Arbeitsblatt: Fremdwörter

Material-Details

Kolumne von Bastian Sick zum Thema Fremdwörter mit Fragen und Aufgaben (EA, PA, GA)
Deutsch
Wortschatz
8. Schuljahr
6 Seiten

Statistik

93585
938
8
03.02.2012

Autor/in

Maud Koch
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Über das Intrigieren fremder Wörter Bastian Sick In Gelsenkirchen gibt es nicht bloß Schalke, sondern auch ein Amphibientheater. So sagt meine Nachbarin Frau Jackmann, und die muss es wissen. Meine Bemühungen um die deutsche Sprache seien zwar ehrenvoll, sagt sie, aber letztlich doch eine Syphilisarbeit. Konkurenz ist für uns ein Fremdwort, steht im Schaufenster eines Berliner Textilgeschäfts zu lesen, und man glaubt es dem Besitzer sofort, wenn man berücksichtigt, wie er das Wort Konkurrenz geschrieben hat. Weniger glaubhaft ist die Anzeige eines Regalherstellers, in der behauptet wird: Ästhetik trifft Inteligenz. Beliebter Darsteller im Amphibientheater (Grüner Makifrosch) Fremdwörter stellen uns immer wieder vor besondere Herausforderungen. Man kann sie verkehrt buchstabieren, ihre Bedeutung missinterpretieren, sie falsch aussprechen (viele Menschen brechen sich regelmäßig bei dem Wort Authentizität die Zunge, sodass oft nur Authenzität herauskommt) und vor allem kann man sie leicht verwechseln. Während der Fußball-WM hörte und las man häufig das Wort Stadium, wenn Stadion gemeint war. Einmal stolperte ich auch über das Wort Erfolgscouch. Das war allerdings nicht in einem Ikea-Katalog, sondern in einem Bericht über den erfolgreichen Coach der Schweizer Nationalmannschaft. Meine Freundin Sibylle ist im Verwechseln von Fremdwörtern eine wahre Virtuosin. Sie würde vermutlich sagen: eine Virtologin. Wo ich euphemistisch sage, sagt sie euphorisch. Wo ich konzentrische Kreise sehe, sieht sie konzentrierte Kreise. Und wenn ich Sibylle von einem Astralkörper schwärmen höre, weiß ich, dass ich an einen Alabasterkörper denken muss. Immer wieder bringen sie die verflixten Fremdwörter in die Patrouille. Von ihrem Onkel, der wie ein Eremit in seinem Häuschen in der Toscana lebt, behauptet sie hartnäckig, er lebe wie ein Emerit. Und über sich selbst sagt sie, dass sie hin und wieder etwas implosiv reagiere. Schon als Kind sei sie ziemlich resistent gewesen. Ich weiß nicht, wie Sibylle als Kind war, aber ich vermute, sie meint renitent. Da fällt mir Jörg Pilawa ein, der in einer NDRTalkshow die Sängerin Gitte Haenning fragte: War das nicht eine Zensur in deinem Leben? Auch meine Nachbarin Frau Jackmann streut gern mal das eine oder andere exotische Wort in ihre Rede ein. Nach dem Einzug eines neuen Mieters war sie stundenlang damit beschäftigt, die Fußabdrücke im Treppenhaus zu beseitigen, die er mit seiner Dispositionsfarbe gemacht habe. Und überall flogen diese StereopurFlocken herum! Ihrem geplagten Rücken zuliebe geht sie einmal pro Woche zum Masseur, der sie mit esoterischen Ölen einreibt. Außerdem nimmt sie jetzt regelmäßig Kalziumtabletten ein, das sei gut gegen Osterpörose. Verwechselte Fremdwörter findet man ständig und überall. Ein Klassiker sind die karikativen Zwecke, die den karitativen Spendenaufruf zur sprachlichen Karikatur werden lassen. Einen besonders gemeinen Stolperstein stellt auch das Wort integrieren dar. Auf der Homepage der Fernsehsendung Big Brother las man über die unglückliche Teilnehmerin Manuela: Sie hofft, dass sich das Verhältnis in Zukunft bessern wird und sie sich mehr und mehr ins Team intrigieren kann. Wenn hier nicht integrieren gemeint war, dann hätte der Satz anders aufgebaut werden müssen: und sie mehr und mehr im Team intrigieren kann. Von Sparta auf die Sporaden verirrt hatte sich jener Autoredakteur, der über die Ausstattung des neuen Dodge Viper schrieb, sie sei alles andere als sporadisch. Solange nur der Redakteur vom Kurs abkommt und nicht das Auto, mag ja noch gehen. In Bayern hingegen scheinen die Dinge völlig aus dem Ruder zu laufen, da werden öffentlich Götzen angebetet. Als in der Gemeinde Gilching im November 2005 ein sogenannter Friedenspfahl aufgestellt wurde, meldete die