Arbeitsblatt: Schweizer Geschichte: Helvetik 1798 – 1803
Material-Details
Untergang der alten Eidgenossenschaft + Auftrag
Gründung der Helvetischen Republik + Aufträge
Das Scheitern der Helvetischen Republik
Geschichte
Schweizer Geschichte
10. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
83155
2322
26
19.06.2011
Autor/in
Corinne Ammann
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Schweizer Geschichte: Helvetik 1798 – 1803 Der Untergang der alten Eidgenossenschaft Die französische revolutionäre Regierung, das Direktorium, beschloss 1798, die Schweiz in ihre Abhängigkeit zu bringen. Hierfür gab es verschiedene Gründe: Mit dem Friedensschluss von Campo Formio wurde die Schweiz zu einem strategisch wichtigen Verbindungsland zwischen Frankreich und dem von diesem annektierten Oberitalien geworden. Sie lag störend dazwischen und sollte nun ebenfalls erobert werden. Ausserdem waren die Staatskassen der Schweizer Kantone gefüllt und daher interessant für Frankreich, das seine vielen Kriege finanzieren musste. Und schliesslich widersprachen die politischen Verhältnisse der Schweiz den Ideen der Französischen Revolution, die inzwischen zu einem Exportgut geworden waren. Frankreich profitierte bei seinen Eroberungsplänen von revolutionären, Frankreich freundlichen Stimmungen, die vor allem in der Führungsschicht der städtischen Untertanengebiete herrschte. Aber auch Persönlichkeiten in den alten Orten waren zur Zusammenarbeit mit Frankreich bereit, zum Teil aus Sympathie mit dem revolutionären Gedankengut, teils aus politischem Opportunismus. Bereits im Ancien Régime hatten immer wieder Revolten die eidgenössischen Orte erschüttert, doch hatten diese Unruhen auch dazu geführt, dass die regierenden Eliten aller Orte zusammenarbeiteten und Aufstände im Keim erstickten. Zudem hatten diese Revolten das politische System nie grundsätzlich in Frage gestellt. Mit den liberalen Werten der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und dem Vorbild der neuen amerikanischen Verfassungsform hatten die Aufstände nun aber das radikalere Ziel, die Staatsform zu ändern. Zudem trat das missionarische Frankreich auf den Plan, das die Revolution gemacht hatte und die neuen Freiheiten verbreiten wollte. Bereits während des Sturms auf die Bastille entstanden Unruhen vor allem in ländlichen Untertanengebieten der Schweiz. Diese Volksaufstände im Wallis, im Waadtland und in Schaffhausen wurden 1790 und 1791 noch blutig niedergeschlagen. Im Januar 1798 kam es nun in der Waadt erneut zum Aufstand gegen die Vorherrschaft Berns, diesmal mit der direkten Unterstützung Frankreichs: die bernischen Truppen zogen ab, französische zogen ein. Von dort aus drangen Letztere immer weiter vor. Gleichzeitig verlangte Frankreich von allen eidgenössischen Orten die sofortige innere Demokratisierung und die aussenpolitische Orientierung an Frankreich. Die Alte Eidgenossenschaft war unfähig, ihre Verteidigungsanstrengungen zu koordinieren. In der Mehrzahl der Orte dankten die herrschenden aristokratischen Regierungen kampflos ab, bevor die französischen Truppen einmarschierten. Einzig Bern versuchte, militärischen Widerstand zu leisten, musste sich aber nach kurzem Kampf im Grauholz geschlagen geben. Quelle: „Demütigung der Stadt und des Kantons Bern. Radierung von B.A. Dunker, 1798 Themen der Medaillons: (1. Würde den Einmarsch der französischen Truppen in Bern zeigen) – 2. Errichtung eines Freiheitsbaums vor dem Berner Rathaus – 3. Vierteilung des alten Kantonsgebiets (Waadt, Oberland, Aargau, Restbern) – 