Arbeitsblatt: Zivilcourage

Material-Details

Mutig und entschlossen Zivilcourage lernen auf der Sekundarstufe I
Lebenskunde
Anderes Thema
7. Schuljahr
30 Seiten

Statistik

67053
1495
54
09.09.2010

Autor/in

Gruzzer (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

mutig und entschlossen Zivilcourage lernen auf der Sekundarstufe ARBEITSHEFT Philipp von Bergen -2mutig und entschlossen Impressum: mutig und entschlossen. Zivilcourage lernen au der Sekundarstufe 1. korr. Auflage Layout, Druck, Redaktion: Philipp von Bergen, 2009 Philipp von Bergen, Alpenstrasse 6d, 3072 Ostermundigen 2009. Alle Rechte vorbehalten. Druck, Vervielfältigung jeder Art oder Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verfassers. -3mutig und entschlossen TEIL Zivilcourage lernen Ein Basis-Programm in 10 1 Modulen -4mutig und entschlossen TEIL I: Zivilcourage lernen Seite Modul 1: Alle glotzenkeiner hilft! 5 Modul 2: Keine Zeit! Mir doch egal! Vielleicht ein ander mal 7 Modul 3: Das Modell der Hilfeleistung 9 Modul 4: Alle Affen gaffen – Die Macht der Zuschauer 11 Modul 5: Mutige vor! 13 Modul 6: Das Mutmach-Training 15 Modul 7: hinsehen statt wegschauen 17 Modul 8: exemplarisches Eingreifen: PAROLEN 19 Modul 9: exemplarisches Eingreifen: PÖBELEIEN 20 -5mutig und entschlossen Modul 10: exemplarisches Eingreifen: GEWALT 21 Zivilcourage lernen „Alle glotzen. keiner hilft! 1 Leuten, die in eine Notsituation geraten, sollte geholfen werden. In der Theorie pflichten dem die meisten Menschen bei, doch tun sie es auch wirklich? Lies dazu folgende Geschichte und beantworte anschliessende Fragen. -6mutig und entschlossen Welche Ausreden oder Gedanken brachten der Priester und Chorleiter vor, um dem Verwundeten nicht helfen zu müssen? Was hat den Samariter dazu bewogen, dem Verwundeten zu helfen? Die Geschichte vom „barmherzigen Samariter ist über 2000 Jahre alt. Was denkst du: Handeln die Menschen heute besser? Lies dazu die beiden Zeitungsberichte. 38 Bürger beobachten Mörder und schreiten nicht ein! Ein Vorfall, der in den USA in den sechziger Jahren grosse Beachtung fand, war die Ermordung von Kitty Genovese in New York, die von 38 Zeugen beobachtet wurde. Obwohl sich die Ausführung der Tat über eine halbe Stunde hinzog, kam niemand dem Opfer zur Hilfe. Als die Polizei schliesslich eintraf, war das Opfer tot und der Täter geflohen. In seiner Vernehmung gab der erst später gefasste Täter zu Protokoll, dass er mit der Passivität möglicher Zeugen Zeugen schauen zu, wie Kind ertrinkt! Kinder brechen auf einem vereisten See ein. Sie werden trotz zahlreicher Zeugen des Geschehens erst durch den alarmierten Rettungsdienst geborgen. Für ein Kind kommt die Hilfe zu spät. -7mutig und entschlossen Suche nach Gründen, was heutzutage Menschen daran hindert in Notsituationen einzugreifen? Zivilcourage lernen „Keine Zeit! Mir doch egal! Vielleicht ein ander mal. M 2 „Keine Zeit! Mir doch egal! Vielleicht ein ander mal. Was für Ausreden führen dazu, dass man schlussendlich nicht eingreift? Schreibe einige solche Sätze auf. Frage an die Forscher: Was weiss die Wissenschaft über dieses Phänomen? Lies dazu nachfolgendes Interview mit Veronika Brandstätter, Professorin für Allgemeine Psychologie an der Universität Zürich. Welche Gründe nennt sie? Unterstreiche sie. Ist es also oft Angst, die uns hindert, einzugreifen? Gerade wenn Waffen im Spiel sind, überwiegt die Angst. Nur: Bei vielen Vorfällen ist ja keine Gewalt im Spiel. Zivilcourage zeigen heißt bei uns ja nicht, unter