Arbeitsblatt: Kurzgeschichte "Die Tochter" von Peter Bichsel

Material-Details

Die Arbeitsblätter enthalten Fragen zum Textverständnis und Handlungsanweisungen zur produktiven Textarbeit. Dies ermöglicht eine Kombination von herkömmlicher Textanalyse und -interpretation und handelnder Auseinandersetzung mit der Kurzgeschichte, weil Verstehen auch in der Litartur nicht nur ein reproduktives, sondern auch ein produktives Verhalten ist.
Deutsch
Textverständnis
11. Schuljahr
7 Seiten

Statistik

6695
5669
174
04.05.2007

Autor/in

Andreas Schoch
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Peter Bichsel* Die Tochter Abends warteten sie auf Monika. Sie arbeitete in der Stadt, die Bahnverbindungen sind schlecht. Sie, er und seine Frau, saßen am Tisch und warteten auf Monika. Seit sie in der Stadt arbeitete, aßen sie erst um halb acht. Früher hatten sie eine Stunde eher gegessen. Jetzt warteten sie täglich eine Stunde am gedeckten Tisch, an ihren Plätzen, der Vater oben, die Mutter auf dem Stuhl nahe der Küchentür, sie warteten vor dem leeren Platz Monikas. Einige Zeit später dann auch vor dem dampfenden Kaffee, vor der Butter, dem Brot, der Marmelade. Sie war größer gewachsen als sie, sie war auch blonder und hatte die Haut, die feine Haut der Tante Maria. Sie war immer ein liebes Kind, sagte die Mutter, während sie warteten. In ihrem Zimmer hatte sie einen Plattenspieler, und sie brachte oft Platten mit aus der Stadt, und sie wusste, wer darauf sang. Sie hatte auch einen Spiegel und verschiedene Fläschchen und Döschen, einen Hocker aus marokkanischem Leder, eine Schachtel Zigaretten. Der Vater holte sich seine Lohntüte auch bei einem Bürofräulein. Er sah dann die vielen Stempel auf einem Gestell, bestaunte das sanfte Geräusch der Rechenmaschine, die blondierten Haare des Fräuleins, sie sagte freundlich Bitte schön, wenn er sich bedankte. Über Mittag blieb Monika in der Stadt, sie aß eine Kleinigkeit, wie sie sagte, in einem Tearoom. Sie war dann ein Fräulein, das in Tearooms lächelnd Zigaretten raucht. Oft fragten sie sie, was sie alles getan habe in der Stadt, im Büro. Sie wusste aber nichts zu sagen. Dann versuchten sie wenigstens, sich genau vorzustellen, wie sie beiläufig in der Bahn ihr rotes Etui mit dem Abonnement aufschlägt und vorweist, wie sie den Bahnsteig entlang geht, wie sie sich auf dem Weg ins Büro angeregt mit Freundinnen unterhält, wie sie den Gruß eines Herrn lächelnd erwidert. Und dann stellten sie sich mehrmals vor in dieser Stunde, wie sie heimkommt, die Tasche und ein Modejournal unter dem Arm, ihr Parfum; stellten sich vor, wie sie sich an ihren Platz setzt, wie sie dann zusammen essen würden. Bald wird sie sich in der Stadt ein Zimmer nehmen, das wussten sie, und dass sie dann wieder um halb sieben essen würden, dass der Vater nach der Arbeit wieder seine Zeitung lesen würde, dass es dann kein Zimmer mehr mit Plattenspieler gäbe, keine Stunde des Wartens mehr. Auf dem Schrank stand eine Vase aus blauem schwedischem Glas, eine Vase aus der Stadt, ein Geschenkvorschlag aus dem Modejournal. Sie ist wie deine Schwester, sagte die Frau, sie hat das alles von deiner Schwester. Erinnerst du dich, wie schön deine Schwester singen konnte. Andere Mädchen rauchen auch, sagte die Mutter. Ja, sagte er, das habe