Arbeitsblatt: Semiotik-Das Zeichen

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Ferdinand de Saussure: Das Sprachliche Zeichen. Originaltext mit Aufgabe.
Deutsch
Gemischte Themen
10. Schuljahr
2 Seiten

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08.10.2010

Autor/in

Ljubica Markic
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Ferdinand de Saussure: Die Natur des sprachlichen Zeichens 1. Zeichen, Bezeichnung, Bezeichnetes. Für manche Leute ist die Sprache im Grunde eine Nomenklatur, d.h. eine Liste von Ausdrücken, die ebensovielen Sachen entsprechen. Z. B.: Diese Ansicht gibt in vieler Beziehung Anlass zur Kritik. Sie setzt fertige Vorstellungen voraus, die schon vor den Worten vorhanden waren; sie sagt uns nicht, ob der Name lautlicher oder psychischer Natur ist, denn arbor kann sowohl unter dem einen als unter dem andern Gesichtspunkt betrachtet werden; endlich lässt sie die Annahme zu, dass die Verbindung, welche den Namen mit der Sache verknüpft, eine ganz einfache Operation sei, was nicht im entferntesten richtig ist. Dennoch kann diese allzu einfache Betrachtungsweise uns der Wahrheit näherbringen, indem sie uns zeigt, dass die sprachliche Einheit etwas Doppelseitiges ist, das aus der Vereinigung zweier Bestandteile hervorgeht. Wir haben beim Kreislauf des Sprechens gesehen, dass die im sprachlichen Zeichen enthaltenen Bestandteile alle beide psychisch sind, und dass sie in unserm Gehirn durch das Band der Assoziation verknüpft sind. Diesen Punkt müssen wir im Auge behalten. Das sprachliche Zeichen vereinigt in sich nicht einen Namen und eine Sache, sondern eine Vorstellung und ein Lautbild. Dieses letztere ist nicht der tatsächliche Laut, der lediglich etwas Physikalisches ist, sondern der psychische Eindruck dieses Lautes, die Vergegenwärtigung desselben auf Grund unserer Empfindungswahrnehmungen1. Der psychische Charakter unserer Lautbilder wird ganz klar, wenn wir uns selbst beobachten. Ohne die Lippen oder die Zunge zu bewegen, können wir mit uns selbst sprechen oder uns im Geist ein Gedicht vorsagen. Gerade deshalb, weil die Worte der Sprache für uns Lautbilder sind, sollte man nicht von den Lauten als Phonemen sprechen, aus denen sie zusammengesetzt sind. Denn dieser Ausdruck deutet auf mündliche Sprechtätigkeit und passt nur zum gesprochenen Wort, zur Verwirklichung des inneren Bildes in der Rede. Man muss sich stets daran erinnern, dass es sich nur um das innere Bild der lautlichen Erscheinung handelt. Das sprachliche Zeichen ist also etwas im Geist tatsächlich Vorhandenes, das zwei Seiten hat und durch folgende Figur dargestellt werden kann: Diese beiden Bestandteile sind eng miteinander verbunden und entsprechen einander. Ob wir nun den Sinn des lat. Wortes arbor suchen oder das Wort, womit das Lateinische die Vorstellung Baum bezeichnet, so ist klar, dass uns nur die in dieser Sprache geltenden Zuordnungen als angemessen erscheinen, und wir schliessen jede beliebige andere Zuordnung aus, auf die man sonst noch verfallen könnte. Mit dieser Definition wird eine wichtige terminologische Frage aufgeworfen. Ich nenne die Verbindung der Vorstellung mit dem Lautbild das Zeichen; dem üblichen Gebrauch nach aber 1 Für F. de Saussure ist die Sprache im Wesentlichen ein Vorrat, etwas von aussen Empfangenes. Das Lautbild ist in erster Linie die natürliche Vergegenwärtigung des Wortes als Sprachbestandteil ohne die Rücksicht auf die Verwirklichung durch das Sprechen. bezeichnet dieser Terminus im allgemeinen das Lautbild allein, z.B. ein Wort (arbor usw.). Man vergisst dabei, dass, wenn arbor Zeichen genannt wird, dies nur insofern gilt, als es Träger der Vorstellung Baum ist. Die Mehrdeutigkeit dieses Ausdrucks verschwindet, wenn man die drei hier in Rede stehenden Begriffe durch Namen bezeichnet, die unter sich in Zusammenhang und zugleich in Gegensatz stehen. Ich schlage also vor, dass man das Wort Zeichen beibehält für das Ganze, und Vorstellung bzw. Lautbild durch Bezeichnetes und Bezeichnung (Bezeichnendes) ersetzt; die beiden letzteren Ausdrücke haben den Vorzug, den Gegensatz hervorzuheben, der sie voneinander trennt und von dem Ganzen, dessen Teile sie sind. Für dieses selbst begnügen wir uns mit dem Ausdruck Zeichen, weil kein anderer sich dafür finden lässt. Aufgabe: Lesen Sie den Text zur Natur des sprachlichen Zeichens und arbeiten Sie anschliessend in Ihrer Gruppe die Kernaussagen heraus. Überlegen Sie sich anschliessend, wie Sie Ihre neuen Erkenntnisse möglichst anschaulich den anderen Gruppen mitteilen könnten.