Arbeitsblatt: vertrauen
Material-Details
zwei stunden mit übungen zum selbstvertrauen und vertrauen
Diverses / Fächerübergreifend
Spiele
6. Schuljahr
22 Seiten
Statistik
6335
1872
42
23.04.2007
Autor/in
christin meier
Land: Deutschland
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Unterrichtsvorbereitung zum ersten PbULBG – Unterrichtsbesuch Thema der Unterrichtseinheit: Lernschwerpunkt I: Individuelle Erfahrungen Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen – Wer bin ich? Unterwegs zu sich selber Thema der Stunde: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung, Selbstvertrauen und Vertrauen Intention der Stunde: Die Lernenden reflektieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen und erkennen, dass es individuelle Vorlieben, Geschmäcker und Interessen bei den Schülern ihrer Klasse gibt. Die Lernenden denken darüber nach, welche Bedingungen gegeben sein müssen, um eine Vertrauensbeziehung zu anderen herzustellen. Sie erkennen, dass Vertrauen zu anderen Menschen nur dann entstehen kann, wenn sie sich selbst vertrauen. Name: Tamara Brill, Stefanie Giese, Mareen Glöser, Hannah Guleiof, Christin Meier, Matthias Sprenger Klasse: 5d Fach: ev. Religion Zeit: 7:45 – 9:25 Uhr Ort: Witzenhausen (Gartenstraße) Raum: G402 Datum: 17.04.2007 Schule: Gesamtschule Witzenhausen Mentorin: Frau Schinkmann 1. Bedingungsanalyse Bei der Lerngruppe handelt es sich um eine 5. Realschulklasse. Die Klasse setzt sich aus 14 Jungen und 10 Mädchen zusammen. Einer der Schüler kommt aus einer Parallelklasse. Die Schüler stammen aus dem Stadtgebiet Witzenhausen und aus dem ländlichen Umfeld. Die Unterrichtsatmosphäre ist sehr angenehm und die Schüler stehen neuen Methoden sehr aufgeschlossen gegenüber. Viele der Schüler sind dem Alter entsprechend eher kindlich. Sie sind daher gerade an darstellenden Unterrichtsphasen sehr interessiert, in denen sie ihrer Kreativität und ihrem Tatendrang freien Lauf lassen können. Der Schüler Timo aus der Parallelklasse wurde mittels einer Ordnungsmaßnahme nur in dem Fach Religion zu Frau Schinkmann versetzt, da diese Konfliktberatungstechniken beherrscht. Timos Mitarbeit ist als durchschnittlich einzustufen. Er bemüht sich zwar am Unterricht teilzunehmen, wirkt jedoch phasenweise etwas verschüchtert. Des Weiteren hat er Schwierigkeiten, sich altersgemäß angemessen auszudrücken. Marvins Unterrichtsbeiträge sind ebenfalls durchschnittlich. Auffällig ist, dass er selten Hausaufgaben macht. Von Frau Schinkmann wurden daher pädagogische Maßnahmen ergriffen, die aber keine Wirkung zeigten. Nun wurden Marvin Ordnungsmaßnahmen angedroht. Als unstrukturiert und fahrig ist Jans Verhalten einzustufen. Es fällt auf, dass er oft unmotiviert an seinem Platz sitzt. Er passt häufig nicht auf und hat erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten. Dieses Verhalten ist eventuell auf eine körperliche Beeinträchtigung zurückzuführen (er hörte vier Jahre lang schwer). Jan versucht häufig durch auffälliges Verhalten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dominic nimmt motiviert und engagiert am Unterricht teil, besucht jedoch den LRS Förderkurs der Schule, wie Jan auch. Er lässt sich oft vom Unterricht ablenken und steht ebenfalls gerne im Mittelpunkt. Steven, Lena, Magdalena und Nina beteiligen sich stetig am Unterricht durch gute Beiträge. Bei den Jungen hat Steven aufgrund seiner guten Mitarbeit eine Außenseiterposition bei seinen männlichen Mitschülern. Lisa-Marie und Katja sind für fast jedes Thema zu begeistern. Sie beteiligen sich rege am Unterrichtsgeschehen. Die beiden zeigen bereits pubertäre Züge. 2. Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit Die Stellung der Stunde ist im mittleren Bereich der Unterrichtseinheit einzuordnen. Stunde Stundenthema Brainstorming zum Thema „Streit, Umgang mit den Mitmenschen 1 in Konfliktsituationen, Erarbeitung anhand der biblischen Geschichte „Jakob und Esau. Selbstzweifel und Vertrauen zu Gott mit Hilfe der Texte „Lisa 2 zweifelt an sich selber und der biblischen Geschichte „Jesus und die Kinder. 3 Standortbestimmung zur „Selbst- und Fremdwahrnehmung. Bewusstsein entwickeln über Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Näheres Kennen lernen der Klassenkameraden. 4 Stationenarbeit zum Thema „Vertrauen und Selbstvertrauen Station 1: Vertrauensübungen/-spiele: 1)„Blind führen und 2)„Sich Fallenlassen. Schriftliche Reflexion zu den Übungen/zu den Spielen. Station 2: Interpretation des Bildes „Bungeejumper und schriftliche Reflexion zum Bild. Zusatzstation (Differenzierungsaufgabe): Arbeitsblatt „Meine Stärken und Schwächen 3. Sachanalyse Jeder Mensch entwickelt am Anfang seines Lebens ein gewisses Urvertrauen. Dieses Vertrauen resultiert aus der frühen Mutter-Kind-Beziehung. Normalerweise wird das Kind gestillt, wenn es Hunger hat und in den Arm genommen, wenn es schreit. Es wird von den Eltern während seiner Identitätsfindung unterstützt und begleitet und kann somit immer auf sie zählen. Dieses Urvertrauen stellt die Basis dar für die Entwicklung eines starken Selbstwertgefühls und -vertrauens des Kindes. Das Vertrauen zu sich und seinen Fähigkeiten bildet die Grundlage dafür, auch anderen Menschen vertrauen zu können. Aufgrund der individuellen und der gesellschaftlichen Bedeutung wird diesem Thema im hessischen Lehrplan für das Fach Religion ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Durch verschiedene Erfahrungen mit seinen Mitmenschen lernt das Individuum, Vertrauen aufzubauen. „Jeder Mensch hat sich in seinem Leben eine bestimmte Grundeinstellung hinsichtlich anderer Menschen zugelegt. Diese Grundeinstellungen entwickeln wir aufgrund unserer Erfahrungen [.]. Kleine Kinder haben ein absolutes Vertrauen in die Menschen, bis sie erfahren, dass sie enttäuscht werden können.1 Unsere Erwartungen beeinflussen unser Verhalten, auch wenn uns dies oft nicht bewusst ist, und andere Menschen reagieren dementsprechend darauf. Vertrauen bezeichnet einen Prozess, der sich zwischen zwei Menschen oder mehreren in Gang setzen kann und beinhaltet immer ein gewisses Risiko. Um aber in einer Gruppe arbeits- und handlungsfähig zu sein, braucht man ein gewisses Maß an Vertrauen. In dem Zusammenhang ist nicht nur das Vertrauen zu anderen wichtig, sondern vor allem das Vertrauen zu sich selber. Das Selbstvertrauen kann durch verschiedene äußerliche Faktoren positiv oder negativ beeinflusst werden. Im Fall der negativen Beeinflussung kann Misstrauen entstehen. Dr. Doris Wolf begründet das Entstehen von Angst und Misstrauen vor anderen Personen als Angst des Individuums, psychisch schwächer zu sein. 2 Terri Akin beschreibt das Selbstvertrauen als Wertvorstellung von uns selbst: „Selbstvertrauen entwickelt sich als Summe dessen, was wir in qualitativer Hinsicht jemals positiv von uns selbst gedacht haben. Es ist die persönliche Wahrnehmung unseres Wertes und unserer Würde. Das Selbstvertrauen ist ständiger Veränderung unterworfen. Diese Veränderungen treten als Reaktion auf bewusste oder unbewusste Erfahrungen auf.3 Pädagogen und Psychologen definieren den Begriff sehr unterschiedlich. Allgemein kann allerdings festgehalten werden, dass das Selbstwertgefühl ein Ausdruck der Meinung ist, die man von sich selbst hat.4 Die Entwicklung des Selbstwertgefühls bzw. Selbstvertrauens ist also sehr wichtig für die psychische Entwicklung und die Motivation des Individuums. Die psychische Stärke des Einzelnen ist wichtig, um sich in einer sich stetig verändernden Welt zurechtzufinden und Kontakte zu anderen Menschen aufbauen zu können. 