Arbeitsblatt: Imperialismus - Probleme Nigeria heute
Material-Details
Beschreibung der heutigen Probleme von Nigeria anhand von 2 Texten.
Geschichte
Neuzeit
8. Schuljahr
2 Seiten
Statistik
9648
1568
27
07.09.2007
Autor/in
Hansueli Hitz
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Probleme von Nigeria heute Strukturen und Probleme der Landwirtschaft: In Nigeria gab es einen Ölboom. Es kam zu einem Rückgang der exportausgerichteten Landwirtschaft. Nigeria gehörte zu den Weltmarktlieferanten von Erdnüssen, Kakao, Kautschuk, Palmöl und Hölzern. Die Textilindustrie begann auf der Grundlage einer Baumwollindustrie zu expandieren. Die kleinbäuerliche Struktur der Landwirtschaft wurde nicht verändert. Es entwickelte sich nur vereinzelt Plantagenwirtschaft. Vieles des Erwirtschafteten wurde vom Staat oder von Aufkauforganisationen abgeschöpft. Es erfolgte keine Reinvestierung der Überschüsse in die Landwirtschaft. Deshalb konnte der primäre Sektor (die Landwirtschaft) die entstandene Nachfrage nach Nahrungsmitteln nicht befriedigen. Die Bauern schränkten die Produktion ein. So kam es zu einem Zusammenbruch des Agrarexportmarkts Mitte der 70-Jahre. Einige Exportgüter mussten nun importiert werden. Das war jedoch durch die Deviseneinnahme aus dem Ölexport kein Problem. Die einheimische Landwirtschaft war dieser Konkurrenz nahezu ausgeliefert. Ausländische Nahrungsmittel überschwemmten den Markt und landesüblichen Produkte wurden verdrängt. Durch städtischen Wohlstand und der Dürrekatastrophe im Sahel 1975 kam es zu einer Landflucht. Bevölkerungsproblematik: Über 400 Ethnien (Völker) leben in Nigeria, mit überwiegend einheitlicher Sprache und Kultur. Die drei miteinander rivalisierenden Gruppen sind Haussa-Fulani(24%), Yoruba(21%) und Ibo(18%). Diese Gruppen gehören zwei Drittel der Bevölkerung an. Der Norden der wichtigste Wirtschafts- und Lebensraum bis zum 19 Jahrhundert wurde vom Islam geprägt. Als die Briten Nigerias unter ihre Kolonialherrschaft nahmen, begann sich der wirtschaftliche Schwerpunkt nach Süden zu verlagern. Das Christentum begann sich nach Norden auszubreiten(durch Kolonialbeamte und Transportarbeiter). Der Islam dehnte sich nach Süden aus. Die Yoruba-Könige wurden von den Briten als Verwalter eingesetzt und dem Norden wurde die Selbstverwaltung und Kontrolle des Middle Belts überlassen. Die Briten verboten die christliche Ausbreitung im Haussa-Fulani Gebiet. Clans der Haussa-Fulani und die muslimische District Heads siedelten sich im Middle Belt an, um die politische Herrschaft auszubreiten. Durch den Widerstand von kleineren Volksgruppen gegen die Haussa-Fulani, kam es zu christlichen Ausbreitungen in dem Gebiet. Bis heute bestimmen Stammesdenken, Religion, Machtkämpfe und Widersprüche zwischen den Haussa-Fulani und den feudalaristokratischen Norden das gesellschaftliche Leben in Nigeria. Fragen: 1. Warum kam es in Nigeria zu einem Rückgang der Landwirtschaft? 2. Nenne die Gründe für die Konflikte zwischen den Bewohnern von Nigeria. 1 Interview mit dem ehemaligen Generalvikar der Diözese Enugu/Nigeria und Menschenrechtler Prof. Obiora Ike. Der 1995 hingerichtete nigerianische Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa hat einmal gesagt, Nigeria stehe kurz vor einer Katastrophe. Gilt diese Einschätzung noch immer? OBIORA IKE: Wenn wir die Spannungen zwischen Christen und Moslems als Maßstab nehmen, ist die Katastrophe bereits da. Es sind bereits viele Menschen umgekommen. In Nigeria tickt die Zeitbombe eines Religionskrieges. Man kann die Lage aber auch optimistischer sehen, denn die Nigerianer haben immer wieder ihre Fähigkeit zum Dialog bewiesen. Deshalb bin ich nicht hoffnungslos. Welche Gründe gibt es für die Spannungen zwischen Christen und Moslems? Es gibt viele Gründe für die Spannungen in Nigeria, der wichtigste ist die zunehmende Armut. Die Menschen sind enttäuscht, weil der Ölreichtum des Landes nicht ihnen zugute kommt. Viele Menschen mussten ihre Heimat verlassen, weil die von ausländischen Konzernen kontrollierte Ölförderung den Boden und das Wasser verseucht hat. Armut führt immer zu Intoleranz und diese zu Gewalt. Ein weiterer Grund ist die Einführung der islamischen Rechtsprechung, der Scharia, in zwölf nigerianischen Bundesstaaten. Die christliche Bevölkerung will sich verständlicherweise nicht einem islamischen Recht unterwerfen. Ein dritter Grund ist Unwissenheit. Muslimische Kinder lernen in ihren Schulen nur Arabisch und den Koran. Sie wachsen ohne Verständnis für andere Lebensanschauungen auf. Wie wirkt sich der Irak-Krieg auf das Verhältnis zwischen Christen und Moslems in Nigeria aus? Der Irak-Krieg ist eine Katastrophe für Afrika. In Nigeria und anderen afrikanischen Ländern betrachten die Muslime den Irak-Krieg als einen Angriff auf den Islam. Sie sind wütend und richten ihre Aggressionen gegen christliche Landsleute. Dass die Weltmacht USA einen militärisch unterlegenen Staat ohne rechtliche Legitimation angreift, kann außerdem eine gefährliche Signalwirkung haben: Es erweckt den Eindruck, als könne sich der Stärkere alles erlauben, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das ist ein verhängnisvolles Zeichen und erschwert die Versuche, in Afrika demokratische Gesellschaften aufzubauen. Außerdem hat der Irak-Krieg für Nigeria wirtschaftliche Konsequenzen, weil Touristen ausbleiben und Investoren das Land meiden. Afrika ist ein Kontinent, der von der Öffentlichkeit im Westen nicht genügend beachtet wird. Würden sich demokratische Gesellschaften und die Wahrung der Menschenrechte in den afrikanischen Staaten leichter verwirklichen lassen, wenn der Westen nicht so gleichgültig wäre? Ja. Europa und der Westen schulden Afrika eine Menge. Nicht nur, weil der Westen wirtschaftlich immer von Afrika profitiert hat. Ich fordere die westlichen Medien auf, nicht ständig Klischees über Afrika zu verbreiten. Der Durchschnittseuropäer denkt bei Afrika an schwarze Magie, Krieg, Hungersnöte und Urwald. Wenn ich mich in europäischen Medien umschaue, scheint Afrika nur als Produzent von Katastrophen-Nachrichten zu taugen und nach seiner wirtschaftlichen Situation beurteilt zu werden. Afrika hat aber auch viele gute Nachrichten für die Welt. Wir haben eine reiche Kultur, eine lebendige katholische Kirche, Menschen, die trotz aller Probleme noch lachen können und ihren Mut nicht verloren haben. Afrika ist die Wiege der Menschheit und Kultur und besitzt Werte, die der Westen bereits verloren hat. Der Westen sollte außerdem nie vergessen, dass er viele Probleme Afrikas verschuldet hat. 2