Arbeitsblatt: Kleine Geschichte der Druckgrafik
Material-Details
Kleiner Abriss über die Geschichte der verschiedenen Drucktechniken
Bildnerisches Gestalten
Kunstgeschichte
klassenübergreifend
2 Seiten
Statistik
88261
1178
6
21.10.2011
Autor/in
Fabienne Müller
Land: andere Länder
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Kleine Geschichte der Druckgrafik Frühe Formen der Vervielfältigung Die ältesten Funde, die einem Druckvorgang zugerechnet werden können, sind die Handabdrücke aus steinzeitlichen Höhlen (ca. 25 000 Jahre alt). Hier wurden die Hände direkt eingefärbt und abgedruckt, oder sie wurden mithilfe von Knochenröhrchen mit Farbe umsprüht, sodass ein Negativbild entsteht. In der Höhle von Gargas (Frankreich) finden sich über 150 Handabdrücke. Sie werden als mystisches Zeichen der Besitzergreifung des Ortes gedeutet. Die wahrscheinlich ältesten speziell hergestellten Druckformen waren in Steine geschnittene Ornamente und bildhafte Zeichen, die als Amulettsteine, Stempelsteine oder Rollsiegel gearbeitet wurden. Aus dem 4. Jahrtausend vor Christus stammen die ältesten Funde von Stempelsteinen. Die Bildformen wurden positiv eingeschnitten (die aufgezeichnete Linie oder Form wird aus dem Material herausgeholt) und erzeugen beim Eindrücken in weiches Tonmaterial einen Negativabdruck. Die Hochdrucktechniken: Der Holz- und Linolschnitt Etwa 105 n.Chr. wurde in China das Papier erfunden. Das war die Voraussetzung für die Entstehung des Holzschnitts. Diese ersten Drucke mit einer Holzplatte entstanden um 593 n. Chr. und waren schwarz-weiß gedruckte Textseiten oder Linienzeichnungen. Sie dienten vor allem der Verbreitung buddhistischer Texte. In Europa kannte man zu jener Zeit erst den Stempeldruck. Der Holzdruck entwickelte sich hier erst im 15. Jh meist als Einblattholzschnitt, d. h., man druckte Einzelblätter als Andachtsbilder, die später auch mit Gebetstexten versehen waren. Mittels Blockdruck entstanden Bücher. Zunftmäßig organisierte Berufe, wie der Reißer (Zeichner), der Formschneider, der Briefmaler und der Buchdrucker übernahmen die Fertigung. Der Buchdruck um 1400 war also arbeitsteilig organisiert. Der Zeichner lieferte die zeichnerische Vorlage, die der Formschneider auf das Holz übertrug und in Holz schnitt (er trug die nicht zu druckenden Teile vom Druckstock ab), der Buchdrucker druckte und der Briefmaler kolorierte. Verbreitet war der so genannte Linienschnitt, der der Linienführung der Zeichnung folgte. Später kam die Schraffierung hinzu, die dem Druck Räumlichkeit verlieh und Hell-Dunkel-Partien schuf. Im 16. Jahrhundert entwickelte man den Clair-Obscur-Holzschnitt, einen Holzschnitt mit mehreren Platten, wobei die erste Platte zumeist den (schwarzen) Linienschnitt enthielt, mit der zweiten, dritten usw. Platte farbliche Abstufungen gedruckt werden konnten. Weil das Holz als Druckstock bei der künstlerischen Umsetzung der Zeichnung – den Intentionen des Künstlers – an seine Grenzen stieß, nutzte man zunehmend eine neue Technik, den Kupferstich. Der Holzschnitt verlor zwar seine Stellung als dominierende Drucktechnik, er blieb aber über Jahrhunderte hinweg im Bewusstsein der Künstler. Er wurde im Jugendstil durch Anregungen japanischer Holzschnittkunst wieder vermehrt aufgegriffen und hier sowie im Expressionismus zu neuer Meisterschaft geführt. Maler und Grafiker verschiedenster Künstlergruppen nutzten die kräftige, expressive Sprache des Holzschnitts mit seinen scharfen Kontrasten, kräftigen Linien und Flächen für ihre Bildaussagen. CHRISTIAN ROHLFS (1849– 1938), PABLO PICASSO (1881–1973) u. a. experimentierten mit dem neuen Werkstoff Linoleum und entwickelten so den Linolschnitt. Die Tiefdrucktechniken Der Kupferstich wurde als erstes Tiefdruckverfahren in der Renaissance aus der Gravierkunst der Goldschmiede entwickelt. Man erkannte, dass plane Metallplatten sich auch gut für den Druck von Grafiken eigneten. Erste Kupferstiche entstanden um 1430. ALBRECHT DÜRER arbeitete daneben bereits mit den neuen Ätzverfahren, z. B. der Radierung. Im 17./18. Jahrhundert wurden diese weiterentwickelt. Die Aquatinta entstand 1765/68, als man begann, nicht nur Linien, sondern auch ganze Flächen zu ätzen. Die Flachdrucktechniken: Die Lithographie Flachdrucktechniken entstanden durch das von ALOIS SENEFELDER (1771–1834) im Jahre 1798 entwickelte Verfahren der Lithografie. Dieses Verfahren ist zwar ein wenig zeitaufwendig, es hat aber den Vorteil, dass man den Druckstein, den Lithostein, mehrfach verwenden kann. Das Verfahren wurde schnell beliebt, weil die Künstler nun auch mit gewohnten Zeichengeräten, wie Feder und Kreide, arbeiten konnten. HONORÉ DAUMIER benutzte das Verfahren für seine berühmt gewordenen Karikaturen und HENRI DE TOULOUSELAUTREC für seine Plakate und für die damalige Zeit freizügigen Darstellungen von Frauen des Pariser Kneipenmilieus. Im 20. Jh. nutzten die Expressionisten die Lithografie (u. a. EDVARD MUNCH, ERNST LUDWIG KIRCHNER, EMIL NOLDE). Auch KÄTHE KOLLWITZ arbeitete mit der Lithografie. Sie griff viele sozialkritische Themen auf, klagte mit ihrer Kunst bessere Lebensverhältnisse für die Armen ein. Die Durchdrucktechniken: Der Siebdruck Der Vorläufer des Siebdrucks ist die einfache Verwendung von Schablonen. Das erste Patent für die Siebdruck-Technik wurde 1907 in England erteilt. Nachdem die Farbe anfänglich mit einem Pinsel durch die Siebmaschen gedrückt wurde, kam um die Jahrhundertwende der Gebrauch der Rakel auf. Erst in den 1960er-Jahren setzte sich der Siebdruck als künstlerische Drucktechnik durch. Es wurde vor allem durch die Pop-Art-Künstler verwendet. Dabei entstehen flächig wirkende Grafiken.