Lokalausgabe der Süddeutschen Zeitung: 2,20 Meter hoher Basilisk in Gilching eingeweiht. Ein Basilisk ist (wie jeder Harry Potter-Leser weiß) ein mythisches Schlangenwesen. Vielleicht hatte die Redakteurin am Vorabend einfach zuviel Basilikum gegessen, jedenfalls kam sie nicht auf das Wort Obelix – pardon: Obelisk. Gelegentlich bilden wir aus deutschen Bausteinen fremd anmutende Wörter. Einmal brannte in Hamburg-Tonndorf ein Imbiss ab. Schuld war der Wrasenabzug. Das Wort Wrasen ist norddeutsch und bedeutet Dunst. Die Tonndorfer Feuerwehr hat ein griechisches Wort daraus gemacht, denn in ihrem Bericht konnte man lesen: Das Feuer war über den Phrasenabzug des Hähnchengrills in den Zwischendeckenraum gelaufen und hat dort durchgezündet. Von einer solchen Vorrichtung können Sprachpfleger nur träumen! In meinem nächsten Leben werde ich Imbissbudenbesitzer! Der Umgang mit Fremdwörtern verpflichtet uns freilich nicht zu größerer Sorgfalt als der Umgang mit dem Vokabular unserer Muttersprache. Fehler mit Fremdwörtern sind nicht schlimmer als Fehler mit deutschen Wörtern. Sie sind nur oft komischer. Als vor ein paar Jahren der Rinderwahn umging, erzählte ich Sibylle, dass man im Bioladen bei mir um die Ecke Götterspeise ohne Gelantine bekommen könne. Da brach sie in schallendes Gelächter aus und verbesserte mich: Das heißt Gelatine! Tatsächlich? Dann habe ich dem Knochenpulver mein Leben lang zu viel Galanterie beigemischt. Siehst du, auch dir passiert mal ein Flapsus, stellte Sibylle mit Genugtuung fest. Auftrag 1. PA: Lest euch den Text gegenseitig vor. Lest laut, deutlich, in angemessenem Tempo und möglichst fehlerfrei. Korrigiert einander. 2. EA: a) Worum geht es in diese Kolumne? Beschreibe in zwei, drei Sätzen, was Bastian Sick uns mit dem Text näher bringen will. b) Untersuche den Titel genauer. Was ist falsch? c) Wie steht der Autor zum Gebrauch von Fremdwörtern? d) Wie ist dein Umgang mit Fremdwörtern? Was bringt es uns, viele Fremdwörter zu kennen und im aktiven Wortschatz zu haben? 3. EA: Markiere alle Fremdwörter. Welche kennst du, kannst du erklären? Welche hast du noch nie gehört? 4. GA: Versucht, die Fremdwörter aus dem Text in euren eigenen Worten zu erklären. Benutzt dazu, die vorgefertigte Tabelle. Vielleicht könnt ihr Wörter, die ihr noch nie gehört habt, aus dem Zusammenhang erraten? Fremdwort Bedeutung Alabaster (m.) amphi Amphibium (s.), Amphibie (w.) astral Ästhetik (w.) ätherisch esoterisch Authentizität (w.) Bredouille (w.) Patrouille (w.) Couch (w.; schweiz. auch m. Coach (m.) Dispersion (w.) Disposition (w.) Emerit(us) (m.) emeritieren Eremit (m.) euphemistisch euphorisch Gelatine (w.) Implosion (w.) impulsiv in gehobener Stimmung, heiter Bindemittel aus Knochenpulver spontan handelnd, einer plötzlichen Eingebung folgend Instanz (w.) Distanz (w.) Intelligenz (w.) integrieren intrigieren karikativ karitativ Konifere (w.) Koryphäe (w.) Konkurrenz (w.) konzentriert konzentrisch Entfernung, Strecke, Abstand, Zurückhaltung geistige Fähigkeiten aufnehmen, einschließen Ränke schmieden wie eine Karikatur, ironisierend mildtätig Nadelbaum Experte, herausragende Fachkraft Wettstreit, Wettbewerb aufmerksam, verdichtet, angereichert um einen gemeinsamen Mittelpunkt herum Lapsus (m.) Obelisk (m.) Basilisk (m.) Osteoporose (w.) Phrase (w.) renitent resistent Sisyphos (griech. Fehler, Versehen, Versprecher frei stehender, rechteckiger, spitz zulaufender 1. Knochenschwund Satz, (abgedroschene) Redewendung, Geschwätz widerspenstig, widersetzlich widerstandsfähig Gestalt der griechischen Mythologie, die als Strafe ), Sisyphus (lat.) Syphilis (w.) spartanisch sporadisch Stadion (s.) Stadium (s.) Styropor (s.) Virtuose (m.), dazu aufs Neue einen Berg hinauf zu wälzen Geschlechtskrankheit streng, abgehärtet, einfach vereinzelt, verstreut, gelegentlich, rar ovale Austragungsstätte sportlicher Wettkämpfe Zeitabschnitt, Entwicklungsstufe Markenname für den aus einzelnen Kügelchen meisterlicher Könner auf einem künstlerischen Virtuosin (w.) Zäsur (w.) Zensur (w.) Gebiet Einschnitt Note, Bewertung