Arbeitsblatt: Loreley
Material-Details
Unterrichtsreihe
Deutsch
Anderes Thema
8. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
7953
1487
9
04.07.2007
Autor/in
Rudi Ruppen
Unnerdorf 10
3940 Steg
3940 Steg
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Name: Datum: Der Handstand auf der Loreley Nach einer wahren Begebenheit (Erich Kästner (1899-1974)) Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen, ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen, von blonden Haaren schwärmend, untergingen. Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen. Der Rhein ist reguliert und eingedämmt. Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen, bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt. Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht. So alt ist keine deutsche Heldensage, dass sie nicht doch noch Helden nach sich zieht. Erst neulich machte auf der Loreley hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand! Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei, als er kopfüber oben auf der Wand stand. Er stand, als ob er auf dem Barren stünde. Mit hohlem Kreuz. Und lustbetonten Zügen. Man frage nicht: Was hatte er für Gründe? Er war ein Held. Das dürfte wohl genügen. Er stand, verkehrt, im Abendsonnenscheine. Da trübte Wehmut seinen Turnerblick. Er dachte an die Loreley von Heine. Und stürzte ab. Und brach sich das Genick. P.S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen: Der Turner hinterließ uns Frau und Kind. Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen. Weil im Bezirk der Helden und der Sagen die Überlebenden nicht wichtig sind. Erich Kästner Der Handstand auf der Loreley Erich Kästner, der auch ein sehr bekannter Kinderbücher-Autor war, schrieb das Gedicht Der Handstand auf der Loreley im Jahr 1932. Bereits in der ersten Strophe bezieht sich Kästner auf Heines Loreley-Gedicht, in dem er die Loreley parodiert und als tatsächliche Figur der Vergangenheit darstellt: Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen, ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen, wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen, von blonden Haaren schwärmend, untergingen. Im Gegensatz zu den Gedichten von Heinrich Heine und Clemens Brentano ist dieses Gedicht frech, ironisch, heiter und umgangssprachlich geschrieben. Mit den ersten Sätzen der zweiten Strophe wird die jetzige Zeit beschrieben: Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen. Der Rhein ist reguliert und eingedämmt. Durch den umgangssprachlichen Ausdruck Nichtsdestotrotz wird die dritte Strophe eingeleitet, die den Loreley-Mythos als etwas Steinzeitliches verhöhnt. Die vierte Strophe bezieht sich auf die Überschrift: Der Turner macht einen Handstand auf dem Felsen. Die Passagiere der vorbeifahrenden Schiffe reagieren verängstigt. In der sechsten Strophe hat das Gedicht seinen Höhepunkt: Weil der Turner an die Loreley von Heinrich Heine denkt, wird er traurig und stürzt vom Felsen in den Rhein. Hier macht sich die Ironie Kästners bemerkbar, denn es ist nicht mehr die Loreley, die die Menschen ins Verderben führt, sondern allein der Gedanke an Heinrich Heines Gedicht. Die letzte Strophe wirkt angefügt durch das einleitende P. S Außerdem wird hier Kästners ironische Haltung gegenüber dem Loreley-Mythos deutlich. Er macht sich über den Mythos lustig. Name: Datum: Der Handstand auf der Loreley Nach einer wahren Begebenheit (Erich Kästner (1899-1974)) P.S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen: Der Turner hinterließ uns Frau und Kind. Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen. Weil im Bezirk der Helden und der Sagen die Überlebenden nicht wichtig sind. Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht. So alt is keine deutsche Heldensage, dass sie nicht doch noch Helden nach sich zieht. Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen, ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen, von blonden Haaren schwärmend, untergingen. Er stand, verkehrt, im Abendsonnenscheine. Da trübte Wehmut seinen Turnerblick. Er dachte an die Loreley von Heine. Und stürzte ab. Und brach sich das Genick. Erst neulich machte auf der Loreley hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand! Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei, als er kopfüber oben auf der Wand stand. Er stand, als ob er auf dem Barren stünde. Mit hohlem Kreuz. Und lustbetonten Zügen. Man frage nicht: Was hatte er für Gründe? Er war ein Held. Das dürfte wohl genügen. Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen. Der Rhein ist reguliert und eingedämmt. Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen, bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt.