis zum PontTournant hören konnte, die für immer denkwürdigen Worte deutlich aussprach: „Ich sterbe unschuldig an den Verbrechen, die man mir vorwirft. Ich vergebe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, das Blut, das sie vergießen werden, möge niemals über Georg Wilhelm Böhmer, der vor der Revolution Lehrer am evangelischen Gymnasium in Worms gewesen ist, berichtet am 21. Januar 1793 aus Paris nach Mainz: Heute ist sie entschieden, jene große Wahrheit, welche die Vorurteile so vieler Jahrhunderte erstickt hatten; heute hat man endlich sich überzeugt, dass ein König nur ein Mensch und dass niemand über die Gesetze ist. Völker in Europa! Völker des Erdbodens! Betrachtet die Thronen, sehet, dass sie nichts weiter als Staub sind. –Frankreich hat ein großes Beispiel den Völkern, eine wichtige Lehre den Fürsten gegeben. Möge Ludwigs Haupt der große Weltmagnet werden, der früher oder später die Häupter aller großen und kleinen, geist und weltlichen Tyrannen nach sich zieht. Um 5 Uhr heute Morgen wurden alle Sektionen dieser Stadt zusammenberufen. Zwischen 7 und 5 8 Uhr war die ganze bewaffnete Macht unter dem Gewehr, und alle Bataillone begaben sich jedes auf seinen Posten. [.] Er [Ludwig XVI.] stieg sodann allein aufs Blutgerüst, die Kommissarien und selbst sein Beichtvater blieben zu den Füßen desselben. Seine Kleidung war ein weißes Kamisol, Hals und Brust waren unbedeckt. Seine Haare waren hinten rund aufgerollt wie die der Abbes. Mit herzhafter Miene und emporgehobenem Haupt näherte er sich dem Werkzeug seines Todes, sah umher von der Rechten zur Linken und sagte mit starker Stimme: „Franken! Ich sterbe unschuldig; ich verzeihe meinen Feinden, ich wünsche, dass mein Tod dem Volke nützlich sei. – Man führte ihn hierauf näher zur Köpfmaschine (Guillotine), um ihm die gehörige Stellung zu geben, wobei er noch die Worte aussprach: „Ich befehle meinen Geist in die Hand Gottes. Wenige Augenblicke darauf fiel das Haupt desjenigen, um dessentwillen schon Tausende derer fielen, die er stolz seine Untertanen nannte. Damals war es 10 Uhr 24 Minuten. Die Exekution dauerte nur einige Sekunden. Noch immer herrschte die größte Stille, aber in dem Augenblick, wo einer von den drei Scharfrichtern Ludwigs Kopf nahm und ihn den Zuschauern zeigte, erscholl ein allgemeines Geschrei: „Es lebe die Nation! Es lebe die Republik!, und alle Hüte wurden auf Bajonetten und Piken in die Höhe gehoben. Arbeitsauftrag Vergleichen und bewerten Sie die beiden Berichte.