Einsatz seines Lebens einem Unrechtsstaat die Stirn bieten zu müssen. Sondern: Wie viel Nachlässigkeit, Unfreundlichkeit und abschätzige Behandlung möchte man dem anderen zumuten. Wenn jemand bedrängt, beleidigt oder diskriminiert wird, ist ein Eingreifen möglich, ohne Gefahr zu laufen, verletzt zu werden. Viele Leute haben aber eine gewisse Scheu sich zu exponieren, sich in den Mittelpunkt zu stellen und von allen Seiten angeschaut zu werden. Für viele eine unangenehme Erfahrung, die sie abhält zu intervenieren. Damit im Zusammenhang steht die Angst, wegen dem Eingreifen den sozialen Rückhalt zu verlieren, abgelehnt und selber ausgegrenzt zu werden. Kann es auch sein, dass jemand nicht eingreift, weil er nichts mit der Polizei zu tun haben will? Ja, viele wollen auch als Zeuge nichts mit der Polizei zu tun haben. Oft setzen die Leute auch keinen Notruf ab, weil auf den Notrufsäulen steht, dass Missbrauch strafbar ist. Die Kantonspolizei Zürich sagt aber klar, dass man lieber einmal zu viel einen Notruf tätigt als einmal zu wenig. Was sind weitere Gründe, dass Leute nicht eingreifen? Oft wollen die Leute einfach ihre Ruhe und nicht in etwas reingezogen werden. Braut sich zum Beispiel in einem Zug etwas zusammen, gibt es oft Leute, die sich abwenden, weggehen, sogar den Wagen wechseln. Ein weiterer Hinderungsgrund ist die fehlende Routine. Ein Beispiel: Wer den Führerausweis besitzt, hat einen Nothelferkurs absolviert und weiß, wie die stabile Seitenlage funktioniert. Doch im Notfall kann man dieses Wissen nicht in eine Handlung umsetzen, weil die Routine fehlt. Genau so ists in Situationen, in denen ich theoretisch weiß, dass ich die Polizei alarmieren oder umstehende Passanten auffordern müsste, zu helfen. Es fehlt aber der Automatismus, um das Wissen auch unter Stress umzusetzen und das Richtige zu tun. -8mutig und entschlossen Prof. Dr. Veronika Brandstätter-Morawietz, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, ist seit 2003 Professorin an der Universität Zürich für Allgemeine Psychologie mit Schwerpunkt Motivations- und Emotionspsychologie. (Interviewt durch euro26.ch) Die Sozialpsychologie sieht einen Grund in der sogenannten sozialen Hemmung, das heißt dass man sich nicht traut in einer Situation einzuschreiten, vor allem dann wenn noch mehrere Personen anwesend sind. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn ich ein Eis kaufen will, mich aber dann doch nicht traue und meinen Bruder schicke. Es kann aber auch heißen, dass ich mich nicht traue in einer Diskussion in der Klasse meinen Beitrag zu sagen, obwohl ich eigentlich gern würde, bis zum Schluss warte und dann doch nichts gesagt habe. In solchen Situationen bin ich sozial gehemmt. Die Soziale Hemmung kennt im Prinzip drei Gesichter. Das erste Gesicht ist die Angst vor der Blamage. Oftmals schreiten Leute einfach nicht ein, weil sie nichts falsch machen wollen und sich nicht blamieren wollen. Das zweite Gesicht ist das negative Vorbild der Passivität. Mehrere Beobachter können sich gegenseitig als Beispiel dafür nehmen, wie man reagieren sollte. Oftmals fehlt einem die Erfahrung, wie man einzugreifen hat und so orientiert man sich an den umstehenden Leuten. Wenn somit die Mehrheit der Leute nicht eingreift, greift man auch nicht ein, da man deren Passivität zum Vorbild nimmt. Das letzte Gesicht ist die Diffusion der Verantwortung. Wenn nur ein Zuschauer in einer akuten Notlage anwesend ist, lastet auf ihm die gesamte Verantwortung. Mehrere Anwesende