1 Dr. Wolf, Doris Vertrauen lernen. (29.03.2007) vgl. ebd. 3 Akin, Terri (Hrsg.): Selbstvertrauen und soziale Kompetenz. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2000. S. 14. 4 vgl. ebd., S. 10. 2 4. Didaktische Analyse 4.1 Lehrplanvorgaben Im hessischen Lehrplan Religion für die 5. Jahrgangsstufe im Bildungsgang Realschule werden unter dem Lernschwerpunkt I: Individuelle Erfahrungen/ 5.1 „Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen – Wer bin ich? Unterwegs zu sich selber die Unterrichtsinhalte „Gefühle und Bedürfnisse, „Stärken und Schwächen, „Ich bin geliebt, wie ich bin, „Wie ich noch werden kann und als fakultativen Unterrichtsinhalt „Vom ich zum Wir5 als verbindliche Aufgaben angegeben. Die aufgezeigten Aufgabengebiete beziehen sich sowohl auf das Individuum und seine Identitätsentwicklung, als auch auf seine Integration in der Gemeinschaft. 4.2 Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung des Themas für die Schüler Das Thema „Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung, Selbstvertrauen und Vertrauen hat eine enorm große Bedeutung für die Lernenden, da sie sich täglich sowohl mit sich selbst als auch mit ihrer Umwelt auseinandersetzen müssen. Sie erkennen ihre eigenen Stärken und Schwächen und lernen die Stärken und Schwächen ihrer Mitschüler kennen. In der Spiegelung mit der Gemeinschaft (Klasse) nimmt das Individuum (Schüler) sich selbst besser wahr, entdeckt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen und reflektiert sein eigenes Verhalten. Dies dient dem Lernenden dazu, seine eigene Identität zu finden und zu entwickeln. Die Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung ist für Schüler/innen einer Klasse 5. besonders relevant, da sie lernen müssen, ihre Standpunkte und Vorstellungen „selbstbewusst zu vertreten. „Selbstreflexion und „Empathie gehören heutzutage zu den sozialen Kernkompetenzen, welche besonders wichtig sind für Gruppenprozesse und für die Entwicklung einer starken Persönlichkeit. Grundvoraussetzung für die Entwicklung dieser Kompetenzen ist ein gesundes Selbstwertgefühl bzw. Selbstvertrauen. Denn wenn man mit sich nicht im Reinen ist, fällt es schwer, anderen beratend zur Seite zu stehen und ihnen zu helfen. Die Selbstreflexion ist wichtig, um sich selbst besser einschätzen und wahrnehmen zu können. Erst auf dieser Grundlage können Vertrauensbeziehungen zu anderen Menschen entstehen. Da die Lernenden sich stetig in sozialem Kontakt mit ihrer Umwelt (Eltern, Lehrer, Mitschüler, usw.) befinden, ist es wichtig, dass sie Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben 5 vgl. Hess. Kultusministerium (Hrsg.): Lehrplan evangelische Religion. Bildungsgang Realschule. Jahrgangsstufen 5-10. Ausgabe 2003. und sich nicht verunsichern lassen durch auftretende Schwierigkeiten. Sie lernen in diesen zwei Stunden, sich auf ihre Mitschüler einzulassen und mit ihnen in Kommunikation zu treten. Durch den Erfahrungsaustausch mit anderen und das Austesten ihrer eigenen Grenzen, lernen die Schüler, „offen zu sein für Neues und damit Ängste abzubauen. Diese Fähigkeit ist relevant bezüglich ihres späteren Lebens, denn nur wer offen ist für „Neues und ein starkes Selbstbewusstsein hat, kann sich schnell in den verschiedensten Lebensbereichen (Freundschaften, Liebesbeziehungen, Arbeitsplatz, usw.) zurecht finden. Die Entwicklung des Selbstbewusstseins/Selbstwertgefühls ist eine entscheidende Voraussetzung, um auf andere Menschen zugehen zu können. 