Arbeitsblatt: Ton
Material-Details
Theorieblatt/Zusammenfassung/Übersicht zu Ton. Geschichtliches, Entstehung, Eigenschaften, Verarbeitungsformen, Werkzeuge, Behandlung, Trocknung, Brennen.
Bildnerisches Gestalten
Plastik
7. Schuljahr
5 Seiten
Statistik
9082
2893
53
19.08.2007
Autor/in
mugen (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
TON KERAMIK Wulsttechnik Gefässe in Wulsttechnik werden aus dünnen, möglichst gleichmäßigen Tonsträngen aufgebaut. Diese Stränge sollten nicht unter fingerdick sein. Beim Herstellen der Wülste werden diese nach dem Ausrollen an den Enden beschnitten (hier könnten sich Lufteinschlüsse bilden). Für den Gefässboden werden die Wülste spiralförmig zusammengelegt. Die Wandung entsteht, indem auf den aussen aufgerauten Boden Wülste aufgelegt und vorsichtig angedrückt werden. Fugen können verstrichen, aber auch in ihrer Formcharakteristik erhalten werden. Beim Verstreichen der Rillen darf nicht mit Wasser gearbeitet werden, weil es beim Trocknen Hohlräume verursachen könnte, die das Gefäss beim Brennen zum Zerspringen bringen. Wesentlich für eine gute Stabilität des Gefässes ist ein sorgfältiges Verbinden der einzelnen Wülste und Wulstschichten. Werden hier Fehler gemacht, so kommt es sowohl beim Lufttrocknen als auch beim Brennen in diesen Bereichen zu Rissbildungen und Auseinanderfallen der einzelnen Wülste. Plattentechnik Grosse Gefässe, vor allem mit kubischen exakten Formen lassen sich am besten mit der Plattentechnik realisieren. Tonplatten können auf verschiedene Weise angefertigt werden: 1. mit dem Rollholz, indem man einen Tonklumpen zwischen zwei Randleisten zu Fladen gewünschter Dicke ausrollt. 2. mit dem Schneidedraht. Aus einem Vorgeformten Tonstock werden mit einem Schneidedraht einzelne Blätter geschnitten. Beim Aufbauen mit Platten lassen sich auch verhältnismässig dünne Wände erzielen. Wichtig ist das Arbeiten in Etappen: Zunächst werden alle notwendigen Tonplatten als Abwicklung des Gefässes mit dem Töpfermesser exakt zugeschnitten und an der Luft etwas angetrocknet. Wenn die gewünschte Steifheit der Platten erreicht ist (lederharter Zustand), können diese durch aufrauen und einschlickern verbunden werden. Hier ist der Einsatz von Schlicker besonders wichtig, da durch die Festigkeit des Materiales ein Verstreichen allein zu einer dauerhaften Verbindung nicht mehr ausreicht. Mit der Plattentechnik können auch grosse Gefässe relativ rasch aufgebaut werden. Geschichtliches Die Bezeichnung Keramik stammt aus dem Altgriechischen. „Keramos, was Ton und die aus ihm durch Brennen hergestellten formbeständigen Erzeugnisse bedeutet. Die Produktion von Keramik gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Ton war bereits in der Altsteinzeit ein vielverwendeter Werkstoff. Die älteren Tonfiguren reichen bis in jene Zeit zurück. Durch Funde von Scherben ist Tongerät aus der mittleren Steinzeit (ca. 8000 v. Chr.) nachgewiesen. Ihre älteste Nutzung scheint bei semi-sesshaften Jägerkulturen im Gebiet des oberen Nil erfolgt zu sein. Ihre enorme Verbreitung verdankt sie aber ursprünglich den erweiterten Möglichkeiten zur Aufbewahrung (Vorratshaltung) von Nahrung. Das Ausgangsmaterial Ton bot jedoch schon sehr früh auch Anreize zu künstlerischer