ich auch gesagt. Ihre Freundin hat kürzlich geheiratet, sagte die Mutter. Sie wird auch heiraten, dachte er, sie wird in der Stadt wohnen. Kürzlich hatte er Monika gebeten: Sag mal etwas auf Französisch. Ja, hatte die Mutter wiederholt, sag mal etwas auf Französisch. Sie wusste aber nichts zu sagen. Stenografieren kann sie auch, dachte er jetzt. Für uns wäre das zu schwer, sagten sie oft zueinander. Dann stellte die Mutter den Kaffee auf den Tisch. Ich habe den Zug gehört, sagte sie. (Aus: Peter Bichsel: Die Tochter. Aus: Peter Bichsel: Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennen lernen. Suhrkamp-Verlag Frankfurt (1964), 1992.) *Peter Bichsel, geb. 1935 in Luzern, zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Schriftstellern der Schweiz. Seite 1 Peter Bichsel. Die Tochter Fragen zum Text 1. Das im Text dargestellte Geschehen spielt nicht in der Gegenwart, sondern vor einigen Jahrzehnten. Geben Sie Hinweise an, die das belegen. 2. Wie malen sich die Eltern Monikas Weg zur Arbeit aus? Nennen Sie mindestens zwei anschauliche Beispiele in ein bis zwei Sätzen. 3. Die Lebensweisheiten der Eltern unterscheiden sich in mehreren Punkten vom Leben ihrer Tochter. Nennen Sie mindestens zwei Beispiele, schreiben Sie ganze Sätze. 4. Das Verb „sage wird oft wiederholt, vor allem im letzten Teil des Textes. Welche Wirkung wird damit erreicht? Und was hat dieser Text mit der erzählten Geschichte zu tun? 5. Welche anderen Verben hätte der Autor verwenden können? Nennen Sie hier möglichst viele Synonyme zu „sagen. 6. Der Autor hat über seine Kurzgeschichte den Titel die Tochter gesetzt. Welche anderen Titel würden auch passen? Überlegen Sie sich mindestens zwei mögliche Titel. 7. Begründen Sie kurz aus dem Text heraus, warum die folgenden Aussagen über die Figuren des Textes richtig sind. (mit Angabe der Textstelle) a. Monika hat in der Stadt eine Stelle als Büroangestellte. b. Die Mutter von Monika ist für den Haushalt verantwortlich. c. Monika hat sich vom Leben auf dem Land und von ihren Eltern innerlich verabschiedet, sodass sie bald in die Stadt ziehen wird. Handlungsvorschläge 1. Schreibaufgabe 1 (Einzelarbeit) An Monikas Geburtstag hat die Mutter das Lieblingsgericht ihrer Tochter gekocht und einen Kuchen gebacken. Eigentlich wollte Monika ihren Eltern an dem Abend mitteilen, dass sie demnächst von zu Hause ausziehen werde. Sie brachte es aber nicht übers Herz. „Es ist vielleicht einfacher, wenn ich das schriftlich mache, denkt sie und setzt sich am folgenden Tag hin, um einen Brief an ihre Eltern zu verfassen. Er soll die folgenden Punkte enthalten: Einzimmerwohnung in der Stadt gefunden Auch in Zukunft Besuche bei Eltern Nochmals Dank fürs feine Geburtstagsessen Bitte um Verständnis Wohnung günstig und an guter Lage Auf eigenen Beinen stehen: jetzt richtiges Alter Pendeln zur Arbeit zeitraubend Bringen sie diese Stichwörter in eine logische Reihenfolge und schreiben sie dann den Brief. 