Arbeitsblatt: Kranksein im Mittelalter - der Aussatz
Material-Details
Kranksein im Mittelalter - der Aussatz
Geschichte
Mittelalter
6. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
34997
1419
31
17.02.2009
Autor/in
simo (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Krankheiten im Mittelalter – der Aussatz 1 Moos Lest die Geschichte auf dem folgenden Blatt! Aussatz Clara Eckhart berichtet Im Frühling des Jahres 1391 ereignete sich im Kloster Töss bei Winterthur eine traurige Geschichte. Dass wir 600 Jahre später noch davon wissen, verdanken wir der Nonne Clara Eckhart. Sie berichtete damals in mehreren Briefen über die folgenden Ereignisse: Seit längerer Zeit klagte der Knecht Fritschi Keller, der seit einem halben Jahr in der Klostersägerei arbeitete, über heftige Kopfschmerzen, Heiserkeit und schwere Glieder. Als dann eines Tages ein Arzt ins Kloster gerufen wurde, führten die Schwestern auch den Knecht zu ihm. Der Arzt untersuchte Fritschi, prüfte sein Blut und betrachtete sorgenvoll seine Haut und seine Haare. Das Ergebnis der Untersuchung war betrüblich: Der Knecht hatte „Aussatz oder wie der Arzt sagte Lepra. Das abschliessende Urteil konnte jedoch nur die Lepraschau in der nächsten Stadt bringen. Doch auch dort kamen die Ärzte zum selben Schluss. Damit war das Urteil endgültig. Fritschi Keller hatte Aussatz. Weil man diese Krankheit für sehr ansteckend hielt, musste der Knecht das Kloster verlassen. Den Aussätzigen war es nämlich verboten, weiterhin unter gesunden Menschen zu wohnen. Genaueres dazu entnehmen wir dem Brief von Clara Eckhart an die Vorsteherin des Klosters, die sich zu dieser Zeit gerade in Zürich aufhielt: Liebe, getreue, feste, ehrwürdige Mutter. Eine gar betrübliche Sache muss ich Euch in diesem Schreiben machen. Die Lepraschau hat das Urteil von Doktor Fries bestätigt. Unser Fritschi hat den Aussatz. Bei Eurer Abreise habt Ihr mich gebeten, in unserer Bücherei die Schriften zu erkunden, was diese über die „Miselsucht, wie Ihr den Aussatz nennt, zu sagen haben. Da ist von Fäulnis die Rede, die den Menschen in vielerlei Form befalle, mit offenen Geschwüren, Löchern, Blattern, Beulen und Knoten. Die Haare fallen aus, auch der Bart. Die Augen werden gelb und blind. Und die Augenbrauen sehen aus, als hätten Milben sie gefressen. Die Stimme wird heiser, unheilbare Löcher tun sich auf und die Haut wird übersät von Schuppen. Alle Formen haben die gleiche Wirkung: Der Aussätzige verfault bei lebendigem Leibe. Die Schriften sagen aber auch, dass die Aussätzigen nicht sofort sterben, sondern wie lebende Tote noch Jahre weiterleben. Doch von einem wirksamen Heilmittel habe ich nirgends etwas gelesen. Als einzig schwaches Mittel nennen die Ärzte den Saft von Limonen. Diesen soll man in reines Wasser geben und mit Goldspänen mischen. Lässt man diesen Trank über Nacht stehen, so wird er reines Wasser. Dies ist gut gegen Aussatz und hält den Menschen jung. Krankheiten im Mittelalter – der Aussatz 2 Moos Die meisten Leute, die im Mittelalter gelebt haben, wussten über das Schicksal von Aussätzigen Bescheid. Versuche dir vorzustellen, wer von den folgenden Personen welche Aussagen wohl gemacht haben könnte. Die Personen sind: eine Ärztin ein Arzt, eine Marktfrau, eine Klosterfrau, eine Aussätzige ein Aussätziger, ein Torwächter. Schreibe den Namen der sprechenden Person ins leere Kästchen. „Ja, es stimmt, ohne Erlaubnis darf der Fritschi nicht mehr in die Stadt. Aber immer wieder kommen Aussätzige von weit her, die dieses Verbot nicht kennen. Meine Aufgabe ist es aufzupassen, dass sie nicht die Stadt betreten. Meistens schicke ich sie dann ins Sondersiechenhaus, wo sie eine Nacht bleiben können. Am nächsten Morgen müssen sie allerdings wieder weiterziehen. „Heute Morgen war ich auf dem Weg in die