Gestaltung. Entstehung Ton ist ein Verwitterungsprodukt aus feldspathaltigen Gesteinen wie Granit und Porphyr. Durch die Zerstörungsarbeit von Wasser, Eis, Wind, chemische und organische Verwitterung haben sich über Jahrmillionen feinste Schlammbestandteilen abgesondert. Ton, vermischt mit grösseren Gesteinsteilen wie Sand und Kies wird als Lehm bezeichnet. Griechische Gefässkeramik; 5. Jhd. v. Chr. Eigenschaften Plastizität (Bildsamkeit) leichte Formbarkeit im natürlichen Zustand und Festigkeit und Beständigkeit nach dem Brennen. Schwindung (Volumenverringerung) Beim Aufnehmen des Wassers quillt der Ton, beim Trocknen zieht er sich wieder zusammen. Da wir den Ton nur feucht – also in gequollenem Zustand – verarbeiten können und vor dem Brennen trocknen müssen, spielt die Schwindung und die daraus resultierende eventuelle Rissbildung eine Rolle. Das Schwinden des Tones wird fortgesetzt durch ein Schwinden beim Brennen (chemisch gebundenes Wasser wird freigesetzt). Die Gesamtschwindung liegt im allgemeinen je nach Tonart zwischen 8 und 15 %. Fremdstoffe/Färbung Die unterschiedliche Färbung der Tone kann durch kleinste organische Bestandteile (die beim Brennen spurlos verschwinden) wie auch durch Metalloxyde verursacht werden. z.B.: Eisenoxyd färbt den natürlichen Ton gelb bis gelbrot unbeim Brennen durch die Verbindung mit dem Luftsauerstoff rot. Griechische Gefässkeramik; 5. Jhd. v. Chr. Verarbeitungsformen Werkzeuge Durch die Beimengung von Schamotte (zerkleinerter, gebrannter Ton) kann der natürliche Ton in seinen Grundeigenschaften der Plastizität, des Schwundes beim Trocknen und des Wärmeverhaltens verändert und den jeweiligen Anforderungen angepasst werden: Magerer Ton Halbfetter Ton Fetter Ton 30-60 Schamotte 10-30 Schamotte 0-10 Schamotte unebene, raue Oberfläche, sandig geschmeidige Oberfläche glatte, speckige Oberfläche wenig knetbar brüchig gut formbar gut knetbar gut ziehbar sehr plastisch geringer Trockenschwund trocknet rissfrei schwindet sehr stark reisst leicht beim Trocknen guter Wärmespeicher guter Wärmespeicher empfindlich bei grossen Temperaturschwankungen grosse Hitzebeständigkeit mittlere Hitzebeständigkeit mittlere Hitzebeständigkeit Techniken Kachelton, Baukeramik Töpferton, Schulwerken Drehton, Giesston Aufbereitung des Tonmaterials Ölton (Plastilin) Das im natürlichen Ton enthaltene Wasser wird durch Öl ersetzt, wodurch ein schnelles Austrocknen verhindert und saubereres Arbeiten ermöglicht wird. Allerdings muss man auf haltbare, dauerhafte Erzeugnisse verzichten. Die Ursache von Bruch und misslungenen Werkstücken liegt häufig schon beim Tonkneten. Enthält der Ton Luftblasen, so wird er mit größter Wahrscheinlichkeit beim Brennen zerspringen. Ist Ton unterschiedlich fest, feucht und nicht homogen, so wird dies in den meisten Fällen zu Rissen und Deformationen führen. Kräftiges Durchkneten der Tonmaße ist vor dem Beginn jeglicher Formgestaltung unumgänglich. Aufbaukeramik Tonschlicker Ist ein mit Wasser aufgerührter Tonbrei, der zum Verbinden von Tonteilen, vor allem in der Aufbaukeramik verwendet wird. Giessmasse Ist Tonschlicker, der mit einem Verflüssigungsmittel (Soda, Wasserglas u. a.) versetzt wird und zum Giessen von keramischen Gefässen verwendet wird. Formen