4.3 Didaktische Reduktion Das Thema „Selbstwertgefühl und Vertrauen ist in den staatlichen Lehrplanvorgaben für das Fach Evangelische Religion im Bereich des Lernschwerpunkts unter „Individuelle Erfahrungen aufgelistet. Im Gegensatz zu stofforientierten Unterrichtsinhalten, wie etwa aus dem Bereich der Naturwissenschaften gibt es für die Vermittlung von obig beschriebenen Inhalten nur wenige objektiv überprüfbare Lehrstrategien. Es gibt keine objektiven und zeitnahen Lernerfolgskontrollen, die den Lernfortschritt im Bereich „Selbstwertgefühl und Vertrauen dokumentieren. Ein Lernfortschritt der SchülerInnen ist subjektiv und vielleicht auch nur für den Schüler selbst wahrnehmbar. Man kann einen Menschen nicht lehren, seinen Mitmenschen zu vertrauen. Geht man von dieser Grundannahme aus, so ist es notwendig, auch die Formen des Unterrichts zu verändern. Der Schüler muss als Subjekt in das Zentrum des unterrichtlichen Geschehens gerückt werden. Die Basis einer solch „anderen Unterrichtsstunde muss in dem Versuch bestehen, die SchülerInnen für ihre eigene Individualität zu sensibilisieren. Dies ist insofern notwendig, da es nur Selbsterkenntnis dem Menschen erlaubt, die Ratschläge anderer annehmen zu können. Nur wer hinter dem Hilfsangebot eines Anderen keine Falle vermutet, kann den Mut aufbringen, Vertrauen zu wagen. Der Prozess der Selbsterkenntnis ist langwierig und wäre auch in einer eigenen Doppelstunde nicht annährend erschöpfend nachvollziehbar. Die in der Eingangssequenz durchgeführte Standortbestimmung kann so nur als ein Denkanstoß für die SchülerInnen verstanden werden. Die in den Stationen durchgeführten Spiele und die Bildbetrachtung muss unter ähnlichen Einschränkungen betrachtet werden. Das Ziel unserer Planung besteht nicht darin, den Kindern aufzuzeigen, dass sie durch etwa das Sich- Fallenlassen jedem Menschen vertrauen können. Vielmehr gilt es, den SchülerInnen einen Denkanstoss zu liefern. Sie sollen erfahren, dass es im Kleinen, vielleicht auch im Umgang mit Menschen, denen sie sich zuvor nie freiwillig anvertraut hätten, möglich ist, Vertrauen zu wagen. Gleichzeitig sollen sie versuchen, sich selbst zu ergründen. Sie sollen versuchen, ihren eigenen Gefühlen auf die Schliche zu kommen, um vielleicht in Zukunft den Versuch, sich dem Anderen vertrauensvoll zu nähern, öfter zu wagen. Die Bildbetrachtung an der zweiten Station dient dazu, die Kinder für ihre eigenen Grenzen zu sensibilisieren. Sie sollen für sich selbst erkennen, an welchen Stellen sie nicht mehr bereit dazu sind, den Sprung ins Ungewisse zu wagen. Eine solche Übung dient dazu, die Kinder in ihrem Umgang mit anderen Menschen zu stärken. Nur wer sich selbst kennt, weiß, wo die eigenen Grenzen und die der Mitmenschen liegen können. Dies bildet die Basis, um mit ihnen offen und vertrauensvoll umgehen. 4.4 Intention der Stunde Die Lernenden reflektieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen und erkennen, dass es individuelle Vorlieben, Geschmäcker und Interessen bei den Schülern ihrer Klasse gibt. Die Lernenden denken darüber nach, welche Bedingungen gegeben sein müssen, um eine Vertrauensbeziehung zu anderen herzustellen. Sie erkennen, dass Vertrauen zu anderen Menschen nur dann entstehen kann, wenn sie sich selbst vertrauen. 5. Methodische Analyse In der Einstiegsphase wird zunächst ein Sitzkreis gebildet, damit sich alle Beteiligten während des Lehrer- Schüler Gesprächs sehen können. Die Klasse wird begrüßt und die LiVs stellen sich und die Stundenplanung vor, um den Lernenden einen allgemeinen Überblick zu geben. Alle Beteiligten tragen ein Namensschild, damit eine Kommunikation gelingen kann. Im Rahmen der Erarbeitungsphase sollen die Lernenden und die LiVs mithilfe der Methode „Standortbestimmung Differenzen und Gemeinsamkeiten zu ihren Klassenkameraden und den Livs feststellen. Der Lehrer (ein Liv