teilen sich die Verantwortung. Sie wird dann so zu sagen auf alle Anwesenden aufgeteilt. Das kann einen ungünstigen Effekt auf die Hilfsbereitschaft des Einzelnen haben. Plötzlich fühlt man sich nicht mehr verantwortlich einzugreifen, weil ja genügend andere Personen anwesend sind. „Die können ja eingreifen! sagt man sich innerlich. Wenn sich diese Haltung bei allen Anwesenden einstellt, löst sich die Verantwortung schlussendlich in Luft auf und niemand greift ein, alle gehen sie wieder ihres Weges. In verschiedenen Studien wurde herausgefunden, dass umso weniger geholfen wird, je mehr Leute anwesend sind. nach Hans-Werner Bierhoff, 2002 Die Sozialpsychologie ist eine geisteswissenschaftliche Disziplin und erforscht unter anderem Gründe, warum Menschen in Notsituationen nicht eingreifen. Was nennt sie für einen Grund und welche 3 Facetten schliesst er ein? -9mutig und entschlossen Zivilcourage lernen Modell der Hilfeleistung 3 „Hauptsache man greift ein! hört man Leute sagen. Doch sich einfach in eine Situation zu stürzen, ohne sich vorher zu überlegen, was man genau macht, ist jedoch nicht unbedingt günstig. Solches impulsives Handeln kann einem des Leichteren selber in Gefahr bringen, Wer kopflos handelt, kann leicht den Kopf verlieren Für ein überlegtes Eingreifen gibt es das „5-Hürden-Handlungsmodell – ähnlich dem ABC oder GABI in der ersten Hilfe – Bemerken –Irgendetwas stimmt hier nicht! Interpretieren – Ein Mensch braucht Hilfe! Bereitschaft – Ich will und kann es! Hilfsmittel – Was tue ich? Entscheiden – Ich mache es! 10 mutig und entschlossen Das Hilfeleistungsmodell verdeutlicht, dass Helfen keineswegs selbstverständlich ist. Der Helfer muss 5 Hürden überwinden, um schliesslich die Hilfe auszuführen. Suche zu jeder Stufe in den untenstehenden Kästchen die entsprechende Hürde und trage Titel neben den Symbolen ein. Verantwortungsdiffusion – Wenn die Verantwortung für ein mögliches Eingreifen auf mehrere Personen verteilt werden kann, reduziert sich die empfundene Verantwortung einzelner Anwesender und es wird niemand aktiv. Das ist auch der Grund, dass die Wahrscheinlichkeit des Eingreifens sinkt, umso mehr Personen anwesend sind. Pluralistische Ignoranz – Diese Einschätzung eines Ereignisses wird davon beeinflusst, wie andere Umstehende augenscheinlich die Situation interpretieren. Wenn alle fragend und unbeteiligt in die Runde blicken, stellt sich schnell die Meinung ein, dass nichts Schlimmes vor sich geht. Auch wenn einzelne Personen der Meinung sind, man müsse einschreiten, kann die Mehrheit der passiv Zuschauenden sie abhalten zu handeln. Diesem sozialen Einfluss können alle Anwesenden unterliegen. Kompetenzmangel – Manchmal greift man nicht ein, weil es einem scheinbar an Fähigkeiten des Eingreifens fehlt. Man fühlt sich körperlich zu schwach oder fürchtet, zu wenig Autorität zu besitzen, um wirksam zu intervenieren. Soziale Hemmung – Man hat Angst sich zu blamieren, also negativ von anderen bewertet zu werden und damit Einbussen im eigenen Selbstwertgefühl zu erleiden. Ablenkung – Ein Ereignis wird nicht bemerkt, weil beispielsweise der Bus voll ist, weil man in die Zeitung vertieft ist oder anderweitig abgelenkt ist. 11 mutig und entschlossen Zivilcourage lernen Alle Affen gaffen – Die Macht der Zuschauer 4 Welchen Einfluss haben Zuschauer auf ein Geschehen? Welche Wirkung erzielen sie bei den Tätern und Opfern? Zur Anzeige wird der QuickTime Dekompressor „ benötigt. Wie können sie brenzlige Situationen zum Kippen