Arbeitsblatt: Indien - Frauen in Indien

Material-Details

Frauen in Indien - Gruppenpuzzle
Geographie
Asien
8. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

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4
10.06.2011

Autor/in

Judith Grönke-Reimers
Land: Deutschland
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Experte Abtreibung in Indien Indien ist das einzige Land der Welt, in dem es mehr Männer als Frauen gibt. Die Statistik einer Abtreibungsklinik in Mumbai (so nennen die Inder ihr Bombay) sieht so aus, dass 100 abgetriebenen Jungen 6900 Mädchen gegenüber stehen. Allein in Mumbai werden jedes Jahr über 50.000 Föten abgetrieben, in ganz Indien sind es mehr als 600 000 fast alle sind weiblich. Die vorgeburtliche Geschlechtserkennung durch die Fruchtwasserpunktion macht dies möglich. Das Geschlecht eines Fötus (nach der 12. Schwangerschaftswoche heißt der Embryo Fötus) kann erst in der 16. Schwangerschaftswoche festgestellt werden (eine Schwangerschaft dauert 40 Wochen). Dazu wird eine Hohlnadel in den Bauch der Mutter eingeführt und dem Fruchtwasser eine Probe entnommen. Nach zwei Wochen ist dann das Laborergebnis über das Geschlecht des Fötus bekannt. Wird der zumeist weibliche Fötus abgetrieben, ist sie 20 Wochen alt und 25 cm groß. Abtreibungen sind in Indien seit 1971 gesetzlich erlaubt. Die indische Regierung wollte damit der wachsenden Bevölkerung entgegenwirken. Verhütungsmittel wie Kondome und Pille sind ebenso erlaubt, die ärmeren Bevölkerungsschichten können sich diese Mittel allerdings kaum leisten. Abtreibungskliniken schossen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Wegen der großen Konkurrenz sind Fruchtwasseruntersuchungen für umgerechnet 5 Euro und Abtreibungen für 50 Euro sehr günstig. In den vergangenen Jahren hat das indische Parlament die Gesetze zum Abtreibungsverbot bei Schwangerschaften mit Mädchen verschärft. Dazu gehört unter anderem ein Verkaufsverbot von Ultraschallgeräten an nicht staatliche Kliniken und ein Werbeverbot für Abtreibungen. Experte Mitgift in Indien Indien ist das einzige Land der Welt, in dem es mehr Männer als Frauen gibt. Ein Mädchen groß zu ziehen ist etwa so, als würde man die Pflanzen im Garten seiner Nachbarn gießen, heißt ein indisches Sprichwort. Söhne bringen Mitgift und versorgen die Eltern im Alter; Töchter kosten Mitgift und ziehen nach der Heirat ins Haus der Schwiegereltern. Für Männer dagegen ist Heiraten das große Geschäft: nur so lassen sich begehrte Dinge wie eine Armbanduhr, ein Fernseher oder gar ein Motorroller bekommen. Noch ein Jahr nach der Hochzeit kann der Mann von seinen Schwiegereltern Geschenke und Geld verlangen und hinter jeder Forderung steht dabei die unausgesprochene Drohung eines „Küchenunfalls. Und das, obwohl das Fordern oder Empfangen von Mitgift seit 1961 gesetzlich verboten ist. Vor Jahrhunderten war es Tradition geworden, der Tochter eine Mitgift mit in die Ehe zu geben, um dem jungen Brautpaar einen guten Start in die Ehe zu sichern. Heute hält sich die Tradition der Mitgift v. a. bei der Mittelschicht. Während hier noch vor 15 Jahren ein Brautpreis von einigen Hundert Indischen Rupien (iR) die Regel war, müssen heute auch dort die Brauteltern gigantische Beträge zahlen, um ihre Tochter zu verheiraten. 5000 10.000 iR sind eher die Regel als die Ausnahme astronomische Summen für Leute, deren Tageslohn oft nur bei 15 iR (1 Euro 55 indische Rupien) liegt. Die Mittelschicht lässt sich eine Mitgift und die Hochzeitsfeier, die ebenfalls die Brauteltern ausrichten, auch schon mal ein Vermögen von 500.000 iR. kosten; mehr als tausend Gäste sind keine Seltenheit. Deshalb müssen sich 60 Prozent aller Brautväter hoch verschulden und beim Geldverleiher Kredite zu Wucherzinsen aufnehmen, an denen noch ihre Enkelkinder zahlen werden. So verlangt ein Beamter von seinen Schwiegereltern bis zu 400 000 iR, ein Mechaniker mit einem monatlichen