übernimmt die Moderation) fordert die Lernenden auf, dass alle, die beispielsweise die gleiche Lieblingsfarbe haben, sich an einem bestimmten Punkt im Raum finden sollen. Um herauszufinden, wer welche Lieblingsfarbe hat, müssen die Schüler und die LiV miteinander kommunizieren und sich so selbst organisieren. Sie stellen während dieses Spiels Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen fest. Diese Methode spricht also zunächst das Individuum an (Welches ist meine Lieblingsfarbe?) und anschließend folgt eine Eingliederung in die Gemeinschaft (Welche Lieblingsfarbe haben die anderen?), die sich je nach Frage personell immer wieder verändern kann. Der Lehrer gibt folgende Zuordnungen vor: 1.) Ordnet euch nach eurem Lieblingsfach! 2.) Ordnet euch nach eurem Lieblingstier! 3.) Ordnet euch nach eurer Lieblingsfarbe! 4.) Ordnet euch nach eurem (Lieblings-)Hobby - hier möglicher Ausstieg 5.) Welche Jahreszeit mögt ihr besonders gern? 6.) Ordnet euch nach eurem Lieblingsessen! (Didaktische Reserve) Die „Standortbestimmung dient zunächst dazu, Berührungsängste abzubauen, da ein Großteil der LiV den Schülern noch nicht bekannt ist und umgekehrt. Weiterhin hat dieses Einstiegsspiel den Sinn, in die Thematik „Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung, Selbstvertrauen und Vertrauen einzuführen. Im Anschluss daran wird eine Aufteilung der Lernenden nach dem Zufallsprinzip vorgenommen. Es sollen 6 Gruppen entstehen. Jeder Schüler zieht ein mit verschiedenen Inhalten (Watte, Sand, Murmeln, Nudeln, Reis, Steine) gefülltes Plastikei. Anhand der Geräusche, die die jeweiligen Eier erzeugen, finden sich die Gruppen zusammen. Möglich wäre auch, dass sich die Gruppen selbstständig zusammenfinden, allerdings würden sich dann vermutlich die Lernenden zusammenfinden, die sich bereits gut kennen. Während der Stationenarbeit sollen die Lernenden jedoch auch Erfahrungen mit Personen machen, zu denen sie weniger Vertrauen haben bzw. die sie noch nicht so gut kennen. In der Erarbeitungsphase II ist eine Stationenarbeit (2 Stationen und 1 Zusatzstation) geplant. Die Arbeit an Stationen bietet den Schülern die Möglichkeit, selbstständig und handlungsorientiert zu lernen und ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern. Außerdem kann das individuelle Lerntempo der Lernenden berücksichtigt werden, da eine Zusatzstation für die lernstarken Schüler/innen vorgesehen ist. Station 1: Spiel 1: Im ersten Spiel soll sich jeweils ein Schüler einen anderen Schüler der Gruppe aussuchen, der ihn/sie mit verbundenen Augen durch ein Stuhllabyrinth führt. Danach werden die jeweiligen Rollen vertauscht und der „Geführte wird zum „Führer. Diese Übung dient dazu, die SchülerInnen für ihr eigenes Empfinden und das anderer Mitschüler zu sensibilisieren. Dies fördert sowohl die eigene Selbstwahrnehmung als auch die Empathiefähigkeit. Der geführte Schüler muss sich in seiner „hilflosen Lage (er/sie sieht nichts) auf den führenden Schüler einlassen – er/sie muss demjenigen/derjenigen vertrauen. Dazu ist es für den „Geführten notwendig, sich mit seinen eigenen Ängsten auseinander zu setzen Das nachfolgende Arbeitsblatt dient dazu, über das individuell Erlebte zu reflektieren. Spiel 2: Ein Schüler soll sich jeweils nach hinten fallen lassen. Er wird von den anderen seiner Gruppe aufgefangen. Um Sicherheit zu gewährleisten, wird eine Luftmatratze auf dem Boden platziert. Durch Vertrauensspiele lernen sich die Schüler/innen besser kennen, wodurch der gegenseitige Respekt und das Selbstvertrauen gefördert werden. Außerdem lernen die Schüler/innen, Verantwortung zu übernehmen, indem sie den jeweils fallenden Schüler auffangen. Durch Berührungen der Klassenkameraden werden zusätzlich