bringen? Das „Täter-Opfer-Zuschauer-Dreieck 12 mutig und entschlossen In einer Bedrohungssituation muss sich der Blick nicht nur auf die Rolle der „Täter und „Opfer fixieren, sondern auch die Zuschauer miteinbeziehen. Die Zuschauer entscheiden durch Eingreifen oder Unterlassen, wie sich eine Täter-Opfer-Konfrontation entwickelt. Der Täter ist deshalb keineswegs unabhängig, auch wenn er dies insgeheim glaubt. Er ist eingebunden in die Reaktionen von Opfer und Zuschauer. Spürt der Täter, dass er die Mehrheit der Zuschauer gegen sich hat, fühlt er sich eher dazu gedrängt, seine Handlung zu unterbrechen, als wenn die Mehrheit sein Verhalten durch „Schweigen billigt. Schreib hinter jede der folgenden Aussagen, ob es den Täter, das Opfer oder die Zuschauer betrifft. ZZuschauer, TTäter, OOpfer Sie heizen oft unbewusst durch ihr Neugierverhalten die Situation an. Haben oft wenig Selbstbewusstsein und ein unterwürfiges Verhalten. Eh, da kommt man in so einen Rausch rein, bei dem es keine Grenzen mehr gibt! „Das sind echte Kumpels, die bereit sind, sich für dich zu schlagen und die zu dir stehen! „Man dürfte eigentlich nicht so unbeteiligt sein, denn ich finde es schlecht, dass bei uns Ausländer angepöbelt werden. Da ich aber nicht ganz gesund bin, greife ich aus Angst nicht ein, wenn Skinheads und andere Gröhler loslegen. „Wenn ich nicht allein bin und nicht das Gefühl habe, dass ich eins auf den Kopf bekomme, greife ich ein und stelle mich auf die Seite des Angegriffenen. Aber es gibt auch Situationen, wo man Angst oder befürchtet als Zeuge viel Zeit auf der Polizeiwache zu vergeuden. Wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Theologiestudenten sollten sich auf eine Prüfung zum „barmherzigen Samariter vorbereiten. Auf dem Weg zum Seminarraum kamen sie an einem Mann vorbei, der gekrümmt auf dem Boden lag und stöhnte. Die meisten gingen vorbei, ohne ihn zu beachten. Wissen oft nicht, wie sie Hilfe anbieten können Tests bei simulierten Verkehrsunfällen zeigen: 80% waren Gaffer, die sich nicht trauten einzugreifen. „Ich dachte es geht um Drogen-Geschichten oder so. Darum habe ich nichts weiter unternommen. „Mir war richtig unwohl. Ich meide solche Situationen. Ich weiss, da nicht was tun und sagte mir, ich will da nicht reingezogen werden. Bei der nächsten Haltestelle steig ich sowieso aus. Darum habe ich nichts unternommen. „Eins ist sicher, das ist besser als ein Krimi! Können oft keine Hilfe mobilisieren Du hörst drei Aussagen: Welche sind von den Tätern, welche vom Opfer, welche von den Zuschauenden? 13 mutig und entschlossen 1.Aussage: 2.Aussage: Zivilcourage lernen 3.Aussage: „Mutige vor.! Was ist Mut? Der Mut und Tapferkeit sind von alters her angesehene Charaktereigenschaften. Was heisst Mut für dich? Schreibe deine Definition in 1-2 Sätzen hier auf: Mutig, feige oder tollkühn? Die Grenze vom Mut zum Übermut ist oftmals fliessend. Wie unterscheiden sich die beiden Begriffe? 14 mutig und entschlossen Der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) definierte Tapferkeit als Mittelweg zwischen „Tollkühnheit und „Feigheit. Wie mutig bist du? Checke deinen Mut-Stand. Spätabends entdeckst du einen alten Mann, der in einem Hauseingang liegt. Deine Reaktion: Das wird schon nicht so schlimm sein. Ich bin müde und möchte ins Bett Ich gehe zu dem Mann und frage, was ihm fehlt. Am See: Du siehst, wie ein paar junge Leute ihre leeren Bierflaschen am Badestrand liegen lassen, teils sogar zerschlagen. Egal, es wird ja bald geputzt. Ich weise die Jugendlichen darauf hin, das die Scherben Badende verletzen können und bitte sie, die Scherben wegzuräumen. Im Strassencafé: Du trinkst deine Cola, als ein stattlicher Geländewagen hält und mit laufendem Motor stehen bleibt. Im Wagen: ein lautstark gestikulierender Mann am Handy. Wie mir das stinkt! Ich stehe auf und bitte den Mann höflich, den Motor abzustellen Wie das stinkt! Ich stehe auf, nehme die Cola und verziehe mich ins Innere des Cafés. Sachbearbeiter Müller, etwas schwer von Begriff, wird vom Abteilungsleiter ständig blossgestellt. Letzten Mittwoch, Müller krank, verkündet der Abteilungsleiter in der Pause lachend, Müller lasse sich zum WC-Reiniger umschulen. Schon gemein. Ich schweige lieber, sonst bin ich bald selber dran. Das ist doch Mobbing: Ich informiere sofort den Vorgesetzten des Abteilungsleiters. Im Tram: Drei Jugendliche machen sich über eine betagte Frau lustig und nehmen ihr den Gehstock weg. Ich gehe sofort zu den jungen Leuten und halte ihnen eine Standpauke. Die Arme. Eine Schande, dass da niemand eingreift! 15 mutig und entschlossen In einem gut besuchten Park: Zwei kahl geschorene Burschen mit Springerstiefeln reissen einem jüdischen Buben das Käppchen vom Kopf und spielen damit Frisbee. Ich nehme den Jungen an der Hand, frage ihn, wo er wohnt und bringe ihn heim. Dieser Lausbub! Wird sich wohl einen Scherz erlaubt haben. Selber schuld. Wochenende, Zeit zum Abtanzen: Kurz vor der Disco bemerkst du einen stämmigen Typen, der eine Frau bedrängt. Sie schreit um Hilfe. Uiuiui, mit dem möchte ich nichts zu tun haben. Ich gehe weiter. Ich informiere die Security des Clubs und bitte sie, einzugreifen. Zivilcourage lernen Auflösung auf S.22 „Das Mutmach-Training Kann man Mut trainieren? Mut lässt sich tatsächlich trainieren. Schon kleine Erfolge können deinen Mut stärken. 16 mutig und entschlossen Was sind die Quellen deines Mutes? a)Suche 4 Dinge, Aktivitäten, Hobbys, Beschäftigungen, Personen, die deinen Mut stärken und schreibe sie hier auf. b)Lies den Text „Mut ist trainierbar und ergänze deine Mut-Mach-Liste um weitere 3 Punkte, die dir Mut machen c)Wähle einen deiner Punkte aus, der dir als besonders wichtig erscheint und an dem du die nächsten 2 Wochen trainieren möchtest. Mut ist trainierbar „Mut kann man lernen, sagt Diplom-Psychologin Anne Frey. Dazu brauche es vor allem Fehlerfreundlichkeit, so Frey. Wenn man sich zum Beispiel nicht traut, ein Referat zu halten, dann spricht man vielleicht noch nicht laut genug, hält nicht richtig den Blickkontakt oder verhaspelt sich. Doch das dürfe man dann nicht überbewerten. „Wenn man mutig ist, dann geht man neue Wege, dann traut man sich was – und da darf man auch Fehler machen. Fehlerfreundlichkeit sei wichtig, weil der Anspruch auf Perfektionismus oft verhindere, dass man mutig seine Meinung vertritt. Mutige achten auf ihre Gefühle und hören auf den Bauch, sagt die Psychologin. Sie sprechen es klar aus, wenn sie sich mit einer bestimmten Situation oder einem Verhalten unwohl fühlen. „Man kann das gut vor dem Spiegel üben: Ein beherzter Ausfallschritt nach vorn – und dann laut Nein rufen – und das täglich. Mut lässt sich trainieren Frey rät, den Mut in ganz vielen Situationen im Alltag zu trainieren. Jeder könne es sich vornehmen, einmal am Tag mutig zu sein. Was mutiges Verhalten für jeden bedeutet, hängt von seiner Entwicklung ab: Für ein Kleinkind ist die erste Rutsche eine riesige Herausforderung, später ist es der Sprung vom Einer, Dreier