Arbeitsblatt: Gender in der Entwicklungspolitik

Material-Details

Frauenförderung als Schlüssel zur Entwicklungshilfe
Geographie
Afrika
12. Schuljahr
10 Seiten

Statistik

91190
797
2
15.12.2011

Autor/in

Michael Compeer
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Lektionsplanung Gender-Brille in der Entwicklungspolitik Michael Compeer Glaserweg 1 5012 Schönenwerd 078 894 45 74 Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Name der Lehrkraft: Michael Compeer Schule: Gymnasium Unterstrass Klasse: 4b, 19 SuS 1. Thema Entwicklungspolitik durch die Gender-Brille betrachtet 2. Voraussetzungen: Wo hole ich die Lernenden ab (Interessen, Vorwissen, Arbeitsgewohnheiten)? Wo knüpfe ich an (behandelter Stoff)? Wie sind die situativen Rahmenbedingungen? • Die SuS kennen die Strukturmerkmale von Entwicklungsländern. • Die SuS wissen, was der Begriff „Armut bedeutet. • Abholen der Lernenden: Was ist Armut? (Repetition) 3. Lernziele: Was will ich erreichen? Welche spezifischen Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Haltungen will ich mit dieser Lektion fördern? • Die SuS können erklären, weshalb und auf welche Art und Weise Frauen in Entwicklungsländern benachteiligt werden. • Die SuS können eigenständig vier Hauptstossrichtungen der Entwicklungspolitik zur Förderung der Frauensituation in Afrika formulieren. 4. Didaktisch-methodische Schwerpunkte: Wie gehe ich vor? Welches didaktische Prinzip, welche Lernform(en) wende ich an? Zu Beginn stelle ich mich den SuS kurz vor. Danach wird auf das Programm und die Lernziele der aktuellen Lektion eingegangen. Anschliessend hole ich die Lernenden beim Begriff der Armut ab, wobei ich die Bedeutung des Begriffs noch einmal repetiere. Mit Hilfe eines fiktiven Fallbeispiels aus Afrika und einer Karikatur sollen die SuS in Partnerarbeit an die Einsicht herangeführt werden, dass eine nachhaltige Bekämpfung der Armut nicht ohne eine Förderung der Stellung der Frau zu erreichen ist. Frauen werden in Afrika gegenüber den Männern stark benachteiligt. Diese Diskriminierung geschieht oftmals nicht bewusst, sondern ist im Festhalten an überholten Traditionen und der häuslichen Rollenverteilung begründet. Dies untermauere ich anhand eines kurzen Filmausschnittes (3 Minuten), welcher einen Mann aus Mauretanien zeigt, der mit vier Frauen gleichzeitig verheiratet ist. Aufgrund kultureller Traditionen werden diese vier Frauen gegen ihren Willen zur Polygamie gezwungen. In diesem Zusammenhang ist der Begriff der Feminisierung der Armut zentral. Die Wissenschaft spricht im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Positionierung einer Frau oder eines Mannes von Gender. Die beiden Begriffe verdeutliche ich mit je einer Ppt-Folie. Im Folgenden befassen sich die SuS mit konkreten, exemplarischen Fakten zur Frauensituation in Afrika. Anhand einer Sammlung von Daten in den vier Bereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft/Politik und Recht soll für jeden Bereich ein zusammenfassendes Handlungsziel zur Förderung der Frauensituation in Afrika formuliert werden. Der Bereich Gesundheit wird im Plenum gemeinsam fokussiert. Für die restlichen drei Bereiche formulieren die SuS in Partnerarbeit eigene Handlungsziele. Je nachdem, wie zeitintensiv die vorangegangenen Sequenzen waren, formuliert möglicherweise nicht jede Zweiergruppe sämtliche drei Handlungsziele. Nach dem Sammeln der Ergebnisse bildet ein Blick in die Konzeptionen der Entwicklungspolitik mit den drei Begriffen der Gender-Equality, dem Empowerment und dem Gender Mainstreaming den Abschluss der Lektion. 