Arbeitsblatt: Texte zu den verschiedenen Indianervölkern

Material-Details

Indianer -Nicht ein Volk, sondern viele Völker
Deutsch
Textverständnis
3. Schuljahr
8 Seiten

Statistik

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808
12
10.06.2011

Autor/in

Yvonne Schmid
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Indianer – Nicht ein Volk, sondern viele Völker Wie das Wort „Indianer entstanden ist, ist nicht genau geklärt. 1492 landete der große Entdecker Christoph Kolumbus mit seinen Schiffen auf einer Insel in Mittelamerika und traf dort auf deren Ureinwohner. Nun, das allein ist für einen Entdecker nichts Ungewöhnliches, allerdings glaubte Kolumbus, er sei wie geplant in Indien gelandet. Doch durch diesen Irrtum könnte der Begriff „Indianer vom Wort „Indien abgeleitet worden sein.Es könnte jedoch auch sein, dass der Begriff aus dem spanischen „en dio was übersetzt „in Gott heißt entstanden ist. In einem Brief an den spanischen König berichtete Kolumbus, wie sehr ihn die Religiosität der Ureinwohner beeindruckt hatte. Viel wichtiger als die Herkunft des Wortes „Indianer ist, dass sich die Indianer selbst „Native Americans oder „Natives nennen. Sie besiedelten die Neue Welt lange vor den ersten Entdeckern und sind die Ureinwohner Amerikas. In Kanada lebende Indianer bezeichnen sich als „First Nations. Das die amerikanischen Begriffe in der Mehrzahl stehen, hat folgenden Grund: Unzählig viele Indianerstämme bevölkerten die Neue Welt von Alaska bis in die Spitze Südamerikas und von Küste zu Küste. Allein in Nordamerika lebten zurzeit der Entdeckung des Kontinents mehr als 300 verschiedene Indianerstämme, man vermutet sogar eine noch größere Zahl. Jeder Stamm hat seine eigene Sprache, Kultur und Gebräuche. Wie viele Indianer- und Indiostämme es gab und gibt, ist immer noch ein Rätsel. Die vier großen Gruppen der Indianer Nordamerikas, die wir euch hier vorstellen, geben nur einen kleinen Einblick in ihre Vielzahl der Stämme und ihre unterschiedlichen Lebensweisen: Die Indianer an der Nordwestküste Im Nordwesten Nordamerikas leben die Küstenindianer, zeitweise lebten in dieser Welt der Gletscher und Fjorde über fünfzig verschiedene Stämme vom Fisch- oder Walfang und der Robbenjagd im Pazifik. Die bekanntesten Stämme des Nordens sind die Tlingit, die Haida und die Chinook. Bei den Tlingit war die Besonderheit, dass eine Frau zwei Männer heiraten durfte. Die Haida tätowierten sich am ganzen Körper und waren unerschrockene Walfänger. Die kalten Wintermonate verbrachten die Stämme mit aufwendigen Holzarbeiten. Sie waren berühmt für ihre oftmals farbenfrohen Totempfähle und kunstvollen Holzmasken. Die Chinook waren die ersten Küstenindianer, die mit den europäischen Einwanderern Tauschgeschäfte machten. Dabei erfanden sie sogar eine neue Sprache, den Chinook-Wawa. Es handelte sich um eine Mischung aus ihrer eigenen Sprache, englisch, französisch und russisch. Mit dieser Sprache konnten sich die Händler von Alaska bis Kalifornien bestens verständigen. Die Einwanderer brachten jedoch nicht nur Waren für gute Tauschgeschäfte mit, sie schleppten auch den Indianern bis dahin unbekannte Krankheiten ein, was zum Aussterben der Chinook führte. Damit verschwand auch das Chinook-Wawa aus der Welt der Sprachen. Das Potlatch ist ein großes Fest der