Arbeitsblatt: Mystery push-pull Faktoren
Material-Details
Ein Mystery, mit dem man am Beispiel INdiens die Land-Stadt-Wanderung erarbeiten kann. Konzipiert für die Oberstufe.
Geographie
Asien
12. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
95395
1401
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04.03.2012
Autor/in
Sarah Baumgarten
Land: Deutschland
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
1 4 Monatliches Einkommen Stadt-Land (1990): Das Erbe von Karims Vater ist reichlich, er gehörte zu den mittelgroßen Bauernbetrieben. Dies bedeutete eine Kindheit für ihn, die einen Schulbesuch bis zur – gemessen am europäischen Standard – 9. Klasse mit einschloss. Die Produktionsleistung des geerbten Landes würde für ihn und seine Familie die Sicherstellung der Grundbedürfnisse bedeuten. Monatliche Einkommen in Rupies Stadt (%) Land (%) bis 500 4,7 15,1 501-750 5,1 18,8 751-1000 13,1 17,9 1001-1500 19,7 22,3 1501-2500 26,7 16,8 2501-5000 23,5 6,6 5001 und mehr 6,9 2,5 Durchschnittseinkommen 2600 Rupies 1325 Rupies 3 2 9 5 Das nächstgelegene Krankenhaus in Vidharba hat zwei Krankensäle, aber keine Ärzte. Hier behandeln Sanitäter alle Arten von Verletzungen. 7 Achata lebt in Mumbai, oder besser gesagt: Slumbay. Sie wurde hier geboren und verdient sich als Aushilfskraft in einem Restaurant Geld zum täglichen Bedarf. Ihre Eltern kamen damals nach Bombay (Name der Stadt bis 1996), um in einer der Textilfabriken zu arbeiten, die durch den Baumwoll-Boom der mit der Besatzung der holländischen und britischen Kolonialmächte seinen Anfang fand, schnell errichtet wurden. Die erste entstand in Mumbai 1854 und wurde von indischen Unternehmern gegründet. 8 Achatas Eltern verdienten nicht genug, um sie zur Schule schicken zu können. Und da sie einen Haushalt von zehn Personen zu bewerkstelligen hatten, musste auch sie früh mit dem Geldverdienen beginnen. Als 1980 der Niedergang der Textilindustrie begann, führte dies zur Massenentlassung. Jetzt lebt sie wie 900.000 andere Menschen im Slum „Dhavari, dem größten Asiens. 13 Voraussetzung für einen gut bezahlten Job in Mumbai ist mehr als die Lese- und Schreibfähigkeit. Mumbai kann es sich aufgrund seiner hohen Attraktivität für junge, wissbegierige und ehrgeizige Studentinnen und Studenten erlauben, hohe Anforderungen an Facharbeiter zu stellen. Die Nahrungsmittelversorgung ist in der Stadt teurer und mit einem Tagelohn-Verdienst kaum sicherzustellen. Lediglich besser ausgebildete Zuwanderer haben daher die Aussicht, ihre Hoffnung auf ein besseres Leben zu realisieren. 6 Der Anteil der Bevölkerung Indiens, der in Städten lebt, beträgt nur 28%. Der Anteil der Stadtbevölkerung ist jedoch seit 1951 von 79Mio. auf 285 Mio. (2001) gestiegen. Verstädterung ist in Indien ein auf ausgewählte Regionen beschränkter Prozess, der vor allem die Metropolen betrifft. Mumbai ist mit 21,3 Mio. (2009) Einwohnern die bevölkerungsreichste Metropolregion Indiens. In Mumbai gibt es 12 große Krankenhäuser, an denen Ärzte beschäftigt sind, die sowohl national als auch international eine Berechtigung haben, ihren Beruf auszuüben. 10 11 Der dramatische Wohnungsmangel in der Hauptstadt des Bundeslandes Maharashtras führte 1947 dazu, dass ein Gesetz verabschiedet wurde, das die Kontrolle der Mieten rechtskräftig macht. Hierdurch wurden die Rechte der Mieterinnen und Mieter gegen Räumungen gestärkt. Das Gesetz führte jedoch auch dazu, dass es keine Investitionen in Wohnungen für einkommensschwache Schichten gab. Karims Frau ist Angehörige der Shudra-Kaste. Sie versuchte bisher vergeblich, eine Arbeit als Köchin zu bekommen, da vor allem in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen die Kinder aus verschiedenen Kasten kommen. Dies führte bereits einmal dazu, dass ihr Essen von den meisten Schülerinnen und Schülern verschmäht wurde und sie gab die Arbeit wieder auf. Ihre Hoffnung, in der Stadt eine Arbeit zu bekommen, die ihr mehr Geld einbringt, als die Arbeit auf dem Feld. 12 FAZ-Artikel vom 24.02.2008: Eine tiefe Agrarkrise verursacht in Indien immer mehr Selbstmorde unter den Bauern Menschenrechtler wollen allein 2004 in Maharashtra 4100 Bauern registriert haben, die ihrem Leben aus wirtschaftlicher Not ein Ende setzten. Zwischen 1995 und 2003 sollen es landesweit fast eine Million gewesen sein. Experten sprechen von einem alarmierenden »Bauernsterben«, das die riesige Diskrepanz zwischen Land und Stadt illustriere, zwischen dem boomenden Indien, von dem die Ober- und Mittelschichten profitieren, und den miserablen Lebensverhältnissen in über 500 000 Dörfern, wo Landarbeiter im Schnitt 375 Dollar im Jahr verdienen. 15 Karim hat die Hoffnung, in Mumbai seinen festen Arbeitsplatz in einem der noblen Hotels einnehmen zu können oder sogar als Mitarbeiter in einer der vielen Industriebetriebe und dadurch seiner Familie einen guten Standard bieten zu können. Er sieht sich nicht in den Beruf seines Vaters hineingeboren, auch wenn die Kaste dies eigentlich wünscht und die Tradition auf dem Land es ihm dadurch verbietet, einen anderen Beruf auszuüben.