5. Hilfsmittel: Welche Medien und Arbeitsunterlagen setze ich ein? • Powerpoint • Filmausschnitt (3 Minuten) • Text 1: Frauendiskriminierung und Tradition in Kamerun (Kopie) • Faktensammlung zur Frauensituation in Afrika (Kopie) • Aufgabenblatt zur Formulierung der Handlungsziele der Entwicklungspolitik (Kopie) Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Lernziel-Matrix1 Zielebenen horizontales Klassifikationsschema Vertikales Einteilungssystem: Abstraktionsniveau, Präzision Kenntnisse Fähigkeiten/ Fertigkeiten Haltungen kognitive Ziele (Kategorien von Bloom 1972) psychomotorische/ instrumentale Ziele sozial-affektive (emotionale) Ziele (Krathwohl 1964) Kenntnis-Verständnis-Anwendung-AnalyseSynthese-Beurteilung Fähigkeit-Fertigkeit-Beherrschung-GewohnheitAnwendung Beachten-reagieren/antworten-werten-handeln Regulative Ziele Bildungsziele (z.B. MAR) leitende Unterrichtsprinzipien • Maturandinnen und Maturanden finden sich in ihrer natürlichen, technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umwelt zurecht, und dies in Bezug auf die Gegenwart und die Vergangenheit (gemäss MAR). • Sie sind bereit, Verantwortung gegenüber sich selbst, den Mitmenschen, der Gesellschaft und der Natur wahrzunehmen (gemäss MAR). • Wirtschafts- und Sozialgeographische Inhalte liefern wesentliche Erkenntnisse zu den Mensch-Umwelt-Beziehungen (Leitidee AFGg) Richtziele Grundperspektiven, Intentionen (z.B. Modelllehrplan AFGg) • Versorgung des Menschen mit Nahrung, Wasser und anderen lebenswichtigen Gütern beurteilen können (AFGg) • andere Lebensentwürfe in ihrer Eigenart kennenlernen (AFGg) • Aus einer Sammlung von Fakten Erkenntnisse ableiten können • Das eigene Wertsystem im Vergleich mit anderen Kulturen überdenken (AFGg) • Eigene (privilegierte) Lebenssituation überdenken (AFGg) Grobziele Endverhalten der SuS, allgemein formuliert • Die Benachteiligung von Frauen im traditionellen Afrika kennen • Vier Handlungsziele zur Aufwertung der Frauenrolle in Afrika aus einer Sammlung von Fakten ableiten können Feinziele Endverhalten sehr präzisiert, messbar (was, wie, womit, wie viel) 1 Nach Haubrich 2006 • Die SuS können erklären, weshalb und auf welche Art und Weise Frauen in Entwicklungsländern benachteiligt werden. • Die SuS können eigenständig vier Hauptstossrichtungen der Entwicklungspolitik zur Förderung der Frauensituation in Afrika formulieren. Gymnasium Unterstrass 3‘ Planungsziele, Handlung, Prozesse Begrüssung, kurze Vorstellung meiner Person Repetition 10‘ Aufgabe 1 Zeit 1‘ Sammeln der Ergebnisse 3‘ Filmausschnitt zur Verdeutlichung der Benachteiligung von Frauen 3‘ Begriffserklärungen 5‘ in welchen Bereichen werden Frauen benachteiligt? 10‘ Rest 5‘ Aufgabe 2 Besprechung der Aufgabe 2 Was unternimmt die Entwicklungspolitik? Michael Compeer Lehrinhalt, fachliche Angaben, Fakten, Daten Lehrverfahren, Sozialform Plenum Was bedeutet der Begriff „Armut? Beispiel einer Familie aus dem Tschad (1.23 Dollar pro Woche) Erfolgschance für Entwicklung in Form von unreflektierter Finanzhilfe? Plenum Ppt, 2 Folien Partnerarbeit Text 1 Buch S. 337 Ppt, 2 Folien Hilfe wird die Situation nicht nachhaltig verbessern wegen unterschiedlichen Geschlechterrollen (Text 1) Plenum Geschlechterrollen in Afrika verdeutlichen Zwangsheirat und Polygamie 64-Jähriger heiratet 4 Kinder wichtig: Begründung des Mannes Feminisierung der Armut als unvermeidbare Folge der Frauendiskriminierung Gender Gesundheit, Bildung, Wirtschaft/Politik, Recht das Beispiel Gesundheit gemeinsam erarbeiten Fakten zur Frauensituation in Afrika (Gesundheit, Bildung, Wirtschaft/Politik, Recht) ev. aufteilen (je nach Zeitmanagement) Sammlung der Schülerergebnisse Gender-Equality Empowerment Gender Mainstreaming Material, Medien Plenum Film Plenum Ppt, 2 Folien Plenum