und Fünfer. Für einen Erwachsenen kann das Nein gegenüber dem Kollegen, der gern Arbeit an ihn abdrückt, ein großer Schritt in Richtung Tapferkeit sein. (Quelle: Focus-Online) 17 mutig und entschlossen Zivilcourage lernen „hinsehen statt wegschauen Benne spielt unfair Benne nahm geschickt den Ball auf, dribbelte, lief nach innen, hatte den ball noch immer unter Kontrolle, sah das Tor und schoss. „Tooor! Kay fiel ihm um den Hals, und dann kamen Bernd und Reinhard. „Astrein! – „Cool, Mann! Benne tat gelassen. „Kleinigkeit. Die Schillerstrasse führte zwei zu eins gegen die Evaldistrasse. Die Schillerstrasse, das waren Bennes Freunde. Sie spielten schon seit Jahren zusammen. Die Ewaldistrasse, das waren die Typen aus der Neubausiedlung, freche Burschen, wie Benne meinte. Die wohnte erst ein paar Wochen hier und wollte schon Rechte anmelden auf den Aschenplatz neben der Schule. Benne hatte die Ewaldistrasse zum Fussballspiel eingeladen. „Gewinnt ihr, dürft ihr auf diesem Platz spielen; gewinnen wir, dann lasst euch bloss nicht mehr hier blicken. „Abgemacht, sagten die von der Ewaldistrasse. Zwei zu eins stand es jetzt also und das Spiel ging weiter. Die Verteidigung der Ewaldistrasse deckte die Angreifer jetzt ganz eng, gelangte so an den ball, gab ihn weiter an ihre Stürmer: zwei zu zwei. Das Spiel wurde verbissener. Einen Augenblick hatte die Schillerstrasse den ball wieder unter Kontrolle, doch dann – ein misslungener Querpass, Pit aus der Ewaldistrass nahm den Ball mit de Brust auf, liess ihn auf den Fuss fallen, wollte sich drehen und schiessen. „Pit!, schrie Mischa. Pit war stöhnend zusammengebrochen und hielt sich das Bein. „Spielunterbruch!, verlangte die Ewaldistrasse. Pit versuchte aufzustehen. Doch es ging nicht. „Der da hat mich vors Schienbein getreten., sagte er und deutete auf Benne. „Du Schwein! Die Ewaldistrasse stand wie eine drohende Masse um Benne. Der Missetäter lief rot an. „Ist selbst schuld, wenn er nicht aufpasst.! Kay und Reinhard schauten betreten zur Seite. Sie wussten, dass Benne manchmal zu unerlaubten Mitteln griff. Das Spiel wurde für diesen Tag unterbrochen. Pit musste zum Arzt. „Aber morgen spielen wir weiter., sagte Benne, „dann machen wir euch fertig. Als Ersatz für Pit, der noch nicht laufen konnte brachte die Ewaldistrasse Angelika mit. Die Jungs von der 18 mutig und entschlossen Schillerstrasse wollten sie zuerst nicht spielen lassen. Aber Herr Bergmeier, der neben der Schule wohnte und von den Kindern als Schiedsrichter angefragt worden war, entschied gegen sie. Angelika durfte spielen. Benne begann gleich nach dem Anpfiff wieder zu holzen. Er gab Gerd einen Stoss in die Rippen, Paolo bekam Bennes Ellbogen im Gesicht zu spüren. Die Ewaldistrasse bekam Angst. Das war die Chance. Benne bekam den Ball vor den Fuss, spurtete los, stand vor dem Tor und schoss. Aber der Torwart aus der Ewaldistrasse warf sich ihm mutig entgegen bekam den Ball zu fassen und blieb vor Bennes Füssen liegen. Und Benne trat zu, einmal, zweimal gegen den Bauch des Torwarts. Dieser schrie laut auf. „Gelbe Karte!2, rief Herr Bergmeier. „Abstoss vom Tor! Es gab keinen Abstoss mehr. Angelika hob den Arm. „Stoppt mal, Leute. Mit euch von der Schillerstrasse spielen wir nicht mehr. Ihr seid unfair. Benne meinte: „Typisch Mädchen, hat Angst vor nem harten Spiel. – „Ich habe keine Angst, sagte Angelika, „aber ich will wissen, ob ihr andern mit einem spielen wollt, der einen wehrlosen Torwart tritt! Die Schillerstrasse schwieg. Benne schaute