Küstenindianer und eine wichtige Zeremonie. Potlatch bedeutet so viel wie „Gabe oder „weggeben. Gastfreundschaft wird bei allen Indianern großgeschrieben, aber das Potlatch der Küstenindianer übertraf alles. Der Häuptling oder eine angesehene Familie eines Stammes luden das gesamte Dorf und die Bewohner der umliegenden Dörfer zu einem großen Festmahl ein und überhäuften die Gäste großzügig mit Geschenken. Selbstverständlich erwarteten sie dafür beizeiten die Gegeneinladung zu einem noch größeren Fest. Das führte oftmals zu einem Wettbewerb untereinander, bei dem ein Gastgeber am Ende alle seine Besitztümer verschenkt hatte und künftig in Armut leben musste. Doch die Ehre und die Gewissheit, dass die Menschen noch lange über das rauschende Fest sprechen würden, war viel wichtiger. Die Indianer in der nordamerikanischen Prärie Im Grasland, der 3000 km langen und 500 km breiten Steppe des Grases, der Sonne und des Windes lebten die Prärieindianer. Das Hauptnahrungsmittel der Stämme war das Bisonfleisch. Ein erlegtes Tier gab aber auch alles her, was für das tägliche Leben benötigt wurde: warme Felle, Leder für die Kleidung, Werkzeuge aus Knochen, die Sehnen zum Nähen, die Hörner und Innereien wie Blase oder Darm als Gefäße. Das Leben der Familienverbände richtete sich voll und ganz danach, wohin die riesigen Bisonherden zogen. Doch nicht alle Stämme der Prärie waren Nomaden. Die Gebiete um die beiden großen Flüsse Mississippi und Missouri waren fruchtbar. Die Stämme, die sich hier ansiedelten wurden Ackerbauern, die Mais, Kürbis, Bohnen und Tabak anpflanzten. Sie lebten in kleinen Erdhäusern und verließen nur im Sommer das Dorf, um auf die Bisonjagd zu gehen. Im 18. Jahrhundert kamen mit den ersten europäischen Einwanderern Pferde nach Amerika, die ausgewildert in der Steppe lebten. Durch ihre Zähmung und Zucht gelang es den Indianern die große Ebene zwischen den Rocky Mountains im Westen und dem Mississippi-Missouri-Tal im Osten zu bevölkern. Etwa 31 verschiedene Stämme lebten um 1800 als Nomaden in den Great Plains von der Bisonjagd. Mit ihren schnell auf- und abbaubaren Tipis durchquerten sie die große Ebene in kleinen Familienverbänden. Viele Namen dieser Stämme sind uns aus unzähligen Büchern und Filmen bekannt, die das Leben der Blackfeet, Cheyenne, Crow, Komantschen oder Soiux mehr oder weniger richtig darstellen. Der berühmtesten Prärieindianer, den es aber in Wirklichkeit nie gegeben hat, ist Winnetou. Sein Erschaffer Karl May schrieb von 1893 bis 1910 die Abenteuer des Mescalero-Apachen Häuptlings auf, ohne je selber die Prärie bereist zu haben. 2002 lief auf einem Kinderfernsehkanal eine Zeichentrickserie, die die Freundschaft zwischen Winnetou und Old Shatterhand auch für jüngere Indianerfreunde wieder aufleben ließ. Wenn ihr vielleicht demnächst einmal einen der alten Winnetoufilme sehen könnt oder euch sogar an die Bücher herantraut, dann denkt bitte daran, dass es sich um einen Romanindianer handelt. Die Welt der wirklichen Indianer war weitaus vielfältiger und weniger romantisch. Denn als die weißen Einwanderer bis Ende des 19. Jahrhunderts die Bisonherden aus reiner Geldgier ausgerottet hatten, wurde damit auch das Schicksal und der Untergang der Prärieindianer besiegelt. Die Stämme, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht von ihrem Land vertrieben worden waren oder im Kampf gegen die weißen Besatzer gestorben waren, mussten regelrecht verhungern. Die Indianer im Nordosten und im Südwesten Nordamerikas In den Wäldern und Sümpfen vom Nordosten bis zum Südosten entlang der Küste am Atlantischen Ozean leben die WaldlandIndianer. Wie der Name schon vermuten lässt, lebten sie in Wigwams, kuppelförmigen Hütten aus Holzstangen und Rinden- oder Schilfmatten in den Wäldern und Sümpfen. Einige lebten in Lang-, Rund- oder Blockhäusern aus Holz. Sie ernährten sich von der Jagd, dem Fischfang oder vom Ackerbau. Neben Mais, Kürbissen und Bohnen wurde in den Sumpfgebieten sogar Wasserreis, eine Art Hafer, der von den dort lebenden Stämmen angebaut. Dichte Wälder aus Birken, Eschen, Eichen, Kastanien, Ulmen, Ahorn und mächtigen Weymouthkiefern, die fünf Großen Seen: Oberer See, Michigan-, Huron-, Erie-, Ontariosee waren die Heimat der Algonkin sprechenden Stämme und der Irokesen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nur zwei Indianerlinien in diesem Gebiet gab. Eine Vielzahl von Unterstämmen, wie zum Beispiel die Abnakin, die Delawaren, die Mohegan oder die Mahican redeten beispielsweise in den unterschiedlichen Algonkinsprachen miteinander, weshalb man davon spricht, dass sie zu einer Sprachfamilie gehören. Aus der Algonkinsprache stammen auch die meisten Wörter, die uns bekannt sind, nämlich „Manitu, „Mokassin, „Squaw oder „Wigwam. „Der letzte Mohikaner ist ein Roman von James Fenimore Cooper aus dem Jahr 1826. Darin werden die Vertreibung und der Untergang der Waldland-Indianer durch die weißen Siedler beschrieben. Aber auch Chingachgook, der letzte der Mohikaner und Lederstrumpf, der weiße Trapper Natty Bumppo, sind wie Winnetou nur Fantasiegestalten. Die Lederstrumpf-Erzählungen schufen jedoch in den Köpfen der Menschen feste Vorstellungen über die Indianer, die bis heute noch vorhanden sind und den wirklichen Indianern zum Verhängnis wurden. Heute gibt es den riesigen Urwald um die Großen Seen nicht mehr, denn er wurde von den Siedlern zerstört. Die WaldlandIndianer des Nordostens waren die ersten, die von ihrem Land vertrieben wurden, daher leben heute nur noch einzelne Gruppen in diesem Gebiet. Im heutigen Staat New York leben die Irokesen, die vor rund 200 Jahren noch als besonders angriffslustig und tapfer galten. Sie waren es auch, die sich gegen Mitte des 16. Jahrhunderts mit anderen irokesischen Völkern zu einer „Liga der Irokesen verbündeten, die es bis heute noch gibt. Den großen Einfluss, den diese Liga vor 400 Jahren hatte, übt sie allerdings nicht mehr aus. Zu den großen Waldland-Stämmen im Südosten zählten die Creek mit zahlreichen Unterstämmen. Sie gehörten zur Sprachfamilie der Muskogee und lebten bis zur ihrer Vertreibung 1830 in Siedlungen mit Tempeln und Versammlungsstätten. Die Cherokee gehören ebenfalls zu den Waldland-Indianern und bilden heute den größten Indianerstamm Nordamerikas. Sie waren die ersten Indianer, die ein friedliches Zusammenleben mit den weißen Siedlern versuchten, in dem sie sich der europäischen Lebensweise voll und ganz anpassten. Die Indianer in der Hochebene des Südwestens Im heißen und trockenen Südwesten Nordamerikas leben zwei große Indianervölker: die Puebloindianer und die Navajo. Die Puebloindianer sind berühmt