2. Schreibaufgabe 2 (Einzelarbeit) Monika bedrückt das Verhältnis zu Ihren Eltern. Deshalb schreibt sie ihrem Freund einen Brief, in dem sie über ihre Verhältnis zu den Eltern und den Ursachen dafür berichtet. Folgende Punkte sollen enthalten sein: Eltern sind konservativ, etwas ungebildet. Sie dagegen fortschrittlich, städtisch. Mag die Eltern eigentlich schon Fühlt sich beobachtet und kontrolliert Möchte alleine wohnen Decke fällt ihr auf den Kopf Kann nicht mit den Eltern reden 3. Rollenspiel für drei Personen Ausgangssituation: Mutter und Vater sitzen in der Küche und warten auf ihre Tochter. Der Brief liegt geöffnet auf dem Tisch, aber die Eltern sprechen nicht darüber. Nun tritt Monika zur Tür herein. Versetzen Sie sich in die Lage der Eltern und der Tochter. Wie werden sie wohl reagieren? Spielen Sie die Szene zwischen Monika und den Eltern! Verwenden Sie die Standardsprache. In dem Gespräch sollen die Gründe deutlich werden, warum die Eltern und die Tochter so und nicht anders reagieren. Seite 2 4. Schreibaufgabe 3 (Partnerarbeit) Das im Text dargestellte Geschehen spielt vor über 40 Jahren. Schreiben Sie die Geschichte zusammen mit einer Partnerin oder einem Partner in die heutige Zeit um. 5. Standbild (jeweils zu dritt) Je drei Lernende stellen das Beziehungsgefüge, dass zwischen Mutter und Tochter herrscht als Standbild (das heisst, sie gestalten pantomimisch eine „Statue, die das Beziehungsgefüge zur Anschauung bringt) dar. 6. Textanalyse (Partnerarbeit) Was erfahren Sie im Text über Monikas Lebensumstände, Gewohnheiten und persönlichen Interessen? Vervollständigen Sie zu zweit das Cluster mit mindestens 10 weiteren Inseln. Benützen Sie dazu ein A3-Blatt 7. Textinterpretation (Partnerarbeit) Arbeiten Sie unter Bezugnahme auf den Text heraus: Wodurch unterscheiden sich die Lebensformen der Eltern und ihrer Tochter? Je länger ein junger Mensch im Elternhaus lebt, wo die Eltern bestimmen, wie gelebt wird, desto mehr Psycho-Fallen stehen bereit, die ihn davon abhalten können, einen weiteren Schritt Richtung Selbständigkeit zu tun. (aus: Eva Mühlbauer-Braun, Erwachsen werden. Wenn Kinder sich aus der Familie lösen: Probleme und Ratschläge, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch-Verlag Originalausgabe 1987, S.26ff.) Zeigen Sie am Text auf, welchen „Psycho-Fallen die Eltern im Ablöseprozess von der Tochter ausgesetzt sind. Beurteilen Sie ihre und der Tochter Verantwortung für das Aufstellen der Psycho-Fallen. Erleben Sie selber auch „Psycho-Fallen im Zusammenleben mit Ihren Eltern? Seite 3 Peter Bichsel. Die Tochter – Didaktische und methodische Hinweise 1. Textanalyse- und Interpretation indirekt Charakterisierung der Eltern: • Sie leben auf dem Lande mit schlechten Bahnverbindungen zur Stadt. • Sie folgen einem stereotypen Tagesablauf, der ehemals von der Arbeitszeit des Mannes, jetzt von der der Tochter rhythmisiert wird. (Zeitunglesen nach der Arbeit, Abendessen früher um 18.30, jetzt um 19.30 Uhr). • Ihre soziale Lage erscheint ihnen im Vergleich zum sozial höher stehenden Angestellten in ihren sprachlichen und sonstigen Umgangsformen als geringer (Bürofräulein). Deren sozialer Habitus bleibt ihnen fremd. • Sie entwerfen ein Wunschbild von ihrer Tochter, die ihrer Ansicht nach den sozialen Aufstieg geschafft hat. • Sie sind nicht (mehr) gewohnt, ihre eigenen Bedürfnisse und Ängste vor der künftigen Ablösung gegenüber ihrer Tochter zu artikulieren. Ihre Fragen sind der Tochter lästig. Sie kann sie nicht beantworten (Sie wusste darauf nichts zu sagen.) Themen: • Ablösung von Kindern von ihren Eltern • Generationenkonflikt • Konsumverhalten