Berührungsängste gehemmt.6 Bei dieser Station wird den Schülern/innen ein Lernen mit „Kopf, Herz und Hand ermöglicht. Das Arbeitsblatt dient auch bei diesem Spiel als Reflexionsgrundlage. Station 2: An dieser Station wird den SchülerInnen ein Bild von einem Bungeejumper präsentiert. Dieser visuelle Impuls/Stimulus soll ihnen als Denkanstoß dienen, um sich über ihr eigenes Selbstvertrauen Gedanken zu machen. Zunächst sollen die SchülerInnen in Form eines „Blitzlichts ihre Gedanken zum Bild äußern. Im weiteren Verlauf ist ein Arbeitsblatt vorgesehen, welches den Schülern ermöglicht, sich in die Situation des „Bungeejumpers zu versetzen und ihre Gefühle aufzuschreiben, welche sie kurz vor dem „Absprung haben würden. Sie sollen sich in den Protagonisten „Florian der erfundenen Geschichte hineinversetzen und nachvollziehen, wie es ihm wohl in „seiner Lage gehen mag. Dies dient sowohl der Empathieförderung als auch der Selbstreflexion. Die SchülerInnen lernen, ihre Ängste und Selbstzweifel in Form von Stichworten aufzuschreiben. Darüber hinaus dient die schriftliche Fixierung ihrer Gedanken und Gefühle dazu, sich selbst besser kennen zu lernen. Zusatzstation (Didaktische Reserve/Differenzierungsaufgabe): Falls eine Gruppe schneller arbeitet als die anderen Gruppen, liegen an dieser Station Arbeitsblätter bereit zum Thema: „Meine Stärken und Schwächen. Arbeitsblätter fördern die Selbstständigkeit der Lernenden. An dieser Station ist es wichtig, dass die Schüler/innen über ihre eigene Persönlichkeit nachdenken, sich also selbst reflektieren. 6 Zeidler, M./Goetzinger, L./Hofer, M.: Wahrnehmungs-, Körpererfahrungs- und Vertrauensspiele. www.sport.uni-karlsruhe.de/ifss/rd download/Wahrnehmungsspiele KursB.pdf S. 3 (29.03.2007). Das dient dazu, ihre eigenen Stärken und Schwächen besser kennen zu lernen. Das „stille Aufschreiben fördert die Selbstwahrnehmung der Lernenden. Das Arbeitsblatt erlaubt auch, dass sich die SchülerInnen mit ihren Tischnachbarn austauschen, um ihre Ergebnisse zu ergänzen. Das fördert die soziale Kompetenz der Lernenden. Nach der Stationenarbeit findet sich die Klasse wieder im Sitzkreis zusammen. Die Auswertungsphase wird nach der Methode „Blitzlicht gestaltet. Hier können die Schüler/innen ihre Erfahrungen äußern, die sie an den Stationen gesammelt haben. Das Wissen um eine „Nicht-Kommentierung ihrer Äußerungen verleiht den Schüler/innen Sicherheit. Jede Äußerung hat ihre Berechtigung. Didaktische Reserve: Als Erweiterung der Blitzlichtmethode sollen die Lernenden vom Lehrer gefragt werden, was sie aus der Stunde mitnehmen. Nachdem sie ihre Gedanken geäußert haben, legen sie symbolisch für den „Erkenntniszuwachs ihr Plastikei in einen Korb in der Mitte des Sitzkreises. 6. Lernziele Kognitive Lernziele: Die Schüler. erkennen, in welcher Beziehung sie zu ihren Klassenkameraden stehen. Sie entdecken Gemeinsamkeiten und Unterschiede. lernen, die Begriffe „Vertrauen und „Selbstvertrauen näher kennen und können diese situationsangemessen verwenden. verstehen, dass man Mut und Selbstvertrauen braucht, um anderen Menschen vertrauen zu können. lernen die Sportart „Bungeejumping kennen. lernen, Bild (Bungeejumper) und Text (Geschichte) zu verknüpfen. lernen, selbstständig Stichpunkte zu finden, die ihre Stärken und Schwächen beschreiben. Das schult ihre Formulierungsfähigkeiten. Sozial-affektive Lernziele: Die Schüler. lernen ihre eigene Persönlichkeit besser kennen durch Selbstreflexion. lernen, sich emotional auf ihre Klassenkameraden einzulassen. lernen anhand der Vertrauensübung (Station 1), Berührungsängste abzubauen. lernen, Vertrauen zu anderen zu entwickeln. Sie erfahren, dass das Vertrauen zu sich selbst die Grundlage bildet, um Vertrauen zu anderen