Arbeitsblatt: Die Türkei zwischen Islam, Militär und Demokratie
Material-Details
? Die aktuelle politische Lage in der Türkei
? Parteien und Wahlsystem
? Auswahlfragen zum Thema Türkei
? Das Militär in der Türkei
? Kemal Atatürk als ?lebendes Denkmal?
? Dazu Aufgaben, die der Auswertung der Materialien dienen (mit Lösungen)
Diverses / Fächerübergreifend
Anderes Thema
klassenübergreifend
2 Seiten
Statistik
6823
610
2
08.05.2007
Autor/in
Olly Dubois
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Thema: Die Türkei zwischen Islam, Militär und Demokratie Kurzvorstellung des Materials: • Als Lehrer sucht man zu aktuellen Fragen schnell einsetzbare Arbeitsblätter, die einem den Einstieg oder auch die Bearbeitung eines bestimmten Themas erleichtern. • Dieses Arbeitsblatt stellt wichtige Informationen und Problemstellungen zur aktuellen Lage in der Türkei zusammen. Dabei geht es im Wesentlichen um das komplizierte Verhältnis von Islam und Demokratie, in das sich auch noch das türkische Militär einschaltet. • Die aktuelle politische Lage in der Türkei • Parteien und Wahlsystem • Auswahlfragen zum Thema Türkei • Das Militär in der Türkei • Kemal Atatürk als „lebendes Denkmal • Dazu Aufgaben, die der Auswertung der Materialien dienen (mit Lösungen) • Ca. 2 Seiten, Grösse ca. 150 KByte Übersicht über die Teile Information zum Dokument Seite 2 von 3 Arbeitsblatt: Die Türkei zwischen Islam, Militär und Demokratie M1: Die aktuelle politische Lage in der Türkei Seit den Parlamentswahlen von 2002 hat die konservativ-islamische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) fast 3/4 der Sitze im Parlament, obwohl sie nur 34,4% der Stimmen bekommen hatte. Das erklärt sich dadurch, dass man vor den Wahlen eine so genannte 10%-Hürde festgelegt hatte, die man erreichen musste, um überhaupt ins Parlament zu kommen. An dieser Hürde scheiterten einige wichtige Parteien, die vorher sogar die Regierung gestellt hatten. Entgegen den Erwartungen ist es gerade die AKP, die unter ihrem Vorsitzenden Erdoğan, der inzwischen auch Ministerpräsident ist, die Türkei für den Beitritt zur Europäischen Union „reif machen möchte. Auf diesem Weg hat es viele Fortschritte gegeben, es gibt aber auch Rückschläge, so dass der EU-Beitritt noch keineswegs sicher ist. Aktuell hat sich die politische Lage in der Türkei verschärft, weil das Amt des Staatspräsidenten neu besetzt werden muss. Da dieser vom Parlament gewählt wird, hat der Vertreter der AKP, der jetzige Aussenminister Gül, die besten Chancen. Gegen ihn hat sich aber eine breite Front aus Menschen formiert, die Angst vor einem noch grösseren Einfluss des Islams auf die Politik haben. Unterstützt werden die Kritiker einer Bewerbung Güls durch die Militärführung, die sich seit Gründung des Staates Türkei kurz nach dem Ersten Weltkrieg als Hüter der Trennung von Staat und Kirche sieht. Wahrscheinlich sind Neuwahlen, manche fürchten aber auch ein Eingreifen des Militärs, einen Putsch. M2: Die Wahlergebnisse von 2002: AKP: 34,3 CHP 19,4 DYP 9,6 MHP 8,3 DEHAP 6,7 ANAP 5,1 DSP 1,1 M3: Welche Lösung ist richtig? 1.Die Türkei hat ca. 66/76/86/96 Mio. Einwohner. 2.Gegründet wurde die Türkei 1822/1872/1922/1952. 3.Die Türkei erstreckt sich über 1/2/3/ Kontinent(e). 4.Ca. 63%/73%/83%93% der Türken sind Muslime. 5.So etwas wir einen Kirchenaustritt gibt es in der Türkei (nicht). 6. Die Religionsbehörde hat 800/8.000/80.000/800.000 Mitarbeiter. M4: Das Militär in der Türkei In jeder Demokratie gilt das Prinzip, dass die gewählten Vertreter des Volkes und die von ihnen gewählten Regierung sagen, wo es lang geht, und die Militärs die entsprechenden Aufträge ausführen. In der Türkei ist das anders: Hier sieht sich die Armeeführung immer noch als Bewahrerin der Ordnung, die von Kemal Atatürk nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt wurde. Zweimal haben sie zu diesem Zweck schon einmal einen Putsch gemacht, das heisst: die gewählte Regierung entmachtet – das war 1960 und 1980. In den Jahren 1971 und 1997 begnügten sie sich damit, die gerade amtierende Regierung zum Rücktritt zu zwingen. Bei beiden Putschen gaben die Militärs nach einiger Zeit die Macht wieder an eine zivile Regierung zurück, nachdem sie das Land in ihrem Sinne verändert hatten: Im Jahre 1960 ging es eher um mehr Demokratie, 1980 dagegen wurden die Rechte der Parteien eher eingeschränkt. Im Jahre 2003 wurde die Macht des Militärs durch das Parlament begrenzt, um damit die Annäherung an Europa zu unterstützen. Man muss abwarten, wie viel Macht die Militärs auch heute noch haben M5: Kemal Atatürk – ein lebendes Denkmal in der Türkei Mustafa Kemal war im Ersten Weltkrieg als Offizier erfolgreich und schuf nach Ende des Krieges die moderne Türkei – vorher gab es ja noch das Osmanische Reich. Das bedeutete zunächst einmal die Entmachtung des Sultans und die