von Jugendlichen • Lebensformen in der Stadt und auf dem Land • Traum vom sozialen Aufstieg in eine andere gesellschaftliche Schicht • Probleme der Arbeitswelt • Arbeit und Freizeit • Lifestyle • Leben im Alter Interpretationsansätze Karl Stocker, 1988: »Es ist dies eine Geschichte von gestörter Kommunikation, von Entfremdung, von Einsamkeit in der Familie, von Flucht aus der Wirklichkeit in eine traumhafte Vorstellung, eine Geschichte, wie sie das Leben wohl gar nicht so selten schreibt.« Hans Gerd Rötzer, 1994: »Je nachdem wie man den Schwerpunkt setzt, könnte man sagen: • es geht um die abwesende Tochter; oder • es geht um das Verhältnis der Eltern zu ihrer Tochter und um die Wunschvorstellungen, die sie haben. Beiden Aspekten gemeinsam ist das gestörte zwischenmenschliche Verhältnis: man spricht voneinander, aber nicht miteinander; man baut sich Vorstellungen über die Mitmenschen auf z.B. die Eltern über ihre Kinder -. Es ist aber auch die andere Seite zu beachten, dass die Angesprochenen in Bichsels Erzählung ist es die Tochter nicht allzu gesprächsbereit sind. Auf beiden Seiten hätte sich einiges zu ändern.« 2. Verlauf der Unterrichtseinheit Fragen und Handlungsanweisungen ermöglichen eine Kombination von herkömmlicher Textanalyse und –interpretation und produktiver Textarbeit (Vgl. dazu Wyss/Hafner. Aspekte der Handlungsorientierung im Literaturunterricht auf Sekundarstufe II, in: Beiträge zur Handlungsorientierung, h.e.p. Bern 2004). In einem ersten Teil erfolgt mit den Fragen eine durch die Lehrperson geleitete gemeinsame Texterschliessung. Im zweiten Teil arbeiten die Lernenden in einer produktiven und handelnden Auseinandersetzung mit den Texten. Zwei Vorgehen sind denkbar: 1. Die Lernenden wählen alleine zu zweit oder in Gruppen Handlungsaufträge aus und bearbeiten diese. Als Auswertung würden die Produkte vorgelesen oder präsentiert und diskutiert. 2. Die Handlungsaufträge werden als Werkstatt bearbeitet. Jede Lernende bearbeitet mehrere (je nachdem obligatorische und freiwillige) Aufträge und reicht ein Dossier ein. Gute Produkte können dann widerum mit der Klasse ausgewertet werden. Seite 4 3. Lösungen und Hinweise zu Fragen und Aufträgen Fragen zum Text 1. Das im Text dargestellte Geschehen spielt nicht in der Gegenwart, sondern vor einigen Jahrzehnten. Geben Sie Hinweise an, die das belegen. Mögliche Hinweise: Der Lohn wird bar ausbezahlt (Lohntüte); Schalplatten sind veraltet; Heute gibt es in den Büros keine Geräusche von Rechenmaschinen mehr; evtl. Bürofräulein, Fräulein, Tearoom, Stenografieren 2. Wie malen sich die Eltern Monikas Weg zur Arbeit aus? Nennen Sie mindestens zwei anschauliche Beispiele in ein bis zwei Sätzen. Mögliche Beispiele: Sie fährt mit der Bahn und weist ihr Abonnement vor. Sie plaudert unterwegs mit Freundinnen. Sie erwidert lächelnd den Gruss eines Mannes. Sie geht den Bahnsteig entlang. (u.Ä.) 3. Die Lebensweisheiten der Eltern unterscheiden sich in mehreren Punkten vom Leben ihrer Tochter. Nennen Sie mindestens zwei Beispiele, schreiben Sie ganze Sätze. Mögliche Beispiele: Die Tochter führt ein abwechslungsreiches Leben, jenes der Eltern besteht aus Routine. Die Tochter hat viele Kontakte zu anderen Menschen; die Eltern leben vermutlich isoliert/einsam. Die Tochter leistet sich gewissen Luxus (Parfum, Platten, Zigaretten); die Eltern leben bescheiden. Die Eltern leben zurückgezogen auf dem Land; Die Tochter ist aufgeschlossen und modern, Ihre Lebensweise ist städtisch. (u.