geworden für ihre kastenförmigen, in Terrassen angelegten Häusern aus Stein und Lehm, die sie in die Felsabhänge der Canyons bauten. Sie waren Ackerbauern und bekannt für ihre Webarbeiten und Töpferkunst. Die bekanntesten Stämme der Puebloindianer sind die Hopi und die Zuni. Mit ungefähr 270.000 Menschen bilden die Navajo bzw. Navaho nach den Cherokee den zweitgrößten Indianerstamm in Nordamerika. Sie nennen sich selbst Diné – das Menschenvolk. Die Navajo siedelten sich erst im 12. oder 13. Jahrhundert zusammen mit den Apachen im heutigen Arizona, New Mexico, Colorado und Utah an. Sie wanderten aus Kanada ein und lebten zunächst als Nomaden, die wie Raubritter von Überfällen und der Jagd lebten. Erst später wurden sie sesshaft, um als Bauern, Viehzüchter und Jäger zu leben. Ihre kuppelförmigen, achteckigen Häuser, die Hogans, waren mit Erde bedeckt und sahen wie kleine Hügel in der sonst kargen Landschaft aus. Für ihre farbenprächtigen Webarbeiten aus Schafwolle sind die Navajo ebenso weltberühmt, wie für ihre Schmuckstücke aus Silber und ihre traditionellen Sandbilder. Mit den weißen Einwanderern änderte sich, wie für alle anderen Indianerstämme Amerikas auch das Leben der Navajo. Zwar leisteten sie gegen ihre Vertreibung großen Widerstand, aber dieser endete mit dem traurig berühmten, menschenunwürdigen 500 km „Langen Weg (Long Walk) im Jahr 1864. Nachdem die amerikanische Regierung im Jahr 1863 die Umsiedlung der Indianer über ihre Köpfe hinweg in ein Reservat in das 500 km entfernte Gebiet an den Pecos River beschlossen hatte, wurde jeder Widerstand der Navajo brutal niedergeschlagen. Zwar sollten sie „freiwillig ihr eigenes Land bis zum 27. Juli 1863 verlassen, doch nicht alle Navajostämme hatten von dieser Frist erfahren oder wollten sich vertreiben lassen. So kam es, dass Ende Juli 1863 Regierungssoldaten in das Navajogebiet eindrangen und alles Hab und Gut der Indianer zerstörten oder beschlagnahmten. Alle Stammeskrieger, die Widerstand leisteten wurden auf der Stelle getötet. Das Ziel der Regierung war, die Menschen zu zermürben und auszuhungern, um sie so zur Aufgabe zu zwingen. Im Frühjahr 1864 war dieses Ziel erreicht: Bis zum Sommer 1864 machten sich über 9.000 Navajos und etwa 400 Mescalero-Apachen auf den langen und beschwerlichen Fußweg. Wer für den Weg zu schwach war oder unterwegs nicht mehr weiter konnte, wurde von den Soldaten, die den Zug bewachten, umgebracht. Hunger, Kälte und die Anstrengung des Weges kosteten vielen hunderten Indianern das Leben. Doch die Vertreibung, der Verlust von Familienmitgliedern, dem Besitz und den heiligen Stätten war noch nicht genug: die Zwangsheimat bestand aus unfruchtbarer Erde und das Wasser des Flusses war ungenießbar. Vier Jahre später wurde in einem Vertrag zwischen der Regierung und den Navajo-Häuptlingen festgelegt, dass die Indianer in ein Reservat in ihrem alten Land zurückkehren durften, unter der Bedingung, dass sie in Frieden mit den weißen Siedlern lebten. In diesen Reservaten leben viele Navajos auch heute noch. Längst können sie die Reservate verlassen, haben eine eigene Verwaltung und versuchen ihre Kultur zu bewahren, aber die große Armut und Arbeitslosigkeit sind ein großes Problem. Wenn du etwas über die Indianer Südamerikas wissen möchtest, klicke hier! Text: Nicole Potthoff