Abschaffung des Kalifats, d.h. die Kombination von politischer und religiöser Macht. Die Schulen wurden dem Staat unterstellt, die Männer mussten sich der Kleidung an westlichen Vorstellungen orientieren, die Frauen bekamen das Wahlrecht. Die arabische Schrift wurde durch die lateinisch ersetzt. Auch die Namen wurden nach westlichem Muster verändert, d.h. es entstanden Familiennamen und Kemal selbst bekam den Ehrennamen „Atatürk, Vater der Türken. Noch heute wird der Staatsgründer verehrt und steht mit dem von ihm abgeleitete „Kemalismus für eine moderne, westlich orientierte Türkei. Aufgaben: 1. Erkläre mit Hilfe von M1, inwiefern sich aktuell die politische Lage in der Türkei verschärft hat. 2. Erkläre an Hand der Zahlen von M2, was eine 10-Prozent-Hürde bei einer Wahl für Konsequenzen hat. 3. Was spricht deiner Meinung nach dafür und was dagegen, wenn das Militär in einem Staat die Verfassung schützen soll? 4. Warum hat Kemal Atatürk wohl im Rahmen seiner Reformen die Bürger auch gezwungen, westliche Kleidung zu tragen? 5. Formuliere in einem Satz, ob und warum deiner Meinung nach die Türkei der Europäischen Union beitreten sollte. Seite 3 von 3 Hinweise zur Lösung der Aufgaben: 1. • • • • • 2. • • • • 3. • • • • Erkläre mit Hilfe von M1, inwiefern sich aktuell die politische Lage in der Türkei verschärft hat. In der Türkei gibt es ein grundsätzliches Problem, weil die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung aus Muslimen besteht und es in der gesamten islamischen Welt eine Tendenz zum Islamismus gibt, d.h. zu einem kämpferischen Verständnis des Islam, der auch vor der Politik Vorrang haben soll. Seit einiger Zeit gibt es nun eine Parlamentsmehrheit, die den Islam auch in der Politik und in der Öffentlichkeit ernster nimmt als früher. Dazu kommt, dass auch die Regierung von dieser Partei gestellt und einen sehr starken Regierungschef hat. Ganz aktuell ist, dass diese Partei auch nach dem Amt des Staatspräsiden greift, es Massendemonstrationen formieren und die Armee mit ihrem Eingreifen droht. Die EU ist nun in der kuriosen Situation, dass sie aus demokratischen Erwägungen heraus das Militär davor warnt, etwas gegen eine Politik zu unternehmen, die demnächst vielleicht Menschenrechte und Demokratie noch stärker einschränkt. Erkläre an Hand der Zahlen von M2, was eine 10-Prozent-Hürde bei einer Wahl für Konsequenzen hat. Konkret bedeutet das, dass nur noch die AKP und die CHP ins Parlament kommen. Damit sind insgesamt nur noch 63,7% der Wähler mit Abgeordneten vertreten. Zugleich hat damit die AKP rein rechnerisch 34,3 von (34,319,4) Sitzen, knapp 64%. Insgesamt wird das Regieren bei einer solchen Klausel deutlich einfacher, man braucht keinen Koalitionspartner, die Gefahr des Machtmissbrauchs ist aber auch deutlich grösser. Was spricht deiner Meinung nach dafür und was dagegen, wenn das Militär in einem Staat die Verfassung schützen soll? Dagegen spricht, dass das Militär keine demokratische Legitimation hat. Dementsprechend könnte es auch unter einem Vorwand, der nichts mit dem Schutz der Verfassung zu tun hat, eingreifen – und in vielen Ländern der Welt geschieht das auch, etwa zum Zwecke der Bereicherung der führenden Militärs. Andererseits wünscht man sich heute rückblicken sicher, dass 1933 die Reichswehr erfolgreich eingegriffen und Hitler verhindert hätte. Aber das ist eine rein fiktive Überlegung. Die Nachteile und Gefahren sind so gross, dass man alles tun sollte, um eine Demokratie so zu gestalten, dass die Regierung auf ihrer Seite steht und das Militär allenfalls in ihrem Auftrag – und damit streng nach der demokratischen Verfassung gegen Gegner der Demokratie vorgehen muss. 4. Warum hat Kemal Atatürk wohl im Rahmen seiner Reformen die Bürger auch gezwungen, westliche Kleidung zu tragen? • Er wollte verhindern, dass durch private Rücksichtnahmen die grossen Veränderungen unterlaufen wurden. • Letztlich zwang er damit die Bürger, sich jederzeit mit seinen Zielen zu identifizieren 5. • • • • 6. • • • • • • Formuliere in einem Satz, ob und warum deiner Meinung nach die Türkei der Europäischen Union beitreten sollte Zum Beispiel dagegen: Vor einem Beitritt muss die Türkei erst beweisen, dass sie auch längere Zeit bei den versprochenen westlichen Prinzipien bleibt. Zum Beispiel dafür: Ich bin dafür, weil damit die Demokratie in der Türkei gestärkt wird. Oder: Die hier lebenden Türken sollen eine bessere Verbindung zu ihrem Heimatland haben. Oder: Eine weiterhin „moderne Türkei beeinflusst auch andere islamische Staaten. Die Lösungen zu M3 Die Türkei hat ca. 76 Mio. Einwohner. Gegründet wurde sie 1922. Sie erstreckt sich über zwei Kontinente, Europa und Asien. Ca. 93% sind nach offiziellen Statistiken Muslime So etwas wie einen Kirchenaustritt gibt es nicht Die Religionsbehörde hat sage und schreibe 800.000 Mitarbeiter.