Arbeitsblatt: Textverständnis - Der Mann, der nie zu spät kam

Material-Details

Textverständnisübung mit schriftlich zu beantwortenden Fragen
Deutsch
Textverständnis
6. Schuljahr
4 Seiten

Statistik

70345
2282
66
31.10.2010

Autor/in

Nadia Brunner
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Textverständnis Name: Lies die Geschichte unten aufmerksam und in Ruhe durch. Bearbeite dann die Aufgaben auf Seite 3. Versuche sie ohne Nachlesen in der Geschichte zu lösen. Der Mann, der nie zu spät kam Ich will von einem Mann erzählen, der immer sehr pünktlich war. Er hiess Wilfried Kalk und war noch nie in seinem Leben zu spät gekommen. Nie zu spät in den Kindergarten, nie zu spät zur Schule, nie zu spät zur Arbeit, nie zu spät zum Zug. Der Mann war sehr stolz darauf. Schon als Kind war Wilfried regelmässig eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln aufgewacht. Wenn seine Mutter hereinkam, um ihn zu wecken, sass er angezogen in seinem Zimmer und sagte: „Guten Morgen, Mama. Wir müssen uns beeilen. Jeden Werktag, wenn der Hausmeister in der Frühe gähnend über den Schulhof schlurfte, um das grosse Schultor aufzuschliessen, stand Wilfried bereits davor. Andere Kinder spielten nach der Schule Fussball und schauten sich auf dem Heimweg die Schaufenster an. Das tat Wilfried nie. Er rannte sofort nach Hause, um nicht zu spät zum Essen zu kommen. Später arbeitete Wilfried in einem grossen Büro in der Nachbarstadt. Er musste mit dem Zug zur Arbeit fahren. Trotzdem kam er nie zu spät. Er nahm den frühesten Zug und stand immer zwanzig Minuten vor der Abfahrt auf dem richtigen Bahnsteig. Kein Arbeitskollege konnte sich erinnern, dass er jemals ins Büro gekommen wäre und Wilfried Kalk nicht an seinem Schreibtisch gesessen hätte. Der Chef stellte ihn gern als gutes Beispiel hin. „Die Pünktlichkeit von Herrn Kalk, die lobe ich mir, sagte er. „Da könnte sich mancher hier eine Scheibe abschneiden. Deswegen sagten die Arbeitskollegen oft zu Wilfried: „Könntest du nicht wenigstens einmal zu spät kommen? Nur ein einziges Mal! Aber Wilfried schüttelte den Kopf und sagte: „Ich sehe nicht ein, welchen Vorteil es bringen soll, zu spät zu kommen. Ich bin mein ganzes Leben lang pünktlich gewesen. Wilfried verabredete sich nie mit anderen und ging nie zu einer Versammlung. „Das sind alles Gelegenheiten, bei denen man zu spät kommen könnte, erklärte er. „Und Gefahren soll man meiden. Einmal glaubte ein Arbeitskollege, er habe Wilfried bei einer Unpünktlichkeit ertappt. Er sass im Kino und schaute sich die Sieben-Uhr-Vorstellung an. Da kam Wilfried während des Films herein und tastete sich im Dunkeln durch die Reihe. „Hallo, Wilfried! Du kommst ja zu spät, sagte der Arbeitskollege verwundert. Aber Wilfried schüttelte widerwillig den Kopf und sagte: „Unsinn! Ich bin nur etwas früher gekommen, um rechtzeitig zur Neun-Uhr-Vorstellung hier zu sein. Ins Kino ging Wilfried sowieso sehr selten. Lieber sass er zu Hause im Sessel und studierte den Fahrplan. Er kannte nicht nur alle Ankunfts- und Abfahrtszeiten auswendig, sondern auch die Nummern der Züge und den richtigen Bahnsteig. Als Wilfried 25 Jahre lang nie zu spät zur Arbeit gekommen war, veranstaltete der Chef ihm zu Ehren nach Dienstschluss eine Feier. Er öffnete eine Flasche Sekt und überreichte Wilfried eine Urkunde. Es war das erste Mal, dass Wilfried Alkohol trank. Schon nach einem Glas fing er an zu schwanken, und als der Chef ihm ein drittes Glas eingegossen hatte, mussten zwei Arbeitskollegen den völlig betrunkenen Wilfried heimbringen und ins Bett legen. Am nächsten Morgen wachte er nicht wie üblich eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln auf. Als der Wecker längst geläutet hatte, schlief er immer noch tief. Er erwachte erst, als ihm die Sonne ins Gesicht schien. Entsetzt sprang er aus dem Bett, hastete zum Bahnhof. Die Bahnhofsuhr zeigte 9 Uhr 15. Viertel nach neun, und er sass noch nicht hinter seinem Schreibtisch! Was würden die Kollegen sagen? Was der Chef! „Herr Kalk, Sie kommen zu spät, nachdem Sie erst gestern eine Urkunde bekamen? Kopflos rannte er den Bahnsteig entlang. In seiner Hast stolperte er über einen abgestellten Koffer, kam zu nage an die Bahnsteigkante, trat ins Leer und stürzte hinunter auf die Schienen. Noch während des Sturzes wusste er: Alles ist aus. Dies ist der Bahnsteig vier, folglich fährt hier in diesem Augenblick der 9-Uhr-16-Zug ein, Zugnummer 1072, planmässige Weiterfahrt 9 Uhr 21. Ich bin tot! Er wartete eine Weile, aber nichts geschah. Und da er offensichtlich immer noch lebte, stand er verdattert auf, kletterte auf den Bahnsteig zurück und suchte einen Bahnbeamten. Als er ihn gefunden hatte, fragte er atemlos: „Der 9-Uhr-16! Was ist mit dem 9Uhr-16-Zug? „Der hat sieben Minuten Verspätung, sagte der Beamte im Vorbeigehen. „Verspätung, wiederholte Wilfried und nickte begreifend. An diesem Tag ging Wilfried überhaupt nicht ins Büro. Am nächsten Morgen kam er erst um zehn Uhr und am übernächsten um halb zwölf. „Sind Sie krank, Herr Kalk?, fragte der Chef erstaunt. „Nein, sagte Wilfried. „Ich habe inzwischen nur festgestellt, dass Verspätungen von Vorteil sein können. Verständniskontrolle Beantworte die Fragen unten in ganzen Sätzen. 1. Was tat Wilfried als Kind im Gegensatz zu seinen Kollegen nie? 2. Wie schaffte Wilfried es, nie zu spät im Büro in der Nachbarstadt zu erscheinen? 3. Was meinte der Chef mit der Aussage: „Die Pünktlichkeit von Herrn Kalk, die lobe ich mir. Da könnte sich mancher hier eine Scheibe abschneiden. 4. Wieso traf sich Wilfried nie mit anderen Leuten? 5. Welche Erklärung gab Wilfried seinem verwunderten Kollegen, als er zu spät ins Kino hineinlief? 6. Wieso erwachte Wilfried am Morgen nach der Feier zum ersten Mal nicht eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln? 7. Beschreibe in drei Sätzen, was am Bahnsteig nacheinander geschah und wie Herr Kalk sich dabei fühlte. 8. Wieso hat Herr Kalk seine Meinung über den Vorteil von Verspätungen geändert? 9. Welche Vorteile und Nachteile gibt es deiner Meinung nach, wenn man immer pünktlich ist? Erreichte Punktzahl: / 12