4. Verschleppung der lebenden Wappentiere nach Paris – 5. Raub des Berner Staatsschatzes – 6. Entsieglung der Magazine vor der Plünderung Ein Freiheitsbaum in Basel vor dem Münster 1798. Freiheitsbäume waren Teil der Symbolik, die im Umfeld der Amerikanischen Unabhängigkeit und der Französischen Revolution entstanden war. In der Schweiz entwickelten sie sich in vielen Städten und Dörfern zu Zeichen der Helvetischen Republik. Auftrag: Der Untergang der „Alten Eidgenossenschaft 1798 wurde und wird unterschiedlich beurteilt: Die einen sehen darin den längst verdienten Zusammenbruch eines bereits morsch gewordenen und zurückgebliebenen Gebäudes, die andern die brutale Zerschlagung eines blühenden Staatswesens durch äussere Gewalt. – Nehmen Sie dazu Stellung. Die Gründung der Helvetischen Republik Die bereitwillige Kooperation gewisser Schweizer Politiker erleichterte den Franzosen die Umsetzung ihrer Pläne. Am 12. April 1798 wurde in Aarau unter französischer Aufsicht die Helvetische Republik proklamiert, noch bevor der Widerstand in der Innerschweiz endgültig gebrochen war. Eine Verfassung lag bereits vor. Sie war im Auftrag des Direktoriums von Peter Ochs, dem Basler Oberzunftmeister und grossen Frankreichsympathisanten, erarbeitet worden und war im Wesentlichen eine Kopie der französischen Direktorialverfassung von 1795: Alle männlichen Bewohner der Schweiz wurden für frei und gleich erklärt. Allen standen individuelle Freiheitsrechte wie Religionsfreiheit, Handelsfreiheit, Niederlassungs- und Pressefreiheit zu. Die Kantone – insgesamt 18 – und die Gemeinden wurden zu reinen Verwaltungseinheiten ohne Selbstbestimmungsrechte; die Schweiz wandelte sich zu einem zentralistischen Staat. Die Verfassung unterstrich ausserdem im Speziellen die wichtige Rolle der Schulbildung. Es sei eine Staatsaufgabe, aufgeklärte Bürger heranzuziehen, die ihrer Freiheit würdig seien. Dabei wurde vom Prinzip ausgegangen, dass der Mensch verbesserungsfähig sei. Eine „Schul-Enquête wurde durchgeführt, um die beste Unterrichtsform zu evaluieren. In der Innerschweiz und im Wallis musste die neue Ordnung durch französische Truppen mit Waffengewalt durchgesetzt werden. Die Staatsschätze von Bern, Zürich, Luzern und anderen Orten wurden in Fässern nach Paris abtransportiert, begüterte Familien hatten Vermögensabgaben zu leisten. In einem Abkommen musste sich die Schweiz zudem verpflichten, Frankreich für Kriege Hilfstruppen zur Verfügung zu stellen. Zwar waren die Franzosen und ihre Gedankengut anfangs zum Teil mit offenen Armen und vielen Freiheitshoffnungen empfangen worden, doch minderten die vielen Verpflichtungen, welche die Helvetische Republik Frankreich gegenüber eingehen musst, die Popularität des neuen Staates selbst bei früheren Sympathisanten. Auftrag: 1. Nehmen Sie zu folgenden Thesen Stellung: a) „Die Helvetische Republik entsprang einem Konzept, das der schweizerischen Tradition völlig entgegengesetzt war und daher zwangsläufig scheitern musste. b) „Die Helvetische Republik war der kühne Entwurf einer modernen Schweiz. Leider verhinderten unglückliche Zeitumstände, dass dieser Entwurf realisiert werden konnte. 2. Fassen Sie die Eigenheiten der Verfassung in Worte und diskutieren Sie deren Vor- und Nachteile. 