Einkommen von 500 iR beansprucht 5000 iR, 200 Gold, ein Fahrrad oder ein Motorrad als Mitgift. Experte Mädchenmorde in Indien Indien ist das einzige Land der Welt, in dem es mehr Männer als Frauen gibt. Im südlichen Indien gibt es Dörfer, in denen bis zu 80 Prozent aller neugeborenen Mädchen getötet werden. Die Ursachen dafür sind Armut und Angst vor der immer höher werdenden Mitgiftforderung, wenn das Mädchen später heiratet. Mehrere Töchter kann sich kaum einer leisten. Die 25-jährige Lakschmi hatte vier Mädchen geboren. zwei der Mädchen hat ihre Schwiegermutter gleich nach der Geburt vergiftet. Was hätten wir machen sollen? Vier Töchter sind der wirtschaftliche Ruin, sagen die beiden Frauen. Auch der Vater war dafür, die Mädchen zu töten. Indische Frauen berichten von 14 verschiedenen Methoden der Tötung. So wird den weiblichen Säuglingen statt Muttermilch die giftige Milch einer Pflanze eingeflößt; Pflanzengift wird dem Neugeborenen über die Ohren eingeführt, von wo aus es ins Gehirn gelangt und den schnellen Tod herbeiführt; andere Mädchen bekommen kochend heiße Hühnersuppe eingeflößt, werden in ein eiskaltes Tuch eingewickelt, so dass sie erfrieren oder es wird den Kindern Gift in die Kopfhaut massiert. Mädchen werden benachteiligt; sie bekommen weniger und schlechteres Essen als Jungen, werden schlechter gepflegt und auch im Krankheitsfall lange nicht so oft zum Arzt gebracht wie ihr Brüder. So ist es nicht verwunderlich, dass die Sterblichkeitsrate zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr bei Mädchen viermal so hoch ist wie bei Jungen. Immer noch sterben in Indien ein Drittel aller Kinder vor Erreichen des fünften Lebensjahres an einfachen Krankheiten wie Durchfall oder Tetanus. Von hundert Kindern in einer Grundschule sind nur 40 Mädchen. Da die Mädchen sich schon sehr früh um ihre jüngeren Geschwister kümmern und bei der Hausarbeit helfen müssen, wird auf ihre Schulbildung entsprechend wenig Wert gelegt. Experte Gesetze Indien ist das einzige Land der Welt, in dem es mehr Männer als Frauen gibt. Indien zählte zu den ersten Ländern, in denen Frauen das Wahlrecht erhielten. Nach dem Gesetz sind Frau und Mann auch in Indien völlig gleichgestellt. Sie haben das Recht auf gleiche Ausbildung und gleichen Lohn. Durch spezielle Gesetze wie Abschaffung des Mitgiftzwangs (1961), bezahlten Mutterschaftsurlaub, Abschaffung der Kinderehen und Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches (1971) wurde versucht, die Situation der Frau zu verbessern. In den Großstädten können gebildete Frauen Berufe (wie z. B. Ärztin oder Richterin) lernen und unabhängig leben. In ihrem Alltag spüren die meisten Frauen in den weit entfernten Regionen auf dem Land meist nichts. Sie arbeiten zu Hungerlöhnen und ohne soziale Absicherung. Sie erleben Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt. Es ist nicht selten, dass sich Eltern für eine Abtreibung entscheiden, wenn sie erfahren, dass sie ein Mädchen bekommen werden. In eine Schulbildung für Mädchen investieren die wenigsten Familien. 65 der Frauen sind Analphabeten. Sie kommen nie aus ihrem Dorf heraus. Jedes zweite Mädchen wird verheiratet bevor es 18 wird. Für Männer dagegen ist Heiraten das große Geschäft: nur so lassen sich begehrte Dinge wie eine Armbanduhr, ein Fernseher oder gar ein Motorroller bekommen. Noch 1 Jahr nach der Hochzeit kann der Mann von seinen Schwiegereltern Geschenke und Geld verlangen; und hinter jeder Forderung steht dabei die unausgesprochene Drohung eines „Küchenunfalls. Für ihn würde eine erneute Heirat eine weitere Mitgift bedeuten, obwohl das Fordern oder Empfangen von Mitgift seit 1961 gesetzlich verboten ist. Indien ist noch immer ein Land voller Widersprüche: Hier konnte schon vor über 20 Jahren eine Frau Ministerpräsidentin werden. Auch eine indische Astronautin gibt es. Im letzten Jahrzehnt wurde dreimal eine Inderin zur schönsten Frau der Welt gewählt.