in die Runde, aber die andern wichen seinen Blicken aus. Plötzlich sagte Kay: „Hören wir auf. Ihr habt gewonnen. Und: Tut uns Leid, das mit eurem Torwart. nach Wolfgang Poeplau Angelika zeigt in diesem Fall eine ganz besondere Art von Mut. a)Beschreibe diese Art von Mut und vergleiche sie mit der Art Mut, die es für einen Bunggee-Jump. Wo liegt der Unterschied? b) Wem fehlt diese Art von Mut? c) Weißt du wie man diese Art von Mut nennt? Finde in den folgenden Mut-Wörtern den exakten Begriff (2 Möglichkeiten) heraus. Freimut, Übermut, Anmut, Unmut, Bürgermut, Heldenmut, Wagemut, Zivilcourage, Wehmut, Frohmut, Sanftmut, Demut, Grossmut, Kleinmut, Todesmut, Courage, Lebensmut, Zornmut, Hochmut, Schwermut, Wankelmut, Missmut, Vermutung, Zumutung, Anmutung, Tapferkeit Hast du schon ähnliche Situationen erlebt in denen Zivilcourage gezeigt oder eben unterlassen wurde? Beschreibe oder erfinde eine solche Situation. Besprecht, was in den einzelnen Situationen genau passiert. 19 mutig und entschlossen Zivilcourage lernen Auf welche Art zeigt sich Zivilcourage? Welchem Beispiel würdet ihr einen prix courage für besonders mutiges Verhalten verliehen? Warum? „Exemplarisches Eingreifen: PAROLEN Situationen, in denen ein couragiertes handeln nötig werden könnte, gibt es verschiedene. Es können aber allgemein drei Arten von Vorfällen unterschieden werden: Parolen, Pöbeleien und Gewalt. Parolen Parolen sind negative pauschale Äusserungen über eine bestimmte Gruppe, z. B. Behinderte, Polen, Deutsche, Juden usw., die nicht anwesend sind. Dazu gehört auch Mobbing, wenn etwa in einer Firma ein abwesender Arbeitskollege diffamiert wird. 20 mutig und entschlossen Zivilcourage lernen „Exemplarisches Eingreifen: PÖBELEIEN M9 Pöbeleien Eine oder mehrere Personen werden verbal direkt angegriffen, diskriminiert oder blossgestellt. Was ist sinnvolles Opfer- /Helferverhalten? 21 mutig und entschlossen Zivilcourage lernen M1 Exemplarisches Eingreifen: GEWALT Gewalt Jemand wird mit den Fäusten oder mit einer Waffe bedrängt oder angegriffen. Passieren kann dies sowohl im öffentlichen Raum, als auch im Freundes- oder Familienkreis sowie in der Nachbarschaft (häusliche Gewalt) Schlägerei: Wie könntest du eingreifen? Auflösung Mut-Test Test ausgefüllt? Zähle zusammen, wie viele Antworten du mit a) angekreuzt hast. 6 bis 7 Mal a) angekreuzt: 22 mutig und entschlossen Mutanfall Eines steht fest: Du gehst mit offenen Augen durchs Leben, nimmst wahr, was um dich passiert und kümmerst dich, wenn sich jemand in einer Notlage befindet. Du übernimmst eindeutig nicht nur Verantwortung für dich selber, sondern auch gegenüber deiner Umwelt. Und vor allem bringst du den Mut auf, dich für andere stark zu machen, auch wenn du dabei womöglich selber Nachteile in Kauf nehmen musst. Tipp: Sei dir darüber im Klaren, dass Mut nichts mit Übermut zu tun hat. Eingreifen, sich schützend vor andere zu stellen und die eigene Meinung sagen ist wichtig und richtig, solange du dich dabei nicht selber in Gefahr bringst. 