Ä.) 4. Das Verb „sage wird oft wiederholt, vor allem im letzten Teil des Textes. Welche Wirkung wird damit erreicht? Und was hat dieser Text mit der erzählten Geschichte zu tun? Wirkung: Langeweile, Eintönigkeit Dies widerspiegelt die fehlende Abwechslung im Leben der Eltern. Den Mangel an Anregungen, evtl. auch an Fantasie. 5. Welche anderen Verben hätte der Autor verwenden können? Nennen Sie hier möglichst viele Synonyme zu „sagen. Synonyme zu „sagen: sprechen, erwähnen be-/anmerken, an-/bei-/hinzufügen, festhalten, meinen, feststellen, entgegnen, antworten, erwidern; flüstern, rufen, murren, jubeln; verneinen, widersprechen, usw. 6. Der Autor hat über seine Kurzgeschichte den Titel die Tochter gesetzt. Welche anderen Titel würden auch passen? Überlegen Sie sich mindestens zwei mögliche Titel. „Zwei Welten, „Ein eigenes Leben, „ der Ablösungsprozess, „Das Bürofräulein, usw. Seite 5 7. Begründen Sie kurz aus dem Text heraus, warum die folgenden Aussagen über die Figuren des Textes richtig sind. (mit Angabe der Textstelle) d. Monika hat in der Stadt eine Stelle als Büroangestellte. „Der Vater holte seine Lohntüte auch bei einem Bürofräulein. „Oft fragten sie, was sie alles getan habe in der Stadt, im Büro. „Stenografieren kann sie auch, dachte er jetzt. e. Die Mutter von Monika ist für den Haushalt verantwortlich. „Die Mutter auf dem Stuhl nahe der Küchentür. „Der Vater holt sich seine Lohntüte. (ist arbeitstätig) „Dann stellte die Mutter den Kaffee auf den Tisch. f. Monika hat sich vom Leben auf dem Land und von ihren Eltern innerlich verabschiedet, sodass sie bald in die Stadt ziehen wird. „Seit sie in der Stadt arbeitete, assen sie erst um halb acht. „In ihrem Zimmer hatte sie einen Plattenspieler, und sie brachte oft Platten aus der Stadt mit. (sie hört also moderne, städtische Musik) „Sie hatte auch einen Spiegel und verschiedene Fläschchen und Döschen, . (Sie legt wert auf ihr Äusseres, das könnte Bedeuten, dass sie sich hübsch macht für den Umgang mit Mitmenschen, dass sie also in der städtischen Kontaktwelt lebt.) „Über Mittag blieb Monika in der Stadt. „Bald wird sie sich in der Stadt ein Zimmer nehmen, das wussten sie, . „Sie wird auch heiraten, dachte er, sie wird in der Stadt wohnen. Handlungsvorschläge 8. Schreibaufgabe 1 (Einzelarbeit) An Monikas Geburtstag hat die Mutter das Lieblingsgericht ihrer Tochter gekocht und einen Kuchen gebacken. Eigentlich wollte Monika ihren Eltern an dem Abend mitteilen, dass sie demnächst von zu Hause ausziehen werde. Sie brachte es aber nicht übers Herz. „Es ist vielleicht einfacher, wenn ich das schriftlich mache, denkt sie und setzt sich am folgenden Tag hin, um einen Brief an ihre Eltern zu verfassen. Er soll die folgenden Punkte enthalten: Einzimmerwohnung in der Stadt gefunden Auch in Zukunft Besuche bei Eltern Nochmals Dank fürs feine Geburtstagsessen Bitte um Verständnis Wohnung günstig und an guter Lage Auf eigenen Beinen stehen: jetzt richtiges Alter Pendeln zur Arbeit zeitraubend Bringen sie diese Stichwörter in eine logische Reihenfolge und schreiben sie dann den Brief. 