aus der Hand Eine der einfachsten Techniken ist die Quetschmethode, bei der aus einem massiven Batzen Hohlformen durch Quetschen zwischen Daumen und Handinnenseite gebildet werden. Obschon es sich um eine einfache Technik handelt, gehört dazu ein feines Gespür für den Ton und Fingerspitzengefühl zur Beurteilung der Wandungsdicke. Diese Technik ermöglicht optimale Erlebnismöglichkeiten des Materiales und haptische Sensibilisierung. Formen, die auf solche Art zustande kom- men, sind verständlicherweise nicht besonders gross, können aber sehr ausdrucksvoll sein. Geringe Unregelmäßigkeiten und Asymmetrie zählen zu den Formcharakteristika solcher Gefässe. Farbige Behandlung Engoben Bezeichnet man andersfarbig brennende Tonschlicker, die auf das lederharte Gefäß mit Pinsel aufgetragen oder über das Gefäß gegossen werden. Dabei sind fast alle Farben möglich. Beim Rohbrand verbinden sich Engobe und Untergrund. Unterglasurfarben Bestehen ebenfalls aus hitzebeständigen Metalloxyden, die durch Bindemittel zusammengehalten und mit dem Pinsel aufgetragen werden. Das Gefäß muss nach dem Rohbrand noch glasiert. Glasuren Werden auch dazu verwendet den porösen Scherben wasserdicht zu machen. Die Glasur ist in ihrer Natur nach eine Art Glas und hat auch eine ähnliche Zusammensetzung: Quarzsand, Metalloxyd für die Farbe und eine geringe Menge reine Tonerde (Kaolin). Leider haben die meisten Metalloxyde (z.B. Blei) die unerwünschte Eigenschaft giftig zu sein. Sie sind in manchen Genussmitteln löslich und können Vergiftungen hervorrufen. Bei der Arbeit mit Glasuren ist deshalb unbedingt auf eine „Ess- und Trinkgeschirrtauglichkeit und sauberen Einsatz der Glasuren zu achten. Auch die Dämpfe der Glasuren beim Brennen im Ofen sind hochgiftig und gegebenenfalls toxisch. Glasuren können mit Wasser aufgeschlämmt mit dem Pinsel aufgetragen, getaucht oder gespritzt werden. Trocknung Lufttrocknung Die feuchten Tonarbeiten müssen vor dem Brennen möglichst langsam trocknen. Bei Wandstärken bis 1 cm reicht eine Woche Trockenzeit in der Regel aus. Ist die Tonware nicht voll durchgetrocknet, kann sich in der Anfangsphase des Brennens innerhalb des Materials zuviel Wasserdampf bilden, der dann eine sprengende Wirkung hat. Während der Trockenzeit sollen die Erzeugnisse mehrmals gewendet werden, um Risse durch ungleichmäßigen Schwund zu vermeiden. Brennen Ursprünglich haben die Menschen Tonerzeugnisse nur in der Sonne getrocknet und nicht gebrannt. Wahrscheinlich fanden sie nach einem Hüttenbrand heraus, dass Ton durch Feuer wasserfest und gehärtet wird. Ab 3000 v. Chr. Brannte man Tonwaren in Öfen. Ton wird in der Hitze des Brennofens zum „Scherben verwandelt. Rohbrand oder Schrühbrand Die chemische Umwandlung des Tones zum Scherben beginnt bei etwa 650C. Die Höchsttemperatur des Schrühbrandes liegt zwischen 800 und 900C (Irdenware). Das Gefäss wird hart und wasserfest, Engoben können fest auf den Scherben aufgebrannt werden. Glasurbrand oder Sinterbrand Bei Temperaturen zwischen 1000 und 1100C schliessen sich die Poren (Sinterung) und der Scherben hat seinen höchsten Härtegrad erreicht und ist wasserdicht (Steinzeug). Aufgetragene Glasuren können aufgeschmolzen werden und bewirken eine zusätzliche Verdichtung der Oberfläche.