3 bis 5 Mal a) angekreuzt: Porzellankiste Eine Draufgängerin bzw. ein Draufgänger bist du ja nicht gerade. Dein Motto dürfte eher «Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste» lauten. Sicher bist du niemand, der Notlagen anderer Menschen oder Krisensituationen einfach ignoriert. Aber dass du in einer brenzligen Situation als Erster beherzt eingreifst, dürfte eher die Ausnahme als die Regel sein. Nur: Denken alle, dass man eigentlich etwas tun sollte, bleiben dabei aber selber passiv, ist niemanden geholfen. Dabei: Auch wenn du kein Karatekämpfer mit einem schwarzen Gürtel bist, gibt es Möglichkeiten, jemanden in Bedrängnis beizustehen. Um Hilfe bei anderen Passanten zu holen oder die Polizei zu alarmieren braucht es keine übermenschlichen Kräfte. Nur ein wenig Mut. 0 bis 2 Mal a) angekreuzt: Hasenfuss Dich als vorsichtig zu bezeichnen wäre schon ziemlich beschönigend. Heikle Situationen scheinen dir zuwider, du scheinst eher mit der Einstellung zu leben, dass jeder für sich selber schauen muss. Natürlich geht es in keinster Weise darum, den starken Mann spielen oder ein Powerfrau markieren zu müssen und sich dabei blindlings Gefahren auszusetzen. Doch wer Menschen in Notlagen einfach ignoriert, handelt nicht nur mutlos, sondern feige. Oft reicht es nämlich schon, eine brenzlige Situation nicht einfach zu ignorieren, sondern mindestens Hilfe zu holen, Rettungskräfte zu verständigen oder sogar andere Personen auf einen Vorfall aufmerksam zu machen. 23 mutig und entschlossen Teil II: Keep aware! Ideen für zwischendurch Keep aware! Sinn und Zweck 24 mutig und entschlossen Zweck dieser Ideen-Sammlung: Ein häufiger Hinderungsgrund ist die fehlende Routine. Jemand, der zum Beispiel einen Nothelferkurs oder ein Lebensrettungsbrevet absolviert hat und weiss, wie die stabile Seitenlage funktioniert, hat Mühe dieses Wissen in einer Notsituation in eine Handlung umzusetzen. Ganz einfach, weil die Routine fehlt. Genau so ists auch in Situationen, in denen man theoretisch weiss, dass ich die Polizei alarmieren oder umstehende Passanten auffordern müsste, zu helfen. Es fehlt aber der Automatismus, um das Wissen auch unter Stress zu reproduzieren und umzusetzen. Darum sollen diese kleinen Rollenspiele und Unterrichtssequenzen dazu helfen, nicht aus der Übung zu kommen und die Automatismen zu trainieren, die für zivilcouragiertes Handeln nötig sind. Diese kleinen Sequenzen dauern meist nicht mehr als eine Viertelstunde und können wöchentlich in den Unterricht eingestreut werden. Sie dienen dazu, die erlernten Kompetenzen ins „Rückenmark zu transferieren, so dass sie zu Routinehandlungen werden. TEIL II: Keep aware! Seite 25 mutig und entschlossen Modul 11: Andere auslachen 26 Modul 12: Bettnässer 27 Modul 13: Eskalierende Gewalt 28 Modul 14: In der Bahnhofshalle 29 Modul 15: Pöbelei in der U-Bahn 30 26 mutig und entschlossen Keep aware! Keep aware! M1 M1 27 mutig und entschlossen Keep aware! M1 Keep aware! M1 28 mutig und entschlossen Keep aware! Zivilcourage in der U-Bahn M1 5 Du siehst eine gestellte Szene in einer U-Bahn einer deutschen Grossstadt, die mit versteckten Kameras aufgenommen wurde, um fest zu halten, wie die Fahrgäste reagieren. Wer sind in dieser Szene die Täter, das Opfer und die Zuschauer? 29 mutig und entschlossen Eine junge Dame greift in die Situation ein. Wie geht sie vor? Höre den Kommentar zu ihrem eigenen Handeln. „.alleine wäre ich da nicht hingegangen. ist eine ihrer Antworten. Wie schätzt du ihr Verhalten ein? Hat sie sich richtig verhalten? Gibt es Unterschiede in der Motivation von Männern und Frauen, warum jemand eingreift? Höre dir dazu den Kommentar der Psychologin Anne Frey an. Du siehst eine weitere Situation. Welche Zuschauer sind im Kamerabild zu sehen? Beschreibe ihr Verhalten. Höre dir die Kommentare der einzelnen Fahrgäste an. Was sind ihre Überlegungen? Welche Fahrgäste handeln zivilcouragiert? Was empfiehlt die Polizei? Zivil courage im Alltag 30 mutig und entschlossen