aufbauen zu können. lernen, verantwortungsvoll zu handeln, indem sie ihre Mitschüler auffangen bzw. „blind führen. lernen, sich selbst zu organisieren (Standortbestimmung). Dieses Vorgehen unterstützt die Handlungsorientierung bzw. -fähigkeit. sollen lernen, sich während der Stationenarbeit gegenseitig zu beraten und zu unterstützen. Das fördert den Gruppenzusammenhalt. Psychomotorische Lernziele: Die Schüler lernen durch das Auffangen ihrer Klassenkameraden, dass sie den anderen vertrauen müssen, um sich fallen lassen zu können. lernen, ihre Hände schützend zu benutzen, indem sie jemanden auffangen. lernen, sich auf Körper und Geist zu konzentrieren vor „dem Fall. 7. Verlaufsplanung Datum/Zeit: 17. April 2007, 12. Std. Fach: ev. Religion Klasse: 5 (Realschule) Unterrichtseinheit: 5.1 Lernschwerpunkt I: individuelle Erfahrungen. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Wer bin ich? Unterwegs zu sich selbst. Unterrichtsthema: „Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung, Selbstvertrauen und Vertrauen. Phase/Zeit Einstiegsphase Lehrerverhalten Geplantes Schülerverhalten Begrüßung der Klasse Vorstellung der LiVs Vorstellung der Stundenplanung Klasse begrüßt Lehrer Die Schüler setzten sich bequem auf ihren Stuhl und hören zu, stellen ggf. Fragen an die LiV. ca. 5 Min. Lehrer erklärt das Spiel und gibt Beispiele (Standortbestimmung) Schüler hören zu. ca. 20 Min Durchführung des Spiels: Lehrer gibt die verschiedenen Zuordnungen vor und stellt den Schülern und den LiVs Fragen zu ihrer Einordnung. Beispiel: Lehrer fragt: Welche Hobbys hat denn diese Gruppe und was gefällt euch besonders daran? Schüler kommunizieren miteinander und ordnen sich den verschiedenen Standorten im K-Raum nach den Vorgaben des Lehrers zu. Schüler antworten auf die Fragen des Lehrers und schildern ihre Erfahrungen (Reflexion). ca. 5 Min Medien/Methode U-Gespräch, Sitzkreis Erarbeitungsphase Lehrervortrag, Sitzkreis U-Gespräch Erörterung ca. 5 Min. Lehrer erklärt die Stationsarbeit: Es gibt 2 Stationen, die für alle Gruppen angeboten werden (Lehrer verweist auf das Tafelbild 1– hier sind alle Stationen im Klassenraum aufgezeichnet) bei jeder liegt ein Arbeitsauftrag/ jede Station wird von einem Lehrer betreut. zu jeder Station gibt es ein Arbeitsblatt (jeder muss zum Schluss zwei Arbeitsblätter haben) diese könnt ihr in Gruppenarbeit bearbeiten, aber jeder soll das Ergebnis auf sein eigenes Arbeitsblatt schreiben am Ende müsst ihr insgesamt zwei Arbeitszettel haben wenn eine Gruppe alle Stationen durchlaufen hat und noch Zeit übrig ist, gibt es für sie eine Zusatzstation. Für jede Station habt ihr 15 Min Zeit. Bei Ertönen der Fahrrad- klingel werden die Stationen gewechselt. ihr werdet in Gruppen mittels Ü- Eiern eingeteilt (Partner müssen gesucht werden). Schüler hören zu. Lehrervortrag, Tafelbild 1 Schüler stellen Fragen, wenn etwas unklar ist. ca. 5 Min. Lehrer verteilt Ü- Eier, die mit verschiedenen Inhalten gefüllt sind. Pause Nach der Einteilung der Gruppen wird eine Pause eingeschoben U-Gespräch, Ü-Eier Lehrer klärt auftretende Fragen. SuS ziehen Ü-Ei und finden sich zu Gruppen zusammen Erarbeitungsphase II ca. 30 Min Lehrer gibt eine kurze Wiederholung der Aufgaben und verweist auf Tafelbild 2: dort stehen die Gruppenzuordnungen für die Stationen. Schüler hören zu und ordnen sich den Stationen zu. Lehrervortrag, Tafelbild 2 Lehrer unterstützen die Schüler bei der Stationsarbeit Schüler durchlaufen die Stationen Gruppenarbeit, L/S Gespräch Station 1: Spiel 1 „Blind führen Spiel 2: „Sich fallenlassen Vertrauen – Selbstvertrauen durch Vertrauen zu Klassenkameraden. Reflexion über die gemachten Erfahrungen. Lehrer erklärt den SchülerInnen die 2 Spiele und unterstützt