9. Schreibaufgabe 2 (Einzelarbeit) Monika bedrückt das Verhältnis zu Ihren Eltern. Deshalb schreibt sie ihrem Freund einen Brief, in dem sie über ihre Verhältnis zu den Eltern und den Ursachen dafür berichtet. Folgende Punkte sollen enthalten sein: Eltern sind konservativ, etwas ungebildet. Sie dagegen fortschrittlich, städtisch. Mag die Eltern eigentlich schon Fühlt sich beobachtet und kontrolliert Möchte alleine wohnen Decke fällt ihr auf den Kopf Kann nicht mit den Eltern reden 10. Rollenspiel für drei Personen Ausgangssituation: Mutter und Vater sitzen in der Küche und warten auf ihre Tochter. Der Brief liegt geöffnet auf dem Tisch, aber die Eltern sprechen nicht darüber. Nun tritt Monika zur Tür herein. Seite 6 Versetzen Sie sich in die Lage der Eltern und der Tochter. Wie werden sie wohl reagieren? Spielen Sie die Szene zwischen Monika und den Eltern! Verwenden Sie die Standardsprache. In dem Gespräch sollen die Gründe deutlich werden, warum die Eltern und die Tochter so und nicht anders reagieren. Hinweis: Regeln für das Rollenspiel vorher gut erklären! 11. Schreibaufgabe 3 (Partnerarbeit) Das im Text dargestellte Geschehen spielt vor über 40 Jahren. Schreiben Sie die Geschichte zusammen mit einer Partnerin oder einem Partner in die heutige Zeit um. 12. Standbild (jeweils zu dritt) Je drei Lernende stellen das Beziehungsgefüge, dass zwischen Mutter und Tochter herrscht als Standbild (das heisst, sie gestalten pantomimisch eine „Statue, die das Beziehungsgefüge zur Anschauung bringt) dar. Hinweis: Standbild als Ausdrucksweise vorher einführen. (Dauer der Erarbeitung: ca. 10 Minuten; Im Anschluss daran werden die Standbilder im Klassenplenum präsentiert, begründet und diskutiert. Am Ende verfasst jede Teilnehmerin bzw. jeder Teilnehmer in der Rolle der Figur, die er/sie dargestellt hat, eine Art inneren Monolog.) 13. Textanalyse (Partnerarbeit) Was erfahren Sie im Text über Monikas Lebensumstände, Gewohnheiten und persönlichen Interessen? Vervollständigen Sie zu zweit das Cluster mit mindestens 10 weiteren Inseln. Benützen Sie dazu ein A3-Blatt 14. Textinterpretation (Partnerarbeit) Arbeiten Sie unter Bezugnahme auf den Text heraus: Wodurch unterscheiden sich die Lebensformen der Eltern und ihrer Tochter? Je länger ein junger Mensch im Elternhaus lebt, wo die Eltern bestimmen, wie gelebt wird, desto mehr Psycho-Fallen stehen bereit, die ihn davon abhalten können, einen weiteren Schritt Richtung Selbständigkeit zu tun. (aus: Eva Mühlbauer-Braun, Erwachsen werden. Wenn Kinder sich aus der Familie lösen: Probleme und Ratschläge, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch-Verlag Originalausgabe 1987, S.26ff.) Zeigen Sie am Text auf, welchen „Psycho-Fallen die Eltern im Ablöseprozess von der Tochter ausgesetzt sind. Beurteilen Sie ihre und der Tochter Verantwortung für das Aufstellen der Psycho-Fallen. Erleben Sie selber auch „Psycho-Fallen im Zusammenleben mit Ihren Eltern? Mögliche „Psycho-Fallen im Text: Die Eltern machen sich ein ganz bestimmtes Bild von ihrer Tochter (z.B. wie sie zur Arbeit geht) und bekommen so vielleicht falsche Vorstellungen. Die Leben fühlen sich abhängig von ihrer Tochter, weil sie gebildet ist und Abwechslung in ihr Leben bringt. Die Eltern sind sehr stolz auf ihre Tochter. (u.Ä.) Seite 7