Ppt, 7 Folien Einzelarbeit, Partnerarbeit Faktensammlung Arbeitsblatt Plenum Arbeitsblatt Ppt 3 Folien Plenum Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Gender-Brille in der Entwicklungspolitik Text 1: Frauendiskriminierung und Tradition in Kamerun „Frauen sind es, die am frühen Morgen den Tag bevölkern. Nach wenigen Stunden werden sie dafür gesorgt haben, dass die Familie diesen wird bestehen können, es zu essen gibt, auch Kleingeld für die Haushaltskasse, Mann und Kinder versorgt sind. (RUMOHR 2003) Frauen sind immer unterwegs in Kamerun. Sie tragen oft schwere Körbe mit Früchten und Gemüse, die sie auf dem Markplatz oder am Strassenrand verkaufen. Auf dem Land legen sie viele Kilometer zurück, um Wasser von den Brunnen oder aus den Flüssen zu holen. Sie arbeiten sowohl auf dem Feld in der Landwirtschaft als auch zu Hause in der Küche oder bei der Erziehung und Ernährung der Kinder. Wie Rumohr in seinem Buch treffend feststellt: „Diesen Frauen und auch den Fischern, die die Nacht weit entfernt auf den grossen unruhigen Wasser verbracht haben geht es täglich ums ganze Leben Leider bleiben Frauen zwischen Tradition und Moderne in Kamerun häufig auf der Strecke. Die Situation der Frauen in Kamerun unterscheidet sich kaum von der Situation in den anderen afrikanischen Ländern. Laut Verfassung und Zivilrecht wird zwar derselbe Status von Mann und Frau anerkannt, aber in der Realität sind die Frauen nicht gleichgestellt und haben nicht dieselben Rechte und Privilegien wie die Männer. So kann eine Frau in Kamerun z.B. ihr eigenes Geschäft betreiben, aber laut Handelsgesetz kann ihr Ehemann ihre Wirtschaftsaktivitäten beenden, wenn dieser dem Gericht meldet, dass alles nicht im Sinne der Familie geschieht. Aus diesem Grund verlangen auch Arbeitgeber eine schriftliche Zustimmung des Ehemannes, ehe sie eine Frau beschäftigen. Zivilrecht vs. Gewohnheitsrecht Zudem ist die Polygamie per Gesetz und Tradition erlaubt, nicht aber die Polyandrie. Im Falle einer Scheidung wird die Erziehung der Kinder, die älter als 6 Jahre sind, nach Wunsch des Mannes bestimmt. In vielen Ethnien erlaubt das Gewohnheitsrecht einem Mann, sich vor einem traditionellen Gericht von seiner Ehefrau zu trennen, ohne eine rechtskräftige Begründung dafür zu liefern. Das Gewohnheitsrecht hebelt die Rechte, die der Frau im Zivilrecht formal zustehen, aus. In der Tradition in vielen Regionen wird die Frau als Eigentum des Mannes betrachtet. Viele Familien vergeben Mädchen im Alter von 12 Jahren als Braut, obwohl das Gesetzt die Ehe bei Mädchen unter 15 Jahren verbietet. Ein weiteres Problem, mit dem sich Frauen konfrontiert sehen, ist die Zwangsehe. In vielen Regionen können die Eltern die Mädchen ohne deren Zustimmung zur Ehe vergeben. Meistens steht das Ganze in Verbindung mit dem „Brautpreis, der nicht selten von älteren Männern für ein junges Mädchen angeboten wird. Wenn der Mann stirbt, erbt die Witwe nichts, denn sie wird selbst als Eigentum des Mannes betrachtet. Die Witwe ist häufig gezwungen, einen Bruder ihres gestorbenen Mannes zu heiraten. Damit wird dieser automatisch in die Polygamie geführt, sofern er bereits verheiratet ist. Wenn sie sich weigert, muss sie den vollen „Brautpreis zurückzahlen, sich also gewissermassen freikaufen. 1. Begriffsdefinitionen im Entwicklungszusammenhang Begriff Erläuterung Gender Gender bezieht sich auf die Regeln, Normen und Praktiken, mit denen die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Jungen und Mädchen so interpretiert werden, dass sie zu ungleichen Bewertungen, Möglichkeiten und Lebenschancen führen. Gender equality Situation, in der alle Menschen ihre persönlichen Fähigkeiten frei entwickeln und freie Entscheidungen treffen können, ohne durch strikte geschlechtsspezifische Rollen eingeschränkt zu werden, und in der die unterschiedlichen Ziele und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern in gleicher Weise berücksichtigt, anerkannt und gefördert werden. Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Empowerment Ermächtigung zu eigenverantwortlichem Handeln: Prozess, in dessen Verlauf sich eine Person Zugang zu Möglichkeiten verschafft und sich Fähigkeiten aneignet, die sie in den Stand versetzt, ihr eigenes Leben und das Los der Gemeinschaft, in der sie lebt, in wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht mitzugestalten. Gender Mainstreaming Gender Mainstreaming besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung politischer Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise in alle politischen Konzepte auf allen Ebenen und in allen Phasen durch alle an politischen Entscheidungen beteiligten Akteure und Akteurinnen einzubeziehen. 2. Faktensammlung zur Frauensituation in Afrika Gesundheit • Afrikanerinnen sind von Krankheiten wie HIV Aids und Malaria am stärksten betroffen, denn 75 Prozent der HIV-positiven afrikanischen Jugendlichen sind Mädchen. • Die häufigste Todesursache bei jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren sind Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt. • Im südlichen Afrika liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau bei der Geburt ihres Kindes stirbt, bei 1 zu 22, im Vergleich dazu liegt sie in den USA bei 1 zu 4800. • Hätten Frauen Zugang zu einfachsten Gesundheitsdienstleistungen, könnten 80 Prozent aller Todesfälle durch Schwangerschaft und Geburt vermieden werden. • Kinder, die ihre Mütter verlieren, haben eine fünfmal so hohe Wahrscheinlichkeit, ihre frühe Kindheit nicht zu überleben. • Frauen setzen sich Tag für Tag für Kranke und Bedürftige ein indem sie als Ärztinnen oder Krankenschwestern arbeiten. Bildung • Die begrenzten Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen in Afrika verringern das jährliche Pro-Kopf-Wachstum um 0,8 Prozent. • In Mittel- und Westafrika werden weniger als 60 Prozent der Mädchen in die Grundschule eingeschult. • 12 Millionen Mädchen im Afrika südlich der Sahara werden niemals eingeschult, im Vergleich dazu sind es nur 7 Millionen Jungen. • zwei Drittel aller erwachsenen Analphabeten sind Frauen. • In Entwicklungsländern besuchen lediglich 43 Prozent der Mädchen im entsprechenden Schulalter eine weiterführende Schule. • Mit jedem Schuljahr nimmt die Kindersterblichkeit um 5-10 Prozent ab. Je höher der Bildungsgrad der Mutter, desto geringer ist die Säuglings- und Kindersterblichkeit. • Geht ein Mädchen aus einem Entwicklungsland sieben Jahre oder länger zur Schule, heiratet sie im Schnitt vier Jahre später und hat 2,2 Kinder weniger. • Gebildete Mütter haben in der Regel kleinere Familien, lassen ihre Kinder impfen und schicken sie zur Schule. • Bildung fördert die Demokratie, denn sie verstärkt die Teilhabe des Staatsbürgers am Gemeinwesen. Wirtschaft und Politik • Acht von zehn arbeitenden Frauen erhalten weder einen Lohn noch ein offizielles Gehalt. • Frauen im südlichen Afrika besitzen nur 7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, obwohl 80 Prozent aller Nahrungsmittel von ihnen produziert werden. • Obwohl Frauen 48 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe leiten und 70 Prozent aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft stellen, erhalten sie weniger als 10 Prozent der Kredite für kleinbäuerliche Betriebe. • Im Afrika südlich der Sahara werden 80 Prozent aller Nahrungsmittel von Frauen produziert. • Je höher