3. Vergleichen Sie die Verfassung der Helvetischen Republik mit der Bundesverfassung von 1848. Das Scheitern der Helvetischen Republik Die Helvetische Republik scheiterte erstens an der militärischen Entwicklung in Europa, zweitens an den Streitigkeiten in ihrer Führungsschicht und drittens an der Unfähigkeit, die anstehenden Probleme zu lösen. Im zweiten Koalitionskrieg wurde die Schweiz zwischen Februar und Oktober 1799 zum Kriegsschauplatz der europäischen Grossmächte. Nach einer erfolgreichen Schlacht bei Zürich besetzten österreichische Truppen mit ihren russischen Verbündeten die östliche Hälfte der Schweiz. Die ehemaligen Verhältnisse sollten so schnell als möglich wieder hergestellt werden. In einer zweiten Schlacht bei Zürich im selben Jahr zwangen die französischen Truppen die Russen und Österreicher jedoch zum Rückzug. Der Friede von Lunéville (1800) beliess die Schweiz in der französischen Machtsphäre. Die umfangreichen Requisitionen der fremden Armeen belasteten die Bevölkerung enorm; vielerorts brach Hungersnot aus. Die helvetische Regierung stand dem Geschehen völlig hilflos gegenüber. Innerhalb der neuen helvetischen Führungsschicht brachen zunehmend Gegensätze auf: Bedingungslosen Anhängern der Einheitsverfassung standen Befürworter einer eher föderativen Ordnung gegenüber. Die Auseinandersetzungen fanden nicht in Form von Wahlkämpfen, sondern von Staatsstreichen statt, die alle halbe Jahre über die Bühne gingen und jeweils zur kurzfristigen Machtübernahme der einen oder andern Gruppe führten. Politische Kontinuität konnte sich unter diesen Umständen nicht einstellen. Zur eigentlichen Schicksalsfrage der Republik wurde das Problem der Staatsfinanzen. Die Verfassung versprach die Ablösung der alten Feudallasten, namentlich des Zehnten. Weil aber Kirche, Schule und viele Sozialeinrichtungen mit Zehnterträgen finanziert worden waren, musste der Staat gleichzeitig neue Einnahmequellen erschliessen. Geplant war eine Vermögenssteuer auf Grund-, Kapital- und Immobilienbesitz. Zudem setzten die Bauern durch, dass der Staat einen Teil der Loskaufsumme, die sie an die bisherigen Zehntenempfänger zahlen mussten, übernahm. Damit war dieser völlig überfordert, konnte er doch schon bald die Beamtenlöhne für die vielen neuen Staatsangestellten nicht mehr bezahlen. Angesichts der unsicheren Zeiten entrichteten die Bauern weder den alten Zehnten noch ihren Beitrag zu dessen Ablösung. In dieser Notlage wurden das Zehntablösegesetz wieder aufgehoben und die alten Abgaben wieder eingeführt. Das hatte indessen nur zur Folge, dass die Bauern zur konservativen Opposition übergingen. 1801 war die Helvetische Republik praktisch bankrott. 1802 führte Napoleon durch ein geschicktes Manöver persönlich und gewollt den Untergang der Republik herbei: Er zog die französischen Truppen ab. Sofort begann in der Ost- und Zentralschweiz ein konservativföderalistischer Aufstand: Die letzte helvetische Regierung floh nach Lausanne und ersuchte Napoleon um Hilfe. Dieser bestellte eine Abordnung von etwa 70 Delegierten nach Paris und eröffnete diesen dort seine Entscheidung über das Schicksal der Schweiz: Sie sollte teilweise restauriert und der Zentralismus bedeutend gelockert werden. Trotz der grossen politischen Instabilität und der wachsenden konservativen Opposition hatte Napoleon auch zu diesem Zeitpunkt die Schweiz politisch im Griff. Die Verfassung der Helvetischen Republik hatte jedoch trotz ihrer kurzen Gültigkeitsdauer ihre Nachwirkungen. Die vereinheitlichten Masse und Gewichte, die Einheitswährung, die gemeinsame Armee und die Rechtsvereinheitlichung blieben trotz ihrer erneuten Abschaffung bis 1848 stets im politischen Gespräch. Auch das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat sowie die Frage nach dem besten Schulsystem heizten immer wieder die politische Debatte an.