sie bei der Durchführung. Schüler lassen sich „blind führen und führen danach einen Klassenkameraden. Schüler lassen sich einzeln nach hinten fallen. Die anderen Schüler der Gruppe fangen sie auf. Schüler äußern ihre Gefühle, beschreiben ihre Erfahrungen. Station 2: Visueller Impuls/Stimulus (Bild) Bungeejumper Reflexion über das eigene Selbstvertrauen und Arbeitsblatt. Lehrer bittet die SchülerInnen, ihre Eindrücke zum Bild zu schildern. Schüler äußern ihre Gedanken zum Bild. Danach schreibt jeder Schüler seine Gedanken in Form einer Geschichte auf sein Arbeitsblatt. Zusatzstation: Arbeitsblatt zum Thema „Stärken und Schwächen. Lehrer fordert die SchülerInnen auf, sich über ihre Stärken und Schwächen Gedanken zu machen. Schüler denken über ihre Stärken und Schwächen nach und notieren ihre Ergebnisse auf einem Arbeitsblatt. L/S Gespräch, Gruppenarbeit, Arbeitsblatt Visueller Impuls: Bild: Bungeejumper, Blitzlicht, Arbeitsblatt, L/S Gespräch, Gruppen- und Einzelarbeit Arbeitsblatt, Einzelarbeit/ Gruppenarbeit Auswertugsphase 15 Minuten Didaktische Reserve: Auswertung Blitzlicht mit Ball: Was für Erfahrungen habt ihr an Station 1 gesammelt? (Spezielle Fragen: Warum hat sich schneller fallen lassen als Y) Berichte über Erfahrungen aus den anderen Gruppen: Warum kann es schwierig sein, einer fremden Person zu vertrauen? L: Was nehmt ihr aus dieser Stunde mit? Schüler berichten über ihre Erfahrungen Ball, Blitzlicht, U-Gespräch Schüler äußern ihre Gedanken und legen symbolisch für den „Erkenntniszuwachs ihre ÜEier nacheinander in einen Korb in der Mitte des Kreises. (Stundenergebnis) Ü-Eier, Korb, Einzelarbeit und UGespräch, Sitzkreis 8. Literatur Akin, Terri (Hrsg.): Selbstvertrauen und soziale Kompetenz. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2000. Hess. Kultusministerium (Hrsg.): Lehrplan evangelische Religion. Bildungsgang Realschule. Jahrgangsstufen 5-10. Ausgabe 2003. Müller, Wolfgang; Richardt, Max W.; Schmalfuß, Lothar (Hrsg.): Erleben Fragen: Evangelische Religionslehre 5. Jahrgangsstufe. München: Claudius Verlag 1996, 52-53. Zeidler, M./Goetzinger, L./Hofer, M.: Wahrnehmungs-, Körpererfahrungs- und Vertrauensspiele. www.sport.uni-karlsruhe.de/ifss/rd download/Wahrnehmungsspiele KursB.pdf S. 3 (29.03.2007). Dr. Wolf, Doris: Vertrauen lernen. (29.03.2007). Abbildung Bungee-Springer: www.pixelquelle.de (12.04.2007) 9. Anhang/Materialien Arbeitsblatt Station 1: Vertrauen Spiel 1: Wie hast du dich gefühlt, als du blind durch den Raum geführt wurdest? Fiel es dir leichter, deinen Partner zu führen, als selbst geführt zu werden? Spiel 2: Hast du gezögert, dich von deinen Freunden auffangen zu lassen? Wenn ja, warum? Von welchen Personen würdest du dich immer auffangen lassen? Was haben diese Personen gemeinsam? Vertraust du deiner Freundin/deinem Freund jetzt mehr als vorher? Station 2: Selbstvertrauen Arbeitsblatt Station 2 Arbeitsauftrag: a)Lest die Geschichte Mein Name ist Florian und heute ist der große Tag. Letzte Woche habe ich von meinem Freund Thomas einen „Bungee Sprung zum Geburtstag geschenkt bekommen und ich soll heute springen. Jetzt ist es soweit. Es ist 15:00 Uhr und ich stehe bereits mit meinem Betreuer auf dem riesigen Kran, der mich gleich in die Höhe ziehen wird. Mir ist schon ganz mulmig zumute. Bevor ich noch weiter über meine Situation nachdenken kann, bewegt sich der Kran schon in Richtung Himmel. Nach etwa 3 Minuten bin ich ganz oben angekommen. Ich fühle mich furchtbar, weil ich weiß, dass es gleich losgehen wird. b)Stellt euch vor, ihr wärt an Florians Stelle. Wie würdet ihr euch fühlen vor dem „Sprung in die Tiefe? Notiert eure Ergebnisse in Stichworten. . . . . . . . . . . . . Arbeitsblatt Station 3: „Stärken und Schwächen