der Anteil von Frauen in einem Parlament ist, desto niedriger die ist Korruptionsrate. • Mit 56 Prozent hat das Parlament Ruandas den höchsten Frauenanteil weltweit. Recht • die wirtschaftlichen Erträge könnten um bis zu 22 Prozent gesteigert werden, hätten Frauen den gleichen Zugang zu Ausbildung, Werkzeugen, Saatgut, Düngemittel und Krediten wie Männer. • Frauen werden häufig Opfer physischer, sexualisierter, psychologischer oder wirtschaftlicher Gewalt. • Noch immer ist in vielen Ländern Afrikas die Praxis der Genitalverstümmelung Bestandteil der Kultur. • Mädchen und Frauen haben infolge fehlender sexueller Selbstbestimmung gegenüber ihren Partnern geringe Möglichkeiten, sich vor einer Infektion mit HIV/Aids zu schützen. Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Aufgabe: Erstellen Sie ein Fazit aus den oben genannten Fakten. Formulieren Sie für jeden der vier Bereiche in je einem Satz ein Handlungsziel zur Aufwertung der Frauenrolle in Afrika, von welchem die gesamte Gesellschaft profitieren kann. Gesundheit Der Zugang für Frauen zu einfachen Gesundheitsdienstleistungen muss verbessert werden, denn gesunde Frauen bringen nicht nur den Familien, sondern auch den Gemeinden Entwicklungsgewinne ein. Bildung Es ist notwendig, die Bildungsqualität zu fördern und Mädchen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, denn die Schulbildung für Frauen hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesundheit einer Region. Wirtschaft Politik Weil die Frauen eine Schlüsselrolle in Wirtschaft und Politik spielen, muss eine Gleichberechtigung der Geschlechter als fester Bestandteil von Politik und Wirtschaft angestrebt werden. Recht Wenn alle Bürgerinnen und Bürgern gleiche Rechte, Schutz und Chancen erhalten, können Frauen in Afrika eine aktive, gleichberechtigte Rolle innerhalb ihrer Gemeinden und Volkswirtschaften einnehmen. Quellen: Bilinski, M.; Prestin, K. (2010): Gewusst wie – Gender in der Entwicklungszusammenarbeit. VENRO Gender-Handbuch, Bonn. Morazán, P. (2005): Kamerun: Die Kehrseite der Globalisierung. Koloniales Erbe, Armut und Diktatur. In: Strukturelle Gewalt in den Nord-Süd-Beziehungen, Band 4, Südwind-Verlag, Siegburg. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011 Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Gender-Brille in der Entwicklungspolitik Text 1: Frauendiskriminierung und Tradition in Kamerun „Frauen sind es, die am frühen Morgen den Tag bevölkern. Nach wenigen Stunden werden sie dafür gesorgt haben, dass die Familie diesen wird bestehen können, es zu essen gibt, auch Kleingeld für die Haushaltskasse, Mann und Kinder versorgt sind. (RUMOHR 2003) Frauen sind immer unterwegs in Kamerun. Sie tragen oft schwere Körbe mit Früchten und Gemüse, die sie auf dem Markplatz oder am Strassenrand verkaufen. Auf dem Land legen sie viele Kilometer zurück, um Wasser von den Brunnen oder aus den Flüssen zu holen. Sie arbeiten sowohl auf dem Feld in der Landwirtschaft als auch zu Hause in der Küche oder bei der Erziehung und Ernährung der Kinder. Wie Rumohr in seinem Buch treffend feststellt: „Diesen Frauen und auch den Fischern, die die Nacht weit entfernt auf den grossen unruhigen Wasser verbracht haben geht es täglich ums ganze Leben Leider bleiben Frauen zwischen Tradition und Moderne in Kamerun häufig auf der Strecke. Die Situation der Frauen in Kamerun unterscheidet sich kaum von der Situation in den anderen afrikanischen Ländern. Laut Verfassung und Zivilrecht wird zwar derselbe Status von Mann und Frau anerkannt, aber in der Realität sind die Frauen nicht gleichgestellt und haben nicht dieselben Rechte und Privilegien wie die Männer. So kann eine Frau in Kamerun