Stadt. Dort wollte ich auf dem Markt meine Ware anbieten. Plötzlich hörte ich von weitem eine Siechenklapper. Die Aussätzige, die auf mich zukam, bat mich um etwas Essen. Ich legte etwas Obst in den Brotsack, den sie mir, an einer Stange befestigt entgegenstreckte. „Ich kann nicht klagen. Ich lebe schon seit einigen Jahren hier im Sondersiechenhaus. Hier beten wir regelmässig in unserer Kappelle, arbeiten während des Tages auf dem Feld und bekommen zu essen. Ich kenne aber auch andere, die nicht soviel Glück hatten. Diese ziehen jetzt von Stadt zu Stadt. Vielleicht finden sie einmal einen Ort, wo sie aufgenommen werden. Hier können sie nur eine Nacht bleiben. „An der Lepraschau kamen die Ärzte zum Schluss, dass unser Fritschi den Aussatz hat. Damit war klar, dass er nicht mehr bei uns bleiben konnte. Dem Herrgott sei gedankt, dass Fritschi im Siechenhaus aufgenommen wurde. Da wir ihn aber nicht besuchen dürfen, habe ich das Gefühl, er sei jetzt schon tot. „Ich habe schon viele Aussätzige gesehen. Ich erkenne sofort, ob jemand die Lepra hat. Wenn Leute Löcher oder Blattern haben, heiser sind, wenn ihnen die Haare ausfallen und ihre Haut schuppig ist, dann ist der Fall klar. Leider kenne ich kein Mittel, das diesen Menschen helfen könnte. Lepra ist eine der ältesten Infektionskrankheiten der Menschheit. Sie wird hervorgerufen durch ein stäbchenförmiges Bakterium, wobei der Weg der Ansteckung nicht eindeutig geklärt ist. Entscheidend für den Krankheitsverlauf ist die Abwehrlage des Infizierten. Meist kommt es zu Hautveränderungen wie Pigmentstörungen, Verdickungen, Knoten oder Knollen; beim Befall der Nerven zu Lähmungen. Heute ist Lepra heilbar. Ab dem 12. Jahrhundert war Lepra oder die Mieselsucht in ganz Europa verbreitet und galt als unheilbar. Wer aussätzig war, blieb es in der Regel sein Leben lang. Die Kranken wurden von der Gesellschaft stigmatisiert und ausgesondert. Wenn eine Leprosenschau den Verdacht auf Lepra bestätigte, wurde der Kranke sowohl aus der Gemeinschaft der Gläubigen als auch aus dem Gemeinschaftsleben vor Ort ausgeschlossen. Er musste fortan seine Umgebung mit einer speziellen Klapper warnen und besondere Kleidung tragen. Die Leprosenhäuser, spezielle Spitäler, lagen außerhalb der Stadt und durften nur unter Auflagen verlassen werden, z.B. für eine Pilgerreise oder um zu betteln. Lepröse verloren durch ihren Ausschluss aus der Gemeinschaft auch ihre bürgerlichen Rechte: Sie durften nicht vor Gericht auftreten, kein Testament machen, ihre Ehe wurde aufgelöst. Aussätzige vor der Stadt Die Person, die dieses Bild gemalt hat, zeichnete links neben dem Tor auch einen Torwächter. Später wurde dieser aber wieder ausradiert. Zeichne du diese Person wieder in das leere Feld und schreibe in die Sprechblase, was er zu den Kranken sagen könnte. Unterstreiche im Text rot, was den Aussätzigen verboten war! Nicht alle Aussätzigen hatten das Glück und das Geld, sich in einem Sondersiechenhaus ein Pfund (Geldbetrag) zu erwerben. Viele von ihnen waren gezwungen, bettelnd umherzuziehen und von den Gaben der Menschen zu leben. Da den Aussätzigen der Zutritt zu den Städten untersagt war, warteten sie vor den Toren und hofften, mindestens für eine Nacht eine Unterkunft zu finden. Krankheiten im Mittelalter – Lösung Moos ein Torwächter eine Marktfrau ein Aussätziger eine Klosterfrau Ärztin ein Arzt Unterstreiche im Text rot, was den Aussätzigen verboten war! Nicht alle Aussätzigen hatten das Glück und das Geld, sich in einem Sondersiechenhaus ein Pfund (Geldbetrag) zu erwerben. Viele von ihnen waren gezwungen, bettelnd umherzuziehen und von den Gaben der Menschen zu leben. Da den Aussätzigen der Zutritt zu den Städten untersagt war, warteten sie vor den Toren und hofften, mindestens für eine Nacht eine Unterkunft zu finden.