z.B. ihr eigenes Geschäft betreiben, aber laut Handelsgesetz kann ihr Ehemann ihre Wirtschaftsaktivitäten beenden, wenn dieser dem Gericht meldet, dass alles nicht im Sinne der Familie geschieht. Aus diesem Grund verlangen auch Arbeitgeber eine schriftliche Zustimmung des Ehemannes, ehe sie eine Frau beschäftigen. Zivilrecht vs. Gewohnheitsrecht Zudem ist die Polygamie per Gesetz und Tradition erlaubt, nicht aber die Polyandrie. Im Falle einer Scheidung wird die Erziehung der Kinder, die älter als 6 Jahre sind, nach Wunsch des Mannes bestimmt. In vielen Ethnien erlaubt das Gewohnheitsrecht einem Mann, sich vor einem traditionellen Gericht von seiner Ehefrau zu trennen, ohne eine rechtskräftige Begründung dafür zu liefern. Das Gewohnheitsrecht hebelt die Rechte, die der Frau im Zivilrecht formal zustehen, aus. In der Tradition in vielen Regionen wird die Frau als Eigentum des Mannes betrachtet. Viele Familien vergeben Mädchen im Alter von 12 Jahren als Braut, obwohl das Gesetzt die Ehe bei Mädchen unter 15 Jahren verbietet. Ein weiteres Problem, mit dem sich Frauen konfrontiert sehen, ist die Zwangsehe. In vielen Regionen können die Eltern die Mädchen ohne deren Zustimmung zur Ehe vergeben. Meistens steht das Ganze in Verbindung mit dem „Brautpreis, der nicht selten von älteren Männern für ein junges Mädchen angeboten wird. Wenn der Mann stirbt, erbt die Witwe nichts, denn sie wird selbst als Eigentum des Mannes betrachtet. Die Witwe ist häufig gezwungen, einen Bruder ihres gestorbenen Mannes zu heiraten. Damit wird dieser automatisch in die Polygamie geführt, sofern er bereits verheiratet ist. Wenn sie sich weigert, muss sie den vollen „Brautpreis zurückzahlen, sich also gewissermassen freikaufen. 1. Begriffsdefinitionen im Entwicklungszusammenhang Begriff Erläuterung Gender Gender bezieht sich auf die Regeln, Normen und Praktiken, mit denen die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Jungen und Mädchen so interpretiert werden, dass sie zu ungleichen Bewertungen, Möglichkeiten und Lebenschancen führen. Gender equality Situation, in der alle Menschen ihre persönlichen Fähigkeiten frei entwickeln und freie Entscheidungen treffen können, ohne durch strikte geschlechtsspezifische Rollen eingeschränkt zu werden, und in der die unterschiedlichen Ziele und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern in gleicher Weise berücksichtigt, anerkannt und gefördert werden. Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Empowerment Ermächtigung zu eigenverantwortlichem Handeln: Prozess, in dessen Verlauf sich eine Person Zugang zu Möglichkeiten verschafft und sich Fähigkeiten aneignet, die sie in den Stand versetzt, ihr eigenes Leben und das Los der Gemeinschaft, in der sie lebt, in wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht mitzugestalten. Gender Mainstreaming Gender Mainstreaming besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung politischer Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise in alle politischen Konzepte auf allen Ebenen und in allen Phasen durch alle an politischen Entscheidungen beteiligten Akteure und Akteurinnen einzubeziehen. 2. Faktensammlung zur Frauensituation in Afrika Gesundheit • Afrikanerinnen sind von Krankheiten wie HIV Aids und Malaria am stärksten betroffen, denn 75 Prozent der HIV-positiven afrikanischen Jugendlichen sind Mädchen. • Die häufigste Todesursache bei jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren sind Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt. • Im südlichen Afrika liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau bei der Geburt ihres Kindes stirbt, bei 1 zu 22, im Vergleich dazu liegt sie in den USA bei 1 zu 4800. • Hätten Frauen Zugang zu einfachsten Gesundheitsdienstleistungen, könnten 80 Prozent aller Todesfälle durch Schwangerschaft und Geburt vermieden werden. • Kinder, die ihre Mütter verlieren, haben eine fünfmal so hohe Wahrscheinlichkeit, ihre frühe Kindheit nicht zu überleben. • Frauen setzen sich Tag für Tag für Kranke und Bedürftige ein indem sie als Ärztinnen oder Krankenschwestern arbeiten. Bildung • Die begrenzten Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen in Afrika verringern das jährliche Pro-Kopf-Wachstum um 0,8 Prozent. • In Mittel- und Westafrika werden weniger als 60 Prozent der Mädchen in die Grundschule eingeschult. • 12 Millionen Mädchen im Afrika südlich der Sahara werden niemals eingeschult, im Vergleich dazu sind es nur 7 Millionen Jungen. • zwei Drittel aller erwachsenen Analphabeten sind Frauen. • In Entwicklungsländern besuchen lediglich 43 Prozent der Mädchen im entsprechenden Schulalter eine weiterführende Schule. • Mit jedem Schuljahr nimmt die Kindersterblichkeit um 5-10 Prozent ab. Je höher der Bildungsgrad der Mutter, desto geringer ist die Säuglings- und Kindersterblichkeit. • Geht ein Mädchen aus einem Entwicklungsland sieben Jahre oder länger zur Schule, heiratet sie im Schnitt vier Jahre später und hat 2,2 Kinder weniger. • Gebildete Mütter haben in der Regel kleinere Familien, lassen ihre Kinder impfen und schicken sie zur Schule. • Bildung fördert die Demokratie, denn sie verstärkt die Teilhabe des Staatsbürgers am Gemeinwesen. Wirtschaft und Politik • Acht von zehn arbeitenden Frauen erhalten weder einen Lohn noch ein offizielles Gehalt. • Frauen im südlichen Afrika besitzen nur 7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, obwohl 80 Prozent aller Nahrungsmittel von ihnen produziert werden. • Obwohl Frauen 48 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe leiten und 70 Prozent aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft stellen, erhalten sie weniger als 10 Prozent der Kredite für kleinbäuerliche Betriebe. • Im Afrika südlich der Sahara werden 80 Prozent aller Nahrungsmittel von Frauen produziert. • Je höher der Anteil von Frauen in einem Parlament ist, desto niedriger die ist Korruptionsrate. • Mit 56 Prozent hat das Parlament Ruandas den höchsten Frauenanteil weltweit. Recht • die wirtschaftlichen Erträge könnten um bis zu 22 Prozent gesteigert werden, hätten Frauen den gleichen Zugang zu Ausbildung, Werkzeugen, Saatgut, Düngemittel und Krediten wie Männer. • Frauen werden häufig Opfer physischer, sexualisierter, psychologischer oder wirtschaftlicher Gewalt. • Noch immer ist in vielen Ländern Afrikas die Praxis der Genitalverstümmelung Bestandteil der Kultur. • Mädchen und Frauen haben infolge fehlender sexueller Selbstbestimmung gegenüber ihren Partnern geringe Möglichkeiten, sich vor einer Infektion mit HIV/Aids zu schützen. Gymnasium Unterstrass Michael Compeer Aufgabe: Erstellen Sie ein Fazit aus den oben genannten Fakten. Formulieren Sie für jeden der vier Bereiche in je einem Satz ein Handlungsziel zur Aufwertung der Frauenrolle in Afrika, von welchem die gesamte Gesellschaft profitieren kann. Gesundheit Bildung Wirtschaft Politik Recht Quellen: Bilinski, M.; Prestin, K. (2010): Gewusst wie – Gender in der Entwicklungszusammenarbeit. VENRO Gender-Handbuch, Bonn. Morazán, P. (2005): Kamerun: Die Kehrseite der Globalisierung. Koloniales Erbe, Armut und Diktatur. In: Strukturelle Gewalt in den Nord-Süd-Beziehungen, Band 4, Südwind-Verlag, Siegburg. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011 Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Zugriff: 30.11.2011. Gymnasium Unterstrass Michael Compeer